modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Nichtoffener Wettbewerb | 07/2012

Gastronomie auf der Veste Heldburg

2. Preis

Preisgeld: 3.600 EUR

KLP Kummer . Lubk . Partner Architekten Ingenieure Generalplaner

Architektur

Erläuterungstext

Situation
Die Veste Heldburg liegt im äußersten Süden des Freistaates Thüringen im Landkreis Hildburghausen und wurde zu Beginn des 14.Jahrhunderts im thüringisch-fränkischen Grenzgebiet durch die ansässigen Henneberger Grafen als Amts- und Gerichtssitz errichtet. Heute wird die Burganlage vor allem durch Um- und Erweiterungsbauten aus verschiedenen Jahrhunderten geprägt. Zurzeit läuft die Sanierung der Veste zur Umnutzung als Deutsches Burgenmuseum.
Aufgrund des angestrebten Nutzungskonzeptes von regionalem Kulturzentrum und dem Deutschem Burgenmuseum wird eine kombinierte Museums- und Ausflugsgastronomie auf der Grundfläche des ehemaligen Küchenbaus erforderlich.

Entwurfskonzept
Ausgehend von den Bestandsgebäuden mit unterschiedlich ausgeprägt geneigten Dächern, dem Ensemble der Gebäude um den Burghof sowie der Aussicht in die umgebende Landschaft ist es Ziel des Entwurfes die Veste um ein geometrisch harmonisches Neubauvolumen zu erweitern ohne dabei die vorhandenen Qualitäten und historische Bedeutung zu schwächen.
Figurbildend ist ein eingeschossiger Baukörper auf der Grundfläche eines zum Trapez beschnittenen Rechtecks mit unterschiedlich geneigten Dachflächen.
Zur bestehenden Mauerkrone im Norden und Westen wird ein Abstand von 1,50m bzw. 1,20m gehalten um dort eine Umlaufbarkeit und Bestuhlung sowie die Erschließbarkeit der Aussichtspunkte zu gewährleisten. Zur Giebelwand des Heidenbaus wird eine konstruktive und gestalterische umlaufende Glasfuge in Wand- und Dachfläche von ca. 60 Zentimetern ausgebildet.
Die Außenkanten des Neubaus orientieren sich an den vorhandenen Raumfluchten und Freiraumelementen. Durch das Einschneiden der südlichen Eingangsfassade des Neubaus in Verlängerung der Flucht des Heidenbaus entsteht ein überdachter Eingangsbereich, der gleichzeitig geschützter Außensitzbereich ist und zudem als konstruktiver Sonnenschutz fungiert.

Funktionskonzept
Das eingeschossige Raumvolumen im Erdgeschoss gliedert sich in 3 Nutzungszonen - zwei seitlich gelagerte, geschlossene Raumvolumen nehmen sämtliche Nebenfunktionen sowie die vertikale Erschließung auf. Der mittlere Bereich wird freigehalten und als gastronomische Nutzfläche generiert, die durch Stützenfreiheit und die geometrisch klare Form vielfältig möblierbar und somit nutzbar ist. Hauptaugenmerk dabei ist die Beibehaltung der Blickbeziehung vom Burghof zur Landschaft. Dieses Landschafts-Panorama wird durch die Schrägstellung der seitlichen Begrenzung und damit Verstärkung der perspektivischen Wirkung noch verstärkt und in den Fokus gerückt. Bei Öffnung der großflächigen Verglasungen an Nord- und Südfassade wird der Innen- zum Außenraum und bezieht die vorgelagerten Sitzbereiche im Freien in die Gastronomie ein.
Die vorhandenen Gewölbekeller nehmen im westlichen Bereich weitere Sitzplätze auf, der östliche Bereich wird der Küche inklusive den geforderten Nebenräumen zugeordnet.
Die vertikale Verbindung beider Geschosse wird über die umgebaute, vorhandene Treppe im Westen vollzogen. Ein neu eingebrachter Lasten- bzw. Speiseaufzug in der vorhandenen östlichen Deckenöffnung verbindet den Küchenbereich mit dem erdgeschossigen Gastronomiebereich.

Material- und Gestaltungskonzept
Entwurfsbestimmend ist die homogene Erscheinung aller Neubauteile auf der Veste. Dabei übernimmt oxidiertes Stahlblech als Bekleidung für Wand- und Dachflächen sowie als Konstruktions-Material für Freiraumelemente wie Stufen, Rampen und Eingangskonstruktionen am Ringweg die Aufgabe eines verbindenden Elementes. Sämtliche Einschnitte in diese homogene Außenhaut werden in Glas bzw. als opake Glaskonstruktion ausgeführt und somit als plastische Formung ablesbar gemacht. Der Innenraum im Erdgeschoss stellt durch seine schlichte und zurückhaltende Materialwahl einen Kontrast zur rauen Außenfassade dar. Die homogen in weiß gespachtelten Innenwände und Deckenuntersichten sowie der gekalkte Eichendielenboden verleihen dem Gastraum ein ruhigen, hellen und freundlichen Charakter und stellen auch dadurch die Umgebung und den Ausblick in den Vordergrund. Die schlichte Möblierung in hellem Holz sowie ein Bartresen in gleichem Material fügen sich in das Materialkonzept ein.
Der Gastraum im Gewölbekeller bleibt in seiner jetzigen Fassung erhalten. Der neue Bodenbelag, ein gekalkter Eichendielenboden als Verbindung zum Erdgeschoss, auf der zusätzlich eingebrachten Bodenplatte sowie wenige Einbaumöbel wie Sitzbänke in den Fensternischen und ein Bartresen nehmen sich gegenüber den lebhaften und historischen Sandsteinwänden und -gewölben zurück.
Die Fuge zum Heidenbau wird als umlaufenden Glasband vorgeschlagen, dass auch im Boden als Kiesstreifen ablesbar bleibt und ein deutliche Zäsur zwischen Alt und Neu bildet. Die vorhandene Giebelwand bleibt in diesem Bereich sichtbar und wird somit in die Innenraumwirkung einbezogen.

Konstruktions- und Energiekonzept
Der Neubau wird als 2-schalige Stahlbetonkonstruktion und einem Holzdachtragwerk vorgeschlagen. Die opaken Wand- und Dachelemente erhalten eine 20cm starke mineralische Wärmedämmung mit hinterlüfteter Fassade. Die großflächigen Glaselemente werden zum großen Teil öffenbar als schlanke Pfosten-Riegel-Konstruktion bzw. Skyframe-Konstruktion errichtet. Alle vertikalen Lasten des eingeschossigen Baukörpers werden in eine neue Stahlbetonbodenplatte, auf dem vorhandenen Gewölbekeller eingeleitet, die dann in die vorhandenen Kelleraußenwände abgeleitet werden.
Durch die Ausführung eines hohen Wärmedämmstandards, vor allem auch der transparenten Bauteile und den durch die Auskragung an der Südfassade konstruktiven Sonnenschutz kann auf eine Klimatisierung verzichtet werden. Der nötige Luftwechsel erfolgt durch die Außenfassade und eine mögliche Querlüftung. Die Beheizung erfolgt durch den Anschluss an die bestehende Anlage der Burganlage und wird über Niedrigtemperatur als Fußbodenheizung vorgeschlagen.

Freiflächenkonzept
Die direkt an den Neubau auf dem Burghof sowie an die Zugänge vom Ringweg angrenzenden Freibereiche werden zurückhaltend einheitlich behandelt.
Die bereits im Burghof vorhandene wassergebundene Wegedecke wird bis an das Gebäude herangeführt und somit die Burghoffläche um die Außensitzfläche der Gastronomie optisch erweitert. Die zweistufige Rampen- und Stufenanlage um das Niveau des Erdgeschosses zu erreichen wird mit oxidierten Stahlblechen in die Freifläche integriert.
Vom Ringweg wird der barrierefreie Zugang des westlichen Gewölbekellers über einen Plattformlift mit Treppenanlage im gleichen Material gewährleistet. Eine einfache Treppenkonstruktion aus oxidiertem Stahlblech ermöglicht die Andienung des Küchen- und Lagerbereiches im östlichen Gewölbekeller.
Lageplan

Lageplan

Grundrisse

Grundrisse

Schnitte

Schnitte

Ansichten

Ansichten

Innenraum

Innenraum

Anschluss Neu-Alt

Anschluss Neu-Alt