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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2010

Zeppelin UniversitÀt

Zeppelin UniversitÀt Raumstruktur 1. Obergeschoss

Zeppelin UniversitÀt Raumstruktur 1. Obergeschoss

1. Preis

as-if Architekten

Architektur

SCHREIBER Ingenieure Systemplanung GmbH

TGA-Fachplanung

ErlÀuterungstext

Freiraumkonzept

Im Rahmen der Erweiterung des Standortes der Zeppelin UniversitĂ€t Friedrichshafen werden neue multifunktionale AußenrĂ€ume geschaffen, die sich sowohl in die Umgebung des Bestandes des gesamten ehemaligen Kaserneareals einfĂŒgen, sowie einen qualitativ hochwertigen Freiraum fĂŒr alle universitĂ€ren und öffentlichen Nutzungen bieten.

Nördlich des UniversitĂ€tsgebĂ€udes und sĂŒdlich des ehemaligen Heizkraftwerkes entsteht eine zentrale PlatzflĂ€che, die das Herz des gesamten Campusareals bildet und Raum fĂŒr jegliche Art von Großveranstaltungen bietet. Die PlatzflĂ€che liegt als Bindeglied in der in Nord-SĂŒd-Richtung verlaufenden GrĂŒnverbindung, die von RasenflĂ€chen unter lockerem Baumbestand geprĂ€gt ist. Im SĂŒden endet die Wegeverbindung innerhalb des GrĂŒnzugs in einem Landschaftsbalkon, der den Blick in die offene Landschaft der Wiesen und Obstplantagen freigibt.

UniversitÀtscampus

Im Eingangsbereich der Zeppelin UniversitĂ€t entsteht eine großzĂŒgige einladende PlatzflĂ€che, die einen flexibel und frei bespielbaren Außenraum bietet. Hier finden alle intensiven universitĂ€ren und öffentlichkeitswirksamen Nutzungen im Freiraum statt: EmpfĂ€nge und Feste, Entspannen, Arbeiten und Kommunikation auf den Sitzelementen, PrĂ€sentation von Arbeiten und Interaktionen. Ein „Spielfeld“ fĂŒr studentische AktivitĂ€ten zum Aufenthalt, freiem Sport und Spiel bietet zusĂ€tzlich zu der PlatzflĂ€che die angrenzende RasenflĂ€che. Blockstufen im Rasen terrassieren die FlĂ€che zum Angrenzenden Platz. Der Platz erhĂ€lt so zusĂ€tzlich eine rĂ€umliche Fassung.

Die im Innern des Neubaus entstehenden Höfe haben Pflanzinseln mit einer Sitzaufkantung, die zum Verweilen einladen. Die Pflanzinseln sind mit Stauden und Magnolien bepflanzt, die eine hohe AufenthaltsqualitĂ€t in den ruhigen und zurĂŒckgezogenen Hofbereichen schaffen.
Der Außenbereich der Kita ist im Norden des westlichen BestandsflĂŒgels in direkter Nachbarschaft zum GrĂŒnzug angeordnet. Die im SĂŒden an das UniversitĂ€tsgelĂ€nde angrenzenden WiesenflĂ€chen sind mit wenigen SolitĂ€rbĂ€umen bestanden und bilden den Übergang in die Landschaft aus.

Erschließung

Die Erschließung der Zeppelin UniversitĂ€t erfolgt ĂŒber die bestehende nördliche Zufahrt zum UniversitĂ€tsgebĂ€ude. Die Fuß- und Radwegeverbindung erfolgt in Nord-SĂŒd-Richtung ĂŒber die GrĂŒnverbindung und verlĂ€uft in Ost-West-Richtung parallel zur Erschließungsstraße.
Zehn GĂ€steparkplĂ€tze befinden seitlich am Zufahrtsbereich zum UniversitĂ€tsgebĂ€ude in unmittelbarer NĂ€he zum Haupteingang. FahrradstellplĂ€tze werden im Eingangsbereich und im Untergeschoss des BestandsgebĂ€udes angeboten. Die Anlieferung erfolgt ĂŒber die PlatzflĂ€che.

StÀdtebauliches Konzept

Das besondere Potential des Standortes der Zeppelin University liegt in seiner Einbindung in die umgebende Natur- und Kulturlandschaft, in der Vielfalt der kulturellen Nutzungen auf dem Gesamtareal und in der zunĂ€chst nicht unproblematischen Setzung der militĂ€rischen BestandsgebĂ€ude. Alt und Neu treten in ein pulsierendes SpannungsverhĂ€ltnis, welches aus dem Balanceakt zwischen radikaler Intervention und respektvoller ZurĂŒckhaltung entsteht.

Die stĂ€dtebauliche Geste des U-förmigen KasernengebĂ€udes ist in ihrer WidersprĂŒchlichkeit interessant. Die Geschlossenheit der Anlage nach SĂŒden zu den ObstgĂ€rten hin und die Öffnung nach Norden mit einer Platzsituation wird aufgenommen. Die von Westen und von Norden kommenden Besucherströme mĂŒnden auf den neuen Vorplatz der Zeppelin University, welcher auf drei Seiten von GebĂ€udekanten und auf der nördlichen Seite durch eine sonnige Wiesenböschung mit Sitzstufen gefasst wird. Der Vorplatz ist kleiner dimensioniert als der frĂŒhere Kasernenhof und damit seiner Nutzung angemessen. Hier findet eine Umlenkung der Bewegung zum nördliche gelegenen zukĂŒnftigen Veranstaltungszentrum im ehemaligen Heizhaus hin statt. An den Platz grenzen öffentliche Nutzungen wie Foyer und Mensa mit großzĂŒgigen Verglasungen und tragen so zur Belebung des Ortes bei.

GebĂ€udestruktur, innere Erschließung, funktionale Gliederung

Hauptthemen des GebĂ€udeentwurfes sinddie Vernetzung von Nutzungsbereichen und die Erzeugung von anregenden Nachbarschaften und ReibungsflĂ€chen. Ein zweigeschossiger geschichteter Baukörper besetzt den Kasernenhof und ergĂ€nzt die Altbaustruktur. Ein nach Norden hin ausgreifender dreigeschossiger Annex bildet ein GegenĂŒber zum verlĂ€ngerten westlichen AltbauflĂŒgel,setzt der von Westen kommenden Erschließungsachse einen Endpunkt und steht im Dialog mit dem Heizhaus. Die Dachterrasse im Innenhofbereich projiziert den ehemaligen Kasernenhof in die Höhe und bietet einen halböffentlichen sonnigen Raum fĂŒr Freiluftseminare und andere Veranstaltungen.

Die lineare Erschließung des KasernengebĂ€udes wird durch eine sich verzweigende Raumstruktur ergĂ€nzt. Im Altbau werden die vier bestehenden vertikalen Erschließungspunkte beibehalten. Quer- und Diagonalverbindungen innerhalb des GebĂ€udekomplexes sind auf drei Ebenen (einschließlich Dachterrasse) gegeben. Entlang dieser Bewegungsachsen entstehen zahlreiche Orte fĂŒr (zufĂ€llige) Begegnungen und informelle Kontakte.

Die rĂ€umliche Gliederung sieht die Anordnung der BĂŒroflĂ€chen entlang des Perimeters des Altbaus vor. Die Mitte wird durch öffentliche Funktionen im Erdgeschoss (Foyer, Mensa, Bibliothek) und eine Raumstruktur aus SeminarrĂ€umen im Obergeschoss besetzt. Das durch seine hohen RĂ€ume großzĂŒgige Dachgeschoß des Altbaus wird vorwiegend fĂŒr große SeminarrĂ€ume genutzt. Mit der Anordnung der kleineren, geschlosseneren RĂ€ume im Altbau und der grĂ¶ĂŸeren oder technisch aufwĂ€ndigeren RĂ€ume im Neubau werden die Struktur des Altbaus respektiert und nicht zuletzt die wirtschaftlichen Aspekte des Projektes berĂŒcksichtigt.

Die beiden Ebenen des zentralen GebĂ€udes werden immer wieder ĂŒber die Vertikale miteinander verbunden. GerĂ€umige Höfe, verglaste Oberlichter und zweigeschossige LuftrĂ€ume bringen Licht und Luft in die Tiefe des GebĂ€udes. Die Nutzungsbereiche von Mensa und Bibliothek im Erdgeschoß sind mit Raumbereichen im Obergeschoß ĂŒber eigene Treppen verzahnt (Bibliothekscafe und Sitzbereich Mensa auf oberer Ebene). In der Horizontalen findet eine Verzahnung zwischen Alt- und Neubau statt. Raumbereiche der Bibliothek dringen im Erdgeschoß in den Altbau ein und stellen eine rĂ€umliche Verbindung zwischen Verwaltung und Lehre her.

Eine Besonderheit stellt die Raumstruktur der SeminarrĂ€ume auf der oberen Ebene dar. Zwischen als Volumen eingestellten „festen“ SeminarrĂ€umen entsteht ein fließender Raum, der verschiedene Zonen ausbildet. Im Zentrum findet sich nahe der Treppe zum Foyer und in Nachbarschaft zu Bibliotheks-CafĂ© und Mensa ein betriebsamer Bereich. Die Randbereiche zum Altbau bieten ruhigere Raumzonen an. Diese können durch schwere akustische VorhĂ€nge als Seminarbereiche abgetrennt werden - bei gleichzeitigem Erhalt der seitlichen Durchwegung. Alternativ können hier „offene“ Seminare abgehalten werden, die innerhalb der UniversitĂ€t Öffentlichkeit herstellen. Zu Zeiten, in denen kein Seminar stattfindet, stehen die FlĂ€chen zur freien Nutzung zur VerfĂŒgung. Transparenz und Offenheit, die Möglichkeit beilĂ€ufiger Einblicke in das Lehrgeschehen (auch anderer Fachbereiche) wird als großes Potential fĂŒr das Praktizieren informellen Lernens gesehen. Die Vielfalt an Raumangeboten und der damit einher gehende Wechsel der RaumatmosphĂ€ren unterstĂŒtzen das Lernverhalten. Der Seminarbereich im 1. Obergeschoß steht in enger rĂ€umlicher Verbindung zu den Departments, die auf dieser Ebene im Altbau angesiedelt sind.

Neben den „offenen“ und geschlossenen SeminarrĂ€umen der Zwischenebene sind auch die SeminarrĂ€ume des Dachgeschoßes von großem Reiz. Die hohen RĂ€ume mit geneigten DachflĂ€chen haben ĂŒber lange Dachgauben Ausblick und Zutritt zur Dachterrasse. Die Belichtung wird zusĂ€tzlich durch den alten Dachgauben formal verwandte neue glĂ€serne Dachgauben verbessert.

Im Annex befinden sich weitere SeminarrĂ€ume eigenen Charakters. Das Audimax mit ansteigendem GestĂŒhl auf der Erdgeschoßebene ist ĂŒber das Foyer mit dem Vorplatz verbunden. Drei SeminarrĂ€ume auf der Obergeschoßebene bieten den Blick ins GrĂŒne und können bei Bedarf zusammen geschaltet werden. Diese RĂ€ume eignen sich auch gut fĂŒr externe Veranstaltungen. Der große Vortrags- und Veranstaltungsraum auf der Dachgeschoßebene hat direkten Zugang zur Dachterrasse und Ausblick in die Baumkronen

Das Fluchttreppenhaus im Annex ist als offenes Treppenhaus konzipiert, sodass hier der direkte Zugang zur Dachterrasse auch vom Vorplatz aus gegeben ist.

Die Anlieferung der MensakĂŒche erfolgt ĂŒber den Vorplatz. Der Durchgang zwischen Annex und Altbau kann zu diesem Zweck durch Tore verschlossen werden. Erfolgt keine Anlieferung, ist hier der Zugang zu den das Haus umgebenden WiesenflĂ€chen möglich.

Die KindertagesstĂ€tte wird im Kopf des westlichen AltbauflĂŒgels auf zwei Ebenen untergebracht. Die zugehörigen FreiflĂ€chen stehen in direkter Nachbarschaft zum GrĂŒnzug. So ist der UniversitĂ€tsbetrieb trotz großer rĂ€umlicher NĂ€he ungestört.

Architektonischer Ausdruck und konstruktive Durchbildung

Die Architektursprache thematisiert das Konzept ĂŒbereinander geschichteter Plattformen, die sich in das offene U des Altbaus hinein schieben. Deutlich ausgebildete BrĂŒstungsbĂ€nder und Attiken geben dem Baukörper Masse, die durchgehenden FensterbĂ€nder bringen die Masse zum Schweben. Die MaterialitĂ€t der massiven Bauteile macht die Spuren der Zeit sichtbar: Eine Verkleidung aus vorbewittertem rotbraunem Kupferblech korrespondiert in ihrer VerĂ€nderbarkeit mit dem Wechsel der umgebenden Natur.

Das Innere des GebĂ€udes ist von Kontrasten geprĂ€gt. WĂ€nde und Decken sind aus robustem, sichtbar belassenem Beton gedacht. BodenbelĂ€ge und Möbel bringen farbige Akzente in den Raum. Wichtig ist, dass die WandflĂ€chen benutzbar sind. Je nach Bedarf können Vorsatzschalen aus Gipskarton montiert, gestrichen und als PrĂ€sentationswĂ€nde verwendet werden. Mit transparenter Wandtafelfarbe gestrichene WĂ€nde werden zu einer Art „gebauter Flipchart“. Bohrungen und Spachtelungen sind erlaubt, die BetonwĂ€nde sind keine unberĂŒhrbare OberflĂ€che, sondern robuster Arbeits-Untergrund. Sie nehmen – in kontrolliertem Rahmen – auch die Spuren der Bespielung auf.
Der Altbau soll rĂ€umlich klar und aufgerĂ€umt wirken und gleichzeitig einen Teil seiner Patina beibehalten. Die Fassade wird mit neuen Holzfenstern und mineralischem Anstrich versehen. Die Mittelflure wurden durch die neuen WegeanschlĂŒsse aus dem Neubau deutlich verkĂŒrzt und verlieren auch durch weitere seitlichen Verglasungen und nischenartige Ausweitungen ihren monotonen Charakter.