modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 06/2012

Kunst am Bau | Neubau Landtag Brandenburg

2. Preis

Preisgeld: 9.333 EUR

atelierGUELDEN Annette Paul

Kunst

Erläuterungstext

Der ursprünglich für den Innenhof des Landtags gestaltete Entwurf wurde zur Realisierung an anderem Ort (Aussenfassade) empfohlen.

Zusammenfassung künstlerisches Konzept
Der künstlerische Beitrag thematisiert die Frage nach Schein und Sein. Unter Bezugnahme auf das surrealistische Bild von René Magritte mit dem Titel „La trahison des images“ (Der Verrat der Bilder) aus dem Jahr 1929, auf dem eine Pfeife abgebildet ist, unter der die Worte „Ceci n’est pas une pipe“ zu lesen sind, platziert die Arbeit einen goldenen Schriftzug mit den Worten „Ceci n’est pas un chateau“ auf der Fassade des Landtagsneubaus.

„Dies ist kein Schloss. Diese Behauptung zitiert die Frage nach Schein und Sein, sowie von Abgebildetem und Nachgebildetem. René Magritte stellte sie 1929 mit dem Schriftzug „Ceci n´est pas une pipe“ auf dem Bild einer Pfeife. Diese Infragestellung der Bilder ergriff Künstler, Kunsthistoriker und Philosophen gleichermaßen. Der Schriftzug hinterfragt.

Am Anfang war die Pfeife. Hier zuerst die des Soldatenkönigs, die er in seinem Tabakskollegium rauchte. Die einzige Mußezeit, die er sich gönnte, Pracht und Glanz verachtend. Das Potsdamer Stadtschloss bewohnte er als Feldherr, Kommandeur und Gouverneur seiner frischen Garnisonstadt. Es war kein Palais des Repräsentierens, der Empfänge oder gar seiner Familie. Er befehligte seine Garde und ließ die preussische Armee aufmarschieren. Damals entstand das, was man noch heute für typisch preussisch erachtet. Französische Moden durften draußen bleiben. Sein Wohnsitz war nur ein Ort des Befehlens. Kein Schloss.

Sans, Souci. Dann kam der Sohn. Friedrich II., der alles Französische aufsog und verfeinern ließ nach seiner Manier. Der schwelgte in Prunk und Pracht, in seinem Rokoko. Nachdem sein Architekt Knobelsdorff dem Stadtschloss letzten Schliff gegeben hatte, verbrachte er die kalte Zeit hier. Im Sommer allerdings war er Musiker in Sans, Souci. Als Philosoph, Frühaufsteher, Kunstförderer und Musiker. Das Lustschloss thronte auf dem Weinberg und war die eigentliche Repräsentanz des Königs und zum Prahlen gab es das Neue Palais. Was würde der grämliche Alte Fritz wohl zum Wiederaufbau des Stadtschlosses heute sagen?

Dekadenz. Prächtig kommt nun dieser güldene Schriftzug daher. Hinter den Schlossmauern aus Gießbeton wird auch künftig nicht gethront sondern getagt. Ein Schloss, für einen Landtag errichtet. Wer hätte 1848 davon zu träumen gewagt? Schlösser stürmen war ein Gedanke, Schlösser bauen sicherlich nicht.“

Abbild. Wir werden nach dem Wiederaufbau mit dem Bild des Schlosses zu tun haben, auch wenn es sich diesmal um ein dreidimensionales Abbild handelt, sogar betretbar. Neu geschaffen in den Grenzen seiner ursprünglichen Erscheinung, diskussionswürdig und mittendrin wird es die neue alte Mitte Potsdams markieren. Ceci n´est pas un chateau. Das Schloss wird ein wahrhaft erbautes sein. Ein Schloss?“

Beurteilung durch das Preisgericht

Beim Kunstwerk von Annette Paul handelt es sich um einen ca. 7,5 m langen und
ca. 80 cm hohen, goldenen Schriftzug, der etwa in der Mitte des Innenhofes auf
der Fassade des Ostflügels, zwischen dem ersten und dem zweiten Obergeschoss
positioniert ist. Er ist mit einer Stärke von 3,5 cm auf der Fassade aufgebracht.
Der Schriftzug wird nach einer Vorlage in Ton modelliert, mittels Negativform ge-
gossen und mit Blattgold überzogen. Der Schriftzug „Ceci n’est pas un chateau.“
bezieht sich auf ein berühmtes Bild einer Pfeife von Rene Magritte, unter der die
Worte „Ceci n’est pas une pipe.“ zu lesen sind. Magritte problematisiert die Ab-
bildhaftigkeit, die gemalte Pfeife ist nur ein Bild und nicht der Gegenstand. Die
Künstlerin überträgt diese Infragestellung in überzeugender Weise auf den Land-
tagsneubau, denn dieser ist kein Schloss (Ceci n’est pas un chateau.). Im
Schrifttyp bezieht sie sich sowohl auf Magrittes Bild als auch auf den bekannten
Namenszug am Schloss Sanssouci.In spielerischer Art und Weise spiegelt die
Künstlerin damit auch die öffentlichen Debatten um den Wiederaufbau des Stadt-
schlosses im Zusammenhang mit dem Neubau des Landtages Brandenburg wider.
Der ursprünglich für den Innenhof konzipierte Schriftzug wird voraussichtlich an der Aussenfassade prangen.

Der ursprünglich für den Innenhof konzipierte Schriftzug wird voraussichtlich an der Aussenfassade prangen.

Die Herstellung eines ersten Details der Stuckschrift übernahm der Stuckateurbetrieb Thomas Pauli, Potsdam. Die Vergoldung übernahm der Restaurierungsbetrieb Jan Seifert, Potsdam.

Die Herstellung eines ersten Details der Stuckschrift übernahm der Stuckateurbetrieb Thomas Pauli, Potsdam. Die Vergoldung übernahm der Restaurierungsbetrieb Jan Seifert, Potsdam.