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Nichtoffener Wettbewerb | 08/2012

Umbau und Modernisierung Bürogebäude der Ärztekammer des Saarlandes - Haus der Ärzte

ein 3. Preis

Preisgeld: 14.700 EUR

AV1 Architekten GmbH

Architektur

Erläuterungstext

Einbindung in das Vorgefundene

Das Gebäude der Ärztekammer des Saarlandes beeindruckt durch seine exponierte Lage an der Kongresshalle. Das elfgeschossige Bauwerk definiert durch seine Position an der Strassenkreuzung am Kreisel räumlich unmittelbar den vorgefundenen Ort.

Übergeordnetes Ziel des Projekts ist es, ein HAUS der Ärzte zu schaffen, das sich eigenständig sowohl in die vorhandenen Strukturen einfügt als auch im Inneren unverwechselbare Situationen aufbaut. Das Haus als kommunikativer und inspirierender Tagungs- und Arbeitsraum, mit einer feinen und zeichenhaften Architektur zur Stadt und zum Fluss ist das programmatische Ziel des Entwurfs.


Konzeption Haus

Aus den vorhandenen und den in der Auslobung formulierten Rahmenbedingungen entwickelt das Projekt seine originäre Gestalt.
Eine dreidimensionale Verschränkung zwischen Vorplatz und repräsentativen Foyer verortet das Haus mit dem Ort und verknüpft visuell großzügig den Eingangsbereich mit der Stadt Saarbrücken. Der Eingangsbereich mit Gastronomie und dem Foyer öffnet sich über eine transparente Verglasung. Das angemessene Foyer empfängt mit einladender Geste Mitarbeiter und Besucher. Die beiden Treppenhäuser für das erste und zweite werden attraktiv aufgewertet.

Das Konzept für die Fassade entwickelt sich zu einem aus Respekt vor dem Bestandsbau, zum anderen reagiert die Entwurfsidee auf die vertikale Schichtung des Hochhauses. Eine sich veränderte Abfolge von horizontalen Brüstungs- und Fensterflächen schafft eine subtile Proportionierung und Gestaltung der Fassaden. Die Brüstungsbänder der Gebäudehülle, konstruiert aus Betonfertigteilen, nehmen in ihrer Höhe von Geschoss zu Geschoss zu. Der so variierte Glasanteil reagiert auf den gegen oben zunehmenden Lichteinfall. Die Öffnung soll aber vor allem das Verhältnis des Innen- zum Außenraum bestimmen. Während das Erdgeschoss direkt nach außen orientiert ist, inszenieren im ersten und zweiten Obergeschoss die Bandfenster die Weite des Blicks in die Stadt. So verbindet sich auf einfache Art und Weise der Flachbau mit dem Hochhaus. Als weitere Maßnahme antwortet die Tiefe der Brüstungen auf die Etagenhöhe und die Himmelrichtung der Fassadenseite, wodurch das Haus durch die unterschiedliche Plastizität veredelt wird.
Die Nachbarschaften als Kräfte von Außen und der Typus als Kraft von Innen formen das Haus, das in der Vertikalen als Schnittfigur die Schichtung der Etagen reflektiert.

Der Bau wird dadurch auf seine reine tektonische Struktur reduziert. Eine der klassischen Moderne verpflichteten Sprache, welche Eleganz mit sparsamen, einfachen und wirtschaftlichen Konstruktionen anstrebt, ist das Ziel des Projekts.


Büronutzung

Im Detail erlaubt die Fassadenkonstruktion im Rasterabstand von 125 cm einen Anschluss einer Bürotrennwand. Die Anpassung der Raumkonfiguration an den Bedarf des Mieters ist möglich.

Eine differenzierte farbliche Nuancierung und Ausgestaltung der Innenwände der Einheiten bildet insbesondere in Abendstunden ein markantes, Identität stiftendes Zeichen. Der Inhalt des Haus als kommunikatives Bürogebäude wird dreidimensional wahrnehmbar und erlebbar gemacht.

Eine Dramaturgie der Bewegung auf der Etage mit Ausblick nach Außen und nach Innen kennzeichnet die horizontale Erschließung im Haus. Eine großzügige Kommunikationszone mit Meeting-Points und Besprechungsräumen als belebende Elemente ist Dreh- und Angelpunkt des gedanklichen Austauschs ist auf allen Geschossen gegeben. Eine offene und helle Arbeitsatmosphäre entsteht, deren Wirkung durch transluzente Trennwände oder Oberlichter aus Glas noch verstärkt werden kann.


Tektonische Gestalt

Dem Inhalt und der Bedeutung entsprechend entwickelt sich die architektonische Gestalt im Wesentlichen aus den funktionalen Anforderungen. Prägend für die Gestalt ist der Einsatz der Materialien Beton und Glas, die sich aus dem Bestandsgebäude und der Funktion ableiten.
Es spannen sich im Haus verschiedene Membranen, Schichten und Programme auf, die in ihrer Anordnung und Materialität zu spezifischen Räumen und Raumerlebnissen von Überlagerung und Durchdringung führen. Der Kontrast zwischen offenen und geschlossenen, filigranen und massiven Elementen erzeugt ein räumlich reizvolles Gefüge und schafft eine heitere, leichte Situation.


Licht und Raum

Alle Büroräume sind natürlich belichtet, um den kostenintensiven Einsatz der Haustechnik zu minimieren und die Betriebskosten auf einem geringen Niveau zu halten. Die eingewobenen Höfe, die sowohl als Lichtquelle als auch als vielfältig bespielbarer Freiraum (Kunst- oder Pausenraum) dienen, gliedert auf einfache Art das Haus und erweitern visuell die Räume im Haus im ersten und zweiten Obergeschoss. Der große Saal beeindruckt durch eine Ausrichtung zur Kongresshalle und zum Fluss Saar. Überraschende und atmosphärisch dichte Raumerlebnisse entstehen. Durch die Beleuchtung werden diese Erlebnisse zum tages- und jahreszeitlich wechselnden Phänomen, welche die Beziehung zwischen Architektur und Inhalt, zwischen Innen- und Außenraum auf vielfältige Art intensiviert.


Konstruktion, Material und Energie

Einfache geometrische und materialgerechte Konstruktionen unter Beachtung ökologischer und ökonomischer Verarbeitungsweisen tragen dem Anspruch zeitgemäßer Architektur Rechnung.
Primäres Ziel des ganzheitlichen Energiekonzeptes ist die Zufriedenheit des Nutzers im Hinblick auf die thermische und akustische Behaglichkeit, die Schonung der natürlichen Ressourcen und die Optimierung der Energieeffizienz. Als zukunftsweisendes Gebäude wird folgendes Gesamtenergiekonzept vorgeschlagen.

Das nachhaltige Energiekonzept zeichnet sich durch eine einfache, langlebige, flexible und effiziente Gebäudetechnik aus, die aufgrund des modulhaften Charakters jederzeit erweitert werden kann.


Identität

In einer durch Zweckrationalität bestimmten Umwelt müssen Gebäude in erster Linie vom Sinngehalt der Aufgabe bestimmt sein. Das Wesen der Thematik soll sich widerspiegeln in der Art, wie Situationen sowohl zum Gespräch und Austausch als auch zur Konzentration geschaffen werden.
Offenheit und Transparenz, wechselnde Bezüge von Innen- und Außenraum, sowie lebendige und vielseitig nutzbare Vor- und Zwischenzonen bestimmen wesentlich die Raumqualität und die Identifizierung der Mitarbeiter mit dem Arbeitsplatz.
Die differenzierte Ausbildung der Fassade verortet das Volumen des Hauses der Ärzte subtil in die vorgefundene Umgebung mit Kongresshalle und Fluss, gleichzeitig lassen die zeitgemäßen und dauerhaften Materialien und Oberflächen das Gebäude unverwechselbar und zeitlos erscheinen.

Als Ganzes reagiert das Projekt Haus der Ärzte mit räumlicher und emotionaler Vernetzung auf mehreren Ebenen auf den Genius Loci und zeigt eine flexible und begeisternde Raumstruktur als Grundlage für Repräsentation und Offenheit der Ärztekammer des Saarlandes .

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen für die Bewältigung der Aufgabe der Sanierung des Ärztehauses eine sehr einfach Idee vor, die sich im Wesentlichen an den Bestandsansichten des Ärztehauses orientieren. Der Umgang des Wechsels von Glasbändern und Betonbrüstungselementen überzeugt durch seine Einfachheit, das Spiel mit mehr oder weniger hohen Glas-- oder Betonelementen erzeugt eine angemessene architektonische Spannung des Gesamteindrucks.

Die Grundrissdisposition und Funktionalität der Erdgeschosszonen und der Sockelgebäude sind so nachvollziehbar und mit leichten Abstrichen von guter Qualität und die Grundrisse der Regelgeschosse des Turmbaus lassen eine gute Verwertbarkeit erwarten.

Kritisch zu werten sind die Fassadenelemente aus Beton, die aufgrund ihres Gewichtes das vorhandene statische System zu sehr belasten und ggf. hinsichtlich ihres Gewichtes optimiert werden müssen.

Die Verwendung von Verbundwerkstoffen (Brüstungselemente) im Sinne des Nachhaltigkeitsgedankens wird kritisch gesehen. Die Wirtschaftlichkeit liegt im vorhandenen Budget. Insgesamt liefert der Beitrag im Umgang mit der Substanz einen sehr interessanten Beitrag zur Modernisierung des Ärztehauses.
Ansicht von Nord-Westen

Ansicht von Nord-Westen

Ansicht von Süd-Osten

Ansicht von Süd-Osten

Ansicht von Süd-Westen

Ansicht von Süd-Westen

Fassadenschnitt / Fassadenansicht

Fassadenschnitt / Fassadenansicht

Perspektive

Perspektive