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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

Neubauvorhaben der Zielplanung 2015 des Städtischen Klinikums

2. Preis / Mit der Realisierung beauftragt

Preisgeld: 75.000 EUR

wörner traxler richter

Architektur

Erläuterungstext

Leitideen

Mit der Entwicklung einer neuen kraftvollen Mitte wird neben dem historischen Ensemble
eine gleichermaßen identitätstiftende neue Struktur aufgebaut. Das Alte bleibt in seiner Originarität erhalten und dient als Taktgeber für die Entwicklung des neuen Organismus. Hier ist die Transformation des historischen Fensterdetails von gleichem Gewicht wie die Entwicklung einer maßstäblichen und damit respektvollen architektonischen Großform. Übermitteltes und neu Erfundenes stehen somit selbstbewusst nebeneinander und symbolisieren Tradition und Zukunftsoffenheit.
Offen sind auch die baulichen Strukturen. Sie werden durchlässig sein für vielfältige Wegebeziehungen zwischen den Quartieren, aber auch offen für die Umsetzungen zukünftiger unternehmerischer Entscheidungen.
Durch die Entwicklung intelligenter und einfacher haustechnischer Systeme wird die Aktivierung aufwendiger Anlagentechnik hinsichtlich hygienisch notwendiger Bedarfe minimiert.
Die Balance zwischen betriebsorganisatorisch notwendigen kompakten Raumorganisationen und atmosphärisch qualitätvollen, natürlich belichteten und belüfteten Aufenthaltsbereichen wird sorgfältig abgewogen.
Im Ergebnis präsentiert sich die neue Klinik mit einer zeitlosen und klaren, auch in der architektonischen Ausprägung deutlich ablesbaren Haltung, die in Verbindung zwischen Historie und Zukunftsoffenheit, zwischen Humanität und Wirtschaftlichkeitsstreben einen stabilen und unverwechselbaren Rahmen für die Zukunft geben wird.

Städtebau
Eine Analyse der vorhandenen Raumkanten und freiraumplanerischen Achsen ergibt eine
einfache Systematik und Basis für die Anordnung der neuen Gebäude. Beide neuen Bettenhäuser stehen mit ihrer Mittelachse in der Flucht der Mittelachse der historischen Gebäude H und H2. Dadurch ergibt sich zwischen den Bettenhäusern eine freigehaltene Sicht- und Verkehrsachse, die eine einfache Erschließung vom Parkhaus, über das Haus M, das Eingangsbauwerk des Hauses H und des Eingangs der neuen Personalcafeteria im Haus F ermöglichen.
Diese Achse stellt neben der Fortführung der vorhandenen Erschliessungsachse in
Ost-West-Richtung zwischen den Häusern R und S die wesentliche zukünftige Nord-Süd-Verbindung dar. Der Zugang von Norden für die parkenden Besucher findet folgerichtig an dem Schnittpunkt dieser beiden Achsen statt.
Alle neuen Bausteine, auch der neue Baukörper des Institutszentrums und der Küche werden aus den gleichen Grundmaßen entwickelt, die wiederum aus der Metrik der historischen Pavillons entnommen sind. Eine sehr moderate Höhenentwicklung mit 4,5 Geschossen lässt die Neubauten harmonisch in die Bestandssituation einfließen. Von Westen erscheint der Neubau nur 1,5 Geschosse hoch, um einerseits die wahrnehmbare Abwicklung an der Kussmaulstrasse zu verkürzen und um andererseits die Kleinmaßstäblichkeit des historischen Gebäudes K aufzunehmen. Alle vorgegeben Erschließungspunkte werden umgesetzt. Sowohl der Haupteingang im Schwerpunkt der Gesamtanlage, als auch die neue Liegendkrankenzufahrt am Haus R sind richtige Grundsatzfestlegungen. Auch die ebenerdige Wirtschaftszufahrt an der Moltkestrasse zwischen den Häusern T und I ist berücksichtigt. Mögliche zukünftige Erweiterungen können entlang der internen Ost-West Achse auf einfache Weise bis zur Franz-
Lust Straße geführt werden.

Architektonisches Konzept
Eine neue bauliche Identität wird nur über die Akzeptanz, das Verstehen und die Transformation der historischen Gebäude in eine zeitgemäße Architektur, die Ihre Gestalt auch aus den Themen der Nachhaltigkeit und dem Energiebewusstsein ableitet, erzeugt werden können.
Die beiden Bettenhäuser nehmen in Ihrer Proportion und Höhe die Masse der vorhandenen Gebäude auf. Über eine strukturelle Ableitung ihrer Fassade aus den vorgefundenen historischen Motiven wie Laibungstiefen, hochstehenden Fensterformaten und Farbigkeit der Ziegel wird ein architektonischer Transfer vorgenommen, der zu einer ruhigen und eleganten Erscheinung führt. Dabei ist der Anteil der Öffnungen auf das energetisch sinnvolle Maß reduziert.
In der auf Basis des Grundrissrasters entwickelten sehr klar und effizient gegliederten Fassade präsentiert sich auch die Qualität und Kompetenz des Krankenhauses nach außen. Die Raumorganisation ist nach den Prinzipien der Standardisierung von gleich genutzten Raumtypen und der Anpassungsfähigkeit der Raumnutzungen für zukünftige Entwicklungen ausgelegt.

Wirtschaftlichkeit
Die wesentlichen Kennziffern der geplanten Gebäude zeigen eine hochwirtschaftliche Gesamtkonzeption. Sowohl der Kennwert BGF/NF mit 2,03 als auch das Verhältnis A/V mit 0,22 für das Haus M weisen im Vergleich mit realisierten Krankenhausprojekten sehr günstige Werte auf. Gerade die eher geringe Bruttogeschossfläche in Kombination mit den geringen Fensteranteilen und der Lowexergie Konzeption der Haustechnik wird sich in den zu erwartenden Betriebskosten positiv niederschlagen. Auch die vollständige Erfüllung des Raumprogrammes mit leichter Unterschreitungsdifferenz (2% Minderflächen im Haus M) zeigt die kostenbewusste Herangehensweise.

Beurteilung durch das Preisgericht

„Tradition“ und „Zukunftsorientiert“, diese beiden Begriffe aus dem Erläuterungsbericht
beschreiben wahrscheinlich am besten den Entwurfsansatz für die Arbeit.

Durch die Orientierung der U-förmigen Bettenhäuser mit deren Öffnung Richtung Süden bezieht sich der Verfasser in der Planimetrie von Haus M auf die Kleinteiligkeit und Ausrichtung der dort befindlichen Altbauten.

Richtung Norden dagegen nehmen die Bettenhäuser die Maßstäblichkeit der Neubauten auf. Die Grundrisse, die aus der Matrix der historischen Pavillons entnommen sind, verstärken den Bezug zu den Altbauten.

Unterstützt werden diese Qualität in der Stereometrie durch das sensible Eingehen mit Sockel und Traufe auf die Höhenentwicklung der historischen zweigeschossigen Gebäude.

Konsequenter Weise bezieht sich der Verfasser auch in der Physiognomie auf den Bestand, sowohl was die Laibungstiefen, die hochstehenden Fensterformate als auch die Farbigkeit der Ziegel angeht.

Der Eingang ist klar erkennbar, auch wenn das weit auskragende Vordach etwas übertrieben erscheint. Die Orientierung in der Eingangshalle ist gut, die von dieser abgehenden Magistrale setzt mit ihrem großzügigen Außenbezug diese Qualität fort.
Im Bereich der OP‘s besteht eine sinnvolle Trennung zwischen stationären und ambulanten Operationen.

Durch die großen Einheiten mit 10 OP-Sälen besteht jedoch keine ideale Zuordnung, wodurch weite Wege entstehen.

Stationen / Bettenhaus sind nicht zusammenhängend erstellt, die beiden getrennten Aufbauten beinhalten Probleme bei der Ver- und Entsorgung. Rettungswege können nicht gemeinsam genutzt werden. Die Aufteilung der Patientenzimmer ist funktional gut gelöst, 50% der Patientenzimmer haben die Nasszellen zur Außenfassade hin. Ein Vorteil beinhaltet die Planung von OP- und Intensivbereichen auf einer Ebene.

Die Anbindung der ZSVA an Haus S ist über eine separate, außerhalb der ZSVA liegende
Anbindung vorgesehen. Die Anbindung an die OP-Bereiche im Haus M ist gegeben.

Im Institutsgebäude ist die Apotheke auf zwei Ebenen vorgesehen,iwodurch eine optimale
Kommissionierung erschwert ist. Im 1. UG sind Arbeitsbereiche für die Apotheke ohne Bezug zum Tageslicht vorgesehen. Der Grundflächenzuschnitt ist für eine gute Funktion zu schmal. Die Aufteilung zwischen Institut und Speisenproduktion berücksichtigt die unterschiedlichen Aufgabenstellungen. Die Zugänge insbesondere zur Produktionsküche sind aus hygienischer Sicht nicht unproblematisch.

Insgesamt überzeugt das Haus M durch seine präzise Setzung, seine gute Gliederung und seine klare Fassadengestaltung.

Das Haus I ist wegen seiner Baukörper, die sehr formalistisch die Metrix der Altbauten in
Grundrissen aufnehmen, funktional eher schwach.
Plan 01

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Plan 02

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Plan 03

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Plan 04

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Plan 05

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Plan 06

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Plan 07

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Plan 08

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Plan 09

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Plan 10

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