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Einladungswettbewerb | 05/2012

Europacity Berlin, Stadthafenquartier Süd

3. Preis

ASTOC ARCHITECTS AND PLANNERS GmbH

Stadtplanung / Städtebau

Erläuterungstext

Das Stadthafenquartier Süd befindet sich in einem heterogenen Kontext. Im Süden der
Hauptbahnhof und die großmaßstäblichen Gebäude des Kunst-Campus, entlang der
Heidestraße zunächst Hochpunkte, im Anschluß Bestandsgebäude und Neubauten, im
Norden der Stadthafen und ein weiteres Wohnquartier, und schließlich im Osten am
gegenüberliegen Ufer die vielfältigen Strukturen entlang der Scharnhorststraße.
In diesem vielfältigen Umfeld bildet das Stadthafenquartier einen ruhenden Pol, ein
Stück ´normale´ Stadt. Der städtebauliche Entwurf verzichtet auf laute Gesten und
übertriebene Effekthascherei. Vielmehr wird das ruhige städtebauliche Bild, das vom
Masterplan formuliert wird, durch auf die gegebenen Rahmenbedingungen abgestimmte
Interventionen verfeinert und weiterentwickelt.

Städtebauliches Leitbild
Die Herausforderung besteht in der Entwicklung eines Regelwerks, das ein lebendiges
Stück Stadt mit eigener Identität entstehen läßt. Es gilt einen Korridor festzulegen,
welcher einerseits individuelle Freiheiten zulässt, aber gleichzeitig klare
Rahmenbedinungen schafft, welche die einzelnen Teile zu einem großen Ganzen
verschmelzen lassen. Die Identität des Quartiers entsteht durch das Spannungsfeld
zwischen klarer städtebaulicher Grundstruktur und der ihr innewohnenden Vielfalt im
Detail.

Phasenweise Entwicklung / Abschnittsbildung
Generell wird die Entwicklung von der Heidestraße ausgehen und sich von dort nach
Osten entwickeln. Zum einen kann so der Schallschutz für die Blockinnenbereiche
gewährleistet werden. Zum anderen liegen die Abfahrten zu den Gemeinschaftstiefgaragen
in unmittelbarer Nähe zur Heidestraße. In Nord-Süd-Richtung können die
drei Streifen der Baugebiete unabhängig voneinander realisiert werden.

Freiraumplanerisches Konzept
An den Schnittstellen zwischen privaten, halb-öffentlichen und öffentlichen Flächen
schafft eine fein abgestufte Freiraumgestaltung eine wahrnehmbare Hierarchisierung.
Die privaten Freiräume, welche auch als Garten genutzt werden, liegen erhöht vom
öffentlichen Raum. Die halb-öffentlichen, gemeinschaftlich genutzten Höfe sind
ebenfalls um ca. 1,50 m erhöht. Die Durchwegungen mit öffentlicherem Charakter im
Norden und Süden des Quartiers befinden sich auf Straßenniveau.
Analog zur Architektur der Gebäude wird der Freiraum im öffentlichen Raum eher
geradlinig und streng gestaltet, während das Hofinnere eine abwechslungsreiche und
lebendige Atmosphäre erhält. Die Hofinnenräume gliedern sich in private Zonen vor den
Gebäuden und gemeinschaftlich genutzte Flächen, wie Grillplätze und Kinderspiel in
der Mitte der Höfe.
Das Freiraumkonzept sieht eine Reihe von kleinen Plätzen und Orten vor, welche von
den verschiedenen Nutzergruppen unterschiedlich interpretiert und angeeignet werden
können. Zusätzlich zu den Gemeinschaftsflächen in den Höfen entstehen auf den
Dächern von den Hausbewohnern genutzte Terrassen.

Erschließungskonzept
Das Quartier wird für den Individualverkehr über die im B-Plan festgesetzte
Straßenschleife erschlossen. Für die mit MI und WA gemischten Baufelder sind die
Garagen als Gemeinschaftsgaragen organisiert um die Anzahl der Zufahrten zu
reduzieren. Die Zufahrten liegen in den MI Gebieten möglichst nahe an der Heidestraße
um das Quartier soweit wie möglich von Individualverkehr freizuhalten.
Sämtliche Gebäude werden entweder über die Straßenschleife, den Stadthafen oder
den Döberitzer Grünzug erschlossen.

Integration in die umgebenden Strukturen
Das ´Stadthafenquartier Süd´ wird durch eine kompakte, städtische Bebauungsstruktur
geprägt, welche den großzügigen Freiräumen der Umgebung gegenübersteht. An den
Schnittstellen nimmt die Bebauungsstruktur durch feine Anpassungen Bezug auf die
Elemente der Umgebung. So wird der Straßenraum der Erschließungsschleife durch
zwei grüne Plätze an die Uferpromenade herangezogen. An der geplanten Brücke am
Stadthafen weicht die Bebauung einige Meter zurück und schafft so für die Bewohner
mehr Privatheit und gleichzeitig Raum für Gastronomie mit Außenbereich. Im Süden
entsteht durch eine Aufweitung des Döberitzer Grünzugs ein Platzraum an der
Schnittstelle zwischen Kunst-Campus und Stadthafenquartier.

Materialität / Fassadengestaltung
Für die Gestaltung der Fassaden gilt der Grundsatz, nach außen, zum öffentlichen
Raum, geradliniger und strenger zu agieren, während die Fassaden im Blockinneren
freier gestaltet werden können.
Das Gestaltungskonzept sieht unter Anderem vor, den Umgang mit Freisitzen und
anderen vorspringenden Bauteilen zu regeln, um eine dem Standort angemessene
urbane Atmosphäre zu erzeugen. Je nach Lage im Quartier und Himmelsrichtung wird
für eine Blockseite eine einheitliche Gestaltung vorgeschlagen. Beispielsweise Erker im
Norden zum Stadthafen, Loggien entlang der Heidestraße, halb eingezogene Balkone
nach Süden zum Grünzug und großzügige Balkone zum Kanal.
Desweiteren wird für die Fassaden von einem mineralischen Baustoff als Primärmaterial
ausgegangen. Großflächige Metall- oder Glasflächen, sowie einfache mineralische
Oberflächen, wie Wärmedämmverbundsystem sind nicht erwünscht.
Die Farbgebung kann durch das NCS-Farbsystem definiert werden. Durch Vorgabe einer
auf die mineralischen Baustoffe abgestimmten Farbfamilie zwischen beispielsweise
Altweiß, hellgrau, hellen Sand- und Beige-Tönen wird ein zusammenhängender
Quartierscharakter entstehen. Durch Definition einer Auswahl von Farben und
Materialien wird ein zu bunter Quartierscharakter vermieden und gleichzeitig die
spätere entwurfliche Freiheit sichergestellt.

Nachhaltigkeit der Konzeption
Der Entwurf sieht eine relativ dichte und kompakte Bebauung vor und entspricht somit
den Zielsetzungen einer Stadt der kurzen Wege und reduziertem Bauflächenverbrauch.
Die kompakten Gebäude sorgen für ein günstiges A/V-Verhältnis. Der vergleichsweise
niedrige Stellplatzschlüssel, fördert das autoarme Wohnen durch naheliegende
Alternativen, wie z.B. Carsharing. In sämtlichen Gebäuden sind im Erdgeschoss
Fahrradabstellräume vorgesehen.