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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

Neugestaltung des Marktplatzes

1. Preis

Preisgeld: 6.500 EUR

Landschaftsarchitektur+ Holzapfel-Herziger & Benesch PartG mbB

Landschaftsarchitektur

Trabitzsch Dittrich Architekten

Architektur

ibt Ingenieurbüro Hans Tovar & Partner GbR

Verkehrsplanung

Burkhard Wand Lichtplanung

Lichtplanung

Erläuterungstext

1. Historische Situation | Bestand

In seiner ursprünglichen, historischen Ausprägung zeigte sich der Marktplatz in Bünde als eine freie Fläche in Form eines Rechtecks, mit klaren Raumkanten und einer starken Betonung der Ränder in Form einer umlaufenden Baumreihe. Die Proportionalität von Platzlänge zu Platzbreite lag zu dieser Zeit im Verhältnis von ungefähr 2:1.
Besonders gut zu erkennen ist dies in den Aufnahmen um 1920. Der Marktplatz war zu dieser Zeit von Straßen umschlossen und die Gebäude standen jeweils auf der dem Markt gegenüberliegenden Straßenseite. In den alten Bildern sind die Gebäude der Zigarrenfabrik Kessing & Thiele zu erkennen, die sich bis in die 70er Jahre an der nordwestlichen Seite des Platzes befanden, als auch auf den Flächen des jetzigen Parkplatzbereiches.
Im Zuge der Verkehrsentwicklung wurde die Hangbaumstraße und die Marktstraße ausgebaut, die südlich und westlich des Platzes einfassenden Straßen entfielen. Die Erweiterung des Gymnasiums am Markt folgte konsequent dieser Entwicklung. Die innere Kante des Platzes wurde aufgenommen und die ehemaligen Straßenflächen überbaut.
Der Bezug des Platzes in Richtung Amtsgericht ging verloren, das Gymnasium wurde zum Gymnasium am Markt. Der Marktplatz zeichnet sich in seiner jetzigen Situation als ein langgestreckter Platz in Nord-Süd Richtung aus. Die Platzkanten auf der nördlichen, westlichen und der nordöstlichen Seite fehlen. Die Funktionen des Platzes beschränken sich neben der Markt- auch auf die Parkplatznutzung. In der Marktstraße befindet sich die Zu- und Abfahrt zur Marktfläche in ungeregelter Form.

2. Entwurf Freiraum | Platzrandbebauung

Es wird ein neuer Platzcharakter vorgeschlagen, der die notwendige Multifunktionalität für Veranstaltungen bietet und zusätzlich eine klare und identitätsstiftende Gestaltung formuliert. Flächen werden vom Autoverkehr zurückgewonnen und für reichhaltige Nutzungen wie Markt, Veranstaltungen, Gastronomie, Wasserspiel und Grünqualität zur Verfügung gestellt. An den Rändern wird der Platz gefasst und von dort mit Aufenthaltsqualität und Angeboten belebt. Die Platzmitte wird mit einer Fläche von 2.600 m2 für die Marktnutzung, ohne Einbauten und Hindernisse, freigehalten. In direkter Zuordnung zum Gymnasium orientieren sich die erweiterte Pausenhoffläche und die Einstellplätze für 200 Fahrräder. Die Gestaltung der Fahrradständer bietet jeweils eine Überdachung des Sattels und eine Beleuchtung. Überstanden wird der Bereich des erweiterten Pausenhofs und der Fahrradstellplätze von einer lockeren Pflanzung aus Felsenbirnen (Amelanchier lamarkii), die in ihrer Anordnung an die Form eines Abakuses erinnern. Die Felsenbirne bleibt in ihrem Habitus locker und kleinkronig, wegen ihrer schönen Frühjahrsblüte und der besonders intensiven Herbstfärbung ist sie besonders geeignet an dieser Stelle. Nach Westen zur Marktstraße hin präsentiert sich der Markt mit „Grünen Arkaden“, bestehend aus einer zweireihigen Baumreihe mit Pontischem Ahorn (Acer cappadocicum). Dort wird man sitzen können, sich treffen und die vielfältig nutzbaren Sitzmöglichkeiten für eine kleine Verschnaufpause während der Marktzeit nutzen. Nach Norden zur Hangbaumstraße wird der Platz gefasst durch eine einreihige Baumreihe, bestehend aus gelben Rosskastanien (Aesculus flava). Der Baumrahmen erfüllt die Rolle eines Art Filters, der Transparenz wart und die notwendige Abgrenzung zu den benachbarten Straßenflächen schafft. Die Flächen der Marktstraße werden in die Gestaltung einbezogen und als „shared space“ ausgebildet.
Aufgrund der hervorragenden Lage am Marktplatz wird für die neue Bebauung zusätzlich zur Schaffung des geforderten Parkraums ein Wohn- und Geschäftshaus vorgeschlagen. Das Gebäude bildet, in Verlängerung des Gymnasium-Neubaus, die fehlende Raumkante des Marktplatzes. Es springt zurück und gibt dadurch der Nutzung im Erdgeschoss Raum für eine unter Bäumen geschützte Außengastronomie (Café, Eiscafé). Als weitere Erdgeschossnutzung können sich die Entwurfsverfasser einen Kiosk oder eine Bäckerei vorstellen. Entlang der Straße am Amtsgericht könnten auch kleine Dienstleistungsbüros ihren Standort finden. Insgesamt ergibt sich Raum für 7 bis 9 Gewerbe- bzw. Büroeinheiten.
Die im 1. und 2. Obergeschoss angeordneten Wohnungen sind als Maisonetten ausgebildet. Jede der 9 Wohneinheiten erhält einen privaten Gartenbereich im ersten Obergeschoss - auf dem Dach der erdgeschossigen Parkgarage. Die Wohnungsgrößen variieren bei 4 Zimmern zwischen 90 und 100qm, bei 5-6 Zimmern zwischen 115 und 130qm. Als Fassadenmaterial wird ein sandsteinfarbener Vormauerziegel im Dünnformat gewählt. In den Parketagen des Wohn- und Geschäftshauses werden insgesant 92 PKW-Stellplätze nachgewiesen.

3. Nutzung

Die Platzfläche erhält von der Marktstraße aus zwei Zufahrten. Dadurch lässt sich ein Ringverkehr auf der Fläche einrichten und größere Fahrzeuge können ohne Wenden die Fläche befahren. Es werden zwei Hauptzugänge zum Markt inszeniert. Ein Auftakt im Nordwesten von der Hangbaumstraße aus und ein weiterer im Nordosten vom zukünftigen Kreisel Hangbaumstraße / Hindenburgstraße aus. Von Osten kann der Markt auf der gesamten Länge von der Marktstraße aus betreten werden. Die Marktstraße wird zum „shared space“ verkehrsberuhigt zurückgebaut. Die Feuerwehrzufahrt zum Gymnasium wird durch die bereits bestehende Zufahrt gewährleistet. Die notwendige Breite wird eingehalten und klar erkennbar angeordnet. Für die Nutzung der Flächen für den Marktbetrieb wird eine Zeilenaufstellung in Nord-Süd Richtung vorgeschlagen. Nach überschlägiger Messung vor Ort wurde dazu ein Konzept entwickelt und im Lageplan M 1:1000 dargestellt. Dieses orientiert sich an dem historischen Vorbild der Marktstellung.

4. Beleuchtung und Möblierung

Die Beleuchtung des Platzes erfolgt aus Richtung der Raumkanten, die von Baumreihen gesäumt sind. Vorgeschlagen wird ein modulares Beleuchtungssystem (LED / HIT) in warmweißer Lichtfarbe mit guter Farbwiedergabe und einer Masthöhe von 6 - 8m, das eine normkonforme Grundausleuchtung des Platzes und der Marktstraße sicherstellt und darüber hinaus flexible Nutzungsmöglichkeiten bietet. Optional kann, in Anlehnung an die Beleuchtung in der Fußgängerzone, ein Sekundärsystem mit indirekter Beleuchtung gewählt werden. Eine stimmungsvolle Beleuchtung der Bäume und weiches, bodennahes Licht aus den Sitzbänken machen den Platz auch während der Dunkelstunden attraktiv und stärken das Sicherheitsgefühl. LED-Lichterketten ergänzen die Baumbeleuchtung während der Weihnachtszeit und geben dem Platz mit relativ einfachen, kostengünstigen Mitteln einen festlichen Charakter. Seitliches Licht aus den Baumreihen beleuchtet den geplanten Schulhof und die historische Frontfassade des Gymnasiums am Markt als charaktergebendes Merkmal des Platzes. Der Eingangsbereich wird durch zwei Bodeneinbaustrahler akzentuiert. Damit wird der Platz auch während der Dunkelstunden nach Süden klar begrenzt. Licht aus den Fahrradständern setzt Akzente und lockert den Raum zusätzlich auf. Optional können die LED Leuchten über ein Solarpanel auf dem Sattelschutz versorgt werden: Während des Tages wird der gewonnene Strom in einem Akku gespeichert und in den Dunkelstunden an die LED- Leuchte abgegeben. Es wird empfohlen, die Beleuchtung im Eingangsbereich zur Tiefgarage zu ergänzen bzw. zu verbessern, um das Lichtniveau deutlich zu heben. Gleiches gilt auch für den dunklen Bereich im Übergang zwischen Neubau Gymnasium und Sporthalle. Die Wahl des Leuchtmittels – LED oder HIT – ist abhängig von den Entscheidungen der kommunalen Politik. Wirtschaftliche Lösungen sind derzeit sowohl mit LED-Technik (kaum Streulicht, längerer Wartungszyklus, gute Farbwiedergabe, hohe Anschaffungskosten) als auch mit HIT-Leuchten (höhere Lichtmenge pro Watt, geringere Anschaffungskosten, kürzerer Wartungszyklus, gute Farbwiedergabe) möglich und mit dem vorgeschlagenen System umsetzbar.
Die „Grünen Arkaden“ bieten die Möglichkeit, je nach Bedarf Möblierungselemente wie Bänke, Lichter, Weihnachtsbeleuchtung und Mülleimer anzuordnen. Es ist Ziel, die genaue Abfolge und Struktur dieser Elemente im weiteren Planungsprozess gemeinsam mit den dafür zu Beteiligenden zu entwickeln. An den Zugängen zum Marktplatz wird ein Informationssystem vorgeschlagen, das auf die Markttage und Veranstaltungen hinweist.

Beurteilung durch das Preisgericht

Orientiert an der historischen Platzgestaltung gelingt dem Verfasser eine sehr gut proportionierte Zonierung des Marktplatzes in die drei Bereiche Wochenmarktfläche, Aufenthaltszone Schüler / Fahrradabstellflächen („Abakus“) sowie Entreebereich Schule. Die geplante Bebauung im bestehenden Parkplatzbereich erscheint in Kubatur, städtebaulicher Einbindung und vorgeschlagener Nutzungsmischung sinnvoll und richtig. Durch das leichte Zurücksetzen des Baukörpers in nordwestlicher Richtung wird der Erhalt der Baumreihe in Verlängerung der vorhandenen Gebäudekante der Schule ermöglicht, so dass die stadträumliche Qualität des Platzes nicht von der Frage der Realisierung des Neubaus abhängt. Es gelingt dem Verfasser sehr gut, im Sinne des „shared space“- Gedankens (s. Erläuterungsbericht) die Marktstraße in die Gesamtplanung einzubeziehen. Die dargestellte Detailplanung der Trennung Marktstraße / Marktplatz durch eine doppelreihige Allee aus Pontischem Ahorn („Grüne Arkaden“) verspricht eine hohe Verweilqualität für Passanten und ermöglicht eine große nutzbare Breite des Wochenmarktbereiches. Die vorgeschlagene Bepflanzung mit unterschiedlich hohen / dichten Bäumen ist sehr differenziert und insgesamt sinnvoll (Blickbeziehung altes Schulportal, Abgrenzung zu Verkehrsflächen).
Der Entwurf ermöglicht sowohl in Erstellung als auch im Unterhalt eine wirtschaftliche Realisierung. Zur Materialwahl werden seitens des Verfassers keine Angaben gemacht. Durch den Verzicht auf jegliche Möblierung im Wochenmarktbereich verspricht der Entwurf eine hohe Funktionalität. Die Anordnung der beiden Zuwegungen im Bereich des Kreisels ist in erschließungstechnischer Hinsicht zu überprüfen. Die deutliche Aufwertung des Tiefgaragenzugangs wird positiv bewertet. Kritisch gesehen wird die Abtrennung des Platzes zu den angrenzenden Klassenräumen („Willkommensbank“). Das vorgeschlagene Wasserspiel erscheint nur im Zusammenhang mit der geplanten Bebauung sinnvoll.

Verkehrliche Beurteilung
Die Marktstraße ist gestalterisch gut einbezogen. Der befahrbare Straßenverlauf muss dabei aber gut erkennbar sein. Die kleinen Zu- und Abfahrten zur Marktstraße müssten überarbeitet werden. Ein überdachter Buswartebereich am Marktplatz fehlt.

Beurteilung aus Sicht der Marktbeschicker
Die Lage der Zu- und Abfahrten ist positiv durchdacht. Die Breite muss den Ansprüchen der Marktfahrzeuge entsprechen. Für die Kunden wurde ein freier Zugang zum Fahrradstellplatz und „Abakus“-Bereich gewährleistet.

Beurteilung aus Sicht des Gymnasiums
Der Entwurf bietet eine gelungene Gestaltung des Eingangsbereiches mit freier Sicht auf das Schulgebäude, Hockern vor dem Altbau und vielen weiteren Sitz- möglichkeiten. Er sieht praktische und gute Fahrradabstellmöglichkeiten und einen akzeptablen Sichtschutz vor den Klassenfenstern vor.
Luftperspektive

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Landschaftsarchitektur+ | Lageplan

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Lageplan 1:1000

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Landschaftsarchitektur+ | Gesamtübersicht

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Lageplan 1:200

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Landschaftsarchitektur+ | Luftperspektive

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Fußgängerperspektive

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Landschaftsarchitektur+ | Beleuchtungsplan

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Landschaftsarchitektur+ | Perspektive Nacht

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Landschaftsarchitektur+ | Schnitt: Ost-West

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Landschaftsarchitektur+ | Schnitt: "Grüne Arkaden"

Landschaftsarchitektur+ | Schnitt: "Grüne Arkaden"

Landschaftsarchitektur+ | Detail: "Grüne Arkaden"

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Landschaftsarchitektur+ | Detail: Schulentrée

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