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Ideenwettbewerb als Einladungswettbewerb | 04/2005

Ideenwettbewerb zur Gestaltung der Humboldtbrücke

Lageplan

Lageplan

1. Preis

Lützow 7 Müller Wehberg Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die gemäß Aufgabenstellung zu entwerfenden Bereiche der zu sanierenden Humboldtbrücke in Potsdam werden von den Verfassern als integrale Bestandteile der Architektur der bestehenden Brückenkonstruktion verstanden. Die Bestandsbrücke wird als rational entworfener Zweckbau gesehen, welcher ohne jeden “Schmuck” auskommt, und sich in Form und Gestaltung als Spannbetonbauwerk ganz der geforderten Nutzbarkeit unterordnet.
Nach der Sanierung des Betons wirkt der Brückenkörper “aufgefrischt”. Von weitergehenden Bearbeitungen der Oberflächen wie z.B. Bemalen oder Verkleiden wird seitens der Verfasser nicht ausgegangen.
Die Bauteile der Widerlager und Treppen-Rampenbauwerke an der Brückenköpfen werden im Geist des überkommenen Brückenentwurfes platzökonomisch und an den Nutzungserfordernissen orientiert im zur Verfügung stehenden Raum angeordnet, so dass der direkte, unverstellte Zugang zum unteren Uferweg gegeben ist. Eine jeweils seitlich angeordnete, großzügige und den Dimensionen des Brückenquerschnittes entsprechende Freitreppe mit zugeordneter Rampe bildet im gestalterisch-baulichen Zusammenhang mit einer “Vorbetonierung” des bestehenden Widerlagers und einer auf der Gewässerkante errichteten Stützmauer die neu gestalteten Brückenköpfe aus. Das Material der Wahl ist hier für die konstruktiv-tragenden Mauern Ortbeton, welcher mit großformatigen Strukturbetonvorsatzelementen oder Natursteinblöcken verkleidet wird. Alternativ wird vorgeschlagen den Ortbeton leicht übermaßig herzustellen und die Ansichtsflächen “steinmetzmässig” in Anlehnung an Bossenmauerwerk ohne senkrechte “Fuge” ausarbeiten zu lassen.
Die mit einem deutlich merkbaren Anlauf versehenen Mauern der Brückenköpfe lagern, die tektonischen Aspekte des Ensembles betonend, auf den Erdrampen der zulaufenden Trassen auf und tragen die Spannbögen der Brücke optisch deutlich wahrnehmbar.
Als Materialität der Bodenbeläge stellen sich die Verfasser für Rampen, Wege und Stufenanlagen einen in warmer Farbgebung gehaltenen Naturstein (z.B. Granit) vor. Auf der Brücke selbst ist Asphalt und Schotter (Straßenbahn) vorgesehen. Der Asphaltbelag der Gehwege kann leicht rötlich eingefärbt sein.
Die seitens der Auslobung vorgegebenen Querschnittsvorgaben zu den Verkehrsbereichen auf der Brücke und im Anschluß werden übernommen.

Das aufsichtige Brückenbauwerk erhält hier vier, das zukünftige Erscheinungsbild subtil und doch wesentlich charakterisierende Elemente. In einem geeigneten Metall mit der Farbe “Tombak” gefertigt sind das Geländer, die Höhenaufkantungen der Flächenabgrenzungen, die Pflanzgefäße sowie die Beleuchtungs- und Fahrdrahtmasten. Die massiv dimensionierten Geländer zu den Wasserseiten und in Abgrenzung der Gehwege zum Fahrverkehr bilden mit einer Höhe von 1,20 Metern und einer maximalen Breite von 0,50 Metern in ihrer im Schnitt ovalen Ausbildung den Charakter einer über der Brückensilhouette, mit dem Brückenbogen leicht schwebenden Balustrade. Das Motiv der sich in Material von der Bestandsbrücke deutlich abhebenden Balustrade deutet auf Charakteristika, welche sich aus dem umliegenden Kulturbereich auf diesem Bauwerk in abstrahierter Form gleichsam spiegeln.
Die Beleuchtungs- und Fahrdrahtmasten sind in Dreiergruppen in einer Linie angeordnet und minimieren somit die optische Wirkung vertikaler Elemente auf der Brücke mit Rücksicht auf das Erscheinungsbild derselben vom umliegenden Landschaftsraum.
Die Bepflanzung der Pflanzelemente in Brückenmitte erreicht in der vorgesehenen Schnitthöhe die Oberkante des Geländers mit 1,20 Metern. Das Gefäß selbst trägt mit ca. 0,30 Metern über den Fahrbahnen in Tombak auf. Das ca. 3 Meter breite Heckenband über den Bogen der Brücke gespannt entspannt die Anmutung der sehr breit und ausladend wirkenden Oberfläche, gliedert
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und vermittelt zu und zwischen den Ufern. Ein “grünes Motiv ” in Referenz auf das Erbe der Stadt. Ligustrum vulgare `Atrovirens´ (alternativ: Ligustrum vulgare `Lodense´) ist hier die vorgeschlagene Pflanze. Sie erfüllt mit Ihren Standorteigenschaften an diesem Extremstandort die Bedürfnisser der Frosthärte und Windverträglichkeit.
Gehalten oder aufgefangen wird der Heckenbogen an den Brückenköpfen durch lockere Baumpflanzungen in pyramidaler Wuchsform. Eine Mischung aus langsamwüchsigen Eichen (Quercus robur `Fastigiata´) und Buchen (Fagus sylvatica `Dawyk´) mit schnellwüchsigen Pappeln (Populus nigra `Italica´) bilden von Beginn an eine Torsituation in die Stadt hinein und hinaus. Als sogenannte Landmarken definieren die Baumhaine den Stadtzugang aus der Weite der umliegenden Landschaft. Bei ausreichendem Aufwuchs der Buchen und Eichen können die Pappeln entfernt werden.
Die Rasen-/Wiesenböschungen werden durch Pflanzungen aus Stephanandra nicisa `Crispa´ ergänzt.
Die funktionale und gestalterische Beleuchtung des Bauwerkes gliedert sich in drei Aspekte.
Circa 11 Meter hohe Mastleuchten der Firma Abeler und Geiger (Modulum) mit schwenkbar gestaffelten Leuchtenköpfen, welche übereinander angeordnet bis zu drei Lichtquellen beinhalten, beleuchten mit präzise gerichteten Lichtkegeln die Fahrbahnen in geforderter Lichtstärke.
Die Gehwege werden aus der Balustrade heraus beleuchtet, der Widerschein dieser Leuchten illuminiert von Innen heraus das Geländer und stützt so die beabsichtigte Wirkung der über der Brücke gespannten Balustrade in der Nacht.
Unterhalb der Brücke wird die dortige Aussparung für Leitungsführungen genutzt, um in Lichtfarbe und -qualität abgestimmte Strahler zu installieren, welche senkrecht, unter dem Ausschluß der Störung des Schiffsverkehrs, die Wasseroberfläche bescheinen. Das auf die Unterseite der Brücke reflektierende, durch das Spiel der Wellen irisierende Licht taucht die Brücke aus dem umgebenden Raum heraus in die Andeutung eines unbekannten, bewegten Scheines.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Wettbewerbsentwurf hat eine klare Konzeption. Die Seiten der Brücke sind völlig symmetrisch, der Übergang von Brücke zur Stadt bzw. Landschaft wird klar definiert. Das klare Bild der Brücke wird beibehalten, die Gestaltungselemente ordnen sich unter bzw. werden integriert.
Die Elemente wie Beleuchtung und Geländer sind sehr bewusst gestaltet, in ihrer Art jedoch reduziert. Die Konzeption für Beleuchtung und Fahrleitungsmasten ist sehr gelungen, da mit wenigen Masten viel erreicht wird.
Der Entwurf zeigt eine konsequente Urbanisierung und erreicht mit wenigen Mitteln eine gute Gestaltung.
Perspektive

Perspektive

Perspektive

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Schnitt

Schnitt

Perspektive

Perspektive

Perspektive

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