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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2012

Zwischen Stephanien- und Vincentistraße

Anerkennung

Preisgeld: 4.666 EUR

Thomas Schüler Architekten und Stadtplaner

Architektur, Stadtplanung / Städtebau

faktorgruen

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Wohnen am Park - Neue Grünräume für Baden-Baden

Städtebau

Die besondere topgraphische Lage Baden-Badens, mit seinem Talkessel und den markanten Hanglagen, hat die bauliche Entwicklung der Stadt geprägt und ein wertvolles stadträumliches Gefüge geschaffen. Der Entwurf soll sich in diese historisch gewachsene Umgebung einfügen und die Qualitäten auf dem Plangebiet weiterführen.

Das Plangebiet wird heute durch die markanten Stützmauern geprägt, die charakterbildend im gesamten Stadtbild verwendet wurden um die Hanglagen bebaubar zu machen.
Schmale Treppenwege dienten der Erschließung.

Das Konzept sieht vor, die bestehenden Stützmauern weitestgehend zu erhalten, zu ergänzen und als Basis für die neue Entwicklung zu machen. Durch die gemauerten Sockel entsteht eine natürliche Abgrenzung zwischen dem öffentlichen und dem privaten Raum.

Die mit Mauern umsäumten Baufelder gruppieren sich ringförmig um den Innenraum und lassen so eine öffentliche grüne Mitte als neue Parkanlage entstehen. Der Park wird bis an die Stützmauern herangeführt, mit dem Ziel ihn möglichst groß erscheinen zu lassen. Einzelne Gebäudegruppen, die Parkvillen und die Kettenhäuser, liegen frei im Grünraum und werden Teil des Parks.

Die neuen Gebäude auf den mauergefassten Baufelder entwickeln sich aus der Typologie der Nachbarschaft heraus und komplettieren in selbstverständlicher Weise den Bestand. Die Stadt soll hier mit ihren eigenen Regeln weitergebaut werden, mit dem Ziel ein harmonisches Ganzes zu schaffen.

Die verschiedenen Baufelder erhalten unterschiedliche Typologien:

Das Baufeld an der Scheibenstraße wird mit städtischem Geschoßwohnungsbau ergänzt und die Straßenflucht geschlossen.

Das Baufeld entlang der Stepanienstraße wird heute durch seine großen Einzelhäuser geprägt, was in diesem Sinne erhalten bleiben und ergänzt werden soll.

Das Villengebiet in Hanglage wird im Baufeld an der Gartenstraße durch weitere solitäre Einzelhäuser als individuelle 1-2 Familienhäuser ergänzt.


Grüne Mitte

Die vorhandene Talzone wird erhalten und zu einem zentralen Grünraum entwickelt, der eine großzügige Verbindung zwischen den Wohngebieten und der Innenstadt herstellt.
Als öffentlicher Grünraum besitzt er ein Höchstmaß an Durchwegungen und Vernetzungen, wodurch er zu einem wichtigen freiräumlichen Element für die Stadt wird.

Durch die Parkanlage entsteht eine Aufwertung für das gesamte Viertel, die zu einer Identifikation seiner Bewohner führen wird. Der Park funktioniert als Freizeit- und Spielfläche und betont das kinder- und familienfreundliche Wohnquartier. Die angrenzenden Wohnhäuser erhalten ihre neue Adresse „Wohnen am Park“.

Der westliche Parkzugang wird mit einem Stadtplatz betont, der für die Kommunikation von Alt und Jung dient. Weitere Flächen für Aktion und Kommunikation werden in den Park integriert. Die Freifläche des Kindergartens wird wie selbstverständlich ein Bestandteil Grünraums.

Der Großteil des alten Baumbestands wird erhalten und ist zukünftig charakterprägend für den neuen Grünraum. Die lockere und durchlässige Parkgestaltung stellt einen fließenden Übergang zu den Parkanlagen der Villa Brumm her und stärkt die klimatologische Wirkung als Kaltluftschneise.




Wohntypologie / Haustypen

1. Geschoßwohnungsbau an der Scheibenstraße

Die beiden 4-geschossigen Gebäude bilden eine klare bauliche Kante zur Scheibenstraße und definieren den öffentlichen Straßenraum. Nach Süden entstehen ruhige begrünte Gärten mit wohnungsnahen Außenflächen. Der Mauersockel wird in diesem Bereich ergänzt und betont die private Insellage der Grundstücke.

Die Gebäude beinhalten die Bandbreite von Kleinwohnungen bis Großwohnungen und stellen eine flexible Struktur für unterschiedliche Lebensmuster dar. Als Zielgruppe bieten sich hier seniorengerechte Wohnungen an, die als einzelne Appartements oder als zusammengelegte Wohngruppe funktionieren können.

2. Parkvillen im Grünraum

Die drei Parkvillen liegen frei im Grünraum und sind für kinder- und familienfreundliches Wohnen vorgesehen. Die Grundrisse besitzen unterschiedliche Größen und können flexibel auf die jeweilige Familiengröße reagieren. Zusammenlegung und Teilung ermöglicht ein generationsübergreifendes Wohnen.

Die Erschließung erfolgt über einen rückseitigen Wohnweg, ausgehend von der Stephanienstraße, worüber die privaten Stellplätze im Untergeschoß angefahren werden. Der Wohnweg besitzt eine hohe Aufenthaltsqualität für nachbarschaftliche Begegnung und funktioniert als kommunikative Spielstraße.

Der kleine baumüberstandene Nachbarschaftsplatz mit Spielflächen bildet den Zugang und dient als vielseitiger Treffpunkt. Hier befinden sich auch die Besucherstellplätze. Die Privatgärten können über Hecken und kleine Böschungen vom öffentlichen Park getrennt werden.

3. Kettenhäuser am Hang

Die Bebauung der südlichen Parkkante wird über Kettenhäuser als gereihte Ein- oder Zweifamilienhäuser gebildet, die sich in den Hang hinein legen. Sie bilden ein Gegenüber zu den Punkthäusern der Stadtvillen und folgen dezent dem Höhenverlauf.

Große Öffnungen schaffen Gliederung und ermöglichen vielfältige Durchblicke in das Tal. Das Haus wird zum Garten hin durchlässig und schafft neue Wohn- und Raumqualitäten. Der Durchgang mit seiner breiten Treppe dient als überdachter Freibereich. Die Wohnräume orientieren sich zu beiden Himmelsrichtungen und gewährleisten gleichermaßen Sonne und Ausblicke. Die große durchlaufende Dachterrassen schafft eine introvertierte Hofsituation und öffnet das Haus nach oben.

Die Erschließung erfolgt über eine Anliegerstraße die dem Hangverlauf folgt und an das angrenzende Straßennetz anschließt. Im Zufahrtsbereich befinden sich kleine Platzsituationen an denen sich die Besucher- und die Lehrerstellplätze befinden.

4. individuelle Einzelhäuser in Hanglage

Auf der flachen Hanglage entlang der Gartenstraße entsteht ein Baugebiet mit individuellen Einzelhäusern. Sie entwickeln sich aus der Solitärbebauung des Annabergs heraus und schaffen Grundstücke für unterschiedliche Bauformen.

Die Grundstücke können an Familien zur individuellen Bebauung vergeben werden, was dem Ziel eines gewachsenen Stadtbildes entgegenkommt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf passt sich gut in das historische umgebende Stadtgefüge ein.
Die beiden Bebauungsfelder, einmal im Norden entlang der Scheibenstraße
und zum anderen im Süden in Anlehnung an den Gartenweg fassen in einer angemessenen Form den Grünraum in der Mitte ein.
Der Grünraum beginnt bereits jenseits der Vicentistraße, ist von hier über eine
neue Treppenanlage erschlossen und zieht sich bis zur Stephanienstraße in
einer ansprechenden Form durch, wodurch auch die Anforderungen an die
Erhaltung der Belüftung bezüglich derKaltluft erfüllt sind und funktionsfähig
umgesetzt wurden. Beide Baufelder weisen mit ihrer Bebauungsstruktur
auf die bestehende Umgebung hin. Entlang der Scheibenstraße
mit einer unterbrochenen Raumkante auf die innerstädtische
Nachbarschaft, während am Gartenweg mit den Einzelhäusern der
Übergang zu den Villen hergestelltwird.
Die im Grünraum platzierten „Parkvillen“ sind in ihrer Körnung etwas
zu groß geraten. Ebenso bilden die Kettenhäuser am Hang eine Barriere
für die dahinter liegenden Einzelhäuser am Gartenweg.
Grundsätzlich ist die bestehende topografische Linienführung bei der
Planung der Neubebauung eingeflossen.Die gewünschte Durchmischung der
Wohnungstypen ist im Entwurf gelungen.Durch das gewählte Erschließungssystem
ist die Anfahrbarkeit weitgehend erfüllt. Die erforderliche Parkierung
über Tiefgargen unter den Gebäuden ist nachgewiesen. Die einzelnen, über
den Grünraum erschlossenen TGZufahrten der drei Parkvillen belasten
jedoch die Qualität des Außenraums.Die Erschließung der TG entlang der
Kettenhäuser ist nicht nachvollziehbar.
Insgesamt lässt das gewählte Erschließungssystem den Ansatz eines
verkehrsberuhigten Quartiers erkennen. Die Kennwerte zeichnen den Entwurf
als wirtschaftlich aus. Insgesamt stellt der Entwurf eine stabile
und robuste städtebauliche Grundlage dar, bei Mängeln in einzelnen
Teilbereichen.
Modell

Modell

Wettbewerbsplan 1

Wettbewerbsplan 1

Wettbewerbsplan 2

Wettbewerbsplan 2

Wettbewerbsplan 3

Wettbewerbsplan 3

Modellfoto 1

Modellfoto 1

Modellfoto 3

Modellfoto 3