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Nichtoffener Wettbewerb | 05/2012

Kongresshaus Baden-Baden - Fassadengestaltung

Perspektive Eingangsfront

Perspektive Eingangsfront

Anerkennung

GIES ARCHITEKTEN BDA

Architektur

ErlÀuterungstext

AUSGANGSSITUATION
Bei der Neugestaltung der Fassaden ist es das Ziel, die Notwendigkeit der Errichtung neuer Fluchttreppen und der Beseitigung konstruktiv-bauphysikalischer MĂ€ngel zu nutzen, um dem Kongresshaus Baden-Baden ein neues Erscheinungsbild und damit dem Ensemble aus disparaten Teilbauwerken wieder eine eigenstĂ€ndige und seiner Rolle in der Stadt angemessene IdentitĂ€t zurĂŒck zu geben.
Dazu bedarf es einer radikalen Umformung der Fassaden der GebÀudeteile aus den drei Bauperioden 1966/68, 1980/81 und 1992/94, die sich heute mit einer je eigenen, wenig aufeinander Bezug nehmenden Architektursprache gegenseitig den Rang streitig machen.

BEGRADIGEN UND VEREINFACHEN
Die Fassade als Raumgrenze
Die Vereinfachung der Volumen ist der Grund legende Beitrag zur gestalterischen Vereinheitlichung und zur Wiedereingliederung des GebÀudeensembles in den stÀdtebaulichen Kontext.
Die neu geplanten HĂŒllflĂ€chen des Kongresshauses begradigen folglich die vor allem beim 1980er-Jahre-Bau beliebten Ein- und Ausbuchtungen in der GebĂ€udehĂŒlle (Erker, Mansarden, Distanzen und RĂŒcksprĂŒnge im Erdgeschoß und zu benachbarten GebĂ€udeteilen). Beim GebĂ€udeteil von 1968, das durch die spĂ€teren ost- und westseitigen Anbauten seine Position als SolitĂ€r vollstĂ€ndig verloren hat und damit gestalterisch zum Torso geworden ist, wird das nicht mehr sinnfĂ€llige Motiv des durchlaufenden Balkons aufgegeben. Fassadenbegradigung heißt hier:
- RĂŒckbau der Balkone auf der SĂŒdseite,
- Zugewinne an NutzflĂ€che im Westen und im Norden durch die Einbeziehung der BalkonflĂ€chen in den Innenraum und eine darĂŒber hinaus gehende Erweiterung um ca. 95 cm bis zur Flucht mit der Außenkante der neuen nördlichen Fluchttreppe entstehen.
In der Bilanz werden durch die Fassadenbegradigung 73 mÂČ NutzflĂ€che aufgegeben und 225 mÂČ hinzugewonnen. Bei den aufgegebenen FlĂ€chen handelt es sich im Wesentlichen um fĂŒr die Seminarnutzung nicht möblierbare Erker und Ecken, bei den hinzugewonnenen FlĂ€chen hingegen um gut nutzbare und damit wertvolle Foyer- und AusstellungsflĂ€chen.

INTEGRIEREN UND VEREINHEITLICHEN
Die Fassade als SchutzhĂŒlle
Die drei neuen Fluchttreppen werden im Zwischenraum zwischen thermischer HĂŒlle und der licht- und luftdurchlĂ€ssigen Fassadenbekleidung angeordnet, optisch also in das kompakte GebĂ€udevolumen integriert.
Als Ă€ußere Bekleidung der mehrschichtigen, hinterlĂŒfteten Fassadenkonstruktion werden Paneele aus perforiertem Blech mit je nach Situation variierender LochgrĂ¶ĂŸe vorgeschlagen. Als Material wird eine Kupfer-Aluminium-Legierung mit matt-warmgoldener, wenig patinierender OberflĂ€che gewĂ€hlt, dessen Vorteile insbesondere in der Langlebigkeit und Wartungsarmut sowie der Material- und Kosteneffizienz liegen. Des Weiteren ist das geringe Gewicht bei den fĂŒr einen effizienten WĂ€rmeschutz erforderlichen großen DĂ€mmstĂ€rken ein entscheidender konstruktiver und wirtschaftlicher Vorzug. Auch scheint es uns grundsĂ€tzlich naheliegend, aus Stahl konstruierte GebĂ€ude mit Metallfassaden zu bekleiden.
Die ruhige FlÀchigkeit der Fassaden ist eine Referenz an die unmittelbar umgebende Bebauung ebenso wie an die beiden jenseits der Oos gelegenen kompakten und monochromen MuseumsgebÀude. Die feine Textur und der Goldton verleihen dem Kongresshaus eine starke eigene IdentitÀt und geben ihm eine unverwechselbare PrÀsenz im Stadtraum.
Die neue HĂŒlle macht aus dem Kongresshaus ein nach außen, aber auch nach innen erkennbares Ganzes, in das sich aufgrund ihrer unprĂ€tentiösen Haltung auch die beiden Ensemblemitglieder „Pelzhaus Richter“ und „Anbau Ausstellungshalle“ gut einpassen. Von der Lichtentaler Allee her gesehen, kommt der Glaskubus des Ausstellungs-Anbaus vor der vorgeschlagenen neuen Fassade mit homogener MaterialitĂ€t besser zur Geltung als nach heutigem Stand. Das gilt auch fĂŒr das neu einheitlich weiß gefĂ€rbte „Pelzhaus Richter“, das wie eine Perle in einem SchmuckstĂŒck sitzt.

KONZENTRIEREN UND DIFFERENZIEREN
Die Fassade als Filter von Licht und Blick
Der Aufbau der neuen Fassaden ist zunĂ€chst von der Innenwirkung her gedacht: Über die gezielte Setzung der Öffnungen werden Lichteinfall und Ausblicke inszeniert. Die vorrangigen SichtbezĂŒge gehen auf den unmittelbar angrenzenden öffentlichen Stadtraum, auf den Augustaplatz und den Ludwig-Wilhelm-Platz. Zu Oos und hinĂŒber zur Lichtentaler Allee wird der Breitwand-Blickbezug dort hergestellt, wo er ungestört vom neuen Vorbau ist, nĂ€mlich auf der Ebene des 2. OG. Der Kongresssaal 2 erhĂ€lt eine geschoßhohe Festverglasung, die mit beweglichen Fassadenpaneelen stufenlos verschattet werden kann.
Zwischen den Extremen der gĂ€nzlich transparenten Klarglasfassade und der geschlossenen AußenwandflĂ€che gibt es mehrere Abstufungen der DurchlĂ€ssigkeit:
- Klarglas als innere Schale mit vorgesetzten Fassadenpaneelen unterschiedlicher Lochkörnung, die in der Art orientalischer Maschrabiyyas durchlĂ€ssig sind fĂŒr das Licht, den Blick aber filtern (Haupttreppe, Foyer, ErschließungsflĂ€chen),
- Mattglas als innere Schale, um den Blick auf die Fluchttreppen zu dÀmpfen (Westfassade),
- Klarglas mit Siebdruckmotiven, die dem Negativ der geometrischen Muster und der Farbigkeit der Lochblechpaneele entsprechen (außenflĂ€chenbĂŒndige structural-glazing-Fassade zum Augustaplatz).
So entstehen differenzierte InnenrÀume mit unterschiedlichen LichtatmosphÀren.
In der Dunkelheit leuchtet das Kongresshaus von innen heraus und seine Lichter verrinnen ĂŒber die in unterschiedlicher Weise durchlĂ€ssigen Fassadenstrukturen zu einer Illumination im Stadtraum.

TECHNIK, WIRTSCHAFTLICHKEIT UND BAUABWICKLUNG
Durch die Elementierung der Fassade können die erforderlichen Zuluftöffnungen ebenso wie etwa die FluchttĂŒren völlig unauffĂ€llig in die vorgehĂ€ngte Fassade integriert werden. Die geforderten RauchabzugsflĂ€chen werden im Dach angeordnet. HeizflĂ€chen lassen sich in den neuen Bodenstreifen vor der Nordfassade und der Westfassade unterbringen und auf der SĂŒdseite im Boden oder auf den WandflĂ€chen.
Die Kompaktheit des neuen Bauvolumens, die Reduzierung verglaster AußenwandflĂ€chen ohne Einbußen beim Tageslicht und die Wahl robuster und langlebiger Materialien kommen der Kosteneinsparung beim Umbau, der Wirtschaftlichkeit des GebĂ€udeunterhalts und der Minimierung der EnergieverbrĂ€uche entgegen. Maßvolle GlasflĂ€chen und außen liegende Sonnenschutzsysteme reduzieren die sommerlichen WĂ€rmeeintrĂ€ge.
Die gewĂ€hlte Fassadenkonstruktion besitzt ein hohes Vorfertigungspotential. Das erleichtert und strafft die Bauarbeiten vor Ort und macht die DurchfĂŒhrung der Baumaßnahme in einem ĂŒberschaubaren Zeitrahmen möglich.

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