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Einladungswettbewerb | 04/2011

Energetische Sanierung des Bischöflichen Generalvikariats, Fulda

ein 2. Preis

ATELIER 30 Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Eine Frage der baukulturellen Haltung

Kultur und Geschichte einer Gesellschaft spiegeln sich im Wesentlichen im Gebauten
wieder. Der Erhalt einer besonderen Qualität bildet dabei stets die Grundlage der eigenen
Identität. Bleiben baukulturelle wertvolle Gebäude unterschiedlicher Epochen erhalten, so
bilden diese als das Original den direkten Vergleich und erzählen die Geschichte einer
Region. Alles Neue muss sich an diesem Maßstab messen.
Dadurch wird dieser Erhalt auch zu einem unabdingbaren Qualitätsmaßstab einer künftigenGesellschaft für das Neue, - der Innovation.
Das von Rudolf Schick im Jahre 1964/65 geplante Gebäude des Generalvikariats zeigt sich als konsequent umgesetztes und gut erhaltenes Bauwerk, welches auf eindrucksvolle Art und Weise die „moderne Architektur der frühen sechziger Jahre“ dokumentiert, und stellt damit einen wertvollen Zeitzeugen dar.

Die Fassade des Gebäudes ist durch eine Stahlbetonskelettkonstruktion mit feinsinnig
vorgehängten Muschelkalksteinplatten geprägt. Im ruhigen Rhythmus sind in diese
Lochfenster eingefügt, welche die Klarheit der Kubatur unterstreichen. Das Gebäude, als
Kulturdenkmal, bietet in seiner Gesamtheit große Architektur-, Raumqualitäten die es zu
erhalten und zu stärken gilt.

In diesem Kontext wird ein Konzept vorgeschlagen, in welchem die Potentiale des Hauses erhalten bleiben und durch wenige, geschickte und sensible Maßnahmen in Verbindung mit einer energetischen Sanierung in Einklang gebracht und gestärkt werden.
Das vorgeschlagene Konzept zur energetischen Sanierung des Generalvikariates setzt auf einen sensiblen Umgang mit der vorhandenen Bausubstanz.

Ein Optimiertes Sanierungs- und Dämmkonzept

Innendämmung

Ein optimiertes Dämmkonzept aus ökologisch und baubiologisch empfehlenswerten
Dämmstoffen, bestehend aus der Unterdämmung der Kellerdecke, einer effizienten
Außendämmung der Dachflächen und einer bauphysikalisch sicheren Innendämmung der
Außenwände, ist Grundlage der energetischen Gebäudesanierung.
Im Kontext mit einem sinnvoll ausgelegten Haustechnikkonzept gelingt es mit diesen
Maßnahmen den Energieverbrauch um 50% zu verringern.
Die vorgeschlagene Innendämmung, aus einem silikatischem Dämmstoff (z.B. Ytong
Multipor Mineraldämmplatten in 12-16cm Dämmstärke) ist mineralisch und diffusionsoffen.
Der Einbau von Randdämmstreifen wird durch die Verwendung dieses Dämmstoffes auf ein Minimum reduziert.
Aufgrund seiner mineralischen Beschaffenheit ist der Dämmstoff ökologisch und
baubiologisch empfehlenswert und zu 100% recyclebar.
Dies gilt ebenfalls für die vorgesehene Deckenbekleidung aus 2cm starken Lehmbauplatten, welche neben der Reduzierung der Wärmebrücken im Deckenrandbereich zudem feuchteregulierend wirken und somit das Raumklima verbessern.
Zur Vermeidung von Schwachstellen bei der Innendämmung, z.B. durch Kabelführungen,
Schalterdosen etc., wird ein durchlaufender Kabelkanal im Brüstungsbereich vorgeschlagen.

Fassade (Fenster, Sonnenschutz, Attika)

Mit dem Einbau der Wärmedämmung an der Fassadeninnenseite, kann die hochwertige,
Fassade des Gebäudes erhalten und mittels einer Grundreinigung wieder erneuert werden.
Die Bauteile Attika und außenliegender Sonnenschutz entsprechen nicht dem fein
abgestimmten Gebäudekonzept. Hier reichen kleine Verbesserungen, die eine Erneuerung dieser Elemente im Gesamtkontext sanft spürbar werden lassen.
Das Attikablech wird zurückgenommen und somit in der Ansicht minimiert. Mittels
integrierter Dachrinne und innenliegend angeordneter Regenrohre wird die Fassade von den störenden Fallrohren befreit.
Die alten Fenster sollen durch Kastenfenster mit integriertem Sonnenschutz erneuert
werden.
Durch die spezielle Lamellengeometrie des Sonnenschutzes wird ein
sonneneinfallswinkelabhängiger Selbststeuerungseffekt erreicht. Somit wird den
jahreszeitlich unterschiedlichen Anforderungen (Wärmeschutz im Sommer,
Tageslichtnutzung im Winter, Durchsicht ins Freie) ohne technische Aufwendungen
Rechnung getragen.
Weiterhin ist der Sonnenschutzbehang vor Witterung und Verschmutzung geschützt, was
seine Lebensdauer deutlich erhöht.
Das Fenster aus hell bronziertem Aluminium soll mittels eines kastenförmigen, umlaufenden Leibungsbleches gefasst, und so intarsienartig in die Fassade integriert werden.
Im Eingangsbereich ist eine Erneuerung der Glasfassaden zur Verbesserung der
Energiebilanz vorgesehen. Hier bietet der vorhandene Rücksprung ausreichenden Schutz
bei steiler Sommersonne.

Barrierefreiheit

Der Eingangsbereich wird mittels einer Rampenanlage barrierefrei erreichbar.
Für die barrierefreie Erschließung im Innenbereich wird neben der repräsentativen
Foyertreppe ein freigestellter, feinsinnig integrierter Aufzug vorgeschlagen.
Die Stufen in den Fluren des Untergeschosses können durch Rampen ersetzt werden.
Weiterhin wird die Umgestaltung der foyernahen WC-Anlage mit Schaffung eines
rollstuhlgerechten Behinderten-WC’s vorgeschlagen. Als Optionale Maßnahme ist die
Ausstattung der Flurtüren mit automatischen Türantrieben möglich.
Im Rahmen dieses Gesamtkonzeptes werden die entsprechenden DIN-Normen in einem
sinnvoll auf das Gebäude abgestimmten Umfang berücksichtigt. Dies umfasst auch die
Thematik von ergonomischen, anthropometrischen und sensorischen Barrieren, welche
durch wenige aber entscheidende Maßnahmen wie z.B. die Beachtung von erreichbar
angeordneten Bedienelementen, Haltegriffe in Aufzug und WC, verhindert werden.