modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Offener Wettbewerb | 08/2012

Darrplatz und Melanchthonplatz - Verkehrsanlagen. Freianlagen. Städtebau

Anerkennung

WES LandschaftsArchitektur

Landschaftsarchitektur

yellow z urbanism architecture

Stadtplanung / Städtebau

SHP Ingenieure GbR

Verkehrsplanung

Hans-Hermann Krafft

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Neben der städtebaulich-freiraumplanerischen Vision, bietet der Entwurf
verschiedenen Strategien zur Entwicklung des Wettbewerbsbereiches an. Trotz der besonderen
Chance, insbesondere den Bereich des Darrplatzes städtebaulich einschneidend neu zu denken,
wird dringend empfohlen den historischen Stadtgrundriss in seiner Grundstruktur mit deutlichen
aber auch sehr differenzierten Maßnahmen zu stärken und im Hinblick auf die anstehenden
Probleme und Herausforderungen flexibel zu interpretieren. Das Neue und vielleicht
Ungewöhnliche des Konzeptes findet sich mehr in den Inhalten. Neben den Umwidmungen von
ursprünglich bebauten oder privaten Flächen für Nutzungen des öffentlichen Raumes, wie die
vorgeschlagene öffentliche Arkade/Pergola mit Blick auf die zukünftigen „Mietergärten“, entlang
der Darrstraße oder die Umgestaltung der Gartenfläche des ehemaligen Bankhauses Böhme zu
einem Stadtgarten als Katalysator der Verbindung von Stadthalle und Innenstadt/
Bahnhofsstrasse, wird die Förderung privater Nutzungsinteressen und bürgerschaftlichen
Engagements zu einem wesentlichen Baustein der vorgeschlagenen Strategien. Der eher subtile
städtebauliche Umgang mit der historischen Stadtfigur findet sich in der Anwendung des
ortstypischen Mauerthemas und in der sehr zurückhaltenden auf wesentliche bauliche
Setzungen beschränkten Maßnahmen zur punktuellen Stärkung der räumlichen Koordinaten.
Die wünschenswerte bauliche Komplettierung der Ostseite des Darrplatzes kann ruhig auf sich
warten lassen. Die vorgeschlagenen Nutzungen von öffentlichen, halböffentlichen und privaten
Gärten, umgeben von sich öffnenden Mauern, Pergolen, Zaun- und Heckenstrukturen,
ermöglicht es, auf verschiedenen Interessen und Entwicklungen flexibel reagieren zu können.
Für den Zeitraum in dem die Ecke Darrplatz/Darrstraße nicht bebaut ist, wird für diesen Bereich
eine öffentliche Grünfläche als „Paradiesgarten“ vorgeschlagen. Apfelbäume und Rosen greifen
zum einen das Thema „Apfel“ auf, das auf die Namensgebung der Stadt zurückzuführen ist und
zum anderen das Thema „Blüte“ – „Blütezeit“ der Landesgartenschau. Dabei müssen die
planerischen Mittel nicht aufwendig sein. Zum Beispiel können mit Rasenflächen, einfachen
Schotter/Grantwegen, Apfelbäumen und Strauchrosen wirkungsvolle „Paradiesgärten“ angelegt
werden. Ein Nutzgarten als ein Ort zum Verweilen oder um sich zurückzuziehen, bis sich eine
Möglichkeit bietet das Grundstück mit einem Gebäude zu versehen. Der Gärten können
sukzessive zurückgebaut werden.
Um den Platzraum atmosphärisch zu fassen und die Platzkante des Darrplatzes im Süden zu
vervollständigen umgibt die Grünfläche eine sich mehrfach öffnende max. 1.90 m hohe Mauer.
Sie bietet einerseits geschützte Gartenräume, ermöglicht andererseits mit großzügigen
Öffnungen Einblicke und Durchwegungen. Die Finanzierung könnte zum Teil durch die
Landesgartenschau erfolgen.
Im Westen schließen an der Darrstraße Privatgärten/Mietergärten an, die mittelfristig auch
durch Mauern bzw. eine Pergola mit rückwertigen Mauer/Zaunelementen und Sitznischen
räumlich gefasst werden. Der „Blick in die Rosengärten“ ist durch Öffnungen möglich und macht
damit diese neue Qualität in der Stadt öffentlich erlebbar; bei Wahrung des Stadtgrundrisses.
Das Thema der Schließung von Baulücken durch Mauern mit Öffnungen wird für den gesamten
Wettbewerbsbereich und darüber hinaus vorgeschlagen. Sogenannte „Hidden Gardens“
vervollständigen den Stadtgrundriss, schließen Baulücken und Wunden in der Stadt, erhalten
und erinnern weitestgehend an den historischen Stadtgrundriss, und gehen gleichzeitig
zeitgemäß und offensiv mit dem Thema des Städte-Schrumpfens um. Als Nutzung für diese
versteckten Gärten ist angedacht, sie als Mietergärten zu vermieten oder in anderer Form für
Anwohner zur Verfügung zu stellen. Dieser Umgang mit den Baulücken und mit dem
Schrumpfen der Stadt lässt auf der einen Seite die Stadt „grüner“ werden und geht dem
Bedürfnis der Bewohner nach mehr Grün nach, verfolgt die Idee des „Urban Gardening“ und
lässt auf der anderen Seite durch die umfassenden Mauern den historischen Stadtgrundriss
ablesbar werden. Die „Hidden Gardens“ können während der Landesgartenschau hervorragend
zu Ausstellungszwecken genutzt werden, während sie danach von Interessenten zu
Mietergärten in der Altstadt umgenutzt werden können. Diese Maßnahme erhöht die
Wohnqualität der Nutzer in der Stadt und gleichzeitig die Lebensqualität der Nachbarn.
Das ehemalige Bankhaus Böhme sollte aus vielerlei Hinsicht möglichst erhalten werden und
einer Nutzung als Wohngebäude, als besonderes Gebäude mit verschiedenen Nutzungen zur
Gartenschau und einer Gastronomie am neuen Stadtgarten umgenutzt werden. Seine
historische Bedeutung und seine städtebauliche Präsenz an der Nordseite des Darrplatzes sind
ausreichende Gründe. Sollte ein Erhalt nicht möglich sein, wären eine „grüne“ Brandwand
und/oder eine Pergola vorstellbar. Sie böten jedoch bei weitem nicht die städtebauliche
Qualität, die ein Erhalt und eine sinnvolle Nutzung des Gebäudes für den Darrplatz böte.
Das Gerüst des Stadtbodens orientiert sich am ortstypischen Bestand der „Dreierzonierung“.
Es unterstreicht mit einer dem Verlauf der vorhandenen und ursprünglichen Raumkanten
folgenden Traufbetonung, durch ein eingelegtes Plattenband als Gosse, den historischen
Stadtgrundriss. Das vorgeschlagene Naturstein oder Betonwerksteinpflaster orientiert sich in
der Dimension am historischen Großsteinpflaster. Leicht variierende Steinformate und
Steintönungen bieten ein abwechslungsreiches, changierendes Gesamtbild. Bis auf die beiden
Hauptverkehrsstraßen, Dornburger Straße und Bernhardstrasse deren Fahrbahn, deutlich
hervorgehoben, in Asphalt ausgeführt ist, bietet der Verlauf der Gossen auf einem einheitliche
strukturierten Pflasterteppich eine angemessene Führung des Kfz-Verkehrs, sowohl auf
Mischflächen, wie auf den Anlieger-strassen. Durch die Ausführung in geschnittener Oberfläche
ist es möglich Lärmimmissionen niedrig zu halten. Um das Gebiet um den Darrplatz möglichst
als zusammenhängendes Gebiet zu gestalten und wahrnehmen zu können, wäre es
wünschenswert auch die Tyroffstraße mit einem Natursteinpflaster alternativ Betonsteinpflaster
zu versehen. Wenn aber Einsparmöglichkeiten erforderlich werden, könnte als Kompromiss, wie
auch in der Dornburger Straße, die Fahrbahn mit Asphalt versehen werden.
Eine Ausnahme vom einheitlichen Pflasterbelag bildet in Zukunft der Melanchthonplatz mit der
Lutherkirche. Sie steht als bedeutender, die Stadtsilhouette prägender, zentraler Baukörper,
hervorgehoben auf einem bodenbündigen, hellen Teppich aus großformatigen Naturstein-
Betonwerksteinplatten.
Das Thema eines eng eingefassten Gebäudes, wie es auf der Entwurfszeichnung des Architekten
Johannes Otzen, zu sehen ist, wird aufgenommen und neu interpretiert. Die ursprünglich von
Otzen als Terrasse mit vorgelagertem „steinernem“ Platz zur Dornbuger Straße vorgesehene,
eher introvertierte Einfassung der Lutherkirche wird zu einer sich „öffnenden“ Treppenanlage.
Sie verleiht dem nördlichen Platz den Charakter einer Eingangssituation. Darüber hinaus stärkt
sie den städtischen, lebendigeren Aspekt an der Dornburgerstrasse und schafft eine räumliche
Einheit sowie großzügige Aufenthaltsmöglichkeiten. Nach Osten mit Sitzstufen versehen, kann
die Treppe auch insgesamt als kleines Amphitheater bei Veranstaltungen genutzt werden. Der
Baumbestand wird mit wenigen möglichst großen Baumsoltären behutsam ergänzt. Im
südlichen Teil des Melanchthonplatzes wird die Kirche auf ein bodenbündiges Rasenquadrat
„gestellt“, welches die, sich zur westlichen und südlichen Platzkanten herausdrehende Lage des
Gebäudes in seiner Geometrie unterstreicht. Der durch diese Maßnahme zirkulierende Raum.
verbindet so die auf den Platz führenden Straßen miteinander. Zugleich schaffen die
Baumsolitäre und die Wiesenfläche einen innerstädtisch- kontemplativen Raum. Die
bodenbündigen Rasenflächen erlauben eine saisonale multifunktionale Nutzung.
Das kleine Brunnenplateau bezieht sich thematisch auf die Tradition der Textilindustrie in
Apolda. Im Besonderen auf die Bedeutung der Herstellung von Strick-und Wirkwaren. Ein
angedeutetes Strickmuster ist in die Oberfläche des Betonwerksteins reliefartig eingelassen.
Zwei konisch zulaufende Edelstahlstäbe erinnern an Stricknadeln. Kleine Wasserdüsen bilden
ein Fontänenspiel. Auch in den Jahreszeiten in denen der Brunnen außer Betrieb entfaltet das
Plateau in Sitzhöhe eine interessante und informative Wirkung als Objekt. Ein ebenfalls in die
Oberfläche eingelassener Text erinnert an die Bedeutung der Textilindustrie in Apolda.