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Nichtoffener Wettbewerb | 04/2012

Freiraumplanerischer Wettbewerb [Baakenhafen] in der HafenCity Hamburg

3. Preis

SINAI Gesellschaft von Landschaftsarchitekten mbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Mitarbeit:

Stephanie Braconnier, Elena Emmerich, Peter Hausdorf, Sophie Holz, Henning Pagels, Christoph Schimetzky, Maja van der Laan

nordisch by nature

Idee

Von der Elbe her erhebt sich am Baakenhafen die „weiße Stadt am Wasser“. Die
städtebauliche Vision für den Baakenhafen weckt Assoziationen mit einer ganzen
Reihe „weißer Städte“ wie Tel Aviv, Lissabon, Belgrad, Helsinki.
Helsinki!
Für die weißen Warften über den Kaipromenaden wird ein landschaftliches Setting
vorgeschlagen, das die Motive skandinavischer Schärenlandschaften aufgreift und in
urbane Stadträume transformiert.

Leitbild

Die beiden Reliefebenen der Kais und der Warften werden als kontrastierende Horizonte
herausgearbeitet und in einen spannungsvollen Dialog gesetzt.

Die Kaipromenaden wirken dabei als verbindendes Plateau, das den Baakenhafen als Teil des
vormaligen Hafens und der HafenCity identifiziert. Deren tradierten Merkmale werden
aufgegriffen und differenziert angewandt.

Darüber bildet sich mit der Warftebene ein neuer und eigenständiger Horizont heraus. Die
Arbeit mit dem Relief und die Ebenenwechsel sind die bestimmenden gestalterischen Medien.
Der Warftsockel wird als hell-monochromes steinernes Massiv verstanden und in vielfältiger
Weise gekerbt, gekippt und gestaffelt. Treppenlandschaften scheinen aus dem Massiv
herausgearbeitet zu sein. Rasen und Moosteppiche überwachsen den Stein in flacheren Partien.
Ulme, Birken und Kiefern bilden hainartige Bestände mit teils bizarren Wuchsformen. Die
Gestaltung ist einfach, fast spröde und folgt einer inneren landschaftlichen Logik. Sie ist artifiziell
und erscheint dennoch nicht „gemacht“.

Auch von Ferne bestimmt das Wechselspiel von steinernem Massiv und grünen Polstern die
Ansicht der Warften: Von der Elbe aus betrachtet, erhebt sich das Quartier über einem
Wiesenhang mit feinen steinernen Bändern - im Hafen bildet das Grün der Insel den
Kontrapunkt zum steinernen Passepartout der Promenaden und Warftwände.

Elemente

Die Promenaden - die historische Hafenebene
Unter Verwendung von Bestandsmaterial werden die Promenaden im Hafenbereich
durchgängig mit altbrauchbarem Granitpflaster befestigt. Im Zusammenspiel mit den stählernen
Spundwandköpfen erhalten die Hafenköpfe so eine dunkel-patinierte Grundierung.
„Hafenbohlen“ bilden roughe Sitzelemente. Die hellen Warftmauern (Betonschale mit
Strukturmatrize) setzen sich deutlich davon ab. Im Hafenbereich wird in das Profil eine
berollbare Bahn aus Ortbeton eingelegt, als Längseinfassungen dienen die wiederverwendeten
Schienen. Jeweils an den Rampenplätzen erhält das Band einen „bremsenden“ Querversatz. Für
den Kirchenpauerkai werden Decken in gleicher Farbigkeit des altbrauchbaren Granitpflasters
mit gesägten und nachgestockten Köpfen in engfugiger Verlegung zur bessere Rollbarkeit und
Begehbarkeit vorgeschlagen.

Die Promenaden an Versmann- und Petersenkai entwickeln entsprechend ihrer städtebaulichen
Rahmung unterschiedliche Atmosphären: Der stark gegliedert und überformte Petersenkai erhält
Baumpflanzungen vor der Warft. Am Versmannkai bilden die Hafenkräne die einzigen
räumlichen Dominanten.

Hafeninsel - eine Stadtschäre
Auf dem steinernen Ufersockel (+3,30m) erhebt sich ein schollenartiger Rasenkörper (+6,50m
bis +8,00m), der im Westen in einen scharfgeschnittenen, getreppten Platz übergeht. Wie ein
Felsplateau tritt diese optimal besonnte Spielklippe aus dem weichen Körper hervor.
Grasbewachsene Treppen bilden im Norden den Übergang zur Rasenböschung. Die geneigten
und getreppten Flanken werden so allseitig als Sitz- und Beobachtungsebenen entwickelt und
sind von einem lockeren Schirm von Waldkiefern überstanden. Während die flache Parkebene
für das freie und generationsübergreifende Spiel sowie zur Entspannung genutzt wird, entsteht
auf der Spielklippe und dem Plateau im Zusammenspiel mit der Topografie ein intensiver
Kletter- und Bewegungsparcour „zwischen stämmen“ mit einem kaskadenartigen Wasserlauf. Im
räumlichen Zusammenhang mit dem Spielhaus wird das Kleinkinderspiel mit einem großen
Sandbereich entwickelt. Das Spielhaus verklammert die Bereiche und wird leicht erhöht auf die
Rasenebene aufgesetzt.

Der Inselsockel dient als Haupterschließung, bindet die Promenadenebene (+4,60m) an die
Brücke an (+5,00m) und wird im Norden auf +3,30m abgesenkt. Die Möglichkeit für die
Anbindung einer Badeinsel oder eines Anlegers ist damit gegeben. Über Rampen und schiefe
Ebenen werden barrierefreie Anbindungen aller Bereiche an die Promenade geschaffen. Mit
dem hellen „Inselgestein“ (heller Betonwerkstein in Formaten von 25 bis 80 cm, Spielflächen als
rohweiße Kunststoffflächen) setzt sich die Insel kontrastreich von den Promenaden ab und wird
optisch als „abgedrifteter“ Teil der Warftebene wahrgenommen.

Rampenplätze - Ebenenwechsel als skulpturales Relief
Der barrierefreie Ebenenwechsel zwischen Promenade und Warft findet Ausdruck in einer
spezifischen Platzform die als wiederkehrendes Element das neue Quartier prägt. Die Plätze
werden als höhengestaffelte Ebenen ausgebildet. Ebene Flächen ermöglichen vielfältige
Varianten der Erdgeschossnutzungen (Außensitzbereiche) und niveaugleiche Zugänge. Zum
Wasser geneigte Flächen verklammern Kai- und Promenadenebene. Die behindertengerechten
Rampen werden als vertikales Relief den Mauern vorgelagert. Zusammengeschaltet mit den
Treppen beleben sie durch ihre skulpturale Wirkung die Warftmauer. Optional kann so auch
der Schulhof direkt an die Promenade angebunden werden.

Plätze und Anger - Spielregeln für Stadträume
Die vorgegebene Differenzierung in öffentliche und halböffentliche Räume wird übersetzt in
unterschiedliche soziale Reichweite: Den urban geprägten Quartiersplätzen (und -straßen)
stehen intimere Nachbarschaftsplätze gegenüber. Hierfür werden unterschiedliche Merkmale
entwickelt: Die Quartiersplätze sind wie die Straßen geprägt von einer mineralischen
Oberflächen, von hochwertiger Gestaltung und prinzipieller Nutzungsoffenheit. Über eine
modulierende Reihung wird im Bodenbelag das Motiv der Gesteinsschichtung aufgenommen. In
den hellen Betonwerksteinbelag in den Formaten 25 bis 80 cm sind Bänder aus Naturstein
gelegt - sie markieren gleichzeitig die Nutzungsbereiche des Einzelhandels und der
Gastronomie. Aus dem Bodenbelag entwickeln sich „Felsbänder“ zum Sitzen die mit „Geysiren“
kombiniert werden.

Die Nachbarschaftsplätze sind geprägt von bewegten Rasen- und Pflanzflächen und von
kleinteiligen Spiel- und Sportintarsien. Für sie werden einfache gestalterische Spielregeln
entwickelt, die von privaten Trägern gefüllt werden können. Für die Zwischenzonen des
offeneren Hamburger Hofs wird dagegen eine eher texturierende, offene Gestaltung, die das
Motiv einer Vegetationsfuge aufgreift, vorgeschlagen. Übergreifend wird ein Pflanz- und
Materialkanon vereinbart. Grundsätzlich sind die Plätze baumbestanden: Das Leben im „grünen
Quartier“ findet unterm Blätterdach satt: An den Quartiersplätzen werden Ulmen
vorgeschlagen, an den Nachbarschaftsplätzen Gleditsie, Robinie, Schnurbaum und
Blasenbaum.

Elbpromenade - grüne Kante zeigen
Von der Elbe aus gesehen erhebt sich die weiße Stadt über einem grünen Sockel. Die Warft wird
mit einer flach geneigten (1:6) Wiesenböschung gefasst. Über der Böschung (+7,55) liegt ein
nachbarschaftlicher Spazierweg, der die Nachbarkeitsplätze verknüpft. Über Rampen und
Treppen ist er mit der Elbpromenade verknüpft. An den Quartierplätzen fällt die Böschung und
bieten Raum für geschützte Gastgärten auf der Promenadenebene. Der Fahrradweg ist als
Asphaltband (3,50m breit) in die gepflasterte Promenade eingelegt. Ein Finnpfad mit
verschiedenen Sportstationen begleitet die Promenade auf ihrer gesamten Länge. Auf den
Böschungen siedeln sich auf den sonnigen, nährstoffarmen Standorten blütenreiche
Wiesentypen an. Nur sparsam werden Baumgruppen aus Birken und Kiefern gepflanzt. Wenige
betretbare Bereiche mit Sitzstufen werden durch Mahd kenntlich gemacht. Aus dem Motiv des
Wiesensockels wird auch die temporäre Gestalt des Parks am Baakenhöft entwickelt: er wirkt als
aufgesetzter Rasenkörper, der von Süden her bis auf +7,00 m ansteigt, um vom Scheitelpunkt
an der Quartiersstraße leicht abzufallen. Dem Lohsepark wird so ein körperliches Gegenüber
geschaffen. Bei der Querung entsteht eine langsame Transformation der Blicke und
Perspektiven. Der Plateaubereich ist mit strapazierfähiger Rasentragschicht ausgebildet, begehund
bespielbar. Im Nordwesten bildet ein auffällig erhöhter Geländesporn Blickpunkt und
Aufenthaltsort in einem. Die kleine Baumgruppe darauf liegt bereits auf der künftigen
Warfthöhe. Die Beleuchtung ordnet sich zurückhaltend in das Gesamtkonzept unter. Die Insel
und die Cafebereiche an der grünen Promenade sowie die Quartiersplätze werden als
Höhepunkte mit „Polarlicht“ inszeniert.