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Mehrfachbeauftragung | 11/2011

Neubau Verwaltung Perschmann GmbH

3. Rang

Kaspar Kraemer Architekten GmbH

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebau
Die winkelförmige Anordnung zweier Gebäudeteile - eines dreigeschossigen Büro- und eines eingeschossigen Schulungs- und Konferenzbereichs -bindet die vorhandenen Perschmanngebäude ein und schließt das Gesamtensemble nach Südosten ab. Der Entwurf schafft mit einfachen Mitteln einen geschützten und räumlich gefassten Innenhof um die „Grüne Mitte“. Das weit ausladende oberste Geschoss des Büroriegels definiert in Verbindung mit dem sich unter die Auskragung schiebenden Gebäudeteil des Schulungs- und Konferenzbereichs wirkungsvoll eine zeichenhafte Adresse für die Firma Perschmann und den Eingangsbereich zur Hauptstraße. Die Wirkung dieser Geste erscheint dem Auslober allerdings zu kraftvoll und repräsentativ im Sinne der Übereinstimmung mit dem Selbstverständnis und der Identität des Unternehmens. Die Ausbildung der „Grünen Mitte“ als Aufenthalts- und Kommunikationsbereich lässt hohe Aufenthaltsqualitäten erwarten, insbesondere hinsichtlich der vorgeschlagenen Anordnung eines mittigen Sees und einer Terrasse für das Kasino. Allerdings ist die Planung der Freiflächen noch weitgehend undifferenziert und pauschal.

Funktion
Die Ausweisung des Konferenz- und Schulungsbereichs in einem eigenständigen und ablesbaren Gebäudeteil entlang der Hauptstraße bestimmt maßgeblich die Qualität des Entwurfs und wird vom Preisgericht ausdrücklich gewürdigt. Es entsteht ein vielfältig nutzbarer, öffentlichkeitswirksamer Bereich in direkter Zuordnung zur „Grünen Mitte“. Ein größerer Abstand des Schulungs- und Konferenzbereichs zur Straße wäre wünschenswert. Hervorzuheben ist die gute Durchlässigkeit des Foyers zum Hof. Der Haupteingang ist nicht behindertengerecht. Der Büroriegel wird als klassischer 3-Bund mit einer multifunktionalen Mittelzone organisiert. Die Offenheit und Transparenz des Entwurfskonzepts - unterstützt durch mehrgeschossige Lichthöfe - lässt vielfältige Sichtbeziehungen erwarten und entspricht der gewünschten Kommunikation im Unternehmen. Allerdings führt die vorgeschlagene Raumorganisation auch dazu, dass etwa der Hälfte der Beschäftigten eine direkte Sichtbeziehung und Orientierung zur „Grünen Mitte“ verwehrt bleibt. Die kompakte Anordnung der Programmflächen in einem Gebäuderiegel lässt unterschiedliche Zuordnungen der Funktionsbereiche zu und erfüllt die gestellten Anforderungen an die Nutzungsflexibilität. Die interne Erschließung über zweiläufige Treppen ist zu beengt und steht, ebenso wie die hofseitigen Eingänge der Mitarbeiter (die Mehrzahl der Mitarbeiter wird ihren Arbeitsplatz über die hofseitigen Eingänge erreichen) im Widerspruch zu der Großzügigkeit des Foyer- und Eingangsbereichs. Die im Grundriss mittige Anordnung der - notwendigen - Treppen ist darüber hinaus baurechtlich problematisch, da der Fluchtweg nicht unmittelbar ins Freie führt. Erforderliche Abhilfemaßnahmen wie zusätzliche Flurwände in brandschutzgerechter Ausführung beeinträchtigen das offene Raumkonzept. Die Anforderungen an die Aufteilung in Bauabschnitte sind erfüllt. Auf das vorgeschlagene Kellergeschoss sollte aus Gründen des baulichen Aufwands verzichtet werden.

Gestaltung
Die sich in den Fassaden dokumentierende Gestaltungssprache entspricht hinsichtlich der verwendeten Materialien Metall und Glas dem Tätigkeitsbereich des Unternehmens. Die Fassaden sind im Wechsel von geschlossenen und transparenten Elementen gut proportioniert. Mit der Betonung des repräsentativen Eingangsbereichs erscheint die Fassade des Büroriegels sehr streng und schematisch - auch wenn drehbare Sonnenschutzlamellen diesen Eindruck in Teilen etwas aufheben. Eine größere Zurückhaltung in der Formensprache und stärkere Differenzierung nach den Raumfunktionen und Himmelsrichtungen wären aus Sicht eines mitarbeiterorientierten Unternehmens wünschenswert gewesen.

Energie und Ökologie
Der vorgeschlagene Wärmedämmstandard, der moderate Verglasungsanteil sowie die Speicherfähigkeit des Gebäudes lassen, in Verbindung mit einem außenliegenden Sonnenschutz gute bauliche Voraussetzungen für die Minimierung des Energiebedarfs im Winter wie im Sommer erwarten. Die im Detail vorgeschlagenen Konzepte zur Energieversorgung und Sonnenenergienutzung sind plausibel und angemessen. Passive und aktive Maßnahmen, u.a. die Einbeziehung der Geschossdecken für Heiz- und Kühlzwecke, ergänzen sich wirkungsvoll. In Verbindung mit den Fassaden und Lichtkaminen entsteht eine weitgehende Tageslichtautonomie.

Wirtschaftlichkeit
Der Entwurf weist die im Vergleich höchsten Planungskennwerte (BGF, BRI) auf, welches u.a. auf die Ausweitung des Foyers gegenüber den Vorgaben im Raumprogramm zurückzuführen ist. Eine Reduktion der Flächen im Bürobereich ist unumgänglich.