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Einladungswettbewerb | 08/2012

Gestaltung von Ortskern und S-Bahn-Haltepunkt

2. Preis

Ahlbrecht und Scheidt BDA Architekten

Architektur

Die Planergruppe

Landschaftsarchitektur

Christoph Hildebrand

Kunst

Erläuterungstext

Leitidee/ Städtebaulicher Kontext:
Der Dreh
Kupferdreh zeigt in seiner historischen Entwicklung den typischen Stadtgrundriss der Anrainer enger Flusstäler: der Ortskern ist ausgerichtet auf die zentrale Straße; Industrie und Gewerbe mit ihrer Verkehrsinfrastruktur nutzen die Standortgunst am Wasser, riegeln aber dadurch die Orte vom Wasser ab. Kupferdreh ist in dieser Hinsicht besonders betroffen mit der Bündelung von Autobahn, S- Bahn, Industrie und schließlich auch der Deilbach. Der Marktplatz, ursprünglich das Gelenk zwischen Einkaufsstraße und Zechentor, dann zwischen Einkaufsstraße und Bahnhof, wird in Zukunft auch das Tor zum Wasser werden.
Die Härte der heute so bedrückend anmutenden Brückenräume wird umgelenkt in skulpturale Stärke, so dass ein neuer Attraktionsort am Gelenk zwischen Stadt und Wasser entsteht.


Der Entwurf

Das Foyer
Das Foyer ist das Bindeglied zwischen dem Marktplatz und dem Weg zum Baldeneysee sowie zum S-Bahnhof.
Es nimmt den hallenartigen Charakter der Brückenräume auf, und wird Empfangsort mit Aufenthaltscharakter.
Die Klammer
Eine Klammer hält die unterschiedlichen Band- Strukturen der S-Bahn, der Autobahn, des Deilbachs und der neuen Baumlinien zusammen. Sie konzentriert, ordnet, leitet. Sie ist zuzusagen der „rote Teppich“ zum und im „Foyer“. Auf dem Marktplatz ist die Klammer deutlich verankert und wertet den Zugang zum „Foyer“ auf. Am Deilbach bildet der Teppich leicht auskragende Balkone um den Bach beobachten zu können.
Der Teppich erhält ein Pendant an den Brückenunterseiten und –wangen. Wie ein hell schimmernder Himmel ‚schwingt‘ sich ein Farbband durch die Brücken, klappt hoch zu den Geländern und wird dort zum weit sichtbaren Signet BALENEYSEE von der Stadt aus, KUPFERDREH vom See aus. Das heißt, im Bereich des Teppichs werden die gesamten Brücken-Unter- und Ansichtseiten (z.B. kupferfarben) gestrichen und hell beleuchtet, so dass zum einen den Brückenkonstruktionen die skulpturale Schwere genommen wird. Zum anderen wird der WEG ZUM SEE besonders hervorgehoben. Die begleitende Lichtstelenreihe unterstützt diese Akzentuierung zusätzlich. Eine weitere Lichtstelenreihe führt zu Bahnhof und Radstation. Sie reiht sich in eine der Baumlinien ein.
So leitet das Foyer zum Markt, zum S-Bahnhof, Bus-Bahnhof, Parkplatz Ost und West, zu Deilbach und schließlich zum BALDENEYSEE.
Kieselförmige, farbige Einschlüsse im Foyer bieten kleine Spielanlässe, begleitet von Sitzgelegenheiten. Die Kieselelemente tauchen vereinzelt entlang des Deilbach wieder auf und leiten damit ebenfalls zum See auf anderem Wege.
Neben der Radstation, an der Nahtstelle zwischen steinernem Foyer und grünem Bachtal führt ein zweites Band vom Busbahnhof zu einem weiteren Balkon, der den Blick in die neue Deilbach- Aue bietet und den Einstieg zum Radweg entlang des Baches zum See markiert.
Ferner kann dieser Aufenthaltsort den Wartenden als Treffpunkt dienen.

Die gute Stube
Der Marktplatz wird in seinem gastronomischen Charakter gestärkt. Ein grüner Rahmen schafft unterschiedliche Aufenthalts- und Raumqualitäten und lässt den Raum in Zukunft weitgehend geschlossen erscheinen. Ein Baumblock mit Bouleplatz und Sitzmöglichkeiten ergänzt die gastronomischen Aufenthalts- Angebote.
Ein 2-geschossiges Gebäude auf dem freien Grundstück in der Süd- West- Ecke des Marktplatzes rundet hier die Marktplatz- Bebauung ab und verdeckt gleichsam einen Teil der Autobahn. Hier wird weiterer Raum für Gastronomie geschaffen mit Blick auf den Markt und das Geschehen im Foyer. Das erweiterte Vorfeld des Gebäudes bietet sich für Außengastronomie an.

Der Baumvorhang
Die Infrastrukturbänder der S-Bahn und Autobahn werden in ihrer Linearität gestärkt. Schwingende Linien von Allee- Bäumen begleiten die Hochtrassen und bilden so einen semi-transparenten Baumvorhang vor den wuchtigen Brückenkörpern. Sie lockern die starren Linien der Infrastruktur auf, betonen das wiedergewonnene, schwingende Deilbachtal und bringen Grün in diesen spannenden Raum.
In Bereichen privater Grundstücke sind die Baumlinien eine Option bzw. ein Angebot an die Eigentümer zur Aufwertung ihrer Immobilien in unmittelbarer Nähe der Infrastrukturbänder.


Die Parkhallen
Bus- und Parkzufahrt sowie der Parkplatz selbst werden komprimiert zu Gunsten großzügiger Aufenthalts- und Grünflächen. Die strahlend weiß gestrichenen Säulen werden mit Bodenstrahlern (LED-Technik) farbig angeleuchtet und werden so zu indirekten Leuchtkörpern mit wechselnder Farbdramaturgie (Computer-gesteuert). Alternativ wäre ein gegen Witterung widerstandsfähiger farbiger Anstrich denkbar.
Der Asphalt wird in den Parkbuchten mit verstreut eingewalztem weißem Splitt aufgewertet.

Die Grünhallen
Die Räume unter und zwischen den Bahnbrücken mit ihren wuchtigen Pfeilern und dem dramatischen Lichteinfall in den offenen Zwischenräumen zwischen den Gleisen werden zu einem grünbetonten Raum, zu einer Moos-Farn-Gras- Landschaft mit Großsteinschüttung. Dort wo der direkte Regen und Schlagregen nicht hingelangt werden die Regenwässer der befestigten Flächen und Brücken hin geleitet. Die Flächen sind als flache Mulden ausgebildet. So entstehen weiche, sanft gewellte Räume zwischen Großkieseln, die das Thema des Bachtals aufnehmen. Die indirekte Beleuchtung der Pfeiler kontrastiert mit dem sanften, tiefen Grün der Pflanzung und zaubert bei Nacht eine ungewöhnliche Atmosphäre.

Die Materialität
Ein hochwertiger Betonstein befestigt das Foyer und begleitet den Busbahnhof nach Norden.
Der Teppich führt mit einem feinen, wellenförmigen Plattenbelag (ähnlich wie auf den Ramblas in Barcelona), in das Foyer und weiter bis zum See. Die Platten sind in zwei Farben mit geringem Kontrast eingefärbt und haben eine pflegeleichte geschliffene Oberfläche, die das Licht reflektiert und mit dem rauen Belag der Umgebung kontrastiert.
Bequeme, breite Sitzbänke aus Beton mit einer Holzauflage bieten Aufenthaltsmöglichkeiten in und um das Foyer.
Der Markplatz wird mit dem vorhandenen Belag des bereits ausgeführten Platzbereichs (graues, gebändertes Betonsteinpflaster) komplettiert.
Die Schallschutzwände der Autobahn sollten nach Möglichkeit im Bereich des Marktplatzes gläsern, d. h. transparent ausgebildet werden, damit die Brücke weniger massiv erscheint.

Die Vegetation
Die Baumlinien aus Eschen- Hochstämmen bilden einen lichten Baumvorhang. Den Baumblock auf dem Marktplatz bilden licht-kronige japanische Schnurbäume, die im Spätsommer herrlich blühen.
An der Westseite des Marktplatzes begrenzen Zierkirschen (Prunus serrulata ‚Kanzan‘) den Raum und wandern bis hinüber auf den Parkplatz.
Den Weg zum See markieren schlanke Urweltmammutbäume und Hainbuchenhecken.
Die freien Böschungen am Deilbach erhalten einen „Wasserfall“ aus wilden Seggen in einer Steinschüttung.

Das Beleuchtungskonzept
Das Foyer und der Weg durch das Gewerbegebiet zum Baldeneysee wird mit Lichtstelen (modulare Säulenleuchten mit LED-Technik z.B. Hess City Elements) akzentuiert. Im Bereich des Foyers werden diese mit zusätzlichen Strahlern an der Oberseite ausgestattet, die den Himmel, die farbige Untersicht der Brücken, anstrahlen.
Für die Stützen von Bahn und Autobahn schlagen wir eine indirekte Beleuchtung vor, die, dank Computer- gesteuerten LED- Bodenstrahlern mit einem Wechsel von Farberlebnissen die Hallen zu einem Ereignis werden lassen.
Die Ausleuchtung des Marktplatzes wird durch die Fortführung des Systems aus vorhandenen Mastleuchten erreicht. Der Baumblock am südwestlichen Abschluss des Platzes wird mit Bodeneinbaustrahlern von unten beleuchtet, und erzeugt damit eine atmosphärisches Begranzung des Platzes.

Die Radstation
Sie belebt den Bahnhofseingang mit ihrer starken Frequenz und ist gleichzeitig mit ihrer transparenten Front- Fassade Leuchtkörper.