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Offener, einstufiger, anonymer Realisierungswettbewerb | 09/2005

Realisierungswettbewerb "Landesgartenschau Rosenheim 2010"

Ausblick von der Innterrasse

Ausblick von der Innterrasse

1. Preis

DHI-WASY GmbH

A24 Landschaft

Architektur

Swillus Architekten

Architektur

Erläuterungstext


In(n) die Landschaft

Konzept - Landschaftsstege aus der Stadt in die Flusslandschaft
Rosenheim präsentiert sich nicht nur als Stadt an Inn und Mangfall, sondern vielmehr als eine von einer Vielzahl an Wasserläufen durchzogene Stadt. Vor dem Inn bündeln sie sich zu einem System paralleler Wasserläufe in eine lineare Landschaft, die durch die ingenieurstechnischen Bauwerke der Inn- und Mangfalldämme unterstrichen wird.

Um diese Abfolge erlebbar zu machen entwickeln wir ein System aus der Stadt führender Stege, die die Wasserläufe queren, um direkt in die Flusslandschaft des Inns zu führen und dadurch eine einfache Orientierung zum Wasser oder zur Stadt zu bieten. Das Queren ermöglicht eine neue Bewegung durch die Landschaft: Folgte man sonst der Parallelität der Wasserläufe, erlebt man nun die direkte Abfolge von Mühlbach, Hammerbach, Mangfalldeich, Mangfall, Inndeich und Inn.

Die Stege bilden die Hauptelemente und das Rückgrat der neu erschlossenen Parklandschaft. Sie reagieren auf die jeweilige Situation des Ortes und passen sich ihr entsprechend an: als städtische Promenade ähnlich eines Laufstegs, als Rampe, Treppe, Brücke oder Sitzgelegenheit. Durch das Queren schaffen sie Aufenthaltsqualitäten an, auf und entlang der parallelen Wasserläufe.
Die Innstege vermitteln zwischen den Höhenunterschieden der Dämme und Wiesen und bilden eine neue Zwischenebene. Über Rampen taucht man hinter den Dämmen auf und erhält einen visuellen Bezug über die Dämme hinweg ohne die Dämme durchbrechen zu müssen. Dieses promenieren „über der Landschaft“ auf den Stegen soll den Landschaftsflaneuren einen neuen Horizont eröffnen und einen besonderen Blick auf den Park ermöglichen. Durch ihre fluchtenden Linien entwickeln die Stege eine Kraft und Sogwirkung hin zum Wasser.

Holz als Materialität der Stege soll bildhaft die Annäherung an die Flusslandschaft schon vor ihrem erreichen ankündigen und die Verbundenheit Rosenheims mit dem Werkstoff unterstreichen und stärken.

Das Konzept verzichtet auf eine Verlegung oder Öffnung der Hochwasserdämme. Die Dämme sind ein charakteristische Elemente der Landschaft. Die lineare Flusslandschaft wird durch die Innstege inszeniert.

Der „Blütenfluss“ entlang des Hammerbachs verstärkt mit der Wechselflorpflanzung während der Gartenschau die Eigenart der linearen Landschaft.

Innbalkon und Mühlbachmündung
Vom Eingangsplatz an der Schönfeldstraße führt der Promenadensteg als Fortsetzung der Verbindung aus der Altstadt über den Hammerbach hin zum Inndamm. Dort übersteigt der Steg den Damm und endet als Aussichtssteg über der Mündung von Mangfall und Inn mit Blick auf das Alpenpanorama flussaufwärts. Unterhalb dieses Aussichtspunktes liegt der neue Anleger für Ausflugsschiffe.

Auf dem Eingangsplatz sowie entlang des Hammerbachparks wird der flache Steg gleichzeitig ein parkbegleitendes Sitzelement. An der Mündung des Mühlbachs entsteht am Ufer ein vertiefter Platzbereich. Der Platzbelag wird aus hellem Naturstein ausgeführt. Kuchenbäumen („Cercidiphyllum japonicum“) akzentuieren diesen Auftakt der Promenade zum Inn.

Im Bereich der neuen Bebauung weitet sich der Inndamm zum Innbalkon. Die Fläche wird als wassergebundene Wegedecke ausgeführt. Vor dem Damm bleiben als durchgängiges Landschaftselement die Innwiesen von der Mangfallmündung bis zu Flutrinne als Wiesenterrassen erhalten. Kleine Betonmauern gliedern die Terrassen und betonen mit ihrer Bänderung den durchfließenden Landschaftsraum. Der Bootsanleger, als steinerne Insel in der Wiese, kann für Ausflugsboote und Ruderboote genutzt werden. Ausgeführt wird der Anleger in Ortbetonbauweise. Über Stufen kann das Plateau auch bei Niedrigwasser als Anleger für Ruderboote und Kajaks genutzt werden. Der Zugang ist über Treppen vom Promenadensteg möglich oder barrierefrei über Rampen in den Wiesenterrassen vom Innbalkon aus.

Während der Gartenschau wird der Bootsanleger zur Innbühne. Auf der Innterrasse ist ein Biergarten als Hauptgastronomiestandort der Gartenschau vorgesehen.

Hammerbachwiesenpark
Der Hammerbachwiesenpark wird ein wohnungsnaher Park für die neue Wohnbebauung. Entlang des Hammerbachs begleiten Bachgärten mit Uferstauden wie „Eupatorium fistolosum“, Darmera peltata“ und „Iris sibirica“ den Wasserlauf. Am neuen Steg auf den Innzipfel ist ein Kinderspielbereich geplant. Auf der Kastanienterrasse finden sich schattige Sitzgelegenheiten.

Der Steg auf den Innzipfel schafft eine direkte Verbindung von dem geplanten Wohngebiet „In den Schmucken“ zum Inn. Dieser Steg ist von seiner Eigenart, wie die anderen Stege, ein Erschließungs-, Landschafts- oder Promenadenelement mit Verweilcharakter.

Während der Gartenschau erfolgt über den Steg die Verbindung des Hauptausstellungsbereichs „In den Schmucken“ mit dem Gartenschaugelände an Inn- und Mangfallufer. Die Schönfeldstraße wird während der Gartenschau mit einer temporären Fußgängerbrücke gequert. Der Weg entlang des Hammerbachs sowie der Weg auf der Kastanienterrasse werden aus wassergebundener Wegedecke gebaut.

Alle Stege werden als Stahlunterkonstruktion mit einer Holzauflage aus hochwitterungsbeständiger Lärche ausgeführt. Eine Zusammenarbeit mit der FH Rosenheim zu innovativen Bauweisen für die landschaftsprägenden Stege ist wünschenswert.

Nicklwiese
Die Nicklwiese fügt sich mit der Kinderkajakstrecke auf dem Hammerbach in den Freizeitschwerpunkt der Umgebung ein. Ergänzt wird das Angebot durch Beach- und Streetballfelder, sowie Kinderspielbereiche im Aktivitätsband entlang des Hammerbachs. Die Kieskörper im Hammerbach variieren das Bachprofil und schaffen für die Kajakstrecke interessante Strömungswechsel. Gleichzeitig dienen sie als Aufenthaltsbereiche insbesondere für Zuschauer der Kajakstrecken und der Spielfelder.
Der Steg über die Nicklwiese verbindet die Ebene der Platanenallee über den Mangfalldamm mit dem Mangfallufer und wird durch seine Ausformung als Sitzgelegenheiten über dem Hammerbach selbst zum Aufenthaltsbereich. Am Mangfallufer entsteht ein kleiner Bootsanleger. Während und nach der Gartenschau besteht die Möglichkeit hier ein Boot auszuleihen und die Mangfall abwärts bis zur Mündung zu fahren.

Die Kiesköper im Hammerbachprofil werden als Ortbetoneinfassung mit Kiesfüllung gebaut. Die Wege über die Nicklwiese sind als wassergebundene Wegedecke vorgesehen. An der Einstiegsstelle der Kinderkajakstrecke ist ein kleines Bootshaus geplant. Die Bäume entlang des Hammerbachs werden durch „Nyssa sylvatica“ ergänzt. Der Weg auf dem Damm wird als Fuß- und Radweg in bituminöser Bauweise hergestellt.

Während der Gartenschau setzt der „Blütenfluss“ entlang des Hammerbachs als Wechselflorpflanzung einen farbigen Akzent in die Nicklwiese. Unterhalb der Nicklwiese treiben „Blütenflöße“ aus groben Baumstämme mit Stauden und Gräsern in der Mangfall. Sie thematisieren das für die Holzverarbeitung in Rosenheim aus den Bergen stammende Holz.

Innzipfel
Die Innzipfelspitze bleibt ein entlegener Ort für individuellen Aufenthalt. Über den Innzipfelsteg ist der Innzipfel mit dem anderen Mangfallufer verbunden. Auf dem Innzipfel wird der Steg mit einer Höhe von 50 cm zum Sitzelement auf der Wiese. Auf der Innseite schließt der Steg an den Inndamm an. Auf halber Höhe in der Uferböschung schwebt ein Holzpodest unterhalb des Stegs. Die umlaufenden Wege bilden an der Spitze einen kleinen Platz.
Die malerische Spitze selbst wird steinern. In der Steinschüttung liegen Betonschwellen, auf denen man, wenn man sich weit vorgewagt hat, zwischen den Flüssen sitzen und das Flusspanorama genießen kann. Der Weg entlang der Mangfall führt unter dem Steg hindurch. Über eine Treppe erreicht man das Stegniveau. Die umlaufenden Wege sind als Asphaltwege geplant. Die Bäume werden ergänzt.

Während der Gartenschau findet hier eine Ausstellung zum Thema „Leben in den Flüssen“ statt.

„In den Schmucken“
Um das neue Wohngebiet „In den Schmucken“ wird der Mühlbach offen gelegt und das Ufer renaturiert. Entlang des Mühlbachs entsteht ein neuer Weg mit Sitzbänken zum Verweilen als wichtige Wegeverbindung von der Altstadt zum Inn. Vier neue Brücken über den Mühlbach schaffen die Anbindungen an die Färberstraße und den Innzipfelsteg.

Während der Gartenschau befindet sich hier der Hauptausstellungsbereich. In temporären Gebäuden ist ein Gastronomiestandort untergebracht. In einem temporären Glasgebäude sind das gärtnerische Informationszentrum und ein Teil der Blumenhalle angesiedelt. Eine Hopfenwand trennt das Gelände visuell von der angrenzenden Metzgerei.

Gartenschau
Der Hauptzugang zur Gartenschau befindet sich an der Schönfeldstraße. Von „In den Schmucken“ ist die Altstadt über den Stadteingang angebunden. An der Rathausstraße befindet sich ebenfalls ein Eingang zur Nicklwiese. Der Bühnenbereich am Innbalkon ist für Abendveranstaltungen separat abtrennbar. Hauptausstellungsbereich mit Gastronomie ist im Bereich „In den Schmucken“ angesiedelt. Die große Blumenhalle ist außerhalb des Gartenschaugeländes im Ausstellungszentrum „Lokschuppen“ untergebracht. Der angegliederte Gärtnermarkt ist für alle Rosenheimer und Besucher außerhalb des umzäunten Gartenschaugeländes frei zugänglich. Die großen Wechselflorpflanzungen bilden den „Blütenfluss“ entlang der Mangfall und des Inns. Im Riedergarten sind zur Gartenschau Apotheker-Gärten angelegt, auf dem Max-Josef-Platz verweist eine Blumenskulptur auf die Gartenschau am Fluss. Auf dem Marktplatz an der Adelzreiter Straße leitet ein Blütenband zum Stadteingang „In den Schmucken“. Das gesamte Gartenschaugelände bildet einen Ring von assoziierten Gartenschau-Events um das Stadtzentrum.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf erkennt, akzeptiert und schätzt die vorgefundene Landschaft als eine Abfolge von Stadt, Bach, Wiesenraum und Fluss, was durch die markanten Dämme unterstrichen wird. Vielfältige Landschaftsstege führen aus der Stadt hinaus, machen diese spannende Schichtung erkennbar und führen die Menschen zum Fluss. Die Stege sind das Hauptmotiv des Entwurfs. Sie reagieren sensibel auf die Topographie, beinhalten durch Aufweitungen und ergänzende Elemente Aufenthaltsbereiche und Sitzmöglichkeiten an den richtigen Stellen. Auf- und Abgänge erzeugen Verknüpfungen zwischen „oben“ und „unten“. [...]

Der Erhalt der Dammlage eröffnet jedoch große Chancen auf der stadtzugewandten Seite, die von den Verfassern durch das Angebot an großzügigen, offenen und vielfältig nutzbaren Freiräumen genutzt werden. Beiderseits des umgestalteten Hammerbaches entwickelt sich eine sehr ansprechend formulierte Zone, die sich bewusst als künstlicher Wasserlauf präsentiert und sicherlich hohen Aufenthalts- und Spielwert gewährleisten kann. Die Anlagerung von weiteren Spiel- und Sportflächen ist sinnvoll.

Die Ausgestaltung der Innterrasse schafft eine überzeugende Zusammenführung der hier sich bündelnden unterschiedlichsten Ansprüche (u.a. Wohnen, öffentliche Nutzungen und Durchgängigkeit der Radwegeverbindung). Platz, Sitzstufen im Rasenhang, Steg und steinernes Plateau halten eine angenehme Maßstäblichkeit. Positiv wird zudem gewürdigt, dass die durch den Steg gebündelten Fußgängerströme ein störungsfreies Nebeneinander von Öffentlichkeit und Privatheit ermöglichen.

Das Gesamtkonzept wirft durch seine Zurückhaltung und mit den nur punktuellen Intensivbereichen auch langfristig keine Probleme mit Pflege und Unterhalt auf.

Für die Gartenschau können alle notwendigen Angebote gut integriert werden. Durch die Schwerpunktsetzung „In den Schmucken“ kann die wiedergewonnene Landschaft von allzu viel Aktion frei gehalten werden, weist jedoch genügend interessante Situationen entlang der Wege auf.

Insgesamt stellt die Arbeit einen hochwertigen und eigenständigen Beitrag für einen neuen Park am Fluss dar, dessen Stärken in seiner Schlichtheit, seiner konzeptionellen Detailqualität und der intensiven Vernetzung liegt.
Ausblick von der Innterrasse

Ausblick von der Innterrasse

Perspektive Aussichtssteg und Innterrassen

Perspektive Aussichtssteg und Innterrassen

Lageplan Ausstellungskonzept Landesgartenschau

Lageplan Ausstellungskonzept Landesgartenschau

Lageplan Ausstellungskonzept Landesgartenschau

Lageplan Ausstellungskonzept Landesgartenschau

Übersichtsplan und Perspektive Hammerbachwiese

Übersichtsplan und Perspektive Hammerbachwiese

Lageplan Daueranlagen Landesgartenschau

Lageplan Daueranlagen Landesgartenschau

Lageplan Daueranlagen Landesgartenschau

Lageplan Daueranlagen Landesgartenschau

Promenadensteg, Perspektive Aussichtssteg

Promenadensteg, Perspektive Aussichtssteg

Detailplan Innsteg und Innterrasse

Detailplan Innsteg und Innterrasse

Detailplan Innsteg und Innterrasse

Detailplan Innsteg und Innterrasse

Schnitte Innsteg-Nicklwiesensteg

Schnitte Innsteg-Nicklwiesensteg

Schnitte Innsteg-Nicklwiesensteg

Schnitte Innsteg-Nicklwiesensteg

Perspektive der Nicklwiese und Hammerbach

Perspektive der Nicklwiese und Hammerbach

Perspektive der Nicklwiese und Hammerbach

Perspektive der Nicklwiese und Hammerbach