modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 04/2012

Wohnen in der Speicherstadt

Perspektivskizze, 1. Phase

Perspektivskizze, 1. Phase

Anerkennung / Block L

Preisgeld: 5.000 EUR

LHVH ARCHITEKTEN BDA Partnerschaft mbB Lohner Holschbach Voss

Architektur

ErlÀuterungstext

Architektur

FĂŒr das vorhandene SpeichergebĂ€ude mit einer Belichtungstiefe von 28 m, Fassaden mit geringen Fensteranteilen und (nur) einem Treppenhaus soll ein Konzept gefunden werden um den Anforderungen qualitativ hochwertigen Wohnnutzungen nachzukommen: ausreichende Belichtung, BelĂŒftung, Erschließung und AußenbezĂŒge. Bei einer BruttogeschossflĂ€che von 980 qm pro Einheit, einer Geschosshöhe von 3,00 m und strukturiert durch das Raster genieteter StahlstĂŒtzen ist der Raum besonders durch horizontale Weite geprĂ€gt. Charakteristisch fĂŒr das gesamte GebĂ€ude ist die einfache Stapelung und Reihung dieser großen FlĂ€chen.
Um der gegebenen Struktur des GebĂ€udes gerecht zu werden, verbleiben die geplanten FlĂ€chen vorwiegend eingeschossig – in Anlehnung an das typische Stapelgeschoss des vorhandenen SpeichergebĂ€udes. Lediglich die Wohnungen im Bereich des Daches werden als Maisonette- Wohnungen ĂŒber zwei Geschosse konzipiert.
Vertikale und geschossĂŒbergreifende Einschnitte durchstanzen die horizontal gerichteten RĂ€ume und schaffen damit Licht und Luft in die Tiefe in Form von Lichthöfen, optionalen WintergĂ€rten und zusĂ€tzlich notwendigen Erschließungen (2. Rettungsweg).
Ziel ist es durch minimale Eingriffe, den loftartigen Charakter der LagerflĂ€chen zu erhalten. Ein „Grundmodul“ wird lediglich durch notwendige Wohnfunktionen in Form von Nasszellen und haustechnischen Anlagen ergĂ€nzt. Eine frei bespielbare und flexibel nutzbare FlĂ€che umspĂŒlt den eingestanzten Lichthof. Angrenzend an die AußenwĂ€nde können optional WintergĂ€rten bzw. Loggien etabliert werden.
Das vorhandene StĂŒtzen- und Deckenraster bleibt als Struktur erhalten und definiert mögliche Raumaufteilungen der Wohnungen. Das Konzept der Einschnitte lĂ€sst eine flexible Einteilung der GeschossflĂ€chen in unterschiedliche Wohnungstypen und -grĂ¶ĂŸen zu. Je nach Anzahl und GrĂ¶ĂŸe der Einheiten pro Geschoss sind die Wohnungen durchgesteckt oder orientieren sich jeweils zu den außenrĂ€umlichen QualitĂ€ten – Hafen im SĂŒden und Stadt im Norden (2 Wohnungen pro Geschoss und Einheit) – bzw. Hafen im Norden oder Stadt im SĂŒden (3 und 4 Wohnungen pro Geschoss und Block). Im Falle einer ausschließlichen Orientierung nach Norden werden die Einheiten als Ateliers genutzt. Transluzente GlĂ€ser, Lochbleche und Schiebeelemente gewĂ€hrleisten die PrivatsphĂ€re innerhalb sowie benachbarter Wohnungen.
Eine Erschließungszone verknĂŒpft das bestehende sowie ein neu eingestanztes notwendiges Treppenhaus. Dort werden den Wohnungen zugeordnet Abstell- sowie Wasch- und TrockenrĂ€ume
angeordnet. Ab dem 5. Boden löst sich die ErschließungsflĂ€che in BrĂŒcken und Stege auf.
Die alte Bausubstanz bleibt grĂ¶ĂŸtenteils sichtbar erhalten und prĂ€gt weiterhin durch ihre Stahlkonstruktion die AtmosphĂ€re der Speicherböden. In den Bereichen in denen bautechnische Anforderungen an die vorhandenen Bauelemente gestellt werden, wie z. B. BodenbelĂ€ge oder StahltrĂ€ger, werden diese durch den Einbau von Verkleidungen ertĂŒchtigt und konserviert.
Weiß geschlĂ€mmtes Ziegelmauerwerk, weiß geputzte WĂ€nde, eine grau gestrichene Stahlkonstruktion, transparente und transluzente Verglasungen mit Sichtschutzelementen aus gelochtem Stahlblech, sowie gewachste Eichedielen prĂ€gen den innenrĂ€umlichen Charakter der neuen Wohnböden.

Brandschutz

Die Außenabmessungen des GebĂ€udes bleiben unverĂ€ndert erhalten. Bei einer maximalen GebĂ€udebreite von 35 m und einer GebĂ€udetiefe von 28 m ergibt sich eine BrandabschnittsflĂ€che von ca. 980 m2, sodass GebĂ€udetrennwĂ€nde nicht erforderlich werden. In Bereichen in denen der GebĂ€udeblock an die Nachbarbebauung grenzt, bilden massive BestandswĂ€nde den Brandabschnitt.
Der Entwurf sieht den Erhalt der bestehenden Bausubstanz vor. Die vorhandenen GitterstĂŒtzen aus Stahl mit den StahlunterzĂŒgen sollen als sichtbare Tragglieder erhalten bleiben. Die ungeschĂŒtzte Stahlkonstruktion wird durch einen Brandschutzanstrich beschichtet, sodass das Tragwerk des GebĂ€udes als feuerhemmende Konstruktion einzustufen ist. Als Kompensation fĂŒr die bauordnungsrechtlich geforderte „feuerbestĂ€ndige“ Bauweise wird das GebĂ€ude ĂŒber eine flĂ€chendeckende Brandmeldeanlage mit Alarmierungseinrichtung und Aufschaltung zur Feuerwehr verfĂŒgen.
Die Geschossdecken und die TrennwĂ€nde zwischen Nutzungseinheiten werden als feuerhemmende Konstruktion der FeuerwiderstandsfĂ€higkeit der tragenden und aussteifenden Bauteile des Geschosses entsprechen. Gesonderte Brandschutzanforderungen an die TrennwĂ€nde in Eckbereichen der Lichthöfe werden nicht gestellt. Forderungen wie sie fĂŒr BrandwĂ€nde in Eckbereich existieren, gelten fĂŒr die NutzungstrennwĂ€nde nicht.
Zur Sicherstellung der Rettungswege wird das GebĂ€ude ĂŒber zwei notwendige TreppenrĂ€ume verfĂŒgen. Innerhalb der Geschosse fĂŒhren die Rettungswege aus den einzelnen Nutzungseinheiten ĂŒber denselben notwendigen Flur. Im Erdgeschoss verfĂŒgen die TreppenrĂ€ume ĂŒber eigene AusgĂ€nge ins Freie, sodass die UnabhĂ€ngigkeit der Rettungswege sichergestellt wird. Das GebĂ€ude wird somit ĂŒber ausreichende bauliche Rettungswege verfĂŒgen, sodass RettungsgerĂ€te der Feuerwehr nicht zum Einsatz kommen.
Aus Sicht des baulichen und abwehrenden Brandschutzes kann zusammenfassend festgestellt werden, dass durch die Erschließung des GebĂ€udes in Form von zwei notwendigen TreppenrĂ€umen eine Evakuierung des GebĂ€udes unmittelbar und ohne Hilfsmittel der Feuerwehr erfolgen kann. Ohne maßgeblich in die Bausubstanz eingreifen zu mĂŒssen, können die Rettungswege entsprechend den bauordnungsrechtlichen Anforderungen hergestellt werden. Durch den Erhalt der Bausubstanz werden die tragenden und raumabschließenden Bauteile nicht den geltenden Anforderungen an den Brandschutz entsprechen. Diese Abweichung wird durch die Installation einer Brandmeldeanlage kompensiert.

Haustechnik

WĂ€rme erhalten – WĂ€rme effizient gewinnen
Die GebĂ€udehĂŒlle, die außen von innen und kalt von warm trennt, muss wĂ€rmetechnisch so dimensioniert werden, dass der WĂ€rmebedarf im Wesentlichen aus solaren und internen WĂ€rmegewinnen gedeckt werden kann.
SelbstverstĂ€ndlich kann diese Maxime bei den relativ kleinen Fensteröffnungen und bei den Gegebenheiten des Bestandsmauerwerkes nur eingeschrĂ€nkt erfĂŒllt werden.
Wir schlagen dabei vor, dass eine InnendĂ€mmung aus Kalziumsilikat lĂŒckenlos, auch im Bereich der Deckeneinbindung aufgetragen wird. In diese DĂ€mmebene können dann auch neue dreifachverglaste Fensterkonstruktionen, unabhĂ€ngig vom Ă€ußeren Erscheinungsbild der hist. Fenster eingebaut werden.
Eine FlankendÀmmung des einbindenden Innenmauerwerkes verhindert dabei sicher eine Taupunktunterschreitung. Die DÀmmstÀrke wird bei wirtschaftlicher Optimierung eine SchichtstÀrke zwischen 80-120 mm erreichen.
UnabhÀngig von den EinschrÀnkungen des Denkmalschutzes kann das Dach mit einer InnendÀmmung so optimiert werden, das U-Werte im Bereich von 0,1 bis 0,2 W/m2/K wirtschaftlich realisierbar sind.
Der RestwĂ€rmebedarf sollte aus energetischen GrĂŒnden mit der in der HafenCity realisierten FernwĂ€rmeversorgung gedeckt werden. Die FernwĂ€rmeversorgung in der HafenCity ist dabei eine sehr ressourcenschonende Möglichkeit der RestwĂ€rmeversorgung, da die WĂ€rme als Koppelprodukt bei der Stromerzeugung anfĂ€llt und zum Teil aus regenerativen Brennstoffen erzeugt wird. Die WĂ€rmeĂŒbertragung wird dabei im gesamten
Haus mit einer Fußbodenheizung realisiert. Diese Bauteilbeheizung funktioniert wegen der großen aktivierten FlĂ€chen mit geringsten Übertemperaturen im Heizfall und ermöglicht so eine hervorragende Ausnutzung des FernwĂ€rmeangebotes. Weiter sind so keine zusĂ€tzlichen Heizkörper notwendig und die Verrohrung kann unsichtbar in der Estrichebene realisiert werden. Die Warmwasserbereitung kann, ebenfalls kompatibel zum Denkmalschutz, mit der FernwĂ€rmeversorgung realisiert werden, da DachflĂ€chen zur Aufnahme von Solarkollektoren nicht zur VerfĂŒgung stehen.
Überhitzung vermeiden – WĂ€rme effizient abfĂŒhren
Durch die relativ geringen FensterflĂ€chen sind sommerliche Überhitzungen im 4. und 5. Boden nicht zu befĂŒrchten. Im 6. Boden muss bei der Realisation von DachflĂ€chenfenstern auf eine außenliegende Beschattungsmöglichkeit geachtet werden. Sollte dies mit dem Denkmalschutz nicht vereinbar sein, dann könnten hier auch elektrochrome GlĂ€ser fĂŒr die notwendige Reduktion der solaren Einstrahlung sorgen. Eventuell kann die Fußbodenheizung zusĂ€tzlich zur KĂŒhlung herangezogen werden um sommerliche WĂ€rmespitzen zu kappen.
NatĂŒrlich lĂŒften – effizient maschinell lĂŒften
Dem natĂŒrlichen LĂŒften kommt wegen der hohen Nutzerakzeptanz ein immens hoher Stellenwert zu. Aus diesem Grund sind grundsĂ€tzlich alle an der Fassade und an den Loggien liegenden RĂ€ume mit öffenbaren Fenstern realisiert. Additiv haben aber alle natĂŒrlich lĂŒftbaren Bereiche auch mechanische LĂŒftungseinrichtungen, da nur diese in der Lage sind den WĂ€rmeinhalt der Abluft zurĂŒck zu gewinnen und diesen im Winter auf die Zuluft zu ĂŒbertragen.
Völlig anders sind die VerhĂ€ltnisse in den innenliegenden Nutzungen. Hier muss zur Aufrechterhaltung einer zumutbaren LuftqualitĂ€t ganzjĂ€hrig mechanisch gelĂŒftet werden. Dies ĂŒbernehmen wohnungszentrale LĂŒftungsgerĂ€te. Diese haben WĂ€rmerĂŒckgewinnungseinrichtungen mit einem Wirkungsgrad von 80%. Die LĂŒftungsanlagen werden vollstĂ€ndig fĂŒr geringe Luftgeschwindigkeiten ausgelegt und mit effizienten Motoren und Ventilatoren ausgerĂŒstet. Mit Hilfe dieser Maßnahmen kann der RestwĂ€rmebedarf fĂŒr die LĂŒftung, der ebenfalls mit FernwĂ€rme abgedeckt wird, ebenso wie der Energiebedarf fĂŒr den Ventilatorantrieb auf ein Minimum reduziert werden. Die Verteilung der Zuluft in die Wohn und SchlafrĂ€ume erfolgt mit offen verlegten Wickelfalzrohren. Die Abluft wird nur aus den Bereichen KĂŒche, Bad und WC abgesaugt. Diese RĂ€ume erhalten ihre Zuluft aus Überströmöffnungen aus dem Wohnbereich.

Beurteilung durch das Preisgericht

Bei diesem Entwurf wird die großzĂŒgige Gestaltung der Loftgrundrisse, die sich teilweise um mehrere LichtschĂ€chte gruppieren, gelobt. Diese Art von WohnqualitĂ€t erscheint speichertypisch und ermöglicht unterschiedliche Wohnsituationen. Der Eingriff in die Dachlandschaft ist hier jedoch sehr hoch. Durch die großzĂŒgigen Grundrisse kann das Speicherambiente hervorragend wirken und die gesamte Tiefe der Speicher wahrnehmbar machen. In der Umsetzung wird dieser Entwurf jedoch als aufwendig bewertet.
Plan 1, 2. Phase

Plan 1, 2. Phase

Plan 2, 2. Phase

Plan 2, 2. Phase

Blick in den 4. Boden

Blick in den 4. Boden

Blick in den Dachraum

Blick in den Dachraum

Schnitt

Schnitt

Teilgrundriss

Teilgrundriss

Teilschnitt

Teilschnitt