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Nichtoffener Wettbewerb | 07/2012

Neuordnung Stadtmitte Donzdorf

DAS FREIHALTEN DER MITTE.

DAS FREIHALTEN DER MITTE.

4. Preis

Preisgeld: 7.000 EUR

KLE | Freie Architekten BDA, Stadtplaner SRL

Stadtplanung / Städtebau, Architektur

hutterreimann Landschaftsarchitektur GmbH

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

ÖFFENTLICHER RAUM

Studiert man den Ort und seine Geschichte, muss man sich mit Urbanität und dem Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen beschäftigen. Als mittelalterliche Stadt ist Donzdorf um einen historischen Ortskern aufgebaut. Durch die verkehrsgerechte Stadt und Gebäudeumnutzungen ist davon nicht mehr viel zu spüren. Die Mitte bilden dabei beinahe peripher die Kirche und das Schloss. Marktstrasse und Marktplatz sind in Vergessenheit geraten. Es gilt verloren gegangene Qualitäten wiederzuentdecken, zu stärken und zu würdigen. Ein neuer Marktplatz, geschmückt und umrahmt von allen wichtigen öffentlichen Bauten und Monumentalbauten, soll ein grosser Festsaal unter freiem Himmel werden, eine Agora, ein besonderer Ort des öffentlichen Lebens in der Stadt. Seine Mitte wird dabei freigehalten, um Raum für öffentliche Veranstaltungen bieten zu können. Der Blick auf den Kirchturm wird freigespielt. Sitzstufen inszenieren die Topografie zur Kirche und verbinden den Marktplatz mit dem Kirchplatz. Die Geschlossenheit des Platzes, der durch seine Raumkanten definiert wird, seine Grösse, Form, Proportion, Enge und Weite verhelfen ihm zu Identität und Unverwechselbarkeit. Die Krümmungen, Versprünge und Platzgruppierungen bieten verschiedene Blickbeziehungen und Aufenthaltsqualitäten, wodurch ihm eine gewisse Rhythmik und Ruhe geschenkt wird. Der trichterförmige Platz der Ledergasse, der als Marktstrasse dient, wird beibehalten und in seiner Form gestärkt. Ein neuer Baukörper, der den Bürgersaal beheimaten könnte, proportioniert und schliesst den Raum zwischen Ledergasse und Marktplatz. Durch seine Durchlässigkeit im Erdgeschoss trennt wie verbindet der Filter Ledergasse als Wegraum und Marktplatz als Ortraum. Durch das Eindrehen des Filtergebäudes werden verschiedene Blickbeziehungen auf Kirche und Schloss sichtbar. Nähert man sich, darf der Blick weiterstreifen. Der öffentliche Raum wird zur Fussgängerzone, zu einem neuen Herzstück für Donzdorf.

NACHVERDICHTUNG

Ziel der Nachverdichtung und im Sinne des Leitbildes steht die urbane Innenentwicklung von Donzdorf. Urbanität gilt es hervorzuheben, den Dialog zwischen gebauter und gesellschaftlicher Stadt zu stärken. Die Ortsmitte wurde am falschen Platz durch unverhältnismässig grosse Gebäude verdichtet. Die neue Stadthalle wird ins Herz des Ortes gerückt, Cafés, Restaurants und Bauten öffentlichen Interesses finden sich hier überall, ortsuntypische Bauten verschwinden im Sinne des Leitbildes. Es gilt das Bild der Stadt zu kräftigen und den Massstab des Ortes wiederherzustellen. Auf dem Areal der ehemaligen Stadthalle entwickelt sich neuer Lebensraum, der die Menschen näher an den Ortskern rücken lässt. Es entstehen Wohnquartiere, die sich um einen kleinen halböffentlichen Quartiersplatz anordnen. Westlich der Kirche entfaltet sich auf dem brachen Areal ein gleichartiges Quartier. Der Quartiersplatz ist Teil des öffentlichen Lebens der Quartiersbewohner, bietet Platz für Boule und spielende Kinder. Die Gasse ist steinern, der Hof ist grün. Die halböffentlichen Höfe bieten private Gärten, welche durch Hecken voneinander getrennt werden. Der trichterartige Platz der Ledergasse ist der historische Quartiersplatz der Altstadt. Hier können sich in den Erdgeschossen Läden ansiedeln, vielfältig wie durchmischt zu einem bunten Stadtbild beitragen. Die Quartiere haben nahe der Ortsmitte städtischeren Charakter. An den Übergängen zu den Wohngebieten werden diese entsprechend der Kontextkörnung lockerer und luftiger.

VERKEHR

Durch den Bau der Umgehungsstrasse wurde bereits begonnen den Verkehr um den Ort zu lenken. Dieses Konzept wird nun weiterentwickelt und verstärkt. Konsequent wird der Fahrverkehr um die Ortsmitte geleitet. Eine neue Fussgängerzone schenkt dem Herzen von Donzdorf neue Lebens- und Aufenthaltsqualität. Sie bricht die Härte des Wegraums der Hauptstrasse und unterstreicht die Besonderheit der Ortsmitte. Im übrigen Bereich um die Ortsmitte gilt das Prinzip des Shared Space. Es beruhigt den Verkehr um die Fussgängerzone. Die Strasse wird zum Lebensraum und spielende Kinder gehören zum Bild der Strasse. Durch die Umgehungsstrasse hat Donzdorf eine deutliche Beruhigung erfahren. Der Durchfahrtsverkehr kann so minimalisiert werden. Durch die Fussgängerzone und das Verlegen der Ortsdurchfahrt um den Schlosspark nach Süden soll nur noch Zielverkehr den Ort erreichen - das ausschliessliche Durchfahren des Ortes wird unattraktiv. Andienung und Anlieferung ist möglich. Westlich und östlich der Fussgängerzone könnte jeweils eine öffentliche Tiefgarage den ruhenden Verkehr aufnehmen, um Blechwüsten im Ortsbild zu vermeiden. Unter den Wohnquartieren können private Parkgaragen angeordnet werden, die ausreichend Stellplätze für die Bewohner bieten. Im Bereich des Shared Space ist Kurzparken an der Strasse möglich, aber minimalisiert. Das Fuss- und Radwegenetz ist an die Umgebung angeschlossen und mit ihr verknüpft. Dabei werden Verbindungen von Ortsmitte, Nachbargemeinden, Schulen und Freizeitgelegenheiten geschaffen. Blickbezüge zur Kirche, den umliegenden Burgen oder zur schwäbischen Alb werden hervorgehoben und durch besondere Orte markiert.

ATMOSPHÄRE

Der Marktplatz erhält einen Belag aus Betongroßformatplatten, die von ortstypischem Granitpflaster gerahmt werden. Mauern und Sitzmauern könnten aus Donzdorfer Sandstein bestehen. Baumdoppelreihen schliessen den Wegraum zum Platz. Im Sockel der Stadthalle könnten sich Foyer, ein Café oder Restaurant befinden. Oben blickt der Saalbau auf die Stadt und den Marktplatz, nach Süden zum Castello und die Kirche. Wie im historischen Plan wird der Kirchplatz um die Kirche nun wieder durch die umgebende Bebauung definiert. Westlich der Kirche erinnert ein dezentes Rasenkarree an den historischen und verloren gegangenen Kreuzgang. Im Schnittpunkt des Wegekreuzes befindet sich nun die Mariensäule und erfährt so eine angemessene Würdigung. Um das Castello, im Schlosshof und um die gesamte Schlossanlage wird im Weg- und Platzbereich eine wassergebundene Decke die Bauten umfliessen. Im Bereich des Shared Space wird ein Belagswechsel als auch der mit Bäumen bestandene Wegraum der Hauptstrasse den Verkehr entschleunigen. Der verdolte Simonsbach wird partiell wieder sichtbar gemacht, da er historisch gesehen, zusammen mit dem Marktbrunnen, immer zum Bild des Ortes gehörte. Beim Durchstreifen des Ortes darf man seine Geschichte spüren. Verschiedene Plätze weisen auf historische Mühlen, den Mühlkanal oder den alten Bahnhof hin. Die Ufer der Lauter werden partiell wieder spürbar. Beidseitige Terassen bieten die Möglichkeit, die Lauter wieder ins urbane Leben einzugliedern.
PLAN 1

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PLAN 2

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MODELL 1

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MODELL 2

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MODELL 3

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MODELL 4

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