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Nichtoffener Wettbewerb | 12/2011

Neubau einer Kindertagesstätte

Anerkennung

Preisgeld: 1.600 EUR

gernot schulz : architektur GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Leitidee

Das vorgegebene Programm stellt zwei besondere Anforderungen:
Die Größe der Einrichtung und die damit verbundene Frage nach dem kindlichen Maßstab.
Der Ort, der sich ohne Bezug auf weitere Bebauungen als offener Landschaftsraum präsentiert.

Darüber hinaus ist ein Kindergarten immer eine besondere Aufgabe, da das Gebäude neben der Berücksichtigung den gestalterischen, funktionalen, ökonomischen und ökologischen Fragestellungen auch eine Antwort auf die besondere pädagogische und emotionale Aufgabe eines Hauses für Kinder verlangt.

Aus der Ordnung des Raumprogramms wird eine signifikante Gebäudefigur entwickelt, die von den obersten Erschließungspunkte auf Straßenebene sichtbar wird, jedoch aus der Perspektive der sich auf dem Grundstück bewegenden Kinder nicht wahrgenommen werden kann.
Die sternförmige Gebäudefigur sichert somit kurze Wege und gute Orientierung im Gebäude, gleichzeitig bleibt die wahre Größe des Gebäudes dem kindlichen Auge verschlossen, was die eigentliche Größe des Gebäudes „überspielt“.

Die gefaltete Dachlandschaft „bricht“ nochmals den Maßstab des Gebäudes und eröffnet Bilderwelten für den Betrachter: Das „Lesen“ als gefaltete Landschaft in Bezug zur hügeligen Landschaft der Umgebung ist ebenso möglich, wie das „Lesen“ als (weiteres) „Dorf“ in der Landschaft.

Die Grundsatzentscheidung alle Räume auf einem Niveau anzuordnen und das Gebäude in die Mitte des Grundstücks zu platzieren ermöglicht den Kindern das größtmögliche Maß an selbständigem Erkunden und Erfahren ihrer Umwelt und aller Räume.


Wege und Räume

Es ist uns ein Anliegen, die Kinder über besondere Raumerfahrungen an das Thema der Wahrnehmung gebauter Umwelt heran zu führen. In diesem Sinne wurde auf „Flure“ im eigentlichen Sinne verzichtet. Der Weg zum Gruppenraum und der Wechsel zwischen Schlaf- und Gruppenraum stellt sich für die Kinder immer als Abfolge von Räumen dar, in denen die Themen Raumproportion, Material, Licht und Akustik zu wechselnden somatischen Erfahrungen der Kinder führen. Hierzu wurden besondere Räume erdacht und eingefügt, die jeweils mit unterschiedlichen Materialien und Farben Wahrnehmungsfixpunkte und Orientierungsgeber sind. Zwischen Gruppen- und Schlafraum sind diese als Rückzugsraum gedacht.

Der mittlere Hallenraum ist multifunktional erdacht. Neben seiner Verteilerfunktion ist er auch mittäglicher Treffpunkt für die gemeinsame Mahlzeit, aber auch – bei Öffnung der großzügig dimensionierten Schiebeelemente zum Hof – Regenspielplatz für die Kinder. Zusätzlich wäre die temporäre Überdachung mittels motorisch betriebender Textildächer im Innenhof denkbar.
Die Stirnwände der „Häuser“ erhalten zum Hallenraum hin vertikale Holzlammellen mit unterschiedlicher Farbbehandlung der Leibungsseiten, so dass sich die unterschiedlichen Funktionen der Häuser den Kindern schnell über die „Farbcodierung“ einprägen.

Zwei Mehrzweckräume können durch verfahrbare Wandelemente dem Hallenraum zugeschlagen werden und eröffnen so vielfältige Nutzungen für Sonderveranstaltungen der Einrichtung.


Material und Konstruktion

Auf einer Stahlbetonfundamentierung soll das Gebäude als Holzbau erstellt werden, um auch hier Kinder und Eltern Vorbild zur nachhaltigen Umweltnutzung zu sein. Alle weiteren Materialien sollen ebenfalls strengsten wohnhygienischen und ökologischen Ansprüchen genügen und – wo immer möglich – aus recyclten oder nachwachsenden Rohstoffen erstellt sein.
Der „Rohbau“ besteht aus Brettsperrholz, welches eine robuste Oberfläche hat und jeglicher „Behandlung“ aus Spiel und Spaß – bis hin zum Werken auf und mit diesen Holzwänden – standhält. Nicht zuletzt sind diese Holzflächen wasserdampfbindend und tragen zu einer gedämpften Raumakustik bei.

Die eingestreuten „besonderen“ Räume erhalten individuelle Material- und Raumausstattungen. Hier soll gemeinsam mit den Erziehern eine Materialpalette entwickelt werden, die den somatischen Erziehungsansatz der Einrichtung unterstützt. Anregen möchten wir einen Raum „aus Samt und Seide“, einen aus „Fell“ einen aus „Leder“, einen aus „Filz“, einen aus „Wolle“, einen aus „Moos“, u.s.w.

Die Dachflächen werden extensiv begrünt und zusätzlich mit einer Holzlattung überdeckt. Mit den Jahren wird sich ein zum dörflichen Umfeld passendes malerisches Bild eines berankten Holzspaliers auf der Dachfläche einstellen.
Die Fassade und das Dachspalier bestehen aus unbehandelten vertikal angeordneten Eichenholzlamellen aus einheimischem Anbau.


AuĂźenanlagen

Die neu angelegte Baumreihe an der Erschließungsstraße wird fortgesetzt, das PKW-Parken wird bei Einsparung einer eigenen Erschließung als straßenbegleitendes Parken zwischen den Bäumen angeordnet. Ein mannshoher Heckenteppich schirmt das Haus vom PKW-Parkplatz ab und birgt gleichzeitig Nebengebäude und Abstellräume.
Dem Grundstücksgefälle folgende getrennte Zuwege führen zu den beiden Einrichtungen und – bei Sonderveranstaltungen – auch direkt in die Halle. Küche und Verwaltung können direkt erreicht und angedient werden. Aus der Halle und aus den Gruppenräumen sind direkte Ausgänge in die umgebenden Freibereiche möglich.
Da sich das Gebäude mit den Nutzungsbereichen Kinderkrippe, Halle und Kindergarten exakt auf einer Höhenlinie auf dem Grundstück positioniert können alle Zu-, Aus- und Übergänge im Haus und aus dem Haus heraus barrierefrei angeordnet werden.
Den Gruppenräumen sind nach Ost oder Westen angeordnete Holzterrassen vorgelagert, die jeweils aus den Gruppen direkt betreten werden können. Hierzu sind bündig in die Fassade eingefügte Türen vorgesehen, die somit ein für die Kinder deutliche Sprache von „offen“ oder „geschlossen“ sprechen. Niedrige Fensterbrüstungen „auf „Spielhöhe“ ermöglichen auch bei ungünstigen Witterungen den ständigen Kontakt der Kinder mit der umgebenden Natur.
Über die notwendigen Spiel- und naturpädagogischen Angebote hinaus wünschen wir uns für die Kinder eine möglichst naturnahe Gestaltung der Freiflächen.


Energetische Optimierung

Neben den ökologischen Aspekten der Konstruktion und der Materialien ist eine Auslegung der Energetik des Gebäudes unter sinnvoller Einbindung und Nutzung natürlicher Ressourcen angedacht. Eine Kombination aus Geothermie mit solarer Energiegewinnung und Niedertemperaturauslegung der Heizmedien wird angestrebt.
c/o Modellwerkstatt Dortmund

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