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Offener Wettbewerb | 06/2012

Platzgestaltung Eichplatz

Lageplan

Lageplan

2. Preis

MERA GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Das Konzept sieht eine klare Gliederung des Freiraums vor und greift in der Formensprache auf klassische Elemente der Platzgestaltung zurück, die einen wahrnehmbaren Bezug zum angrenzenden Stadtraum erkennen lassen. Die Gestaltung des Platzes ist unter Berücksichtigung der angrenzenden heterogenen Baustruktur unterschiedlicher Zeitepochen bewusst zurückhaltend ausformuliert.

Im Norden wird der Platz mit Verweis auf seinen Namen durch eine Baumgruppe von zehn Zerr-Eichen gefasst und damit gleichzeitig eine transparente Übergangszone zur Johannisstraße gebildet. Die so geschaffene Raumkante nimmt Bezug auf die bereits vorhandene Baumreihe im Westen der Johannisstraße und führt diese optisch fort. Der Raum unter den Bäumen gliedert sich auf in einen Spielbereich für Kinder im Norden, sowie großzügig bemessene Sitzmöglichkeiten für Menschen aller Altersklassen im Süden.

Südlich der Bäume schließt eine Rampen – und Sitzstufenanlage an, die auf der Ost- und Westseite von einer jeweils acht Meter breiten Stufenanlage gerahmt ist. Die 30cm hohen Sitzstufen, bestehend aus massiven Natursteinblöcken, sind teilweise mit Sitzauflagen versehen, die durch ihre scheinbar beliebige Anordnung die formale Strenge der Stufenreihung gezielt auflockern. Eine Rampe zerschneidet die Sitzstufen und verbindet die obere und untere Platzebene mit einem Gefälle von 5,5% barrierefrei miteinander.

Die Breite der beiden Stufenanlagen gibt die Breite für den Rahmen der Platzfläche am Fuße der Sitzstufen vor. So ist eine klar gefasste Platzfläche definiert, die Raum für vielfältige Nutzungen bietet und als Kulisse für das urbane Leben dient. Drei hohe Mastleuchten auf der Südseite der Platzfläche betonen die Platzkante und tauchen den Raum in den Abendstunden in ein warmes Licht. Der gewählte Pflasterverband wird in den angrenzenden Straßen weitergeführt und betont damit den Bezug des neu gestalteten Stadtraums zur Platzfläche.

Wenngleich der Platz auch in seiner Lage, Größe und Ausgestaltung keinen direkten Bezug mehr zur Lage des alten Eichplatzes aufweist, so ist doch ein Verweis, ein Element des Gedenkens und Erinnerns angemessen und notwendig. Eine Überlagerung der neuen Lage des Platzes mit der alten ergibt eine sich überschneidende Fläche auf der Westseite des Jentowers. Hier lässt sich die südöstliche Platzkante des alten Eichplatzes verorten. Ein dünnes Band aus massivem Messing eingebettet in eine kreisrunde Fläche bruchrau bearbeiteter Natursteine zeichnet diese Kante im Boden nach und verweist als Zitat auf die Geschichte des Ortes. Die Koordinaten des ehemaligen Platzes sind in das Messingband eingraviert.

Die Gestaltung zielt auf eine offene Nutzung ab, die keine klaren Nutzungsvorgaben definiert, gleichwohl aber vielfältige Optionen für ganz unterschiedliche Nutzungen bietet. Dies gilt insbesondere für die großzügig bemessene Sitzstufenanlage und den Spielbereich für die Kinder im Norden des Platzes. Hier ist auch ein Wasserspiel vorgesehen, dass den verschleifenden Sitzstufen vorgelagert ist und Raum für kreatives Spiel mit dem nassen Element ermöglicht. Kleinere Felder, besetzt mit Klangspielen und Wippelementen bieten ergänzende Spielmöglichkeiten und sind dezent in den Freiraum integriert.

Für die gesamten Platzflächen ist ein hochwertiger Natursteinbelag aus Lausitzer Granit vorgesehen, der auch für die Sitzstufen und Treppenanlagen Verwendung finden soll. Als regionales Produkt unterstreicht er die Verbundenheit mit der Region. Im Bereich des Spiel- und Aktionsfeldes sind die Oberflächen der Natursteinblöcke bruchrau ausgebildet, ebenso die Natursteinplatten innerhalb der Kreisfläche des Zitats auf de Platzfläche.

Als Solitärbaum wird die Zerr-Eiche vorgeschlagen. Ein Baum, der gegenüber der Stiel-Eiche wiederstandsfähiger gegen Schadorganismen wie z.B. Eichensplintkäfer, Eichenwickler und Phytophtora ist und zudem in Größen- und Breitenwachstum etwas kleiner bleibt. Auch überzeugt sein straffer, aufrechter Wuchs.

Im Norden des Platzes tauchen Baumstrahler die Eichengruppe in ein angenehmes Licht und bieten ausreichend Helligkeit zur Orientierung. Im Bereich der Sitzstufen sind Lichtbänder unterhalb einer jeden Stufe vorgesehen, so dass auch bei Nacht die gesamte Stufenanlage dezent beleuchtet wird. Sämtliche Handläufe der Stufenanlagen sind mit integrierten LED-Lichtbändern ausgestattet. Den Abschluss des Platzes im Süden bilden drei Mastleuchten. Ergänzend wird vorgeschlagen, die angrenzenden Fassaden mittels Bodeneinbaustrahlern zu beleuchten. In den angrenzenden Straßenräumen sind Hängeleuchten vorgesehen.

Sitzmöblierung: Die Sitzauflagen auf den Sitzstufen, bestehend aus hochwertigem, langlebigem und kratzfestem Drucklaminat in der Farbe Grau, haben einen hohen Sitzcomfort und fügen sich in Kombination mit den Natursteinoberflächen harmonisch in das Gestaltungsbild des Platzes ein. Oberhalb der Sitzstufen sind vier Doppelbänke mit einer Sitzauflage aus Holz vorgesehen. Von hier lässt sich das Treiben im Norden und Süden des Platzes beobachten und der Schatten der Bäume genießen. Fahrraparkerl: sind opitonal im Südwesten des Platzes angeordnet, um die zentrale Platzfläche möglichst freizuhalten. Spielelemente: Zwischen der nördlichen Baumreihe sind zwei ebenerdig eingelassene Spielelemente platziert, eine Pfeifenwippe und ein Tanzglockenspiel. Beide Elemente fordern die Spielfreude von Groß und Klein geradezu heraus. Im Bereich des Spiel- und Aktionsfeldes laden unterschiedlich hohe Natursteinblöcke mit bruchrauer Oberfläche zum Klettern und balancieren ein. Das kleine Wasserspiel als begleitendes Element der unterschiedlich hohen Natursteinblöcke bereichert das Spiel und belebt den Ort.

Vier flach ausgebildete Wasserbecken (2cm) schließen die Sitzstufen nach Norden ab. Auf der Ostseite eines jeden Beckens ist jeweils eine Düse positioniert, die einen dünnen Wasserstrahl an das gegenüberliegende Ende des jeweiligen Beckens schickt. Das Wasser fließt als dünner Wasserfilm zurück und schließt so den Wasserkreislauf. Um allzu starkes Spritzen zu vermeiden ist es alternativ denkbar, die Anzahl der Düsen zu erhöhen um damit die Länge des Wasserstrahls zu reduzieren (siehe Pictos). Auch kann darüber nachgedacht werden, nur den Wasserfilm zu realisieren und die Düsen entfallen zu lassen.

Das Entwurfskonzept sieht eine möglichst barrierefreie Zugänglichkeit des Platzes vor und ebenso eine barrierefreie Erschließung der beiden unterschiedlich hoch gelegenen Platzflächen. Die umlaufende Wegeführung wird bewusst an den angrenzenden Hauskanten entlang geführt um insbesondere Sehbehinderten die Orientierung zu erleichtern. Vor den Stufen und Rampen sind Aufmerksamkeitsfelder vorgesehen. Darüber hinaus wird empfohlen in den Zugangsbereichen zum Platz einen Infotisch zu plazieren, der den Eichplatz in Form eines plastischen Messingmodells erlebbar macht. Die angrenzenden Straßen sind jeweils mittig mit einer Entwässerungsrinne versehen und können als Orientierungslinie genutzt werden. Das vorgeschlagene Leitsystem Pictoform von GH Form besteht aus zwei Grundelementen (Material: Messing), die auf dem Belag montiert werden und mit Hilfe derer man wahlweise Leitlinien, Aufmerksamkeits- oder Orientierungsfelder erstellen kann.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch die klare Baumsetzung an der Johannisstraße, die auch in dieser
räumlich wirkt, und die konsequente Ausformulierung eines großen, offenen, vielfältig
nutzbaren Stadtplatzes im Süden. Er entscheidet sich bewusst für eine Materialität (Lausitzer
Granit), die sich von der Wasserrinne im Norden über den Eichplatz in die angrenzenden
unteren Straßenräume zieht – mit unterschiedlicher, funktional ablesbaren Formatwahl.
Positiv hervorzuheben ist die Konzentration von Aufenthalts– und Spielangeboten auf dem
oberen Niveau unter dem Baumsaal. Folgerichtig dazu schließt sich eine geradlinige
Sitzstufe – Rampen – Anlage an, die sich Flächenmäßig charmant zurücknimmt und
gleichzeitig angemessen auf die wichtigen Wegebeziehungen reagiert.
Der Entwurf verfolgt ein klares Bekenntnis zum offenen Platz in der Stadt und stellt sich mit
klarem Selbstverständnis in die Stadtraumfolge mit einem untergeordneten, nicht
übertriebenen Bezug zum „historischen“ Eichplatz.
Der gut durchdachte, unaufgeregte Gesamtentwurf setzt sich auch im konzeptionellen
Ansatz der Ausstattung, Beleuchtung und Pflanzenverwendung mit einer wohltuenden
Angemessenheit fort und verzichtet auf der Mode unterworfene „Effekthascherei“. Er
integriert die Bürgeranregungen behutsam. Die Klarheit der Entwurfsidee jedoch setzt eine
hohe Ausführungsqualität voraus. So wird in diesem Kontext die Verspieltheit der
Ausstattungselemente in ihrer dargestellten Umsetzung kontrovers diskutiert.
Der Gesamtentwurf entwickelt für den Eichplatz mit konsequenter Logik einen
selbstbewussten, urbanen Charakter, der sich wirtschaftlich realisieren lässt und durch
Flexibilität bei der Nutzung und dem Anschluss der umgebenden Bebauung überzeugt.
Abgabeplan Blatt 1

Abgabeplan Blatt 1

Abgabeplan Blatt 2

Abgabeplan Blatt 2

Baumsaal Blick von der Johannisstraße Richtung Osten

Baumsaal Blick von der Johannisstraße Richtung Osten

Sitzstufenanlage

Sitzstufenanlage

Platzraum Blick Richtung Johannisstraße

Platzraum Blick Richtung Johannisstraße

Oberflächendeteil Treppen- und Sitzstufenanlage

Oberflächendeteil Treppen- und Sitzstufenanlage

Oberflächendetail Verweis auf die alte Lage des Eichplatzes

Oberflächendetail Verweis auf die alte Lage des Eichplatzes