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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

Neubau für das Department für Chemie und die Didaktiken der Naturwissenschaften der Universität zu Köln

ein 3. Preis

Preisgeld: 40.000 EUR

Thomas Müller Ivan Reimann Gesellschaft von Architekten mbH

Architektur

WINTER Beratende Ingenieure für Gebäudetechnik

TGA-Fachplanung

GSE Ingenieur - Gesellschaft mbH Saar, Enseleit und Partner

Tragwerksplanung

Vogt Landschaftsarchitekten

Landschaftsarchitektur

LCI Labor Concept Ingenieurgesellschaft

sonstige Fachplanung

Ingenieure für Brandschutz Peter Stanek

Brandschutzplanung

Erläuterungstext

IDENTITÄTSSTIFTENDE BAUKÖRPERSTRUKTUR UND FREIRÄUME

Der Standort der neuen Hochschule liegt an einer Schnittstelle zwischen verschiedenen städtischen Strukturen, Typologien und Freiräumen, an einem Ort, wo weder Stadt noch Landschaft überhand gewinnen. Bei der Entscheidung über den zukünftigen Charakter des neu entstandenen Campus bieten die unmittelbar anliegenden Bauten und Stadträume wenig direkte Anknüpfungspunkte.

In dem heterogenen Umfeld verleiht unsere Arbeit dem neuen Gebäudekomplex eine eigenständige und identitätsstiftende Baukörperstruktur. Die stark gegliederte Großform ordnet das fragmentarische Umfeld, sie definiert Räume unterschiedlicher Nutzung und unterschiedlichen Charakters. In dem heute durch offene Räume geprägten Areal wird der zentrale „Campusplatz“ zu einem besonderen Ort: Er wird zum zentralen Raum des Hochschulcampus, der so in einer heterogenen und von großmaßstäblichen Solitären dominierten Umgebung einen klaren Mittelpunkt gewinnt.

Der Campusplatz ist als ein begrünter, klar gefasster Stadtplatz konzipiert. Hier kreuzen sich sowohl campusinterne als auch übergeordnete Wegeverbindungen, hierhin orientieren sich die anliegenden neuen Gebäude. Durch seine zentrale Lage, Gestaltung und hohe Frequentierung bietet er hohe Aufenthaltsqualität und Gelegenheit für informelle Begegnungen.


VIELFALT IN DER EINHEIT

Die drei gegeneinander versetzten und miteinander verbundenen Baukörper
umfassen einen zentralen Platz. Sie lösen den großen, zusammenhängenden
Gebäudekomplex in maßstäbliche, klar erkennbare Bauteile auf. Es entsteht eine Figur, die sich wie selbstverständlich in die Umgebung einfügt und dabei klar definierte Außenbereiche schafft. Die Doppellesbarkeit des Gesamtkomplexes, der als ein zusammenhängendes Ganzes und gleichzeitig als eine Komposition aus unterschiedlichen Einzelgebäuden in Erscheinung tritt, entspricht dabei dem Charakter und der Funktionsweise der neuen Fakultät.


VERNETZUNG VON INNEN- UND AUßENRÄUMEN

Der neue Gebäudekomplex wird charakterisiert durch die enge Vernetzung
unterschiedlicher Innen- und Außenräume. Die räumlichen und funktionalen Wechselwirkungen zwischen Innen- und Außenräumen, zwischen dem Gebäudekomplex und der anliegenden Stadt, verleihen einzelnen Nutzungsbereichen einen unverwechselbaren Charakter, eine klare Orientierung und verorten sie innerhalb des Campus.
Die beiden Neubaustufen werden als eigenständig funktionierende Gebäude konzipiert, die durch einen zentralen Erschließungsbereich miteinander verbunden werden, welcher auch das bestehende Hörsaalgebäude erschließt. Jeder der beiden Gebäudeteile orientiert sich in eine andere Richtung: Der neue Gebäudekomplex wird sowohl von der Luxemburger Straße als auch vom Campusplatz erschlossen und vernetzt unterschiedliche Teile des Areals miteinander.
Es entsteht ein mit seiner Umgebung vernetzter Campus der kurzen Wege und sich überlagernder, jedoch räumlich klar definierter und hierarchisierter Bereiche.


ERSCHLIESSUNG UND ORIENTIERUNG

Die beiden unteren Ebenen des Neubaus schließen stufenlos an die vorhandenen Niveaus des Hörsaaltraktes, so dass alle Gebäudeteile und Nutzungseinheiten auf eine selbstverständliche Art und Weise miteinander vernetzt sind. Die Hauptebene befindet sich auf dem Niveau des heutigen „Erdgeschosses“ des Hörsaaltraktes. Die wichtigsten gemeinsamen Einrichtungen der Hochschule wie Bibliothek, Cafeteria, Hörsaalzentrum und Hauptfoyer liegen unmittelbar an dem zentralen Campusplatz. Das Hauptfoyer, welches alle Gebäudeteile, die anliegenden Stadträume und die Eingänge verbindet, wird dabei als räumliche Fortsetzung des Stadtraums im Gebäude konzipiert.

Alle von den Studenten am stärksten frequentierten gemeinsamen Einrichtungen, Seminar- und Praktikumsräume können direkt von dem zwischen den beiden Neubaustufen liegenden, mehrgeschossigen Atrium erschlossen werden, welches als die Fortsetzung des Hauptfoyers in der Vertikalen konzipiert wurde und welches alle wichtigen Nutzungseinheiten in den darüber liegenden Geschossen funktional und räumlich miteinander verbindet.

Die Institute werden an den Außenseiten der beiden Neubauteile angeordnet und bilden jeweils große zusammenhängende Einheiten. Die zentrale Analytik, Chemikalienmanagement, Lagerräume sowie die Werkstätten liegen im Tiefparterre und haben direkte Verbindung zu Anlieferungsbereichen.

HOHE FLEXIBILITÄT IN DER RAUMAUFTEILUNG

Der Neubaukomplex des Departements wird klar in Zonen unterschiedlicher Nutzung und Raumtiefen aufgeteilt. Konstruktionsraster, Ausbaumodul und Gebäudetiefen sind dabei so gewählt, dass die jeweiligen Nutzungseinheiten effizient und flexibel organisiert werden können und zugleich unterschiedliche Grundrisstypologien möglich sind. Die in den beiden Baustufen weitgehend identische Zuordnung von ähnlichen Nutzungseinheiten in den einzelnen Raum- und Gebäudezonen ermöglicht sehr gute Orientierung und Auffindbarkeit innerhalb des weitläufigen Komplexes.


EINHEITLICHKEIT UND FIGURALE WIRKUNG

Die architektonische Sprache der Neubauten knüpft an die Architektur der Bestandsbauten an, die den Ort prägen und identitätsstiftende Wirkung sowie architektonische Qualität besitzen. Der industrielle Charakter der Fassaden zeigt deutlich, dass es sich bei dem Komplex des Chemiedepartements um ein hoch technisiertes Gebäude handelt.

Wir verstehen den aus dem Bestandsbau und zwei Neubauten zusammengefügten Gebäudekomplex als ein zusammenhängendes Bauwerk mit eigenem Charakter. Die Neubauten übernehmen daher einige architektonische Elemente des Bestandes. Die auskragenden Deckenplatten und Brüstungsbänder des Hörsaaltraktes setzen sich in einer anderen Materialität und Profilierung in den Neubauten fort und verbinden sie so mit dem Bestand. Sie dienen als konstruktiver Sonnenschutz und als Wartungs- und Reinigungsgänge. Die Horizontalität der Fassaden und das kleinteilige Ausbauraster werden überspielt durch vertikalen Raster von Stahlstützen, welche die auskragenden Deckenbänder verbinden. Die Leichtigkeit des architektonischen Ausdrucks wird weiter verstärkt durch textilen Sonnenschutz, der in der äußeren Fassadenebene zentral gesteuert heruntergefahren wird.



TRAGWERK
Um einen mehrstufigen Bauablauf zu ermöglichen, werden die Gebäuderiegel durch Bauwerksfugen getrennt. Durch einen Abstand von ca. 5 m von den im Zwischenbauzustand noch vorhandenen Gebäuderiegeln kann die Baumaßnahme des ersten Riegels weitestgehend ohne Beeinflussung des Bestandes durchgeführt werden.
Die Decken der Gebäude werden im Regelfall als punktgestützte Stahlbetonflachdecken ausgebildet, die sowohl nachträgliche Durchbrüche bei Umbauten möglich machen als auch eine ungestörte Installation der Technik unter der Decke ermöglichen. Die Decken werden über Stützen in den Außenfassaden sowie über neben den Fluren angeordneten Innenstützen unterstützt. Im Bereich der Foyerzonen sowie oberhalb der Ladezonen ermöglichen schnell zu montierende Spannbetonrippendecken (Pi-Platten) große stützenfreie Räume. Die vorgehängten Fassadenelemente werden als Kragkonstruktion an den Geschossdecken aufgehängt.
Die Gründung erfolgt auf Einzel- und Streifenfundamenten in durch Installationskanäle gestaffelten Höhen. Die Horizontalaussteifung, z.B: für Windbeanspruchungen, wird über aussteifende Treppen- und Aufzugskerne sowie innere Brandwände aus Stahlbeton realisiert.
BRANDSCHUTZ

Zur brandschutztechnischen Bewertung wird die BauO NRW herangezogen. Bei dem Bauvorhaben handelt es sich um ein Gebäude mittlerer Höhe, d.H. kein Fußboden der Aufenthaltsräume liegt höher als 22m.

Die Rettungswege aus dem Gebäude werden baulich über die notwendige Treppenräume und die Ausgänge ins Freie sichergestellt. Die Treppenräume führen alle im Erdgeschoss ins Freie. Durch die automatische Löschanlage des Atriums kann eine Nutzung dieses Bereiches auch durch Brandlasten erfolgen, und es können die zwei Freitreppen als Fluchtweg angesetzt werden.

An diesem gesprinklerten Atrium befindliche Räume erhalten einen zweiten Rettungsweg über eine interne Verbindung im rückwärtigen Bereich, und von da aus in einen vom Atrium brand- und rauchschutztechnisch abgetrennte Bereiche zu den Treppenhäusern.

Die zulässigen Rettungsweglänge von 35 m von einem Aufenthaltsraumes bis zu einem Ausgang ins Freie oder notwendigen Treppenraum kann in der vorliegenden Planung eingehalten werden.

Die tragenden und aussteifenden Bauteile sowie die Geschossdecken sind als feuerbeständige Bauteile erforderlich. Die Wände der Treppenräume müssen in Bauart von Brandwänden sein. Die Anforderungen an die Leitungsführungen in diesen Fluren sind zu beachten. Der Neubau wird brandschutztechnisch in zwei Brandabschnitte geteilt. Zwischen diesen Brandabschnitten befindet sich ein offenes Atrium mit zwei großzügigen Treppen. Dieser Bereich wird durch eine automatische Löschanlage geschützt.

Flure von mehr als 30 m Länge werden durch nicht abschließbare, rauchdichte und selbstschließende Türen unterteilt.

Für das Gebäude ist, aufgrund der teilweise erhöhten Personenanzahl (Freihandbereich) und Praktikums – und Seminarbereiche und zur Sicherstellung einer frühzeitigen Brandbekämpfung, eine flächendeckende automatische Brandmelde- und Alarmierungsanlage mit Aufschaltung auf die Feuerwehr erforderlich und vorgesehen.