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Nichtoffener Wettbewerb | 02/2012

Wohngebiet "Gerkens Hof"

3. Preis

CK-Architecture

Architektur

Syntax

Architektur

Erläuterungstext

Als Antwort auf die Wettbewerbsaufgabe verbindet der Entwurf drei Leitkonzepte:

1. Wohngruppen-System
Der Entwurf ist in unabhängige Wohngruppen von bis zu zwölf Wohneinheiten unterteilt. Dies erlaubt die phasenweise Erschließung und Entwicklung des Gebiets, wobei die individuellen Baugruppen durch Projektgemeinschaften aus Architekt und Investor realisiert werden können. Jeder Bauabschnitt stellt in sich selbst nicht nur funktional, sondern auch entwurflich eine Gesamtheit dar.

2. Reißverschluss Grundstücks-System
Ein System zur verdichteten Anordnung freistehender Einfamilienhäuser für eine Wohnbebauung auf wirtschaftlich zugeschnittenen Grundstücksgrößen. Jedes Grundstück hat einen privaten Außenbereich und ausreichend Privatsphäre und ist jeweils sowohl an die Straße als auch an einen öffentlichen Grün- und Erholungsbereich angebunden. Der Entwurf bietet Wohnflächen vergleichbar mit denen traditioneller Einfamilienhäuser, allerdings mit besser genutzten Außenbereichen, was ebenbürtige Wohnqualität bei deutlich niedrigeren Kosten erlaubt.

3. Bautypen-System
Die flexible Mischung verschiedener Bautypen auf unterschiedlich großen Grundstücken, um einer Vielzahl von Wohnansprüchen gerecht zu werden. Eine klare, modulare Grundrissorganisation aller Bautypen gewährleistet sowohl die wirtschaftliche Planung und Bauausführung als auch ein einheitliches Gesamtbild.

Einbindung in das Stadtbild:
Das Bebauungskonzept besitzt eine einheitliche gestalterische Sprache, um sich im Wettbewerbsgebiet - zwischen dem großmaßstäblichen Gewerbegebiet von Schloß Holte, der gewachsenen Struktur der existierenden Wohnbebauung von Stukenbrok, und der offenen Landschaft im Süden – eine eigene Identität als neues Wohngebiet zu wahren. Gleichzeitig fügt sich der Entwurf auch nahtlos in die kleinteilige Einfamilienhaus-Morphologie der umgebenden Bebauung ein. Die Richtung der neuen Bebauungsstruktur ist der existieren den Landschafts- und Bebauungsstruktur angepasst und ermöglicht eine effiziente Ausnutzung der Wettbewerbsfläche:

Im Norden des Wettbewerbsgebiets, entlang der Holter Straße, ist die neue Bebauung aufgelockert, um in Maßstab und Orientierung auf den Bestand zu reagieren. In Richtung Osten ist durch Vergrößerung der Grundstücke und Angleichung der Bebauungsausrichtung eine harmonische Integration in das angrenzende Einfamilienhausgebiet erreicht. Im Westen erlaubt ein 5m hoher Lärmschutzwall einen Bauabstand von 25m zum Gewerbegebiet “Holter Straße”. Besucherstellplätze und Fußwegquerung sind in den Lärmschutzwall integriert. Zusätzlich wird die Lärmschutzzone durch neue Bewaldung mit dem südlich gelegenen Wald verbunden. Im Süden, gegen die offene Landschaft, wird die existierende Bewaldung mit einer neuen Bewaldung verbunden, um das Landschaftsschutzgebiet im größtmöglichen Maß in das städtebauliche Konzept zu integrieren.

Flächennutzung:
Die eigentliche Wohnbebauung befindet sich ausschließlich im nördlichen Teil des Wettbewerbsgebietes. Der südliche Teil wird zur Haupterschließung, Naherholung, Bewaldung und für eine zentrale Wärmegewinnungsanlage mit erneuerbaren Energiequellen genutzt (Hackschnitzel – Biomasse). Die Lärmbelästigung sowohl der Zufahrtstraße als auch des Gewerbegebietes lassen eine Wohngruppe in diesem Grundstücksteil als wenig attraktiv erscheinen, da der Schutzstreifen zum Gewerbegebiet im südlichen Bereich auf einem Privatgrundstück liegt, welches erst in Bauphase 2 erschlossen werden kann.

Die Planung sieht eine Verbindung der bestehenden Restwaldstücke im Norden und Süden des südlichen Grundstückteils vor. Durch die neue Bewaldung wird das ökologische Gleichgewicht und der Naherholungswert des Gebietes gestärkt. Es wird außerdem eine attraktive bewaldete Zufahrt in das Wohngebiet geschaffen.

Wohnbebauung, Mischung der Wohnformen:
Als Gebäudetypus wird das Einfamilienhaus erhalten, jedoch in verdichteter Form auf kompakten Grundstücken. Es wird eine modulare Grundrissorganisation vorgeschlagen, die eine stufenweise Verdichtung erlaubt. Eine rationale Bautypologie wurde entwickelt mit verschiedenen Bautypen, deren Grundrisse und Nettowohnflächen auf die Bedürfnisse verschiedene Bewohner / Nutzergruppen eingehen ohne vom Gesamtbild der Architektur des Bebauungsplans abzuweichen. Die Typen weisen Wohnflächen von 45 bis 152 qm auf – dies bietet gesellschaftlichen Gruppen mit unterschiedlichen Wohn- und Einkommensverhältnissen jeweils eine passende Wohnform.

Eine einheitliche Gebäudetiefe der Wohnbebauung, in Zusammenhang mit der modularen Grundrissplanung, erlaubt Flexibilität in Längen- und Höhenentwicklung sowie eine rationale und wirtschaftliche Baudurchführung. Die Wohnhäuser liegen jeweils im Norden des Grundstücks, um einen privaten Patiobereich im Süden zu ermöglichen. Um den privaten Charakter der Patios zu garantieren, sind große Fensteröffnungen grundsätzlich nach Süden gesetzt, während im Norden, Osten und Westen die Gebäude durch hochliegende Fensteröffnungen belichtet und belüftet werden. Öffentliche, halböffentliche und private Bereiche sind einer Hierarchie unterworfen, die einen graduellen Übergang zwischen dem zentralem Grünbereich und den Privatgärten erlaubt.

Das entwickelte reißverschlussartige Grundstücks-System paßt sich flexibel an alle möglichen grundstücks- oder naturbedingten Gegebenheiten an.

Anders Wohnen Wollen:
Die 66 Wohneinheiten sind in sieben Baugruppen / Nachbarschaften gegliedert. Grundsätzlich wird größtmögliche Durchmischung von Bewohnern mit gleichzeitiger Flexibilität des Wohnungsangebotes angestrebt: sieben angebotene Wohnungstypen können fast unbegrenzt untereinander getauscht warden, ohne das Gesamtkonzept zu stören.

Starter- und Einliegerwohnungen sind ideal für junge Bewohner. Einige Wohntypen sind als ‘Großfamilien’-Häuser oder für generationsübergreifendes Wohnen nutzbar. Erdgeschoßwohnungen werden besonders älteren Leuten zu Gute kommen.

Alle Wohntypen, mit Ausnahme des ‘Single’, haben private Gartenflächen, welche über Fußwege an die zentrale Grünfläche verbunden sind. Die Gartenflächen können, je nach Bedarf, mit Hecken oder Mauern völlig dem jeweiligen Haus zugeordnet oder als ‘erweiterter Garten’ zu den halböffentlichen Fußwegbereichen geöffnet werden. Das Netzwerk integrierter Gartenwege erlaubt vielfältige soziale Kontaktmöglichkeiten.

Erschließung, Verkehrstrennung:
Im gesamten Wettbewerbsgebiet wird als Basis für eine lebenswerte Gemeinschaft der Fahrverkehr streng von Fuß- und Radverkehr getrennt. Erschließungsstraßen werden verkehrsberuhigt ausgebildet und sind als Stichstraßen geplant um den fließenden Verkehr so gut wie möglich einzudämmen. Zusätzlich werden alle Erschließungsstraßen von außen an die Wohngruppen herangeführt, um möglichst große zusammenhängende Fußgängerzonen im Zentrum des Gebietes zu erstellen. Die Erschließungstrategie ermöglicht, daß alle Grundstücke sowohl durch Zufahrtstraßen erschlossen, als auch über Fußwege direkt an die zentrale Grünanlage angebunden sind – eine Qualität, die vor allem für Kinder und Senioren von Interesse ist.

Fuß- und Radwege sind wesentlicher Teil des Erschließungskonzepts. Sie verbinden alle Teile des Planungsgebiets sowie die bestehenden Wege der umgebenden Infrastruktur. Eine Fuß- und Radweganbindung an den zukünftigen Kindergarten ist gegeben.

Parkieren:
Jedes Grundstück hat einen privaten Stellplatz. Überdachte Gäste-Stellplätze sind in den Lärmschutzwall integriert. Des weiteren befinden sich an jedem Wendeplatz im Wohngebiet Gäste-Stellplätze.

Landschaftskonzept:
Eine großzügige Grünanlage wird zum neuen Zentrum des Bebauungsplans. Die Anlage bietet soziale Treffpunkte, Ruheplätze, Spiele für Kinder sowie Sport- und Freizeitaktivitäten. Anbindung an alle existierenden und neuen Fuß- und Radwege verhindert die Isolierung der öffentlichen Anlage und erlaubt deren Nutzung sowohl von den Bewohnern als auch von der Öffentlichkeit.

Der existierende Baumbestand der ‘Hofstelle’ wird beibehalten und in das Landschaftskonzept der zentralen Grünfläche eingefügt.

Das existierende Waldstück des Wettbewerbsgebiets wird in Planungsphase 2 durch ein neues Waldstück an den existierenden Wald südlich des Gebietes angebunden. Ein Fuß- und Radweg führt entlang des neuen Walds nach Süden bis zur Alten Spellerstraße.

Energiekonzept:
Passive Maßnahmen: Alle Gebäude sind grundsätzlich Ost-West gerichtet, und die Hauptöffnungen liegen ungefähr in Richtung Süden. Dadurch wird die Sonneneinstrahlung in der kalten Jahreszeit voll für die Erwärmung der Häuser ausgenützt. Weiters sind alle Gebäude kompakt genug um der Richtline A/V < 0.65 m2/m3 zu genügen. Die schlanken Baukörper erleichtern die Querdurchlüftung.

Nahwärmekonzept: Im südlichen Teil des Wettbewerbgebietes wird zusätzlich zur Bewaldung ein zentrales Heizkraftwerk mit Kraftwärmekoppelung vorgeschlagen, deren Hauptbrennmaterial Hackschnitzel oder Biomasse sein kann. Warmwasser-Solaranlagen können individuell für die jeweiligen Häuser zur Wärmegewinnung genutzt werden. Mit der vorgesehenen Niedrigtemperatur-Fußbodenheizung werden Energieverluste reduziert.

Bauherrenmodell:
Es wird vorgeschlagen, die sieben Wohngruppen jeweils als ein Baulos zu betrachten. Damit kann sowohl der getrennten Realisierung der verschiedenen Bauabschnitte als auch der Flexibilität der Bewohner Rechnung getragen werden.