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4. Rang 5 / 5

Nichtoffener Wettbewerb | 03/2012

Bauliche Erweiterung Bündner Kunstmuseum

Deux Têtes

5. Rang

Durisch + Nolli Architetti

Architektur

Martin Klauser Landschaftsarchitekt

Landschaftsarchitektur

Achobau AG

Bauingenieurwesen

Fürst Laffranchi Bauingenieure

Bauingenieurwesen

Tecnoprogetti SA

TGA-Fachplanung

Erisel SA

Bauphysik

Beurteilung durch das Preisgericht

In Anlehnung an den Titel verschiedener Werke Alberto Giacomettis stellt der Verfasser zwei Köpfe in Beziehung, die das neue Ensemble des Bündner Kunstmuseums bilden sollen.
Ein bezüglich Footprint der klassizistischen Villa Planta ähnlicher neuer Baukörper wird als Ersatz für den Sulserbau der Villa gegenübergestellt. Dieser Neubau ist leicht gegen die Grabenstrasse verschoben, nimmt darauf aber richtigerweise keinen geometrischen Bezug.
Mit Verweis auf klassizistische Vorbilder von Palladio bis Schinkel wird eine vorgestellte Fassade aus Kunststeinfertigteilen vorgeschlagen, die nicht der effektiven Gebäudetruktur entspricht. Durch diese Massnahme und durch die subtile Rhythmisierung der Elemente gelingt es trotz dem wesentlich höheren neuen Baukörper einen massstäblichen Bezug zur Villa Planta herzustellen.
Der Haupteingang wird analog des ursprünglichen Zuganges zur Villa Planta gegen die Grabenstrasse ausgerichtet.
Das als zentrale Drehscheibe ausgebildete, zweigeschossig Foyer ist bezüglich dem Parkniveau um ein Geschoss tiefer gesetzt, was leider zu einem aufwendigen Erschliessungssystem der Gesamtanlage führt. Das Museumscafé befindet sich unabhängig vom Foyer auf dem Eingangsniveau mit Sicht auf die Villa Planta und kann sinnvollerweise auch direkt von aussen erschlossen werden.
Der Wechselausstellungsbereich ist auf die drei Obergeschosse verteilt, wobei das zweite Obergeschoss völlig stützenfrei ausgebildet ist und das oberste Geschoss durch das Dach Tageslicht erhält. Die Deckenstärken in diesen Bereichen genügen den Infrastrukturanforderungen jedoch nicht. Die Sammlung wird im Untergeschoss als Promenade architecturale formuliert und es ist dem Verfasser ein grosses Anliegen, die Mehrzahl dieser grosszügigen, unterschiedlich proportionierten und dimensionierten Räume mittels Oblicht mit Tageslicht zu versehen, was den Besucher vergessen lässt, dass er sich in einem Untergeschoss befindet.
So überzeugend sich diese beiden Ausstellungsbereiche präsentieren, so aufwändig ist deren Erschliessung. Sowohl die Treppenanlage in die Obergeschosse, wo eine zentrale monumentale Treppe in eine seitlich angelagerte zweiläufige Treppe übergeht, wie auch das in den Schnitten nur ungenügend dokumentierte Rampengebilde, das die neuen Sammlungsräume und die Villa Planta erschliesst, sind mit langen Wegen verbunden und räumlich wenig attraktiv.
Das typologisch begründete Andocken an die Villa Planta unter dem ehemaligen Haupteingang, stellt einen interessanten Beitrag dar, wird aber teuer erkauft, muss doch die Villa Planta auch auf dieser Seite auf der ganzen Länge unterfangen werden. Die Eingriffe im Inneren der Villa werden dagegen auf ein Minimum beschränkt.
Für die Anlieferung mit grossen Transportfahrzeugen muss der östliche Vorplatz des RhB-Verwaltungsgebäudes neu gestaltet und topographisch angepasst werden, was einen Verstoss gegen die Wettbewerbsvorschriften bedeutet. Die Einhausung und die Liftverbindung zu den sich im dritten Untergeschoss befindenden Museumstechnikräumen und zu der Schreinerei funktioniert gut. Leider ist dieser Bereich zu klein dimensioniert und gänzlich ohne Tageslicht konzipiert. Die bestehende Gartenanlage der Villa Planta bleibt in ihrer Struktur erhalten. Der Zugang von der Bahnhofstrasse her wird geschlossen, dadurch wird der Garten in seiner ursprünglichen Gestalt gestärkt. Der Baumbestand wird erhalten und ergänzt. Die Aufweitung des Trottoirs bei der Grabenstrasse zum Haupteingang hin ist schlüssig und kann
als neue Adresse funktionieren. Der Aufenthaltsbereich zwischen den Museumsbauten wirkt durch die Anordnung der Oblichter verstellt und mindert dadurch die Aufenthaltsqualität. Die Aussenraumgestaltung der RhB-Anlage wirkt fragmentiert und müsste noch präzisiert werden.
Negativ fällt die komplizierte Erschliessungsstruktur im Inneren ins Gewicht, die sowohl das hindernisfreie Bauen als auch die Erfüllung der brandschutztechnischen Anforderungen erschweren.
Das Projekt kann mit wenigen Anpassungen und einer verbesserten Wärmedämmung Minergie®-P konform ausgeführt werden. Die Verschattung bei den Oblichtern ist nicht gelöst.
Die Kosten liegen im Bereich der Vorgabe von CHF 30 Mio.
Die Stärke des Projektes Deux Têtes liegt in der städtebaulichen Grundhaltung und im spannenden architektonischen Dialog zwischen dem Neubau und der klassizistischen Villa Planta.
4. Rang 5 / 5