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Einstufiger, begrenzt offener Realisierungswettbewerb nach GRW 95 in zwei Bearbeitungsphasen mit Auswahl der Teilnehmer nach EWR-offenen Bewerbungsverfahren. Das Wettbewerbsverfahren ist anonym. | 11/2005

Neubau einer Universitäts- und Landesbibliothek in Darmstadt am Standort Stadtmitte, sowie Neugestaltung der Außenanlagen im Innenhofbereich

5. Preis

Gerber Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Das Konzept der ersten Bearbeitungsstufe wurde beibehalten und weiter vertieft. Mit der Reduzierung des Raumprogramms erfolgte eine Verkleinerung des Gebäudevolumens, was dem Entwurfsansatz sehr entgegen kommt. Nach wie vor wird das städtebauliche Konzept einer Blockrandbebauung für die Universität nicht verfolgt. Vielmehr soll mit Abbruch des ehemaligen Heizkraftwerkes an der Magdalenestraße und der Stöffelehalle an der Alexanderstrasse in Verbindung mit dem Mensaanbau eine großzügige Öffnung des bisherigen inneren Hofes erfolgen und damit eine Öffnung der Universität in den umliegenden Stadtraum.

Der angrenzende schöne Park des Herrengartens soll sich von Westen in diesen Gesamtraum bis zur Magdalenestrasse bzw. Alexanderstrasse über neue Baumpflanzungen ausweiten.

Im Zentrum dieses nun offenen Raumes soll die neue Bibliothek stehen, soll also nicht am Rande ein Gebäude von vielen Universitätsgebäuden sein, sondern soll sich hier als solitäre, zentrale Mitte, als geistiges Zentrum, als Herz der Universität, als Schatzkiste des Wissens sichtbar formulieren.

Von allen Seiten kommend wird man auf das wichtigste zentrale Gebäude der Universität, ihre Bibliothek, zulaufen.

Umgeben von einem durchlaufendem Baumdach und darunter begehbaren Freiflächen wird die Bibliothek zur „Oase des Wissens“.
Von einem auf die einfachste geometrische Form, den Würfel, reduzierten Gebäudevolumens könnte in dem vielfältig heterogenen Umfeld die Kraft eines zentralen Gebäudes ausstrahlen.
Mit der Schrägstellung des Würfels zum nordwestlichen alten Universitätshauptgebäude und zur nah angrenzenden Maschinenbauhalle können offene Freiräume entstehen, die mit der Nähe der Gebäude zueinander und der Höhe des dominanten Bibliotheksgebäudes zu spannungsvollen Raumproportionen führen. Mit dem zentralen Entwurfsgedanken wird die Landes- und Universitätsbibliothek nicht nur Zentrum und geistige Mitte der Universität, sondern auch durch die Öffnung des Blockinnenraumes nach Außen und durch die Geometrie des Gebäudes, geistiges Zentrum der gesamten Stadt.
Als hoher Kubus kann die neue Landes- und Universitätsbibliothek ein neues Merkzeichen für die Stadt werden, wie dies auf der Fotomontage von der Mathildenhöhe gesehen, deutlich wird.

Die maßstäbliche Vermittlung des Neubaus und des gesamten Außenraums der Universität zur schönen kleinteiligen Renaissancebebauung an der Ostseite der Magdalenenstraße erfolgt über das ehemalige Sozialgebäude, das in seinem Bestand erhalten wird. Es nimmt die Cafeteria und den Schulungs- bzw. Konferenzraum der Bibliothek auf. Die durch Abbruch entstehenden Raumöffnungen an der Magdalenestraße bzw. der Alexanderstrasse bleiben als Öffnungen bestehen, aus denen die neue Baumpflanzung als Parkelement herausdringt, so dass die Zugangssituation von diesen Strassen zur Universität/Bibliothek durch einen parkartigen Stadtraum erfolgt. So wird die bisher vorhandene Straßenraumbegrenzung durch die offene Baumpflanzung ersetzt.

Um die zentrale Mitte, die neue Bibliothek, gruppieren sich die wichtigsten vorhandenen Einrichtungen, wie das alte Universitätsgebäude, das Hörsaalzentrum mit der Universitätsverwaltung, die Mensa in der ehemaligen Otto-Berndt-Halle, die historische Maschinenbauhalle, in der später zentrale Einrichtungen oder auch eine Erweiterung der Bibliothek möglich sind und nach Baufertigstellung das Kongress- und Wissenschaftszentrum und das neue Park- und Kongresshotel.

Die Zugänglichkeit der Bibliothek erfolgt von drei Seiten. Dabei wird der geschosshohe Höhenunterschied genutzt, der auch zur Gliederung der zentralen Freiflächen mit Freitreppen und Rampen dient. Der Haupteingang liegt auf der oberen Ebene, gegenüber dem Mensaeingang. Durch dieses vis-à-vis wird hier ein lebendiger, viel genutzter Außenbereich entstehen. Ein Foyer ist zum kontrollierten Eingang der Bibliothek vorgeschaltet, das schon im Geschoss der unteren Ebene beginnt. Im kontrollierten Bereich des Haupteingangsgeschosses sind die zentrale Info und die Hauptausleihe (die Buchrückgabe ist hier in direkter Verbindung zur Ausleihe zum nicht kontrollierten Foyer orientiert) angeordnet aber auch die sehr publikumsintensive Lehrbuchsammlung. Ebenfalls liegt hier der Personal- und Boteneingang. Besuch für die Verwaltung kann über die Anlaufstelle der Zentralinfo vom Foyer über einen direkten Aufzug empfangen werden.

Vom Eingangsgeschoss erschließt sich der kontrollierte Bibliotheksbereich in die untere Ebene mit dem allgemeinen Lesesaal und der Magazinausgabe, aber auch in die darüber liegenden Geschosse der drei übereinander gestapelten Fachlesesäle. Die Raumvolumina dieser Lesesäle haben jeweils eine Höhendimension, dass die Buchbestände als innerer Regalblock jeweils in zwei bzw. drei Ebenen angeordnet sein können. Auf der jeweiligen Hauptebene eines Lesesaals ist die Info mit einer Buchaus- und Rückgabe (Anschluss an Buchförderanlage) vorgesehen, ebenfalls ist hier der Hauptteil der Leseplätze entlang den verglasten Außenfassaden angeordnet.

Wogegen die Hauptgeschosse der Lesesäle als konstruktive Betonplatten ausgebildet sind, gehören die Zwischendecken als leichte Stahldecken zum Metallvolumen der Regalblöcke. Auf den Buch-Galerieebenen sind Leseplätze zum Anlesen angeordnet. Behinderte ereichen diese über die zentralen Aufzugssysteme. Die Zu- und Ablieferung der Bücher erfolgt über die auf jeder Ebene vorgesehenen Anlaufstellen der Bücherförderanlage.

Diese geschossgegliederte Lösung von Lesesälen (im Gegensatz zu den bisher horizontal angelegten Lesesälen) ermöglicht neue funktionale Möglichkeiten von Bibliotheken mit kurzen Wegen, aber auch mit einer viel besseren Orientierung für die Benutzer in Verbindung mit individuellen fachzugeordneten Freihandbereichen.

Nicht nur städtebaulich sondern vor allem funktional ist eine vielgeschossige Bibliothek, trotz skeptischer Vorbehalte mancher Bibliothekare, eine sinnvolle Alternative zu den bisher meist horizontal in großen Flächenebenen unübersichtlich angelegten Bibliotheken mit schwerer Orientierbarkeit.

Die besondere städtebauliche Situation in Darmstadt bietet eine Chance, eine solche vertikal strukturierte, vielgeschossige Bibliothek zu realisieren.

Eine vertikale Schachtzone mit allen technischen Einrichtungen durchzieht das Gebäude und kann so über Aufzüge, Treppenhaus, WCs, Installationsschächte und Zentralschacht für die Buchförderanlage die einzelnen Geschosse auf kürzestem Weg optimal versorgen. Die Büros für die Zuarbeitung der einzelnen Fachlesesäle sind jeweils auf der Hauptebene des Lesesaales angeordnet. In den anderen Geschossen verteilen sich allgemeine Raumbereiche der Verwaltung.

Im obersten Lesesaal sind im obersten Galeriegeschoss, parallel zur Schachtzone die Carrels vorgesehen, die so im abgelegensten und ruhigsten Bereich für intensive Individualarbeit gut geeignet sind.

Die Anlieferung ist unauffällig in der unteren Ebene von Norden her über eine Zufahrt zwischen historischer Maschinehalle und TU- Hauptgebäude überdacht vorgesehen. Sie liegt ebenengleich zur unteren Ebene des Platzniveaus und ist auch mit ihr offen und direkt verbunden.

Die Magazine liegen in zwei Kellergeschossen und sind über die technische Schachtzone (Buchförderanlage, Aufzüge) mit allen Bibliotheksgeschossen verbunden, ebenfalls mit direkter Verbindung zur Anlieferung.

Das Raumvolumen der großen Besuchertreppe und die Aufzüge, die die Lesesäle erschließt, ist mit einer transluzenten Hülle gegen die Lesebereiche abgegrenzt, um Lärmübertragungen zu vermeiden und den Brandschutzforderungen entgegenzukommen.

Das Gebäudekonzept einschließlich der sich unter den Hof schiebenden Geschosse ist so angelegt, dass die vorhandenen großen Medienkanäle erhalten bleiben können und keine Beeinträchtigung erfahren.

In Verbindung mit dem Vorschlag des Abrisses der Stöffelehalle an der Alexanderstraße und Teilen der Mensa wird eine Alternativplanung vorgeschlagen, um die abgebrochenen Flächen der Mensa, einschließlich einer notwendigen neuen Anlieferung (im Keller)zu ersetzen

So wird die beabsichtigte breite Öffnung zur Alexanderstraße mit der Mensa neu gefasst und durch die Orientierung des Essbereiches auch belebt. Der bisher als Anlieferung benutzte Innenhof erhält mit der Anlieferung im Keller eine neue Aufenthaltsqualität für die Essbereiche der Mensa.

Das Raumprogramm des Buchladens und des Copyshops werden in dem frei werdenden Teil der alten Maschinenbauhalle vorgeschlagen, ebenso wie Cafeteria und Konferenzsaal im alten bestehenden Sozialgebäude.

Durch die so entstehenden Wegebeziehungen über den neuen Platz wird dieser eine weitere Lebendigkeit erhalten, die auf Grund des Gegenübers von Bibliothek und Mensa schon eine besondere Aktivierung verspricht.

Das Erscheinungsbild der Mensa ist ein verglastes Volumen, das so sein Inneres, das Herz der Universität, den Schatz der Bücher, sichtbar nach außen darstellt. Seine Doppelschaligkeit erzeugt einen Klimapuffer, der über beweglich gesteuerte Lamellen in den verschiedenen Jahreszeiten einen wesentlichen Beitrag zum energiesparenden Klimahaushalt beitragen wird.
Auch das Dach ist doppelschalig mit transluzenten Glaskonstruktionen vorgesehen, es dient ebenfalls als Klimapuffer und ist mit den Schachtzonen und den haustechnischen Zentralen direkt verbunden. Die Transluzenz des Daches soll den obersten großen und deswegen dreigeschossigen Lesesaal zu einem besonderen Raumerlebnis werden lassen.

Insgesamt stellen sich die Verfasser ein Gebäude vor, das durch konsequente Reduktion in Verbindung mit einer außergewöhnlichen städtebaulichen Disposition der besonderen Aufgabe einer Bibliothek als Zentrum der Universität und als Zentrum für die Stadt Darmstadt gerecht werden kann.