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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

"Unser Leohaus"

3. Preis

Preisgeld: 2.500 EUR

Schuster Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Das ehemalige katholische Gemeindezentrum soll zu einem Ort der Gemeinschaft, zum zentralen Ort des sozialen Lebens in Olfen weiterentwickelt werden. Der historische Charakter und die Geschichte von Ort und Haus müssen genauso deutlich werden wie die Reaktionen auf neue Inhalte und zeitgemäße Erfordernisse. Offenheit und das flexible Neben- und Miteinander verschiedenster Nutzungen und Nutzergruppen waren wesentliche Ziele des Entwurfs.

Die Ergänzung des Bestands und die Integration in den Kontext des Ortes basieren auf einfachen Prinzipien. Das bestehende Leohaus wird additiv ergänzt: die vorgelagerte Eingangsterrasse dient als kommunikative und einladende Vorzone, das Leohaus wird unter Berücksichtigung der vorhandenen Baustruktur erneuert, die Fuge zum Saal dient der Erschließung und Versorgung und der Saal wird als besonderes architektonisches Element, als die gute Stube von Olfen absehbar. Das Prinzip der Abfolge verschiedener Schichten prägt das Haus wie auch den Außenraum.

Optional kann die Abfolge verschiedenster Felder über die Straße hinweg bis in den Stadtpark hinein verlängert werden. Sie ist Grundlage für Verkehrsberuhigung, für die Integration von Leohaus und Stadtpark sowie die Generierung einer markanten Adresse.

Das Haus verändert sein Gesicht und wird zur Straße und zum Park hin geöffnet. Dieser signifikante Eingriff in das bestehende Ziegelbauwerk lässt die Veränderungen ablesbar werden und ist Grundlage für eine neue Offenheit. Die erhöhte Terrasse und die großzügige Öffnung von Cafe und Foyer führen zu einer schönen und kommunikativen Eingangssituation und verknüpfen das Haus mit dem städtischen Kontext. Der Rückbau der historischen Eingangssituation führt zu erheblichen atmosphärischen und funktionalen Vorteilen.

Im Foyer sind die Eingangsfunktionen gebündelt. Hier entsteht ein Ort der die Menschen zusammenführt. Von dieser zentralen Anlaufstelle sind alle Bereiche des Leohauses zu erreichen. Zusätzliche Synergieeffekte bietet der direkte Anschluss an das Cafe. Bei Großveranstaltungen in Saal und Foyer können sämtliche Teilbereiche auch unabhängig erschlossen werden. Zusätzliche Erschließungen sind über das Cafe sowie die beiden Zugänge im Sockelbereich der Fuge gegeben. Diese „Mehrfacherschließung“ ist Grundlage der multifunktionalen Nutzbarkeit des Hauses.

Die Veränderungen im Altbau erfolgen unter Achtung der konstruktiven Geometrie. Die Anordnung des Aufzugs führt zu einer barrierefreien Erschließung aller Aufenthaltsräume. Im Dachgeschoss sind lediglich Abstellräume vorgesehen. Diese werden durch funktionsnahe Abstellflächen ergänzt.

Der Saalbaus, die „Guten Stube“ von Olfen wird als eigenständige Ergänzung ablesbar. Die Holzstruktur des Saals steht in spannungsvollem Kontrast zum massiven Ziegelbau.
Der Saal besitzt eine besondere Atmosphäre und bietet beste Voraussetzungen für die vielfältigen Nutzungsszenarien. Die mobile Trennwand lässt eine akustisch wirksame Trennung des Saals zu. Die Öffnung zum Freiraum bietet zusätzliche Nutzungsoptionen. Die Nebenräume sind unmittelbar zugeordnet bzw. über den Aufzug angeschlossen. Dabei bietet die aufgedoppelte Saalwand auch akustische Vorteile. Die Dachgeometrie des Saales, die akustisch wirksame Holzrippendecke und die warme Innenraumverkleidung lassen eine schlichte aber noble Innenraumatmosphäre entstehen. Unabhängig vom Foyer ist eine Versorgung des Saals über die Teeküche, das Cafe oder externe Caterer gewährleistet.

Unterhalb des Saales sind neben dem Atelier- und Werkraum, rund um die Küche verschiedene Gruppenräume zuschaltbar. Der Jugendbereich ist im Sockel des Altbaus vorgesehen. Er kann über eine abgesenkte Vorzone westlich des Leohauses, die auch als Aufenthaltsraum nutzbar ist, separat erschlossen werden.

Bei Lage und Zuordnung der einzelnen Räume sind auch potentielle gegenseitige Störungen durch funktionsbedingte Lärmentwicklung berücksichtig. Die empfindlichen Bereiche wie Jugend, Saal, Spielmannszug und Karnevalsverein sind räumlich voneinander getrennt.

Die Belange des vorbeugenden Brandschutzes sind berücksichtigt. Der Saal wird als Versammlungsstätte eingestuft und kann unabhängig über die beiden nördlichen Ausgänge entfluchtet werden. Der Fluchtweg aus dem Bestandsgebäude führt über das Sockelgeschoß. Der Treppenraum wird gegenüber dem Foyer mit selbstschließenden, rauchdichten Türen versehen. Da im Dachgeschoß keine Aufenthaltsräume geplant sind, kann der zweite Fluchtweg gem. den Angaben des Auslobers über die Fenster erfolgen.

Das kompakte Gebäudevolumen, das sehr gute A/V-Verhältnis und die gute Wärmedämmung des Neubaus bieten sehr gute Voraussetzungen für einen ressourcenschonenden und wirtschaftlichen Betrieb. Die Gebäudesubstanz soll über eine innenliegende Wärmedämmung ertüchtigt werden. Die Heizung soll als Holzpelletheizung Co2 neutral betrieben werden.
Für den Saal ist im Bereich der Fuge der Raum für eine mechanische Be- und Entlüftung mit Wärmerückgewinnung vorgesehen. Die Luftführung erfolgt über die Fuge bzw. die aufgedoppelte Saalwand. Bei größeren Veranstaltungen und verdunkeltem Saal erscheint eine Lüftungsanlage ratsam. Die Küche erhält eine lokale fassadenintegrierte Lüftung.

Ziegel und Holz sind die beiden traditionellen Materialien der Region. Wenngleich das Material Holz primär bei Nebengebäuden zum Einsatz kam, erscheint es uns doch für die Ergänzung des prägnanten Ziegelbaus besonders geeignet. Es ergänzt den Bestand sinnfällig und verleiht dem Haus einen lebendigen, natürlichen und bisweilen sogar noblen Ausdruck. Moderne Holzbautechniken sind leistungsfähig und dauerhaft. Als nachwachsender Baustoff ist er zudem Co2 neutral und somit ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz.

Das Gestaltprinzip des Außenraum korrespondiert mit der additiven Zonierung des Entwurfs. Signifikant ist die Eingangsterrasse mit der vorgelagerten begrünten Erschließungszone. Eine integrierte Rampe erlaubt die barrierefreie Erschließung. Die Fortführung des Prinzips führt zur Verkehrsberuhigung der Bilholtstraße und der ablesbaren Anbindung des Stadtparks. Zusätzliche Funktionsstreifen Boule, Spielplatz...) innerhalb des Parks können den Zusammenhang von Haus und Park weiter stärken.
Zugunsten zusammenhängender Außenanlagen sind die Stellplätze und der Busstellplatz in der Grundstücksperipherie vorgesehen. Der abgesengte Freiraum im Westen dient den Jugendlichen als Zugangs- und Aufenthaltsbereich. Er liegt lärmgeschützt und kann vom Bistro aus versorgt werden.

Das „neue“ Leohaus in Olfen wird auf signifikante Weise ergänzt, ohne seinen stadtbildprägenden Charakter zu verlieren. Offenheit, Vielfalt und Kommunikation prägen das Innere und strahlen bis in den Außenraum, eine Einladung an alle Olfener.