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Offener Wettbewerb (auch für Studenten) | 02/2012

AIV-Schinkel-Wettbewerb 2012 - Ideale Realitäten

Blick von der Nikolaikirche

Blick von der Nikolaikirche

Anerkennungspreis Architektur

Julian Pommer

Student*in Architektur

Hagen Schmidt

Student*in Architektur

Erläuterungstext

Analyse
Nach der Analyse der ausgeschriebenen Stadträume beidseits der Havel, sahen wir in das Gebiet des Lustgartens und das südlich davon gelegene Areal des Hinzenbergs mit dem meisten Potential als verbindendes Element in der heterogenen Umgebung zu wirken, und wählten ihn als Mittelpunkt unserer Intervention.

Situation
Momentan wird der Lustgarten, durch die Breite Strasse im Norden, dem Ministerium des Innern im Westen und der Bahntrasse im Süden zu drei Seiten gefasst. Diese drei Grenzen zeichnen sich durch Verkehrslärm, schwere Durchwegbarkeit, sowie Unüberwindbarkeit aus. Allein die Wasserseite gegen Osten bietet eine dem Lustgarten entsprechende Aufenthaltsqualität. Die zahlreichen Freiräume, sowie die geringe Wohndichte der umliegenden Gebiete, lassen den Lustgarten stets leer erscheinen. Die sich im Süden anschließende Halbinsel wird durch die Bahntrasse vom Stadtraum abgeschnitten und damit isoliert. Die Qualität dieses Ortes, der bis jetzt nur versteckt zugänglich ist, liegt im freien Blick über die sich weit öffnende Havel.

Das Mercure-Hotel als Gegenüber des rekonstruierten Stadtschlosses ist für uns städtebaulich und architekturhistorisch nicht unbedingt erhaltenswert.

Konzept
Nach diesen Beobachtungen schlußfolgern wir, dass Potsdam in dieser Umgebung nicht ausreichend belebt ist und für eine höhere Dichte gesorgt werden muss. Hierbei gilt das Prinzip an einer präzisen Stelle Potsdam angemessen zu verdichten, dafür an anderem Ort einen Naturraum zu schaffen, um den typischen Potsdamer Land/Stadt Charakter zu wahren.

Bei der Betrachtung des Lustgartens über die Jahrhunderte erkennt man eine stetige Verwandlung/Entwicklung, die von der jeweiligen Gesellschaft geprägt war. Von verschiedenen Barockgärten, über naturalistische Gärten bi s hin zum Stadionbau in der DDR.

Um der reinen und damit manchmal unkritischen Rekonstruktion des alten Potsdams einen Gegenpol zu bieten, und eine neue Perspektive aufzuzeigen fragten wir uns wie ein Lustgarten in der heutigen Gesellschaft aussehen könnte.

Geprägt von einem neuen ökologischen Bewustsein in der Zeit von Energiewende und Klimawandel gelangten wir auf den Gedanken der urbanen Landwirtschaft. Die Vorstellung sogar in der Mitte Potsdams Landwirtschaft zu betreiben erschien uns als sehr passend, zum einen um Menschen die Möglichkeit zu geben sich wieder mehr mit der Natur auseinanderzusetzen, - wie z.B. der Wachstumsperiode einer Kartoffel, - zum anderen um der Flucht in Reihenhaussiedlungen am Rande Potsdams entgegenzuwirken.

Struktur
Um den Stadtraum zu verdichten und Wohnen zu ermöglichen, gleichzeitig aber auch den Lustgarten nicht zu negieren, heben wir den Garten auf das Dach unserer Bebauung an. Um eine komplette Durchwegung auf dem Dach und in der unteren Ebene zu ermöglichen, entwickelten wir ein Geflecht aus 19 Höfen die sich um einen zentralen Platz legen. Einige der Höfe sind nur für deren Bewohner zugänglichund bleiben für die Öffentlichkeit geschlossen andere werden mehrfach geöffnet, sie bieten so die Möglichkeit der Durchwegung. Mit Ihren unterschiedlichen Dimensionen und Höhen hat jeder Hof sein ganz eigene Atmosphäre, die von den ansässigen Läden, Cafes und Büros mitbestimmt wird. Im den beiden Obergeschossen werden Wohnung von 70 bis 180qm angeboten.

Der Dachgarten ist teilweise mit Gewächshäusern überdacht, um auch Saison unabhängig produzieren zu können.

Es gibt zwei große Eingängsgebäude zum Garten, von denen der kleinere am innenliegenden Platz positioniert ist, der größere als Gegenüber zum rekonstruierten Stadtschloss / das spätere Parlamentsgebäude.

Der Stadtraum wird verdichtet und neu belebt, die Barriere der Bahntrasse wird überwunden, da man zum einen über sie hinweg schauen kann, und zum anderen durch einen neuen, dritten Durchgang mehr Durchlässigkeit erzeugt wird.

Organisation
Der Garten wird von einer geförderten Organisation verwaltet und bewirtschaftet, Durch freiwillige Teilnahme als sogenannter Beetpate, versorgt der Potsdamer sich mit sozial gerechten und ökologischen hergestellten Lebensmitteln. Über den Kontakt zur Natur bietet dieser Ort eine Ausgleichsmöglichkeit zum Alltag. Über den Kontakt zur Natur bietet dieser Ort eine Ausgleichsmöglichkeit zum Alltag.

Die erwirtschafteten Lebensmittel werden vor Ort verkauft und tragen so zur nachhaltigen Stadtentwicklung bei.

Beurteilung durch das Preisgericht

Diese Arbeit thematisiert die Typologie des Lustgartens und dessen veränderte Form und Funktion seit dem Barock und erarbeitet eine zeitgenössische Interpretation. Im Ergebnis der stadträumlichen Analyse wird hierfür das Areal am Hinzenberg gewählt.

Der Bedarf nach einer städtischen Verdichtung sowie ein neues ökologisches Verständnis werden in die Entwurfsfindung einbezogen. Hauptgestaltungselement ist ein Dachgarten über einer zweigeschossigen Bebauung, die gewerbliche Nutzung im EG und Wohnen im OG vorschlägt. Ein Geflecht von 19 Höfen strukturiert den zusammenhängenden Block
und sorgt für Belichtung und Belüftung. Der Garten selbst wird als urbane Agrikulturlandschaft genutzt für die Produktion von ökologisch angebauten Lebensmitteln, die lokal verkauft werden.
Die Jury fand den Entwurf „Lustgärten“ ambitioniert in seiner Aufgabenstellung und konsequent in Auswahl des Standortes und Durchführung sowie der Darstellung. Die Interpretation des Lustgartens als urbane Agrikulturlandschaft ist ausschlaggebend, alles andere folgt.
Schwarzplan

Schwarzplan

Lageplan

Lageplan

Sicht über die Havel

Sicht über die Havel

Dachsituation "Lustgärten"

Dachsituation "Lustgärten"

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Isometrie

Isometrie

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Erdgeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Obergeschoss

Grundriss Dach

Grundriss Dach

Schnitt

Schnitt