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Beschränkt - kooperatives Wettbewerbsverfahren nach 2.4 GRW 1995. Dem Wettbewerb wird ein Auswahlverfahren vorgeschaltet. | 07/2005

Freiraumgestaltung des ehemaligen ULAP-Geländes

Entwurf

Entwurf

2. Preis

Burger Landschaftsarchitekten Susanne Burger und Peter Kühn Partnerschaft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext




INTRO
Unsere Recherche brachte unerwartete Resultate zur Rolle des ULAP-Geländes in der deutschen Geschichte. Die Ereignisse halten wir für zu bedeutend, um sie kommentarlos zu übergehen und einfach einen üblichen Westentaschenpark zu gestalten. Es erscheint uns angemessen auf diesen geschichtlichen Hintergrund mit unserer Gestaltung hinzuweisen.
Unser Entwurfsansatz beruht auf dem Bedürfnis die Geschichte in die Gestaltung einzubeziehen, als Gegenstand der Gestaltung zu wählen ohne eine von dieser Geschichte dominierte Athmosphäre zu erzeugen.
Der Besucher soll das ULAP-Gelände als angenehmen, aufenthaltswerten Ort empfinden, insofern soll die geschichtliche Präsenz nicht dominieren, aber gegenwärtig bleiben.

Die geschichtlichen Fakten, auf die wir uns beziehen, sind folgende:

1879 eröffnet des ULAP-Geländes mit der ersten Berliner Gewerbeausstellung.

1919 werden über 100 ermordete Spartakisten aus dem Zellengefängnis Lehrter Straße, den Moabiter Kasernen und dem Kriminalgericht auf dem ULAP-Gelände verscharrt.

1933 wird das ULAP-Restaurant "Messepalast" Treffpunkt und Folterraum der Sturmabteilungen I, II und VI.

1945 Ende April werden über 100 Verdächtige des Anschlages auf Hitler vom "20. Juli 1944" unter dem Vorwand der Freilassung auf das ULAP-Gelände geschafft und dort erschossen, unter ihnen Albrecht Haushofer, in dessen Taschen man später die sogenannte 'Moabiter Sonette' findet.

1945 Anfang Mai werden der flüchtige Hitler-Vertraute und Leiter der Partei-Kanzlei Martin Bormann und der SS-General und Hitlers Leibarzt Ludwig Stumpfegger auf der Eisenbahnbrücke zum Lehrter Bahnhof tot aufgefunden und auf dem ULAP-Gelände vergraben. Erst 1973 werden ihre Leichen bei Bauarbeiten wiedergefunden und identifiziert.

All dies ereignete sich auf dem ehemaligen ULAP Gelände. Ein Großteil des alten Messegeländes ist umgenutzt, die hier zu gestaltende Fläche ist bis heute unbebaut geblieben und stellt ein nicht überformtes Reststück dar. Wir sehen hier den Ort auf die Geschichte Bezug zu nehmen.


DIE GESTALTERISCHEN INTERVENTIONEN

DIE TREPPE
Sie bleibt erhalten, wird wo notwendig stabilisiert, ihre Laufrichtung gibt die Spur unserer Zeitschichten vor. Ein Treppenelement wird auf der vollen Treppenlänge nach Südosten herausgeschoben und als funktionsfähige Treppe wiederhergestellt. Ihre Verlängerung bildet den Hauptweg in Richtung Lehrter Bahnhof. DER BAUMBESTAND Er bleibt erhalten, nur vitalitätsschwache Bäume und zu enge Baumstellungen werden entnommen. Er bildet ein hohes großes Dach unter dem geschützter Aufenthalt möglich ist.

DIE HECKE
Der räumliche Abschluß nach Norden wird von 4 m hohen Heckenscheiben aus Linden gebildet. Sie vermitteln eine angenehme Geschlossenheit gegenüber dem offenen und zugigen Stadtbahnviadukt und zur Straße am ULAP.

DIE SCHIENEN
Die Verbindung von den beiden ehemaligen Bahnunterführungen zum MK6/MK4 wird aufgegliedert in mehrere Wege, dem Bild der ehemaligen Gleiskörper entlehnt. Dieser Raum soll kein eigenständiger Platz vor den Unterführungen werden, sondern sich der Gesamtheit des kleinen Parks unterordnen. Der Boden gliedert sich in Belags- Rasen und Schotterlinien, deren Auffächerung schon in den Unterführungen beginnt.

DIE KATAKOMBEN
Möglicherweise können sie Ausstellungsraum bieten für eine vertiefende Darstellung der geschichtlichen Ereignisse zwischen 1879 und 1945. Wir möchten dies allerdings nicht als Gedenkstätte verstanden wissen. In jedem Fall erscheint es uns sinnvoll einen stichwortartigen Abriss der Ereignisse anzubringen.

DIE ZEITSCHEIBEN
Die Treppe gibt die historische Spur vor, die wir inhaltlich in unserem Park in den Mittelpunkt stellen. Halbtransparente Scheiben staffeln sich den 5 wichtigen Ereignissen entsprechend in den Park. Ihr Aussehen wird nicht unterschieden, sie sind einfach Merkzeichen der Geschichte des ULAP. Als großes eindruckvolles Parkmöbel entfalten sie auch ohne Kenntnis der geschichtlichen Ereignisse ihre parkbestimmende Ästhetik. Ausgehend vom ULAP als Glaspalast sind die Zeitscheiben aus Glas geformt. Glasscherben werden zu neuer Form gegossen. Dabei verschmilzt der Großteil der Scherben, dazwischen sind immer noch ungeschmolzene Partikel zu entdecken, die jeder Scheibe ihre eigene geheimnisvolle Struktur und Färbung geben. Diese individuelle Struktur und Färbung steht für die unterschiedlichen Ereignisse des Geländes.
Nachtplan

Nachtplan

Eingangsbereich, Alt-Moabiter Straße

Eingangsbereich, Alt-Moabiter Straße

Treppenanlage

Treppenanlage

Zeitscheiben

Zeitscheiben

Unterführung mit Wegebändern

Unterführung mit Wegebändern