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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

Areal „Südlich der Bahnstraße“

Gewinner / Zur Realisierung empfohlen

Preisgeld: 5.000 EUR

bb22 architekten + stadtplaner

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

HEINZ + FEIER GmbH

Verkehrsplanung

Erläuterungstext

Frankfurt am Main / Sulzbach (Taunus), Juli 2012 – Im Rahmen eines kooperativen Verfahrens für das Erweiterungsareal „Südlich der Bahnstraße“ der Gemeinde Sulzbach (Taunus) sprach sich die Bewertungsjury für den Gemeinschaftsentwurf von bb22 architekten + stadtplaner (Frankfurt/M) und den Verkehrsplanern des Büro Heinz + Feier (Wiesbaden) aus. Die Aufgabenstellung war das Ergebnis eines Bürgermitwirkungsverfahrens, das seit August 2011 von der Gemeinde Sulzbach durchgeführt wurde. An dem Verfahren nahmen insgesamt sieben Projektteams teil.

Das entsprechend ausgewählte Szenario 2, „ST_Rand“ sieht die Entwicklung der gesamten Erweiterungsfläche vor, wie sie im regionalen Flächennutzungsplan ausgewiesen ist. Dabei stand die Entlastung des Verkehrs, die Reduktion der Lärmbelastung, eine vollständige Nutzung als Wohnviertel, sowie eine Anbindung des nahegelegenen Main-Taunus-Zentrums für Fußgänger und Radfahrer durch die Ausbildung eines attraktiven Grünstreifens und einer Promenade im Vordergrund. Zentrales Element des städtebaulichen Entwurfs ist entsprechend die Ausbildung einer neuen Stadtkante als „Strand“, mit einem inszenierten Blick über die charakteristische Landschaft der Rhein-Main-Region.

Der öffentliche Charakter des „Strandes“ revidiert das sonst übliche Prinzip der meist kleinteiligen, ausfransenden und von privaten Wohnungsnutzungen geprägten Ortsränder. Die Planung sieht vielmehr eine Zonierung von kleinteiligen, privaten Wohnnutzungen hin zu großräumiger organisierten Geschosswohnbauten mit öffentlichen Freiräumen im Süden vor.


WEITREICHENDE BERÜCKSICHTIGUNG DER REGIONALEN DYNAMIK UND DER GEMEINDEIDENTITÄT
Besonderes Augenmerk richteten die Verfasser auf die Berücksichtigung der regionalen Dynamik, der Gemeindeidentität und der Bedeutung der Gemeinde innerhalb des Rhein-Main-Gebietes. So wurde beispielsweise im Szenario 1, „Hof Laden Wohnen“, Bezug genommen auf die Sulzbacher Tradition so genannter Hofläden, die angesichts sich ausbreitender filialisierter Einzelhändler eine Stärkung erfahren sollte.

Für die mittlere und südliche Gebietszone wurde vorgeschlagen, ein breites Spektrum unterschiedlicher Wohnformen anzubieten, das das bestehende Angebot in Sulzbach sinnvoll ergänzt: Wohnen mit Kindern, Mehrgenerationenwohnen, betreute Wohnformen etc. Zudem wird ein innovatives Energiekonzept für das gesamte Entwicklungsgebiet als integraler Bestandteil zugrunde gelegt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Team 2:
bb22 architekten + stadtplaner, Frankfurt mit Büro Heinz + Feier, Wiesbaden

Städtebaulicher Ansatz:
Großräumige verkehrliche Betrachtung mit klarer Ortsrand „St_Rand“ Ausbildung

Konzept 2 (ambitionierte Lösung):
Diese Konzeption stellt durch eine großräumige Betrachtung des Areals den innovativsten Lösungsansatz dar. Sie bietet eine ganzheitliche verkehrliche Lösung für das gesamte Gemeindegebiet und eröffnet damit eine besonders gelungene städtebauliche Entwicklung des Areals „Südlich der Bahnstraße“ an.

Der ambitionierte Entwurf basiert auf der Grundidee, den vorhandenen und den zukünftigen Neuverkehr über die B8 und die sogenannte Querspange (Am Main-Taunus-Zentrum) zu führen und am Kreuzungspunkt L3266 zu verteilen, ohne eine Durchfahrt auf die Bahnstraße. Diese Querspange ist durch den Bebauungsplan 54/1 bereits weitestgehend planungsrechtlich abgesichert und mit allen beteiligten Fachämtern abgestimmt.

Der besondere Gewinn dieses Ansatzes besteht darin, dass Schleich- und Durchgangsverkehre durch den Ortskern nach Schwalbach unattraktiv werden. Gleichzeitig werden die Verkehrsströme auf der L 3266 zwischen Main-Taunus- Zentrum und Bahnstraße reduziert (ein Rückbau der L3266 ist möglich) und die Lärmimmissionen für die bestehende und geplante Wohnbebauung südlich der Bahnstraße gemindert. Der städtebauliche Entwurf geht daher davon aus, dass das gesamte Gebiet südlich der Bahnstraße als Wohnbebauung entwickelt werden kann und verlagert mögliche gewerbliche Nutzungen auf das Areal westlich der L3266.

Es entstehen schlüssige und klare Nutzungs- und Erschließungsstrukturen. Der städtebauliche Entwurf strukturiert das Gebiet in überschaubare und klar gegliederte Nachbarschaften mit unterschiedlichsten Wohnformen (Einzel-, Doppel- und Reihen- häuser sowie Mehrfamilienhäuser), die einen angemessen dimensionierten ablesbaren Ortsrand ausbilden. Dieser wird durch eine Promenade (dem sogenannten ST_RAND) südlich abgeschlossen.

Das von Süden in die Siedlung hineinreichende Grün verzahnt das Gebiet gelungen mit der freien Landschaft. Die Anordnung von Freiflächen und Wegen trägt zu einer angemessenen Verknüpfung mit den bestehenden Strukturen bei und schafft hohe Aufenthaltsqualität. Der neue Bahnhaltepunkt an der Westseite mit Vorplatz bindet das Gebiet städtebaulich gut an den öffentlichen Personennahverkehr an. Die geplante Unterführung ist in dieser Konzeption von allen Teams am wenigsten nötig. Die beidseitig angebauten Wohnstraßen sowie der ruhende Verkehr sind verkehrlich und wirtschaftlich gut gelöst. Die Gestaltung des Freiraums sollte die bestehenden Grünstrukturen noch weiter in das städtebauliche Konzept einbeziehen und die Dimension des Gebiets kann durch Verlagerung der südlichen Sammelstraße reduziert werden.

Die Bewertungskommission empfiehlt:
Für den Fall, dass ein Rückbau der L3266 und Führung des Verkehrs über die B8/Verbindungsspange ge- wünscht wird (Variante C), beschließt die Bewertungskommission einstimmig, den ambitionierten Test-Entwurf des Teams 2 (Konzept 2) als Vorzugsvariante.

Zur weiteren Bearbeitung empfiehlt die Bewertungskommission:
• Reduzierung des Anteils öffentlicher Flächen und stärkere Berücksichtigung des Bestandsgrüns
• Reduzierung der Anzahl der Wohneinheiten, indem der Entwurf in seiner Tiefe gekürzt wird
• Prüfung von Maßnahmen im Zuge der Haupterschließungsstraße zur Vermeidung einer „Rennstrecke“ (Verschwenken, Einbauten, Engstellen, etc.)
• Berücksichtigung der Schließung des Bahnübergangs aufgrund der Unterführung und Prüfung eines Anschlusses der Bahnstraße im Westen.

Die Bewertungskommission beschließt einstimmig, die Variante C zu empfehlen. Die Variante C ist mittel- bis langfristig der interessanteste Ansatz, da sie die größten städtebaulichen Chancen für eine wirkungsvolle Lösung der Verkehrsprobleme in Bahn-, Hauptstraße und Schwalbacher Straße darstellt.
Illustration des Hofguts

Illustration des Hofguts