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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2011

Architektur- und Freiraumwettbewerb Kongress- und Tagungsquartier Bayreuth

ein 2. Preis / Mit der Realisierung beauftragt

Preisgeld: 35.000 EUR

Baumschlager Eberle Architekten

Architektur

DS Landschapsarchitecten

Landschaftsarchitektur

Jens Gehrcken - visualisierung+architekturfotografie

Visualisierung

  • Verfasser:

    Jens Gehrcken

Erläuterungstext

Die Einheit in der Vielfalt

Es gilt im Entwurf die interessante städtebauliche Position im Kontext von Bayreuth zu optimieren. Auf Grund der Hanglage und der Neuordnung von Alt- und Neubestand entstehen interessante Blickachsen, welche die Verbindung zwischen der Stadt und dem Areal noch enger verknüpfen. Auch landschaftsplanerisch wird dieser Einbindung Rechnung getragen. Eine Steinmauer mit Öffnungen an den relevanten Stellen fasst die einzelnen Elemente des Quartiers zusammen, macht dessen Einheit wahrnehmbar und lehnt sich semantisch an die vorhandenen Festungsmauern von Bayreuth an. Gleichzeitig werden den einzelnen Gebäudegruppen neue bepflanzte Freiräume zugeordnet und über den Grünbereich an der Hindenburgstraße das künftige Hotel stärker mit dem öffentlichen Raum verbunden. Die städtebauliche Disposition zielt also darauf ab, die rationale Wahrnehmung des Räumlichen mit dem emotionalen Moment der Erinnerung in Einklang zu bringen. Die Einheit in der Vielfalt des Quartiers lässt es zu einem Stadtbaustein werden, der sich durch eine komfortable Aufenthaltsqualität auszeichnet.

Außen- wie innenräumlich sind es die beiden Eckpfeiler der Mälzerei und der Aktienbrauerei, die mit ihrem unterschiedlichen Nutzungsangebot die Atmosphäre des Quartiers prägen. Grundsätzlich geht es im Entwurf darum, möglichst viel von den Bestandgebäuden zu erhalten. Die Ergänzungen sollen ebenso minimal wie sinnvoll sein und durch einfache Formen den Bestand bereichern. Wobei natürlich der Aspekt der städtischen Co-Finanzierung der Sanierung gegenüber dem förderungsfreien Neubau auch eine Rolle spielt.

In den Bereich der Mälzerei mit seinem Brauereimuseum wird der neue Kongresssaal integriert. Hier wird unter Berücksichtigung der Denkmalschutzauflagen im ersten Obergeschoss der Saal eingebaut, wobei weitgehend die historischen Fassaden sowie die Tragstruktur erhalten bleiben. Lediglich die Nebenräume werden neu angedockt. Der doppelgeschossige durchgesteckte Empfang wirkt dabei repräsentativ und erschließt gleichzeitig das Museum, ebenso wie die Empfangstreppe an der Bestandsfassade. Ein Rundgang durch das Gebäude wird mit der „intelligenten“ Erschließungsführung möglich gemacht. Ebenso attraktiv ist die äußere Erschließung dieses Teils im Gesamtareal: Von der Straße weg erreicht man über einen ummauerten Obstgarten und eine attraktive Freitreppe den Alt- und Neubestand, der nun über einen besonderen Außenraum verfügt.

Die Aktienbrauerei ergänzt das neue Hotel mit seinen umfassenden Nebeneinrichtungen (Tagungsbereiche, Shop, Wellness etc.) und dem begleitenden Grünraum. Mit klare Gliederung der vielfältigen Bereiche erfolgt zunächst über die Eingangsbereiche: Die Gewölbezone wird über ein Entrée im Nordosten erreicht, der Haupteingang zum Hotel im Südwesten. Eine Abtragung des Hanges und Öffnung des Gewölbekellers in Richtung Nordosten sorgt für die Belichtung der im Untergeschoss integrierten Tagungs- und Veranstaltungsräume.

Eine besondere Herausforderung für die Architektur insgesamt war zunächst die Integration des Neubestandes. Diese wurde erreicht, indem die Höhenlinien der Gebäude dazu beitragen, dass ein harmonisches Ensemble entstehen kann. Die weitere Herausforderung war auch die Findung einer angemessenen Formensprache. Ganz klar stellt sich die Notwendigkeit heraus, beide Gebäudegruppen auf Grundlage einer gemeinsamen „Grammatik“ zu verbinden, um die Einheit des Quartiers für die Gäste, wie auch nach außen hin, klar ablesbar zu gestalten. Gleichzeitig musste ganz präzise eine Antwort auf die romantisierende Fabrikarchitektur des 19. Jahrhunderts gefunden werden. Die Architektur des Neubestandes versteht sich als ruhige, zurückhaltende Folie, welche die alte Baukunst begleitet, aber auf keinen Fall als semantisches Konkurrenzprodukt verstanden werden kann. Ein „Übertrumpfen“ hätte nichts gebracht, vielmehr bezieht sich der Entwurf auf die Gemeinsamkeit von Alt und Neu – die sich im Material und seiner Verwendung. Das Zeitalter der Industrialisierung wird charakterisiert durch den massiven Einsatz von rotem Ziegel (=Altbestand) und dunklem Stahl, der für die neue Architektur verwendet wird. Die Stringenz im Einsatz dieses Materials zeugt dann auch vom Selbstbewusstsein der neuen Intervention, während die Flexibilität der Fassaden mit ihren Schiebeelementen, Zeugnis von der Präsenz des Individuums gibt.

Verfasser: Dietmar Eberle, Prof. Dipl. Arch.,Gerd Jäger, Prof, M van Stiphout

Mitarbeiter: Daniela Hart, Prisca Hirstein, Lejla Krstic, Michael Liebetrau, Bettina Siegmund, Franziska Storch, Tchavdar Todorov, Heiko Weissbach, Chris van der Zwet