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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2012

Fassadengestaltung Bettenhochhaus Charité Mitte

Ansicht Luisenstraße

Ansicht Luisenstraße

2. Preis / Nach Überarbeitung

Preisgeld: 32.000 EUR

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

KFE Kucharzak Fassaden Engineering

Fassadenplanung

Erläuterungstext

Das bestehende Bettenhochhaus zerfällt architektonisch in einzelne großmaßstäbliche
Gebäudevolumina, die wenig an formalem Zusammenhang besitzen. Die
Uneinheitlichkeit des Erscheinungsbildes wird weiter verstärkt durch die ungünstigen
Proportionen, unterschiedliche Rastermaße, Brüstungshöhen, Fassadentypologien und
Gliederungselemente.

Die von uns vorgeschlagene Fassade führt die unterschiedlichen, disparaten
Gebäudeteile und Konstruktionselemente des bestehenden Bettenhochhauses zu einer
prägnanten Großform zusammen, die einer einheitlichen Idee und einem
durchgehenden Gliederungssystem gehorcht. Die Einheitlichkeit der Materialität und
die stark vertikale Gliederung lassen das Hochhaus aus dem Boden emporwachsen und
verankern es mit seinem Standort. Sie verleihen dem im Grundriss stark plastischen
Baukörper in der Fernsicht aus unterschiedlichen Richtungen ein sich ständig änderndes
und doch einheitliches, prägnantes Erscheinungsbild.
Die helle, reflektierende, silberne Fassade verleiht dem gegebenen, unförmigen
Baukörper eine gewisse Leichtigkeit und Abstraktion. Sie reflektiert das umgebende
Licht und nimmt seine Farbigkeit auf. Das Erscheinungsbild verändert sich im Verlauf
des Tages und der Jahreszeiten je nach Blickrichtung, Wetter und Sonnenstand.
Das Projekt thematisiert die Idee des Vorhangs, die in der Aufgabe der Umhüllung einer
bestehenden Konstruktion enthalten ist. Die Fassade besteht aus unterschiedlich
breiten und verschiedenartig wellenförmig geformten Aluminiumpaneelen, deren
Abfolge einen metallenen Vorhang evoziert. Dabei war uns eine unterschiedliche
Lesbarkeit der Fassaden wichtig. Während die plastisch gewellte metallene Oberfläche
als ein silbern reflektierender Vorhang lesbar ist, welcher die unterschiedlichen
Elemente und Volumina des Hauses zu einer einheitlichen Großform zusammenfügt,
wirken die vertikalen Vor- und Rücksprünge gleichzeitig wie Lisenen, welche das breite
Volumen in die Höhe strecken, die Fassade plastisch gliedern und ihr eine feingliedrige
Maßstäblichkeit verleihen.

Die unterschiedlich breiten Falten der „Vorhang-Fassade“ und die Dominanz ihrer stark
vertikalen Gliederung überspielen die Unregelmäßigkeiten des bestehenden
konstruktiven Rasters sowie der unterschiedlich hohen Brüstungen einzelner Geschosse.
Die Faltung der Fassadenpaneele integriert zugleich die fensterlosen, massiven
Seitenteile in ein einheitliches Fassadenbild. Die Fassadenverkleidung verhüllt dabei die
offenen Sicherheitstreppenhäuser, die nun nicht mehr in der Fernsicht vom Norden das
Erscheinungsbild des Hauses prägen. Die notwendige Durchlüftung wird durch die
Lochung der Fassadenpaneele und Schlitze zwischen den Paneelen gewährleistet.
Die Fenster im Bettenhochhaus sind als festverglaste Elemente mit außenliegendem
Sonnenschutz an den Süd-, Ost und Westfassaden geplant. Der Sonnenschutz ist als
Vertikalmarkise mit seitlicher Schienenführung für hohe Windlasten ausgelegt. Die
opaken Bereiche der Fassade werden als gedämmte Sandwichpaneele ausgebildet, in
die Öffnungsklappen integriert sind. Die wellenförmige Fassadenbekleidung aus
Aluminiumblech wird vor den Sandwichpaneelen und damit auch vor den Klappen
befestigt, so dass diese von außen nicht sichtbar sind. Die Lüftung erfolgt über
bereichsweise Lochung der Aluminiumwellen. Auf ähnliche Weise können Zu-und
Abluftöffnungen hinter der Verkleidung in die Paneele integriert werden.
Durch die jeweils unterschiedliche Kombination von wenigen, vorgefertigten, immer
wiederkehrenden „Wellenelementen“ entsteht ein bewegtes Bild.
Die Fassade wird im 22. Obergeschoss als Blindfassade ausgebildet, so dass der
dominante bestehende Dachaufbau größtenteils nicht sichtbar ist und gegebenenfalls
weitere technische Geräte auf der Dachfläche angeordnet werden können.
Die Reinigung und Wartung der Fassade von außen erfolgt über eine Befahranlage, die
auf Höhe der Decke über dem 22. Geschoss an der Kante des bestehenden Dachaufbaus
montiert wird.

Die Fassade des Neubaus ist als eine vorgehängte Konstruktion aus ähnlich gewellten
Aluminiumblechen ausgebildet, die aber in regelmäßigem Abstand in dem Raster von
1,25m montiert sind. Hier ist jedes 2. Fenster öffenbar, textiler Sonnenschutz ist an der
Süd-, West-, und Ostfassade vorgesehen. Die Reinigung und Wartung erfolgt von
außen über Steiger oder eine Befahranlage.
Die Fassaden und Fenster im Bestandsgebäude und im Neubau erfüllen jeweils den
notwendigen Schallschutz. Bei den Bereichen mit besonders hohen Anforderungen
kann die Öffnungsklappe als schallgedämmtes Öffnungselement ausgeführt werden,
oder im Zwischenraum zwischen Klappe und Bekleidung eine opake
„Prallscheibe“ montiert werden.

Die Fassaden für beide Gebäude sind aus wenigen immer wiederkehrenden Elementen
modular aufgebaut, es kann also ein sehr hoher Vorfertigungsgrad vorausgesetzt
werden. Durch die Hervorhebung der Vertikalen ist die Fügung der Elemente äußerst
einfach. Die Fassaden wiegen ca. 150kg/qm.

Die Fassade für das Bettenhaus ist als eine Elementfassade konzipiert, eignet sich
grundsätzlich aber auch für eine konventionelle Ausführung, die gegebenenfalls
wirtschaftlicher sein könnte. Die Montage von Oben nach Unten wäre dann auch
gegeben. Eine entsprechende Überprüfung müsste in einem weiteren Planungsschritt
erfolgen.

Da die Profile der Fenster- und Öffnungselemente durch die Ausbildung der Fassade
von außen nicht sichtbar sind, wäre im Hinblick auf die Kosten auch die Verwendung
von Kunststofffensterlemementen denkbar.

Beurteilung durch das Preisgericht

Das Konzept des Entwurfes von Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH, Berlin vermittelt glaubwürdig die Idee, wie sich der großmaßstäbliche Baukörper der Charité in der Stadt und über die Stadtsilhouette hinaus markant darstellt. Dazu greifen die Verfasser geschickt zu dem Mittel der Faltung, mit der sich die kleinteiligen Elemente zu einem großen Gesamten zusammenfügen. Das gibt dem gesamten Projekt eine einheitliche Wirkung ohne schematisch zu sein.

Das Thema der bestehenden Linsen wird in dem vorliegenden Konzept neu interpretiert. Die starke vertikale Strukturierung, die vom Boden bis zum oberen Gebäudeabschluss reicht, gibt dem eher gedrungenen Bestandsgebäude eine vertikale Streckung. Dies führt im Ergebnis zu einem kraftvollen Baukörper und gleichzeitig zu einer Eleganz und Feingliedrigkeit.

Das Gebäude funktioniert in seiner haptischen Wirkung auch in der Nahsicht: Die Faltungen und Rundungen lassen je nach Sonnenstand unterschiedliche Schattenwirkungen entstehen, die im überzeugenden Kontrast zur reflektierenden Wirkung der Oberfläche stehen. Die Idee eines Vorhangs entspricht auch der Nutzung als Bettenhaus: die Anmutung des Ausblicks aus den Bettenzimmern in die Stadt hinein.

Insgesamt zeigt sich das Projekt als eine robuste und starke Idee, bei der man sich gut vorstellen kann, dass unerwartete Hindernisse bei der Detaillierung und Realisierung behoben werden können.
Ansicht Luisenstraße

Ansicht Luisenstraße

Ansicht Invalidenstraße

Ansicht Invalidenstraße

Ansicht Philippstraße

Ansicht Philippstraße

Ansicht Bahnviadukt

Ansicht Bahnviadukt

Haupteingang

Haupteingang

Ausblick Patientenzimmer

Ausblick Patientenzimmer

Fassadendetail

Fassadendetail

Ansicht Nord

Ansicht Nord

Ansicht Süd

Ansicht Süd

Ansicht Ost

Ansicht Ost

Ansicht West

Ansicht West