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Nichtoffener Wettbewerb | 06/2012

Neubau eines Baubetriebshofs

2. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

KERSTEN KOPP ARCHITEKTEN GmbH

Architektur

a.k.a.ingenieure

Tragwerksplanung

ZWP Ingenieur-AG

TGA-Fachplanung

Erläuterungstext

Struktur des Ensembles
Der neue Baubetriebshof besetzt ein Grundstück mit stark abfallendem Gelände. Städtebaulich setzt er die Typologie der benachbarten bestehenden Gewächshäuser weiter fort: Hangparallel entstehen lange Gebäude, zwischen welchen sich Höfe auf unterschiedlichen Niveaus bilden. Bis auf das Obergeschoß des Gebäude 1 mit den Verwaltungs- und Personalräumen sind alle Flächen ebenerdig von den Höfen aus zu erreichen. Es entsteht so eine Struktur, die eine flexible Nutzung erlaubt.

Thematische Höfe
Ein durch ein lichtes Dach witterungsgeschützter Werkhof, ein Fuhrparkhof sowie zwei Lagerhöfe gliedern den Außenbereich des Betriebshofes. Die Werkstätten und ihre dazugehörigen Lager sind folgendermaßen zoniert:

Gebäude 1: Ebene +8,50 Verwaltung und Aufenthaltsbereich
Ebene +4,50 Werkstätten und Lagerflächen

Gebäude 2: Ebene +4,50 Lager, Fuhrpark Dienstwagen PKW
Ebene +0,00 Fuhrpark und Fuhrparkwerkstatt

Gebäude 3: Ebene +0,00 Fuhrparkhalle
Ebene -1,50 Splitt- und Salzlager
überdachte Außenlager

Gebäude 4: Ebene -1,50 überdachte Außenlager
Ebene -3,00 offene Lager

Bereich 5 Ebene -3,00 offene Lager


Erschließung
Die bestehende Zufahrt wird angemessen ausgebaut, die bestehende Zufahrt der Stadtgärtnerei kann bei Bedarf weiter genutzt werden. Parallel zur Hauptstraße verläuft auf dem Grundstück eine interne Straße, die die Höfe mit einer Folge von Rampen miteinander verbindet. Die Salz und Splittlager liegen im nördlichen Bereich mit ausreichender Bewegungsfläche für den Sattelschlepper.

Kurze Wege
Die Besucher und Mitarbeiter erreichen über den Besucherparkplatz im Westen das Gebäude 1. Im Obergeschoss befinden sich die Verwaltung und Personalräume. Von hier aus gelangen die Mitarbeiter über eine Außentreppe direkt in den überdachten Werkhof, über eine weitere Treppe in Gebäude 2 in den Fuhrparkhof und die tieferliegenden Lagerhöfe. Durch die optimale Ausnutzung der Topographie sind alle Ebenen ebenerdig anfahrbar. Alle Lagerflächen sind somit ohne Kranbahn zu beliefern (Wirtschaftlichkeit und Flexibilität). Die einzelnen Programmflächen sind optimal in räumlicher Nähe angeordnet: So befindet sich die Fuhrparkwerkstatt in unmittelbarer Nähe zum Fuhrpark, die Dienstwagen befinden sich auf Ebene der Werkstätten.

Kubatur der Gebäude
Die Dachflächen der Gebäude folgen in ihrer Richtung der abfallenden Topographie. Es ergeben sich dadurch gleichgeneigte Pultdächer, die sich zu einer Gesamtform verbinden. Eine Ausnahme bilden die Kopfbereiche der langen Gebäude 2 (Fuhrparkwerkstatt, Waschhalle) und 3 (Salz- und Splittlager) mit den geforderten großen Raumhöhen. Die Dächer dieser Bereiche steigen Richtung Osten auf und erzeugen so ein lebendiges Raumspiel. Die Gesamtform wird durch eine hölzerne Wand entlang der Straße die gleichzeitig Lärm- und Sichtschutz bietet.



Konstruktion / Statisches Konzept

Es steht im Vordergrund, für den Bauherrn Gebäude mit der Bauaufgabe angemessenen Details und Konstruktionen zu errichten.
Die Baubetriebshofgebäude werden in Holzskelettbauweise unter weitgehender Verwendung von regional hergestellten Weißtanne-Produkten geplant.
Das Primärtragwerk besteht aus Brettschichtholzquerschnitten aus Tanne: Auf BSH-Stützen auflagernde in Gebäudelängsrichtung verlaufende BSH-Randträger tragen die schlanken BSH-Dachbinder, die in Abständen von ca. 1,50m die Hallentiefen von bis zu 15m überspannen. Das Werkhofdach wird ebenfalls von einem System aus BSH-Trägern getragen. Wo Stützenfreiheit nicht erforderlich ist, reduziert ein Mittelträger in Gebäudelängsrichtung die Spannweite und damit die Höhe der Binder. Die Dachschalung wird mit Dreischichtplatten zur aussteifenden Scheibe ausgebildet. Die Gebäudestirn- und –Rückwände sowie innere Querwände in Holzrahmenbauweise übernehmen die weitere Aussteifung. Die Deckenkonstruktion im 2-geschossigen Verwaltungsbaukörper wird als Brettsperrholzdeckenplatte geplant.

Die Achsraster variieren abhängig von den erforderlichen Breiten der verschiedenen Nutzungen zwischen 3,25m und 5,50m. Im Bereich der überdachten Lager ermöglicht ein höherer Randträger einen Stützenabstand von 12-15m. Dadurch ergibt sich eine höhere Flexibilität bei der Einrichtung der Lagerflächen.

Die Gebäude werden nicht unterkellert und auf flügelgeglätteten Stahlfaserbetonplatten flach gegründet. Die erdberührten Außen- und Stützwände sowie die Einfassungen der Lagerboxen werden ebenfalls in Beton geplant.
Das Erdgeschoss des zweigeschossigen Fuhrpark- und Lagergebäudes 2 wird aufgrund der Einbindung ins hangseitige Erdreich sowie der im darüberliegenden Geschoß auftretenden Verkehrslasten als Stahlbetonskelett im Raster des darüber angeordneten Holzskeletts ausgebildet.


Materialien/Fassade/Dach
Die Außenwände der Baubetriebshofgebäude werden in Holzrahmenbauweise erstellt. Die innere Beplankung erfolgt durch Weißtanne-Dreischichtplatten analog zur Dachplatte. Durch die Ausbildung der inneren Oberflächen von Wänden, Decken und Dachuntersichten als unbehandelte Weißtanneplatten in Sichtqualität ergibt sich eine warme Raumstimmung. Im Obergeschoß des Verwaltungsgebäudes 1 wird diese durch einen hellen Nutzestrichboden ergänzt.

Die innere Holzkonstruktion wird durch die Verkleidung mit einer dunkelgrau lasierten sägerauen Holzschalung als vertikale Deckelschalung geschützt, die die Gebäude auch von außen als robuste hölzerne Baukörper erscheinen lässt und die sie harmonisch mit den umgebenden holzverschalten Gebäuden verbindet. Die dunkelgraue Lasur bietet UV- und damit langfristigen Witterungsschutz für die Holzfassade und führt zu wirtschaftlichen Instandhaltungszyklen. Der Wandaufbau der Holzrahmenaußenwände differiert in Abhängigkeit von der erforderlichen Innentemperatur. Im Bereich der überdachten Außenlager bietet die Schalung Wind- und Witterungsschutz, verbleibt aber von innen ungedämmt.

Im Bereich der Längsfassaden kontrastieren großflächige Bereiche aus lichtstreuenden Polycarbonat-Stegplatten mit den dunklen Holzflächen. Das diffus einfallende Tageslicht gibt den Hallen eine angenehme weiche Helligkeit. Die U-Werte der Stegplatten werden abhängig von den erforderlichen Innentemperaturniveaus geplant (U-Werte bis zu 0,90 W/m²K). Schnelllaufende Hubtore ebenfalls aus Stegplatten werden in die transluzenten Fassadenflächen integriert. Sie geben im geöffneten Zustand die gesamte lichte Öffnungsbreite frei – die Elemente werden am Sturz geparkt und verbrauchen keine Stellplatzfläche am Boden.

Die Ost-West-Ausrichtung der Längsfassaden reduziert den sommerlichen Wärmeeintrag und macht zusammen mit den großen Speicherkapazitäten der Betonbodenplatten einen zusätzlichen Sonnenschutz in den Fahrzeug, Lager- und Werkstattbereichen unnötig. Die Arbeitsplätze im Verwaltungsbereich erhalten einen Blendschutz.

Die Dachflächen werden extensiv begrünt. Je nach Innentemperaturniveau erhalten die verschiedenen Gebäude eine unterschiedlich starke Mineralwolldämmung. Im Bereich der unbeheizten Flächen wird eine minimale Dachdämmung gegen Tauwasserbildung geplant.

Das Werkhofdach erhält eine Eindeckung mit transluzenten Polycarbonatplatten.



Energetisches Konzept

Das Konzept zur nachhaltigen Energieversorgung des Baubetriebshofes Freudenstadt wurde integrativ mit der Architektur entwickelt. Im Vordergrund steht dabei die Reduzierung der Technik auf ein Minimum durch angepasste Regelungen und die Nutzung passiver Maßnahmen ohne Komforteinbußen.


Sanitärtechnik
Regenentwässerung:
Die Regen- und Oberflächenentwässerung erfolgt in eine Versickerungsmulde im tiefliegenden östlichen Grundstücksbereich. Als Kompensation für die versiegelten Flächen werden die Dächer extensiv begrünt, so dass sich die einzuleitende Regenwassermenge reduziert und zeitlich verzögert. Dadurch kann das Entwässerungssystem geringer dimensioniert werden.

Sanitäre Objekte werden nach den Nutzeranforderungen geplant. Wasserspararmaturen reduzieren den Bedarf an Trinkwasser und vermindern den Wartungs- und Instandhaltungsaufwand.

Warmwasserbereitung:
Zur Warmwassererzeugung wird auf dem Dach des Verwaltungsgebäudes über dem Umkleide-/Duschbereich eine thermische Solarkollektoranlage angeordnet, die zusätzlich die Heizungsanlage unterstützt.

Heizungstechnik
Für die Versorgung der geplanten Gebäude sowie der benachbarten Gärtnerei wird im der Gärtnerei am nächsten liegenden Gebäude eine neue Heizzentrale mit Holzpelletkessel geplant. Die Anlieferung der Pellets kann direkt von der Zufahrtsstraße aus erfolgen.

Für eine wirtschaftliche Wärmeverorgung sind die Nutzungsbereiche entsprechend ihres Wärmebedarfes zoniert (beheizt, temperiert 5-15°, frostfrei). Die Wärmeeinbringung erfolgt über statische Heizkörper.

Raumlufttechnik
Die Anwendung von raumlufttechnischen Anlagen wird auf ein Minimum begrenzt. Lediglich Duschen und WC werden bedarfsgerecht (z.B. Präsenzmelder)) mechanisch belüftet.
Wo erforderlich werden Sonderabluftanlagen z.B für die Schreinerwerkstätten vorgesehen..
Die restlichen Bereiche werden über Fensterlüftung bzw. Tore und Rauchabzugsöffnungen in der Decke natürlich be- und entlüftet.

Elektrotechnik
Die Beleuchtungssteuerung erfolgt mit einer tageslichtabhängigen Steuerung. Zum Einsatz kommen dimmbare T5-Leuchten mit elektronischen Vorschaltgeräten. Die lichtstreuende Wirkung der transluzenten Fassaden sorgt für blendfreie natürliche Belichtung der Werkstätten und Fahrzeughallen innen bei gleichzeitiger Reduzierung der äußeren Kühllast.

Optional kann eine Photovoltaikanlage in die transluzente Sheddachkonstruktion über dem Werkhof zur Stromerzeugung integriert werden.