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Nichtoffener Wettbewerb | 03/2012

Entwicklung Güterbahnhof Tübingen

1. Preis

ANP Architektur- und Planungsgesellschaft mbH

Architektur

GTL Landschaftsarchitektur Triebswetter, Mauer, Bruns Partner mbB

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeiter:

Michael Bergholter, Stefan Jan Cichosz, Robin Mai, Fabian Schäfer, Martin Schmittdiel, Markus Staedt, Michael Triebswetter, Andreas Wilkening, Mingge Yu


Drei Bausteine für ein städtebauliches Leitbild des neuen Quartiers:

1. Stadt ist Vielfalt und Mischung
Wesentliche Voraussetzung für die Entwicklung eines zukunftsfähigen neuen Stadtteils ist es, attraktive und nachfrageorientierte Angebote für verschiedene Zielgruppen sowie unterschiedliche Wohn- und Nutzungsformen zu schaffen. Für die im Plangebiet beabsichtigte und mit dem Französischen Viertel und dem Lorettoareal in Tübingen bereits erfolgreich umgesetzte Entwicklung gemischter und parzellierter Quartiere wird deshalb eine robuste städtebauliche Grundstruktur aus aufgelösten Blöcken vorgeschlagen, die eine hohe Flexibilität für unterschiedliche Gebäude- und Wohntypologien sowie gewerbliche Nutzungsformen bietet. Damit können, im Sinne von Viele bauen Stadt, vom eleganten Stadthaus über bei Baugruppen beliebte Zwei- und Mehrspänner bis hin zu wirtschaftlich effizienten Großformen vielfältige städtische Typologien mit hohem Wohnwert realisiert und eine wohnortnahe Versorgung in einem Quartier der kurzen Wege gefördert werden.

2. Belebter Stadtraum und vielfältige Freiraumqualitäten
Das Verständnis des öffentlichen Raums als belebter Stadtraum ist weiterer zentraler Baustein des Leitbildes. Ziel des vorliegenden Konzepts ist es deshalb, Straßen, Plätze und Wege in erster Linie als Aufenthaltsräume für Bewohner und Beschäftigte vor Ort deutlich aufzuwerten und erst in zweiter Linie als Verkehrsraum zu entwickeln. Das ist aus Sicht der Verfasser insbesondere in diesem dispersen und vom Verkehr belasteten Teil der Stadt eine entscheidende Voraussetzung zur Entwicklung eines attraktiven und lebenswerten Stadtteils.
Aus diesen Gründen wird die bestehende Eisenbahnstraße als zentrales Rückrat des Quartiers zu einem mit ca. 25 m Breite großzügig dimensionierten, mit hochwertigen Bäumen und Mobiliar ausgestattetem Quartiersboulevard mit einem eigenständigen Profil aufgewertet. Zentrale Mitte des Areals ist die in weiten Teilen erhaltene historische Güterhalle, die einem öffentlichen Quartiersplatz, der sich zum Boulevard hin öffnet und auch die Südbebauung der Eisenbahnstraße anbindet, eine prägnante Fassung gibt.
Damit wird ein attraktiver Stadtraum mit hoher Aufenthaltsqualität, Verkehrssicherheit und sozialer Kontrolle für Fußgänger und Radfahrer geschaffen und eine repräsentative Adressbildung für Bewohner, Gewerbetreibende und Kunden gefördert.
Mit den vorgeschlagenen gemeinschaftlichen Innenhöfen und den individuell gestalteten privaten Freiräumen in Form von Terrassen, Loggien und Dachgärten entstehen neben der öffentlichen „Grünen Fuge“ differenzierte Freiraumqualitäten und Angebote für unterschiedliche Bevölkerungsgruppen im Quartier.

3. Vernetzung und Mehrwert für die umgebende Stadtstruktur
Stadtentwicklung als ökonomisch effiziente Standortaufwertung von bislang gewerblich und industriell geprägten Räumen muss aus sich heraus eine hohe Lagegunst entwickeln, um attraktive Angebote für breite Bevölkerungsschichten zu bieten. Darüber hinaus stellen innerstädtische und zentral gelegene Grundstücke ein hohes und begrenztes Gut für die Stadtentwicklung dar; es ist vor diesem Hintergrund nur folgerichtig, bei der Entwicklung neuer Quartiere darüber hinaus nach dem Mehrwert für die umgebenden Stadtteile und Quartiere zu fragen.
So werden zur Integration in die umgebenden Stadtstrukturen alle bestehenden Wegebeziehungen aufgegriffen und fortgeführt. Insbesondere durch die Lage von Quartiersboulevard und -platz nicht im Inneren, sondern an der Schnittstelle zum bestehenden Stadtteil werden die umgebenden Stadtstrukturen deutlich gestärkt. Das neue Quartier bietet darüber hinaus die große Chance, die wichtige Gelenkfunktion zwischen Innenstadt, Südstadt und Französischem Viertel städtebaulich aufzuwerten. So wird mit dem Quartiersboulevard die bestehende Radwegvernetzung insbesondere ins Französische Viertel deutlich attraktiver und sicherer. Positiver Nebeneffekt fürs Quartier: Der fahrradfreundliche Ausbau fördert en passant die Belebung der Quartiersachse und die Stärkung des Gewerbestandortes.
Nutzungsbereiche

Das Wettbewerbsgebiet gliedert sich in drei Bereiche, die im Folgenden näher erläutert werden:

Mischgebiet
Das städtebauliche Konzept zeichnet sich im Bereich des geplanten Mischgebietes durch klare, kompakte und robuste Blockstrukturen aus, die durch ein hohes Maß an Flexibilität gekennzeichnet sind und die Schaffung von attraktivem Wohnraum mit privaten und gemeinschaftlichen Freiflächen sowie ein differenziertes Erschließungssystem ermöglichen.
Dabei wird Wert auf eine angemessene Parzellierbarkeit gelegt, um das in Tübingen bereits mehrfach praktizierte Bauen mit Baugruppen und Hofgemeinschaften auch auf dem Areal des ehemaligen Güterbahnhofs erfolgreich umsetzen zu können. Dementsprechend orientiert sich die Größe der Höfe neben einer guten Belichtungssituation für alle Wohnungen an einer überschaubaren Anzahl von Baugruppen und ermöglicht ein hohes Maß an Wohnqualität mit differenzierten Innen- und Außenbezügen bei gleichzeitiger ökonomischer Leistungsfähigkeit. Ziel ist es darüber hinaus, mittels großzügig gemessener und gemeinschaftlich organisierter Innenhöfe Lagevor- und Nachteile einzelner Parzellen teilweise zu kompensieren und für alle Wohnungen einen guten Freiraumbezug zu ermöglichen.
Jeweils zwei Blöcke im Westen und im Osten des Mischgebietes bilden eine Klammer um eine gemeinsame verkehrsberuhigte Nord-Süd-Erschließung; die Innenbereiche sind über halböffentliche Wege miteinander verbunden, die eine untergeordnete, in west- östlicher Richtung verlaufende fußläufige Wegeverbindung ermöglichen und somit zur Bildung funktionierender Nachbarschaften beitragen.
Im zentralen Bereich des Mischgebietes gibt die größtenteils erhaltene Güterhalle mit ihrer südlich vorgelagerten, in den Quartiersboulevard übergehenden Platzfläche die Blockgröße vor. Auch hier binden blockinterne Erschließungswege den östlich benachbarten Block an, der mit einer achtgeschossigen städtebaulichen Dominante den zentralen Quartiersplatz akzentuiert und gleichzeitig die Platzfläche im Osten fasst.
Eine „grüne Fuge“ in der südlichen Verlängerung der Brückenstraße ergänzt das öffentliche Freiraumangebot des urban gestalteten Quartiersplatzes an der Güterbahnhofshalle und ermöglicht als „Fenster in die Landschaft“ attraktive Blickbeziehungen zum nördlich gelegenen Österberg. Bei Realisierung der Regiobahn und ihrer Unterführung stellt die Freifläche gleichzeitig ein wichtiges Teilstück der Nord-Süd Wegeverbindung zwischen der Hügel- und der Brückenstraße dar. Durch das Freihalten dieses Bereiches von Bebauung werden des Weiteren aufwändige Verlegungen der in diesem Bereich vorhandenen unterirdischen Versorgungsleitungen vermieden.
Mit Ausnahme der achtgeschossigen städtebaulichen Dominanten weißen die Blöcke überwiegend fünf Geschosse auf; die Ost-West-orientierten Gebäude sind zur Optimierung der Belichtungssituation teilweise viergeschossig. Die Nordseiten der Blöcke verfügen über eine geringere Bautiefe und eine Höhe von sechs Geschossen. Damit wird das Ziel: Lärmschutz durch Städtebau realisiert: Die Grundrisse werden konsequent zur ruhigen Seite organisiert, die Innenhöfe des Quartier können effektiv abgeschirmt werden, attraktive private Freiflächen sind in Form südorientierter Dachgärten und Loggien realisierbar.
Für vielfältige gewerbliche Nutzungen sind entsprechend den Anforderungen 10% der Bruttogeschossflächen ausgewiesen. Kleine Geschäfte, Dienstleistungseinrichtungen, Büros und gastronomische Angebote sind in den Erdgeschosszonen – insbesondere an der Südseite im Bereich des Quartiersboulevards – vorgesehen. Die in prominenter Lage befindliche ehemalige Güterhalle kann ein viergruppiges Kinderhaus beherbergen; dieser sowie ein Gastronomiebetrieb in dem zweigeschossigen Kopfgebäude tragen zur Belegung des sich nach Süden öffnenden Platzes bei. Grundsätzlich ist die Güterhalle auch für andere gewerbliche Nutzungen nutzbar.

Sondergebiet
Die Bebauung des Sondergebietes ist als städtebauliche Dominante ausgebildet. Sie bildet, von der Innenstadt kommend, das Entree in die Südstadt und markiert darüber hinaus den westlichen Quartiersauftakt. Der Baukörper adaptiert die Blockstruktur des Mischgebietes, die in eine markante, Höfe ausbildende fünfgeschossige Struktur mit einem achtgeschossigen Kopf übersetzt wird. Dabei wird die topographische Situation geschickt genutzt. Das Erdgeschoss bildet einen durchgehenden Sockel, in dem ein Lebensmittelmarkt und kleinere Läden sowie Stellplätzen und Nebenräumen untergebracht sind. Die darauf fußenden vier Geschosse bilden einen nach Norden sowie einen nach Süden ausgerichteten Innenhof aus, der studentischen bzw. altengerechten Wohnangeboten zugeordnet ist. Der achtgeschossige Kopf als städtebauliches Pendant zum Hochpunkt an der ehemaligen Güterhalle beherbergt Büro- und Dienstleistungsnutzungen und bietet darüber hinaus attraktive Aussichtsmöglichkeiten in Richtung Altstadt und Schloss.

Eingeschränktes Gewerbegebiet
Das eingeschränkte Gewerbegebiet liegt nur teilweise innerhalb des Wettbewerbsgebietes. Hier sieht das Konzept ein „Weiterstricken“ der robusten Blockstruktur vor. Während die zum Mischgebiet und dem Quartiersboulevard orientierten viergeschossigen Baukörper die städtebauliche Kante und den Straßenraum fassen und sich zur Ansiedlung von Dienstleistungsunternehmen eigenen, sind die zweigeschossigen Strukturen „in der zweiten Reihe“ prädestiniert, das eingeschränkte Gewerbegebiet durch Ensembles von Handwerkerhöfen funktional mitzuprägen.
Der vorliegende Entwurf erreicht damit eine Bruttogeschossfläche von rund 87.000 qm und erreicht damit annähernd die vom Auslober geforderten Zielwerte. Es handelt sich demnach um einen sehr leistungsfähigen städtebaulichen Entwurf bei gleichzeitig sehr hohem Wohnwert.

Freiraumplanerisches Konzept
Die Neugestaltung der Freiflächen auf dem ehemaligen Güterbahnhofsgelände in Tübingen verbindet sich mit dem vorgeschlagenen städtebaulichen Konzept zu einer klaren Adresse für den neuen Stadtteil. Dieser öffnet sich zur Innenstadt mit einem Entree an der Blauen Brücke im Westen und schließt die bisherige städtische Lücke mit einem großzügigen Quartiersboulevard, der von dort nach Osten entlang des gesamten neuen Stadtquartiers verläuft. Diese städtische Promenade erschließt nicht nur den gesamten Stadtteil, sondern präsentiert sich auch als starkes Identifikationsmerkmal für die Quartiersbewohnerinnen und -bewohner, für die dort arbeitenden Tübingerinnen und Tübinger sowie für die gesamte Stadt. Mit unterschiedlichen Baumarten bepflanzt, verändert sich dieser neue breite Quartiersboulevard im Laufe des Jahres. Besonders im Frühling, wenn die japanischen Kirschen blühen und im Herbst, im Frühsommer, wenn die Schnurbäume cremeweiß blühen sowie im Herbst, wenn sich die Blätter in einem intensiven Farbspiel aus gelb, orange und intensiv rot färben, setzt der Quartiersboulevard einen starken Akzent auch über das neue Quartier hinaus. Die neue Straßenmöblierung aus langen Doppelbänken lädt zum Verweilen unter den in einem unterschiedlichen Takt gepflanzten Bäumen ein.
Zentrales Herzstück des Boulevards wird der Quartiersplatz an der Güterhalle; hier bietet sich die Einrichtung eines Cafés oder Restaurants mit Außengastronomie und Läden besonders an.
Neben der notwendigen verkehrlichen Erschließung des Quartiers führt ein Fußwegesytem durch die halböffentlichen Innenhöfe. Den Wohnungen sind im Erdgeschoss jeweils privaten Freiräume zugeteilt, die von den gemeinschaftlich genutzten Innenhofbereichen (Spielen und Verweilen) durch eine Hecke getrennt sind.
Durch den einheitlichen Bodenbelag im gesamten Quartier, der sich in Nuancen seinen unterschiedlichen Funktionen anpasst, wird Ruhe und Großzügigkeit vermittelt.
Durch die Verwendung einheitlicher und wartungsfreundlicher Materialien (wie Betonplatten und Asphalt für den Quartiersboulevard sowie wassergebundene Wegedecke für die Spielfläche in den Innenhöfen) kann das Konzept unkompliziert und nachhaltig umgesetzt werden.

Verkehrskonzept
Dem Verkehrskonzept liegt ein bewusst einfach strukturiertes Erschließungssystem zugrunde. Der Quartiersboulevard ist als zentrale Erschließungsachse mit Tempo 30 befahrbar, während das gesamte übrige Wegenetz als verkehrsberuhigter Bereiche ausgewiesen wird. Die einzelnen Blöcke werden von halböffentlichen Fußwegen in den Innenbereichen durchzogen, die eine West-Ost-Querung des Quartiers ermöglichen. Die Pkw-Stellplätze sind überwiegend in Tiefgaragen unter den Blöcken angeordnet und werden von Norden erschlossen. Um diese sind ringförmig die Kelleräume angeordnet. Oberirdische Stellplätze werden im Wesentlichen im Norden, zur Bahnfläche hin organisiert.

Integration in die umgebenden Strukturen
Die vorgesehenen Blockstrukturen fügen sich in das Raster des umgebenden Stadtraums ein; Wegebeziehungen ermöglichen eine gute Anbindung an die Innenstadt, die umgebenden Stadtquartiere und wichtige Naherholungsräume wie den Volksgarten und den Grünzug entlang der Steinlach. Der Quartiersboulevard leitet den Fußgänger zur Blauen Brücke und in Richtung Altstadt. Über die „grüne Fuge“ und die städtebaulichen Dominanten werden attraktive Blickbeziehungen zur Altstadt und zum Österberg ermöglicht.

Phasenweise Entwicklung und Abschnittsbildung
Das Konzept zeichnet sich durch eine hohe Flexibilität in Bezug auf die mögliche Folge der Bauabschnitte aus. Im Bereich des Mischgebietes wird eine Realisierung in drei Abschnitten entsprechend der zusammenhängenden Höfe von West nach Ost vorgeschlagen. Das Sondergebiet ist in zwei Parzellen teilbar und ermöglicht einen frühen und unabhängigen Baubeginn im Sondergebiet, ein wichtiger Vermarktungsaspekt, da sowohl das Entreegebäude wie auch das gemischte Wohn- und Einzelhandelsgebäude neben der ehemaligen Güterhalle Identität stiftende Wirkung entfalten werden.

Nachhaltigkeit der Konzeption
Der Begriff Nachhaltigkeit hat im Bereich Städtebau verschiedene inhaltliche Ausprägungen. Die robuste städtebauliche Struktur ermöglicht ein hohes Maß an Flexibilität, so dass auch auf lange Sicht unterschiedliche Wohnansprüche befriedigt werden können und bauliche Anpassungen leicht verträglich vorgenommen werden können. Bezogen auf das Thema Energie und Schonung der Energieressourcen entspricht das vorliegende Konzept auf verschiedenen Ebenen dem Anspruch der Nachhaltigkeit und erfüllt wegen seiner günstigen Ausrichtung grundsätzlich die Voraussetzungen eines Solarquartiers.

Energieerzeugung vor Ort: Das städtebauliche Konzept eignet sich aufgrund der Aufteilbarkeit in kleinere Einheiten/Module sehr gut für dezentrale Energieversorgungssysteme wie Anlagen zur Kraft-Wärme-Kopplung (z.B. BHKW), die sich durch einen hohen Wirkungsgrad auszeichnen. Aufgrund der günstigen Ausrichtung eignen sich nahezu alle Dachflächen für die Ausstattung mit Photovoltaik-Anlagen. Die Kombination beider Energiequellen kann über intelligente Steuerungs- und Speichersysteme zur Schonung nicht regenerativer Energieträger beitragen. Alternativ ist eine komplette Einspeisung des Solarstroms in das öffentliche Netz denkbar, wodurch die ökologische Gesamtbilanz auf städtischer Ebene verbessert wird.

Wärmeverluste minimieren: Die kompakten Baukörper weisen ein energetisch günstiges A/V-Verhältnis auf und ermöglichen in Kombination mit einer zur Sonne orientierten Grundrissaufteilung und einer hochwertigen Dämmung mindestens den KfW-Effizienzhaus 70-Standard. Des Weiteren tragen Dachbegrünungen zur Isolierung und Minimierung der Überwärmung bei.

Ressourcenschonung durch Mobilitätsvermeidung: Aufgrund der integrierten Lage und Nähe zur Altstadt sowie verschiedener Versorgungseinrichtungen kann der motorisierte Individualverkehr aus den Reihen der Quartiersbewohner reduziert werden.

Ressourcenschonende Mobilität stärken: Aufgrund der guten ÖPNV-Anbindung des Areals, die sich mit der geplanten Regionalbahn noch verbessern wird, kann der motorisierte Individualverkehr (MIV) reduziert werden. Ergänzend werden die Einrichtung von Car-Sharing-Angeboten und E-Tankstellen empfohlen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Aus dem Preisgerichtsprotokoll:
„Den Quartiersboulevard auf der Eisenbahnstraße kann man als Erfindung des Entwurfs bezeichnen. Die Straße wird etwas aufgeweitet zu einem öffentlichen Raum für alle Verkehrsteilnehmer und für den Aufenthalt. Dadurch schließt das Wettbewerbareal mit hoher Qualität an die Südstadt an. (…) Der Boulevard setzt eine Entwicklung an dieser Stelle voraus. Zugleich erweist er sich als intelligenter »Trick«, da in Folge die Tiefe der neuen Blöcke zu einer praktikablen Dimension verkleinert wird. Es ergeben sich sehr selbstverständlich 5 dieser Baublöcke, die variabel eine für Tübingen typische Mischung an Bauherren aufnehmen können. Auch resultiert daraus eine gute Wirtschaftlichkeit und hohe Flexibilität: größere Investoren so wie die erwähnte Tübinger Bauherren wären gleichermaßen gut bedient. In dieser Struktur kann der alte Güterbahnhof hervorragend bestehen und die öffentlichen Aufgaben wie Café und Kindergarten aufnehmen. Der öffentliche Platz an dieser Stelle im Süden der Halle wirkt wie eine Aufweitung des Boulevards Eisenbahnstraße – selbstverständlich, funktional und als das Quartier prägender Stadtraum. Die Situation wird durch ein 8-geschossiges Gebäude betont.
Die gut proportionierten Blöcke des Mischgebietes gehen konsequent und harmonisch in das Sondergebiet am Brückenkopf über und enden in einem Hochpunkt am Punkte der Unterführung unter der Reutlinger Straße, der ein Hotel aufnehmen könnte. Vorgelagert an der Brücke ein öffentlicher Platz und eingelagert zwei Gartenhöfe für die Sonderwohnformen machen aus der S-förmigen Gebäude ein gut zoniertes Ensemble. (…) Die Gebäudestruktur ist flexibel bezüglich der Nutzungen, man kann diese noch schieben. (…) Generell ist dieser Bereich in der vorgeschlagenen Grundkonzeption wirtschaftlich darstellbar.
Im Norden entlang der Bahn liegen die Zufahrten zu den Tiefgaragen jeweils unter den Blöcken: Lärm zu Lärm. Die Eichenreihe, die hier die Straße begleitet, wird sehr gelobt. Alleen sind für Tübingen typisch, eine große historische Tradition, die hier aufgegriffen wird. (…)
Der Entwurf verspricht, dass Wohnen im Erdgeschoss bei der vorgeschlagenen Struktur und Dichte möglich sein wird. Eine abschnittsweise Realisierung ist leicht möglich. Der Anschluss nach Norden an das Neckarwehr und die zukünftige Regionalbahnhaltestelle wird mit einer Unterführung deutlich und unaufgeregt gelöst, eine schöne breite Rampe in einer der Fugen zischen den Blöcken nimmt diese auf.
Der Entwurf wirkt auf den ersten Blick einfach und wenig aufregend. Die großen Qualitäten zeigen sich erst auf den zweiten Blick und versprechen dann ein gutes Grundgerüst für die formulierten städtebaulichen Ziele. Insbesondere die Lösung für die Eisenbahnstrasse erweist sich als ein großer Wurf.“