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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2012

Neugestaltung des Bereichs Schützenplatz / Werderpark

4. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

ST raum a. Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Gondesen Wenzig Architekten BDA

Architektur

Erläuterungstext

Begegnungen in Peine
Die Neugestaltung eines Stadtquartiers

Die Stadt Peine hat eine lange Tradition von Festen und Veranstaltungen, insbesondere das jährliche Schützenfest stellt ein Event von großer Bedeutung dar. Menschen aller gesellschaftlichen Schichten begegnen sich in Peine, tauschen sich aus und prägen das Leben der Stadt. Im Jahre 2016 ist sogar ein internationales Schützenfest geplant, bei dem sich Menschen aus aller Herren Länder treffen, feiern und austauschen. Der Rahmen für all diese Veranstaltungen bildet der öffentliche Stadtraum, als Treffpunkt, als Begegnungsort, als Ort der Kommunikation und Identifikation.
Auch außerhalb der oben genannten Feste bestimmt der Platz als Stadteingang den ersten Eindruck für den Besucher der Innenstadt von Peine. Die Anbindung der Innenstadt und hier im Besonderen der Fußgängerzone sollte verbessert werden.
Für den Bereich des Bahnhofsvorplatzes, der Glockenstraße/Schützenstraße, dem Post-Carré und dem Schützenplatz gilt es, ein übergeordnetes Entwicklungskonzept zu entwickeln, das im Verlauf der Jahre schrittweise umgesetzt werden kann. Ziel des vorliegenden Entwurfes ist, den benannten Stadtraum unter Berücksichtigung der vorhandenen Strukturen und Funktionen behutsam zu einem zusammenhängenden, attraktiven und repräsentativen Stadtquartier zu entwickeln. Dieses neue Quartier soll aber nicht ausschließlich der Funktion des ruhenden und fließenden Verkehrs dienen, sondern auch im städtischen Gesamtzusammenhang allen Bedürfnissen der Bewohner und ihrer Gäste nach einer wohltuenden und abwechslungsreichen Atmosphäre gerecht werden. Für alle Flächen des neuen Stadtquartiers mit Gassen, Wegen, Fahrspuren und Platzflächen wird durchgängig ein Natursteinmaterial verwendet. Entsprechend der verschiedenen Funktionen dieser Flächen wird dieses Steinmaterial in verschiedenen Formaten verwendet – Fußwege mit mittelformatigen Steinplatten, Fahrspuren mit gesägtem, kleinformatigem Pflaster, Platzflächen mit großformatigen Steinplatten. Auf dem Schützenplatz wird das vorhandene Granit-Kleinsteinpflaster wieder verwendet und durch neues Material ergänzt.
Als erster Schritt wird die Glockenstraße in das vorhandene Netz der Fußgängerzone einbezogen. Wünschenswert ist die Erweiterung des Bearbeitungsgebietes und Gestaltung der Bahnhofsvorplatztrasse bis zur vorhandenen Fußgängerbrücke an der Bahnhofstrasse. Dieser Teil der Fußgängerzone wird durchgängig gepflastert, die erforderlichen Fahrspuren werden mit einem Bordstein als weiche Separation mit einer minimalen Kante behindertengerecht markiert. Als taktile Hilfe für Menschen mit Sehbehinderungen werden Steinplatten mit linear gefräster Oberfläche verwendet. Entlang der Fahrspuren werden Baumpflanzungen, Lichtmasten und Stellplätze für Kurzzeitparker eingesetzt. Vis-á-vis des Bahnhofs schafft ein künstlerische gestaltetes Objekt einen Willkommensgruß für Reisende. Das Vorfeld der Sparkasse wird unter Einbeziehung der vorhandenen Bäume und Pflanzen ein rundes Pflanzfeld mit einem Brunnen angelegt, das als Ruhepol fungiert und den Verkehr umlenkt. In Verlängerung dessen wird die kleine Gasse am Werderpark als fußläufige Gasse entlang der (historischen) Stadtkante bis zum Werderpark ausgebildet. Der Park dient als grüner Rahmen für das Rathaus. Zugunsten einer größeren Transparenz und Aufenthaltsqualität werden sämtliche Einfriedungen und Randbepflanzungen entfernt. Der bestehende Spielbereich wird aufgewertet, eine neuer Weg schafft eine bislang nicht vorhandene Wege- und Blickbeziehung zum Rathaus. Sämtliche groß gewachsenen und wertvollen Bäume, sowie wesentliche Parkelemente bleiben erhalten und prägen den Charakter des Werderparks. Neue und vorhandene Wege schaffen eine gute Erschliessung der Grünfläche, die vorhandene Strasse wird als befahrbarer, breiter Parkweg umgestaltet, damit der Park als große zusammenhängende Grünanlage im Anlehnung an seine historische Dimension wahrgenommen werden kann.
Das Hof des Postcarrés‘ wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wünschenswert wäre eine Nutzung der Gebäude mit kulturellen Einrichtungen, Galerien und Cafés . Mit seiner ruhigen Atmosphäre steht er im Gegensatz zur turbulenten Fußgängerzone, in seinen Abmessungen wirkt er intimer als der Marktplatz und erhält dadurch seine spezifische Qualität. Er dient dabei als ruhiger Rückzugsort, in dem man bei einem Café die Ruhe geniessen kann oder auf einer der geneigten Rasenflächen in den Himmel schaut. Die zwei geneigten, dreieckig geformten Pflanzfelder beinhalten lichte Bäume und dezente Spielobjekte, die die Aufenthaltsqualität des Hofes steigern. Der diagonale Weg zwischen diesen Flächen führt aus der Innenstadt direkt zum Schützenplatz. Über die gute Einbindung in die Fußgängerströme erscheint ein kommerzielles Überleben gesichert.
Der Schützenplatz ist der größte innerstädtische Freiraum in Peine. Einmal im Jahr dient er als Festplatz und ist Anziehungspunkt für viele Menschen. In der Zwischenzeit ist er dient er als Verkehrsfläche für fließenden Verkehr und entbehrt jeglicher Aufenthaltsqualität, die Verbindung zwischen Innenstadt und Stadtpark ist nicht wahrnehmbar. Als Vorbild für die Umgestaltung dieses bedeutenden Ortes dient die historische Situation. Da war der Schützenplatz als offener Platz von Baumreihen klar begrenzt und eindeutig wahrnehmbar. Aufgrund der im Laufe der Jahre veränderten Verkehrsführung kann die historische Form des Platzes nicht wieder hergestellt werden. Dafür entsteht ein neuer Schützenplatz, der den Zugang zur Stadt markiert. Unter Einbeziehung der geschwungenen Richard-Langeheine-Strasse in die Platzfläche wird der Schützenplatz in Richtung Stadtpark etwas vergrößert. Ziel ist, einen offenen Stadtplatz zu schaffen, der multifunktional nutzbar ist, der sowohl repräsentativen als auch funktionalen Anforderungen gerecht wird und der trotz alles funktionalen Zwänge eine neue Aufenthaltsqualität enthält und als Orientierung dient. Der Platz wird von zwei Platanenbaumreihen gerahmt. Die vorhandenen Bäume werden fast alle in die Fläche integriert. Die Befestigung des gesamten Platzes erfolgt mit einem Granit-Kleinsteinpflaster, das in großen Teilen bereits vorhandene ist. Das bestehende Betonpflaster wird durch neues Natursteinpflaster ersetzt. Gesägte Natursteinplatten dienen als Orientierungshilfe für die erforderlichen PKW-Stellplätze, insgesamt können auf der neuen Platzfläche 521 Stellplätze nachgewiesen werden. Im Mittelpunkt des Platzes entsteht eine verkehrsfreie Platzfläche, bei der ein neuer Pavillon als weithin sichtbarer Dreh- und Angelpunkt Orientierung verschafft. In Anlehnung an historische Vorbilder fungiert der Pavillon als ‚Rundteil‘ und ist zentraler Anziehungspunkt und Treffpunkt während der Schützenfeste. Er könnte eine tragende Rolle im Zeremoniell des Schützenfestes übernehmen. Die Anordnung öffentlicher Toiletten (Entfall der Toiletten am Junggesellenhaus) Parkautomaten etc., sowie ein erster Überblick über die Stadt Peine, evtl. sogar eine „Stadtinformation“ sorgen dafür, dass das Bauwerk während des ganzen Jahres sinnvoll genutzt wird. Die Gestaltung aus einem massiven Sockel und darauf aufbauend, einer leichten Stahlkonstruktion aus Peiner Trägern, verweist auf die Geschichte der Stadt.
Ein direkter Bezug zum angrenzenden Stadtpark und eine Blickbeziehung zum Park-Pavillon wird durch die Platzgestaltung gewährleistet. Richard-Langeheine-Strasse wird in die Platzfläche integriert. Wünschenswert wäre eine Pflasterung der Strasse mit Natursteinpflaster, alternativ ist auch ein eingefärbter und farblich angepasster Asphaltbelag denkbar. Die Zufahrten zu den Stellplätzen erfolgt von der Kantstrasse am Rathaus, bzw. sollte an allen Stellen der Richard-Langeheine-Strasse ermöglicht werden (so, wie es schon heute verbotener Weise praktiziert wird). Das vorhandene Junggesellenhaus wird mit einer rahmenden Grünfläche in den Platz integriert. Bei Nacht wird dem Schützenplatz durch große Lichtstelen eine festliche Atmosphäre verliehen.
Der Platzrand gerade im Bereich des Festsaale der Schützengilde (Westseite des Platzes )wirkt bezüglich der Maßstäblichkeit und architektonischen Ausformung heterogen und ungestaltet. Da realistischerweise aufgrund der Besitztumsverhältnisse an der Bebauung wenig verbessert werden kann, wird vorgeschlagen, eine Baumkulisse als korrigierende Maßnahme zu pflanzen.
Die Entwicklung der Peiner Innenstadt hat das große Potential, viele verschiedene Stadträume mit jeweils ganz eigenen Atmosphären zu entwickeln und Räume für die unterschiedlichsten Begegnungen hervorzubringen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf orientiert sich in allen Belangen sehr stark am Bestand.
Die Aufgabenstellungen werden überwiegend durch punktuelle Eingriffe
und Neugestaltungen bearbeitet.
Der Schützenplatz wird durch Baumreihen klarer gefasst als bisher - sowohl auf der Stadtparkseite als auch auf der Rathausseite. Die Verfasser schlagen eine Achse vom Pavillon im Park über den Schützenplatz Richtung Härke-Brauerei vor. Eine Querungsstelle für Fußgänger über die Richard-Langeheine-Straße fehlt.
Auf dem Schützenplatz wird ein neuer Pavillon als Orientierungs- und Umlenkpunkt platziert. Er soll historische Bezüge zur Schützentradition aufzeigen, die aber mit dem Peiner Freischießen nicht begründet werden können. Das „Rundteil“ steht auf einem dreiecksförmigen Teilraum, der bei normaler Parkplatznutzung wenig Wirkung entfaltet. Mit Freischießen und Festplatzeinrichtungen kann dort aber ein qualitativer Gewinn als Raumangebot entstehen.
Der Schützenplatz wird neu geordnet und die Stellplatzanordnung verändert. Der gesamte Bereich soll mit Naturstein gestaltet werden.
Naturstein auf der Richard-Langeheine-Straße erscheint der Jury fragwürdig bei diesem Entwurfsansatz. Er widerspricht den ansonsten durchgängigen wirtschaftlichen Zielsetzungen. Der stringente Parkplatz hat für den Parksuchverkehr Nachteile. Zwischen Junggesellenzelt und Schützenhaus ist ruhender Verkehr nicht vorgesehen. Aufenthaltsqualität wird jedoch nur ansatzweise dort erzeugt.
Fußgänger und Fahrradfahrer in der Achse Kantstraße werden klar in Richtung Beethovenstraße / Bahnhof geführt. Die vorgeschlagene Außengastronomie am Schützenhaus bildet im Kreuzungsbereich für Fahrradverkehr allerdings Konfliktpotential. Das Wettbewerbsprogramm ist vollständig unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten
durchgearbeitet.
Im 1. Bauabschnitt wird ein verkehrsberuhigter Bereich vorgeschlagen mit definierten Fahrstreifen, Parkplätzen und taktilen Leitstreifen. Verkehrsrechtlich würde sich ein verkehrsberuhigter Geschäftsbereich, Tempo 20, anbieten. Auch der Vorbereich der Kreissparkasse wird mit geringem Aufwand in die Gestaltung einbezogen.
Es wird eine Mischnutzung der Fahrstreifen dargestellt in den Plänen; es ist jedoch bei diesem Vorschlag davon auszugehen, dass sich in der realen Verkehrsabwicklung wieder ähnliche Verhaltensweisen einstellen wie bisher.
Die Qualitätssteigerung wird in erster Linie durch neue Materialien und eine klare Gliederung erreicht. Die Gestaltung des Werderparks ist ebenfalls an den Bestand angelehnt. Neue orthogonal stringente Wege werden vorgeschlagen, aber entwickeln wenig räumliche Qualität.
Insgesamt schlagen die Entwurfsverfasser bei sämtlichen Teilaufgaben eine Neugestaltung mit geringen Eingriffen in den vorhandenen Bestand vor. Dadurch lassen sich Bauabschnitte mit wirtschaftlichen Lösungen bilden. Dieser Entwurfsansatz bietet deshalb wenig überraschende, neue stadträumliche Neuerungen.