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Einladungswettbewerb | 05/2012

Freiraum - Innenstadt Forst (Lausitz)

Perspektive

Perspektive

2. Preis

Preisgeld: 5.000 EUR

geskes.hack Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

Ingenieurbüro Kraft Beratende Ingenieure für Wasserwirtschaft

Wasserbau

Erläuterungstext

Die Stadt Forst ist heute vor allem durch seine Lage als Grenzstadt an der Neiße und durch den „Ostdeutschen Rosengarten“ bekannt. Die historische Entwicklung der Stadt jedoch war massgeblich von der Textilindustrie bestimmt, die markante bauliche Zeugnisse in der Stadt hinterlassen hat.
Der politische und der damit verbundene wirtschaftliche Umbruch geht einher mit einem Rückgang der Bevölkerungszahlen, der in den nächsten Jahren eine städtebauliche Neuordnung in den zentralen Bereichen der Stadt erfordert.

1. Leitbild
Unsere Antwort auf die Aufgabenstellung des Wettbewerbes ist die Neubesetzung des zentralen, innerstädtischen Raumes um den Marktplatz mit der deutlichen Geste einer zentralen Parkachse. Dieser historisch bedeutsame Raum soll in der vorliegenden Arbeit herausgestellt und Zentrum des neuen Mühlgrabenparks werden.
Folgende übergeordnete Maßnahmen werden von uns vorgeschlagen:

- Marktplatz und Rosenteich bilden eine räumliche Einheit
Der neue Stadtteich bildet ein adäquates Pendant zu dem Marktplatz und damit das neue Zentrum. Räumlich als auch wassertechnisch wird so die Anbindung an das übergeordnete städtische Freiraumsystem des Mühlgrabens und der Neiße hergestellt.

- Orientierung an der historischen Raum- und Parzellenstruktur
Die Erschließung orientiert sich an der historischen Raum- und Parzellenstruktur, die so die innerstädtische Parklandschaft mit der umgebenden Stadt „verwebt“. Forst als Textilstadt liefert das Motiv für die „Forster Tücher“ (Aktionsbereiche), die in das Freiraumsystem „eingewoben“ sind.

- Stadt der Rosaceaen (Rosengewächse)
Im historischen Kontext prägten bedeutende Personen wie Heinrich Graf von Brühl, u.a. Obstbaumsammler, die Entwicklung und das Erscheinungsbild der Stadt.
Das Image der Rosenstadt wird durch das übergeordnete Pflanzmotiv der Parklandschaft, die Pflanzung von Hainen aus Rosaceaen, durch eine weitere Attraktivität gestärkt.


2. Die Mitte neu besetzen
Der Schrumpfungsprozess der Stadt Forst, der sich im Bearbeitungsgebiet westlich der St. Nikolai Kirche bis zum Mühlgraben erstreckt, hinterlässt auf der einst von Blockrandbebauung definierten Stadt eine unstrukturierte Leere. Baulichkeiten oder historische Stadträume wie der Marktplatz mit der Nicolaikirche, der Lindenplatz oder der Friedrichplatz sind nicht mehr in den städtischen Kontext eingebunden.
Wir sehen die Aufgabe der Neubesetzung der Mitte darin, der städtebaulich herausragenden Stellung des Marktplatzes mit der St. Nikolai Kirche wieder gerecht zu werden und das historische Zentrum für die Bürger und die Besucher gestalterisch deutlich zu attraktivieren und dort unterschiedliche Aufenthaltsqualitäten zu generieren.


3. Der Rosenteich
Die Anlage eines Teiches im Zentrum von Forst ist für uns das geeignete Instrument, mit landschafts-architektonischen Mitteln einen Ort zu schaffen, der in seiner Ausstrahlung und Präsenz der Bedeutung des Ortes gerecht wird.
Der ca. 2700 qm große Stadtteich bildet vor der Kulisse der St. Nikolai Kirche, einen besonderen atmosphärischen Ort, der mit seiner vielfältigen Nutzbarkeit anziehend auf alle Generationen wirkt.
Der Stadtteich wird zum Kernpunkt des Parks, Menschen jeden Alters fühlen sich von dem Wasser, das im Kontrast zu den Fließgewässern der Neiße und des Mühlgraben steht, besonders angezogen.

Im Westen vor dem Platanendach führt eine Sitzstufenanlage an das Wasser heran und lädt zum Aufenthalt ein. Mit Uferstauden bestandene Böschungen begleiten den Rundweg um den Teich. Im Osten bildet der Schilfpolder (s. Wasserwirtschaftliches Konzept) eine räumliche Fassung der zentralen Parkachse.
Zu allen Jahreszeiten entstehen neue Atmosphären: im Sommer die Seerosen, im Winter eine Eisfläche, die zum Schlittschuhlaufen einlädt, im Herbst das rauschende Schilf.

Die aus der Stadt kommende Wegeachse, die bis zum Mühlgraben führt, erfährt durch begleitende Baumreihen unterpflanzt mit bodendeckenden Rosen eine weitere Stärkung.

Der extensive Charakter der Parklandschaft erhält an dieser Stelle ein notwendiges “Highlight“, das unter dem Aspekt der niedrigen Pflege- und Unterhaltungskosten (s. Punkt 7) auch beispielhaft die ökologische Wertigkeit der Stadtumbaumaßnahme den Bürgern und Besuchern nahe bringt.
Der Teich wird zum Aushängeschild von Forst und prägt das Image der neuen Parklandschaft.


4. Der Mühlgrabenpark: Eine Landschaft mitten in Forst
Die Parklandschaft, die sich nach dem Rückbau der Plattenbauten ergibt, gliedert sich in drei Bereiche:
die extensiven Wiesenfelder, bepflanzt mit Rosaceaen –
den Uferpark am Mühlgraben
das Parkzentrum mit dem Rosenteich.

- Erschließung
Die Erschließung orientiert sich an der historischen Raum- und Parzellenstruktur, die die innerstädtische Parklandschaft mit der umgebenden Stadt „verwebt“.
Es entstehen räumlich gefasste Wiesenfelder, die in ihrer Maßstäblichkeit Analogien an die historische Stadt aufweisen. Plätze wie der Topfmarkt, der Augustplatz oder der Verlauf historischer Strassenachsen werden wieder präsent und halten die Erinnerung an die Stadtgeschichte wach.
Ausstellungstafeln können an diesen Stellen die historische Stadt zeigen.

- Wiesenfelder mit Rosaceaen
Der Mühlgrabenpark ist eine in weiten Bereichen extensive Parklandschaft.
Die Bedeutung des Grafen von Brühl, der gemeinsam mit Carl von Heinecken durch die Züchtung und Anlage von Obstbaumpflanzungen hervorgetreten ist, wird durch die Anlage von Obsthainen aus unterschiedlichen Rosaceaen Arten Rechnung getragen.
Die Haine besetzen die wiesenartigen Parkfelder. Die Mahd der Wiesen erfolgt 2x pro Jahr, das Obst wird von den Bürgern der Stadt geerntet. Blüten- oder Erntefeste werden zum Treffpunkt der Bürger.
Durch häufigere Mahd werden in die Wiesen kleinere (20qm) Felder hineingemäht, die sogenannten Brühlschen Stationen. Interessierte Besucher finden auf einem Schild Erläuterungen der Rosaceaen Sammlung. Nicht nur für Kinder werden diese Stationen ein beliebtes Ausflugsziel.

- Uferpark
Der den Mühlgraben begleitende Freiraum wird mit seinem Baumbestand und vorhandenen Nutzungsangeboten erhalten und als naturnaher Freiraum mit bereits vorhandenen Spiel- und Freizeitangeboten am Wasser entwickelt. Der vorhandene Baumbestand wird erhalten.

- Forster Tücher
Das Motiv der Textilstadt Forst wird aufgegriffen, indem in den Park „gewebte Tücher” ausgelegt werden. Auf diesen farbig besonders hervortretenden Tüchern werden Sport-, Spiel und Aufenthaltsbereiche für alle Generationen angeboten, z.B.:
Grillen, Streetball, Fitness, Sonnenliege, Schattendach, Spiel, Schaukelparcours, Skaten, Schachtische etc.


5. Wasserwirtschaftliches Konzept
Die Anlage eines räumlich prägnanten Gewässers in Kombination mit einem Schilfpolder ist die notwendige Geste um das Zentrum von Forst nachhaltig aufzuwerten und zu allen Jahreszeiten Aufenthaltsqualität zu schaffen.

Die Planung des Schilfpolders in Verbindung mit dem 2700 qm großen See ermöglicht die Nutzung des natürlichen Reinigungspotentials der neugeplanten Gewässer zur Herstellung eines zentralen Sees mit höchster Wassergüte.
Der Hauptzufluss zur Bewirtschaftung der neuen Oberflächengewässer kann durch die Entnahme aus der Sohle des „Mühlgrabens“ bereitgestellt werden. Aufgrund der Geländeverhältnisse muss die Entnahme durch Pumpen erfolgen.
Die Speisung der neuen Oberflächengewässer und der Rückfluss in den „Mühlgraben“ kann im freien Gefälle erfolgen. Die Größenordnung der Entnahme kann der Leistungsfähigkeit des neuen Gewässersystems angepasst werden und das gereinigte Flusswasser als Rücklauf wieder in den „Mühlgraben“ eingespeist werden.
Bei Einleitung unterhalb des Stauwehres kann dies im freien Gefälle erfolgen, vor dem Stauwehr ist unter Umständen eine weitere Hebung erforderlich.

Wasserqualität
Eine optimale Wasserqualität im zentralen See kann durch Anordnung von einem kleineren See in zwei Reinigungsstufen erreicht werden. Dabei bildet ein Teil des kleineren Sees die erste Reinigungsstufe, dieser wird als Bodenfilter mit überstauter Schilffläche angelegt. Die zweite Reinigungsstufe bilden zwei parallel angeordnete, an den Ufern mit Schilf bepflanzte Teile des Sees, deren Abfluss den zentralen See mit hochwertig aufbereitetem Wasser speist. Durch die Anordnung der Seen wird eine Wasserqualität erreicht, die nah an der von Trinkwasser und über der von Badewasser liegt.
Es eignet sich hervorragend für die Ausstellung anspruchsvoller Wasserpflanzen wie Seerosen.
Der Überlauf des zentralen Sees wird als Rücklauf in den „Mühlgraben“ abgeleitet.

Der Wasserbedarf zur Unterhaltung der Anlagen ist somit sehr gering und kann auch bei Niedrigwasserabfluss im „Mühlgraben“ gedeckt werden. Selbst beim Trockenfallen des Zuflusses kann das Gewässersystem bis zu einem Monat bei geringer Wasserspiegelabsenkung unterhalten werden.
Wenn Wasserspiegelschwankungen in den Seen möglich sind, kann der Stauraum in den zwei Seen zur Minderung von Abfluss- und Hochwasserspitzen genutzt werden.

Neben vielfältigen ökologischen Vorteilen des wasserwirtschaftlichen Konzeptes kann auch die Nutzung des Rückhaltevolumens zur Minderung der Entstehung von Hochwasserspitzen als Vorzug angeführt werden.

Die wirtschaftlichen Vorteile des Konzeptes lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Die Kosten für die Reinigung von belastetem Oberflächenwasser beschränken sich
auf die Kosten für die Hebung des Flusswassers in das neue Gewässersystem.
- Die Unterhaltungskosten für die Wasser- und die Schilffläche sind deutlich geringer als die Kosten für die Pflege von Rasenflächen. Das Schilf ist nur im Abstand von 5 – 10 Jahren zu mähen.
- Es sind nur 2 – 3 kleine Pumpenanlagen erforderlich.


6. Stufenkonzept
Die bauliche Umsetzung des Mühlgrabenparks, die sich aus der in dem Stadtentwicklungskonzept vorgegebenen Zeitschiene des Rückbaus der Plattenbauten ergibt, ist aus den Pictogrammen (Blatt 1) ablesbar. Die Zwischenstände zeigen, dass in den Zeitphasen 2013, 2015 und bis 2020 jeweils ein qualitätsvoller Entwicklungsstand der Parklandschaft erreicht wird.
Im Rahmen des 100-jährigen Jubiläums des Forster Rosengartens werden 2013 in den Wiesenfeldern die ersten 100 Obstbäume gepflanzt und damit der erste Spatenstich für die Rosaceaensammlung zeitnah durchgeführt.


7. Kostenrahmen und Pflegekosten
In der vorliegenden Arbeit geht es uns unter Berücksichtigung der Aspekte Budget und Folgekosten darum, die intensivere Gestaltung auf den Bereich zwischen Marktplatz und Mühlengraben zu konzentrieren.
Der Großteil der Fläche ist sehr extensiv angelegt. Die baumbestandenen Wiesenfelder erfordern einen minimalen Pflegeaufwand (zweimalige Mahd pro Jahr). Durch die die Wiesenfelder begleitenden Rasenkorridore (5 mahlige Mahd pro Jahr) entsteht ein feiner Wechsel in der Struktur und Höhe der Staudenfluren. Die wegebegleitenden Bereiche wirken so sehr einladend.
Die Parkwege werden alle als wassergebundene Wegedecke ausgeführt.
Der zentrale Bereich wird in der Herstellung etwas kostenintensiver, die Folgekosten sind als sehr gering anzusehen.
Forster Tücher, punktuelle Aktions- und Aufenthaltsbereiche können je nach Verfügbarkeit des Budgets in das Parksystem integriert werden. Die vorgegebenen Gesamtbaukosten werden eingehalten.
Blatt 1

Blatt 1

Blatt 2

Blatt 2

Lageplan

Lageplan

Realisierung

Realisierung