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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2005

Neubau und Erweiterung des Direktionsgebäudes der AachenMünchener Versicherung

1. Preis

kadawittfeldarchitektur

Architektur

club L94

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext



Stadtstruktur

Das städtebauliche Umfeld des Wettbewerbsgebietes ist durch die Blockrandbebauung der gründerzeitlichen Stadterweiterung geprägt. Die Qualität des Gefüges liegt in den Aufweitungen und Akzentuierungen der Straßenfugen durch städtische, meist steinerne Plätze und den durchgrünten, halböffentlichen und privaten Innenhöfen. Das Wettbewerbsgebiet ist Teil einer städtebaulich bedeutenden Laufbeziehung, die vom Bahnhof über den Münsterplatz und Katschhof bis zum Unicampus im Nordosten der Stadt aufgespannt werden kann. Der Rhythmus dieser Linie wird durch verschiedene Platzfolgen vorgegeben, die als Trittsteine ein qualitätvolles Maß an Urbanität gewährleisten

Via Culturalis – Urbane Trittsteine

Der städtebauliche Entwurf entwickelt ein Raumkontinuum, welches in die Abfolge der Plätze und Aufweitungen vom Bahnhof bis in die Innenstadt einen platzartigen Trittstein am neuen Haupteingang der AachenMünchener Versicherungen implantiert. Die Binnenstruktur des neuen Verwaltungsgebäudes wird in Anlehnung an die Bischoffs`sche Gartenanlage wieder als Garten gestaltet.
Vom Marienplatz schiebt sich eine großzügige Freitreppe auf den neuen Platz an der Borngasse. Eine Rampenabfolge ist Teil der Stufenanlage und gewährleistet die barrierefreie Überwindung des Höhensprunges. Das neue Direktionsgebäude erhält durch den offenen und repräsentativen Vorplatz eine adäquate Adresse im Stadtraum. Auch die alte Halle des ehemaligen Umspannwerkes wird eine Platzkante bilden und somit eine spannungsreiche Nachbarschaft zum Neubau erzeugen. Sie wird zukünftig als kultureller Ort die Adresse der AachenMünchener stärken.

Der städtebauliche Maßstab vermittelt zwischen dem des Wohnviertels im Süden und dem größeren des Kapuzinerkarrees im Norden der Borngasse. Das Gebäude der AachenMünchener wird sowohl den differenzierten kontextuellen Bezügen als auch dem Repräsentationsbedürfnis einer der größten europäischen Versicherungen gerecht.

Das historische Profil der Borngasse wird wieder hergestellt, der Gassencharakter ist wieder erlebbar. Gleichzeitig wird die Straße durch die Höhenstaffelung und die moderaten Gebäudelängen angenehm rhythmisiert und aufgrund der neuen straßenbegleitenden Bepflanzung aufgewertet. Zur Franzstrasse präsentiert sich das Gebäude als fünfgeschossige Blockrandbebauung. Die zweigeschossig arkadisierte Filiale ist komplett verglast und nutzt das Repräsentationspotential dieser urbanen Situation. Ein Taschenplatz dient zur Adressbildung für den zweiten Bauabschnitt. Dieser ist inklusive seiner vorgehaltenen Tiefgaragenfläche als eigenständige Funktionseinheit mit Zugang über ein eigenes Foyer nutzbar, kann aber auch über die Boulevardebene in den Kreislauf des Versicherungsgebäudes integriert werden. So kann dieser Gebäudeteil zeitlich unabhängig errichtet werden ohne dass das Baugeschehen, die Erscheinung des neu errichteten Direktionsgebäudes beeinträchtigt. Die Fläche des 2. BA beläuft sich auf 6.600 m².

Der Boulevard – Kommunikationsraum

Das Bestandsgebäude und die Neubauten werden mit dem zentralen Element des inneren Boulevards zu einem Haus verbunden. Der Boulevard ist eine transparente Ebene, auf der Konferenzbereiche, Kantine, Cafeteria, Sitzungszimmer und Kommunikationszonen angeordnet sind. Darüber hinaus dient sie als Haupterschließung, die alle Büros auf dem kürzesten Weg verbindet. Dieser zentrale Raum ist der Mittelpunkt des neuen Komplexes und zeichnet sich durch seine außergewöhnliche räumliche Qualität und Großzügigkeit, sowie hohe Funktionalität (kürzester Weg, offene flexible Kommunikations- und Pausenbereiche) aus. Die Höhenlage des Boulevards ist durch die Sockelhöhe des Bestandes und die großzügige Querbarkeit der Borngasse und der Stadttreppe exakt definiert.

Der Boulevard verhält sich wie ein Straßenraum, der sich in einem dem menschlichen Maßstab angepassten Rhythmus zu kleine Plätzen mit immer neuen spezifischen Qualitäten aufweitet.
Ein heller fließender Raum wird erzeugt, der zufällige Treffen unter den Mitarbeitern ermöglicht und aufgrund seiner Übersichtlichkeit jedem Mitarbeiter das Gefühl gibt, sein gesamtes Arbeitsumfeld zu überschauen und sich mit ihm zu identifizieren.

Das Foyer als neue Adresse der AachenMünchener liegt folgerichtig am Schnittpunkt des inneren Boulevards mit der Via Culturalis. Im Foyer am neuen Platz an der Borngasse, sowie an der Direktionsfiliale an der Franzstrasse stülpt sich der Boulevard hinunter auf das Straßenniveau und öffnet sich zum Stadtraum.

Eine weitere Besonderheit des Boulevards entsteht durch die Überlagerung seiner Innenraumqualitäten mit den unterschiedlichen stadträumlichen Qualitäten. Im Bereich der Kantine und der kleineren Konferenzbereiche läuft bzw. schwebt er durch den Garten, im Bereich des Foyers und der Filiale im urbanen Umfeld. Diese inneren und äußeren Qualitäten lassen die Wege durch den Gebäudekomplex kurz und abwechslungsreich erscheinen und bieten gleichzeitig ein Kommunikationsforum mit repräsentativem Charakter. Vertikale Verknüpfungen ermöglichen kurze Wege zu allen Büroeinheiten.

Die Büros - hell und kommunikativ

Die Bürostruktur zeichnet sich durch ihre Flexibilität aus. Der Übergang zwischen den Büroeinheiten (je ca. 20 Büros) ist fließend gestaltet, so dass das eine dynamische Unterteilung von Abteilungen immer möglich ist.
Da die Bürowände zum Flur teilverglast sind, sind die Gänge voll belichtet und können als Kommunikationszonen genutzt werden. Offene Teeküchen lockern die ökonomische Struktur auf. Alle Büroräume sind wie im Bestandgebäude natürlich über die Fenster zum Außenraum belichtet und belüftet. So ist eine hohe Qualität des Raumklimas bei einfachster Bedienung gewährleistet. Das Standartbüro stellt sich als Zweipersonenraum auf der drei Büroachsen (1,35m- Raster) dar. Die Gebäudetiefe von 12,40m und die im Fassadenbereich situierten Stützen erlauben Nutzungsanpassungen mit geringsten Umbauarbeiten. Die Adaption an alle gängigen Bürosysteme (Gruppen, Großraum, schmales Kombi) ist problemlos möglich.

Verkehr

Die Vorfahrt an der neuen Adresse liegt am Schnittpunkt zwischen der Via Culturalis und dem Boulevard. Von hier aus gelangt man über ein großzügiges Foyer mittels einer Rolltreppe auf die Boulevardebene und befindet sich im Zentrum des Gebäudekomplexes mit kürzesten Laufwegen.
Das Straßenprofil der Borngasse wird zweispurig ausgelegt. Im südlichen Bereich werden Längsparker ermöglicht. Die Kurzzeitparker der Postfiliale und die Stellplätze von Cambio finden hier unter anderem Platz.
Um die Borngasse von zusätzlichem Verkehr zu entlasten, wird die neue Tiefgarage über die Franzstrasse erschlossen. Die Zufahrt wird seitlich des Taschenplatzes und des neuen Gartens geführt, so dass die tägliche Ankunft zu einem besonderen Erlebnis wird.
Ein zweiter Teil der notwendigen Stellplätze ist südlich der Borngasse unter der neuen Treppenanlage angeordnet und wird über die bestehende Tiefgarage erreicht. So sind alle neuen Büroflächen unmittelbar an eine ausreichende Anzahl von Stellplätzen angeschlossen.
Die Zufahrt zum Trafowechsel des Umspannwerks fällt mit der Zufahrt zur Tiefgarage zusammen und ist somit dauerhaft zugänglich.

Freiraumkonzept

Die Adresse des Verwaltungsbaus wird durch den großzügigen Vorplatz gestärkt. Fahnen, Stelen und ein Wasserbecken betonen den repräsentativen Charakter des Ortes. Die Wasserkunst dient als Gelenk zum Posthof und ist Erinnerung an den ehemaligen Paubach, der heute unterirdisch verrohrt das Grundstück quert. Im Kontrast zum großzügigen, offenen Vorfeld, steht die stimmungsvolle Gartengestaltung der Innenhöfe sowie des Sockel über der bestehenden Tiefgarage. Sie sollen den Angestellten als Refugium dienen und ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität vorhalten. Die Gestaltung der einzelnen Teilräume ist thematisch verschieden. Jedem Bereich wird ein Sitzbereich zugeordnet, so dass man sich im Farngarten, im Gräserhof oder im Magnolienhain zurückziehen kann. Der Gartenhof des Neubaus und der Kantinenhof werden jeweils mit einem Wasserthema bereichert, um die Aufenthaltsqualität während der Pausennutzungen zu optimieren.

Konstruktion

Das Gebäude stellt sich als wirtschaftlicher Stahlbetonskelettbau mit einem Achsmaß von 8,10 x 11,0m dar. Die Riegel des Neubaus zeichnen sich durch eine relativ geringe Breite von 12.40m aus. Durch die um ca. 70cm von der Aussenkante eingerückten Fassadenstützen ergibt sich in Gebäudequerrichtung eine maximale statisch relevante Spannweite von 11.00m.
Um die Flexibilität und die Transparenz des Gebäudes zu erhöhen bietet sich die Verwendung einer vorgespannten Stahlbetondecke an. Dadurch kann mit geringem technischen Aufwand zum einen die Deckenstärke auf 26cm reduziert werden, zum anderen kann auf eine Mittelstütze verzichtet werden, ohne dass sich die reguläre Deckenbewehrung erhöht. Zusätzlich wird durch den Verlauf der Spannglieder das Durchstanzverhalten der Decke an den Stützen erheblich verbessert. Durch die Reduktion der Deckenstärke wird darüber hinaus eine Ersparnis bei der Gründung erreicht, da weniger Lasten in den Baugrund transferiert werden müssen.
Sämtliche Brückenkonstruktionen des Boulevards sind als filigrane raumhohe Stahlfachwerkträger ausgeführt. Im Bereich des Foyers ist die Boulevardebene abgehangen.
Die Stiegenhauskerne dienen der Aussteifung des Bauwerkes.

Fassade

Die Bürofassaden erhalten eine raumhohe Pfosten-Riegel-Konstruktion aus Aluminium. Die Fassade wird geschossweise von vier horizontalen Bändern gegliedert, die mit Glas, semitransparenten oder geschlossenen Panelen gefüllt sind. Dadurch entsteht in der Einheitlichkeit des Fassadensystems ein lebendiges Bild, das das Innenleben des Gebäudes widerspiegelt.
Den Semitransparenten und geschlossenen Feldern werden gestanzte Messingbleche vorgehängt, die dem Gebäude sein nobles Aussehen und seine Corporate Identity verleiht. Die Fassade wird das Sonnenlicht warm widerspiegeln. Sämtliche Glaskonstruktionen sind graphitgrau lackiert und treten in die Glasebene zurück.
Die Fassade des Boulevards stellt sich als rahmenlose geschosshohe Konstruktion dar. Die Glasfelder sind vertikal eingeteilt, so dass das Ambiente des witterungsgeschützten Wandelganges unterstützt wird.

Gebäudetechnik/Ökologie

Das Gebäude ist bewusst als „LowTechBuilding“ konzipiert und hat zwei Zielsetzungen: Die Entwicklung eines „Wohlfühlambientes“ für die Angestellten und die Optimierung der Betriebs- und Unterhaltungskosten für den Bauherrn.
Den ökologischen Zielen wird durch eine hochwärmeisolierte Gebäudehülle, der extensiven Begrünung der Dachflächen sowie der minimalen Versiegelung der Grundstücksflächen entsprochen.
Die natürliche Fensterlüftung, die individuelle Handhabbarkeit ist wesentlicher Baustein einer hohen Nutzerzufriedenheit. Die Sonnenenergie wird über im Scheibenzwischenraum liegende Jalousien aus dem Haus gehalten. Im Bedarfsfall schlagen wir als einziges technisches Lüftungselement eine „Kontrollierte Raumlüftung“ vor, wo vortemperierte Luft eingeblasen wird. Dies kann auch im Bestandsgebäude nachgerüstet werden. Direktion, Konferenz und Kantine werden mechanisch belüftet.
Die Beheizung erfolgt als Niedertemperaturheizung, die als Bodenkonvektor entlang der Fassadeninnenseite geführt wird und „Fallende Kälte“ entlang der Fenster verhindert. Dies ist der zweite, wesentliche Baustein der Nutzerzufriedenheit.
Die Räume werden über ein BUS-System angesteuert, so dass hier die wesentlichen Parameter eines modernen Gebäudemanagements gegeben sind. Z.B. ist die Reduktion der Energiekosten durch eine tageslichtabhängige Beleuchtung möglich. Als Lampen schlagen wir Stehleuchten vor, die unmittelbar am Schreibtisch individuell positioniert werden können. Der Arbeitsplatz kann mit minimalem energetischen Aufwand optimal ausgeleuchtet werden und der Nutzer hat ein wohnraumähnliches Element, das er individuell steuern kann.
Die EDV- und Stromzufuhr der Arbeitsplätze erfolgt über einen ringförmig verlegten Bodenkanal mit 100% Kapazitätsreserve, der die AP über Bodendosen anspeist. CAD 7 Verkabelung ist Standart, über LAN-Netze sollte in Teilbereichen nachgedacht werden.