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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

Hedwig-Dohm-Haus - Neu- und Umbau für Kinderbetreuung und studentische Verwaltung der Humboldt-Universität zu Berlin

1. Preis

Preisgeld: 18.000 EUR

martinoff architekten

Architektur

koeber Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

LEITIDEE
Das vorhandene denkmalgeschützte Gebäude wird durch Addition mehrerer Volumina in eine neue Baukörperfigur überführt. Diese orientiert sich an der historischen Grundfigur, erhält aber durch die ergänzten Elemente neue Akzentuierungen.

STÄDTEBAU
Das vorhandene Gebäude erfährt zwei Ergänzungen, die sich beide innerhalb des historischen Gebäudeumrisses bewegen. Zum einen wird der Ostflügel wieder in Richtung Spree verlängert und zum anderen wird der Verbindungstrakt nach Norden hin verbreitert. Hierdurch entsteht eine H-förmige Figur, die einen nördlichen und einen südlichen Hof herausbildet.
Der im Norden gelegene Hof nimmt Stellflächen für Müll, Fahrräder und Kinderwagen auf und dient als Eingangsbereich für den Mitteltrakt sowie als Anlieferhof für die Kinderbetreuungseinrichtungen.
Der südliche Hof öffnet sich mit den Freiflächen der verschiedenen Betreuungsangebote zur Spree hin.
Die vier Schenkel der H-Figur werden jeweils durch Hochpunkte betont. Einen der Hochpunkte bildet der vorhandene Hörsaaltrakt. So entsteht eine ausgewogene annähernd symmetrische Gesamtfigur.
Als Pendant zum Giebelfenster des südlichen Treppenhauses des Westflügels erhält der neue Ostflügel eine Loggia zur Spree, die Ausblicke zur Museumsinsel und zur Friedrichstraße ermöglicht und die stadträumlich wirksam wird.

GESTALTUNG / DENKMALSCHUTZ
Innerhalb der neuen Kubatur des Gebäudeensembles werden die aus verschiedenen Zeitperioden stammenden Gebäudeteile hinsichtlich ihrer Farbigkeit und Fernwirkung ähnlich behandelt. Im Detail bleibt die gestalterische und handwerkliche Ausprägung der Einzelelemente innerhalb des Ganzen ablesbar.
Die neuen An- und Aufbauten werden als homogene Körper aus rötlich eingefärbtem Sichtbeton hergestellt. Die Farbe und eine Betonoberfläche, die von horizontal angeordneter, sägerauer Brettschalung geprägt ist, kann als Reminiszenz an das Ziegelmauerwerk des Altbaus gelesen werden.
Während die Backsteinoberfläche an den Gebäudeteilen der Ursprungsbebauung wieder freigelegt wird, wird vorgeschlagen, den Hörsaaltrakt mit rötlich eingefärbtem Putz zu behandeln. Hierdurch bleibt zum einen der vorhandene gestalterische Bruch gegenüber dem früheren Gebäude ablesbar und zum anderen wird der Gebäudeteil in das Gesamterscheinungsbild des neuen Ensembles eingebunden.

ORGANISATION / FUNKTIONEN
Die Kindertagesstätte ist im östlichen Gebäudeflügel und die studentische Verwaltung im westlichen Flügel untergebracht. Beide Bereiche werden über die historischen Haupteingänge erschlossen. Der Mittelteil nimmt die „Eltern organisierte Betreuung“ und „Die Humbolde“ auf. Diese beiden studentischen Kinderbetreuungseinrichtungen sind sowohl vom Hof aus als auch auf neutralem Weg von den Bereichen der studentischen Verwaltung aus zu erreichen.
Die Kindertagesstätte grenzt unmittelbar an die Einrichtung der „Humbolde“, so dass hier die Möglichkeit einer räumlichen Verbindung besteht.
Durch eine Änderung der Höhenlage des Erdgeschossfußbodens und den Einbau zusätzlicher Ebenen wird in den Seitenflügeln eine Mehrgeschossigkeit erzeugt. In der Kindertagesstätte ist im Erdgeschoss die Krippe und der allgemeine Bereich angeordnet, im Obergeschoss befindet sich der altersgemischte Bereich.
Im Westflügel wird vor dem vorhandenen Hörsaal ein großzügiges Foyer ausgebildet, das auf der ursprünglichen Höhe des Erdgeschossfußbodens verbleibt und durch Differenzstufen bzw. auch barrierefrei über eine Rampe vom neuen Eingangsniveau aus zu erreichen ist. Der nördliche Teil des Westflügels wird zwei- bzw. dreigeschossig ausgebildet. Im Erdgeschoss befinden sich die Beratungsräume und die Redaktion der studentischen Zeitung. Im ersten Obergeschoss sind die weiteren Räume der studentischen Verwaltung und im zweiten Obergeschoss die Besprechungsräume angeordnet.
Die Fahrradwerkstatt, die Medienräume und das „Futterkollektiv“ liegen im ebenerdig zugänglichen Teil des Souterrains unterhalb des Hörsaaltraktes. Das studentische Begegnungszentrum „Ziegelei“ ist oberhalb davon unter dem ansteigenden Gestühl des Hörsaals angeordnet. Die vorhandene individuelle Raumkontur mit der schräg verlaufenden Decke verspricht die Möglichkeit der Erzeugung einer eigenständigen Qualität und Atmosphäre für den Cafébetrieb. Über das südliche Treppenhaus besteht eine kurze Anbindung an den Hörsaal.

FREIFLÄCHEN
Die Pavillonanlage mit ihren ehemals drei Flügeln bildet sich in den Außenanlagen so ab, dass sich im Bereich des nicht mehr existenten mittleren Flügels sämtliche Spieleinrichtungen und -geräte konzentrieren. Im nördlichen Eingangshof setzt sich dieses Konzept durch die Anordnung der Fahrräder und Kinderwagen im Mittelbereich fort. Die Höfe zwischen den Flügeln sollen dagegen offen und grün gestaltet werden. Damit entsteht auch eine sinnvolle Zonierung des Hofraums.
In Anlehnung an die historische Grünanlagengestaltung stehen die Pavillons wieder in möglichst zusammenhängenden Grünflächen, die sich formal am historischen Konzept orientieren. Gerade, schmale Borde schaffen leicht erhöhte Rasenflächen, die in Zugangsbereichen mit Ausrundungen versehen werden. Dieses einfache Relief mit den alten Bäumen und wenigen akzentuierten Neupflanzungen sorgt für einen respektvollen Umgang mit den alten Häusern und ermöglicht die behutsame Einbindung der ergänzenden Neubauten in den Bestand.