modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 03/2012

Entwicklung der Quadrate T4/T5

Wohnquartier T4 T5 Mannheim

Wohnquartier T4 T5 Mannheim

1. Preis

Preisgeld: 7.500 EUR

BLU Architekten Blanek Butt Partnerschaft mbB

Architektur

Studio Grijsbach Landschaftsarchitektur

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Quartier und Nachbarschaft
Der barocke Stadtgrundriss im Zentrum Mannheims ist im Laufe der historischen Entwicklung mehrfach baulich überformt worden.
Das Grundmodul des Stadtgrundrisses - das Quadrat - ist dabei als „städtebauliche Konstante“ in seinen Grundzügen respektiert worden. Eine geschlossene Bebauung definiert die Raumkanten der Quadrate. Die Höhenentwicklung der Bebauung weist hingegen ein sehr heterogenes Bild auf. Gebäude unterschiedlicher Epochen und unterschiedlicher Architekturen mit einer Höhe von 2 bis teilweise 7 Geschossen prägen das Stadtbild und die Vielfalt des Quartiers.

Im Quartier finden wir diverse Freiräume vor, die teilweise nur als Raumaufweitungen, mit unterschiedlichen öffentlichen Nutzungen belegt sind. Außerdem sind im Stadtgrundriss heute noch Spuren der ehemaligen Befestigungsanlagen - den inneren Gürtel der Wallanlage - als diagonale Raumstruktur zwischen Lameygarten und Herschelplatz im Quadratraster ablesbar.

Städtebau und Freiraum
Das System der Freiräume wird ergänzt durch den neuen Glacisplatz südlich von T4, der sowohl für die geplante Wohnbebauung der Blöcke T4 und T5 als auch für die umliegende Bebauung der östlichen Innenstadt als neuer öffentliche Quartiersmitte konzipiert ist. Der Entwurf sieht zwei unterschiedlich große Baublöcke, T4 und T5 mit einer Höhe zwischen 4 und 5 Geschossen auf den historischen Raumkanten der Mannheimer Quadrate vor. Die Blockränder folgen in ihrer äußeren Begrenzung den historischen Baufluchten des Mannheimer Stadtgrundrisses während der Blockinnenraum durch eine hohe Verzahnung von Innenhof / privatem Freiraum und Bebauung geprägt ist. Wohnqualität wird hier neben der Gebäudetypologie durch ein differenziertes Angebot an öffentlichen und privaten Freiräumen definiert.

Öffentlicher Freiraum - Quartiersplatz
Das Thema "Kiesel" wird zum bestimmenden Gestaltelement des öffentlichen Raums. Unterschiedlich große und hohe Platzmöbel - die Kieselsteine - gliedern den Platzraum in unterschiedliche generationsübergreifende Nutzungszonen. Dem Block T4 vorgelagert befindet sich die Außenspielfläche für die Kita. Südlich davon gibt es eine Nutzungszone mit Aufenthalts- und Spielangeboten unter einem dichten Baumdach. Der östliche Teil des Platzes in der Quartiersmitte, dem Mehrzweckraum vorgelagert, ist als offener temporär bespielbarer öffentlicher Raum konzipiert.
Im Bereich der KITAfreifläche übernehmen die Kiesel teilweise die Funktion eines Raumteilers zwischen der VSG Einfriedung der KITAfreifläche. Die Kiesel sind hier sowohl vom öffentlichen Raum in Form von Aufenhaltsangeboten - Sitzbänke nach Süden orientiert - und von der KITAfreifläche als Spielelemente benutzbar.

Die Struktur des Baumdachs auf dem Quartiersplatz wird getragen vom Verlauf des ehemaligen Festungsringes. Auf dem großzügigen Platz lässt sich dezent an der Baumstellung erahnen, wo ehemals die Grenze des städtebaulichen Rasters verlief. Das Baumraster wird relativ eng gesetzt (ca. 6,5 m). Stadtklimaresistente und schnellwachsende Bäume wie Eschen oder Ahorn in Sorten bilden in wenigen Jahren eine charaktervolle Atmosphäre. Das Baumdach wird an ausgewählten Stellen ausgespart zur Differenzierung von Licht- und Funktionsbereichen. Es besteht die Möglichkeit, das Raster zukünftig flexibel an den gewachsene Baumgrößen anzupassen, ohne an räumlicher Qualität einbußen hinnehmen zu müssen. Räumlich entsteht ein offener und öffentlicher Ort, unter einem mal mehr, mal weniger geschlossenem Baumdach, das Aufenhaltsangebote zum Verweilen und Spielen im dichten städtischen Gefüge bietet.

Der Quartiersplatz wird in einem Stadtparkett ausgeführt aus Betonwerkstein in langen schmalen Formaten, die dem Ort einen zeitgemäßen, urbanen Charakter verleihen. Im Bereich der Kiesel wird das Stadtparkett unterbrochen von Flächen aus Gummigranulat oder Asphaltmastix und Flächen aus Sand/Kies.

Der Platz wird explizit als Nachbarschafts- und Aneignungsort angeboten. Öffentlicher Raum funktioniert nur, wenn er bewohnt, belebt und „angenommen“ wird. Mögliche Elemente die dem Platz einen Heimcharakter verleihen, sind in nähere Abstimmungen mit den Bewohnern zu untersuchen. Beispielhaft ist die Gestaltung mit Kieseln und integrierter Sandfläche denkbar, ein Boulebahn oder Kleinkindspielstationen. Es entsteht ein durchlässiger, offener, zugänglicher und einsehbarer Platz, der durch das Licht- und Schattenspiel des Baumdachs belebt wird.

Privater Freiraum
Die privaten Freiräume der Wohnblöcke gliedern sich in einen gemeinsamen Anwohnerhof in der Mitte des Baublocks und die umliegenden Anwohnergärten der jeweiligen Parzellen. Über den Anwohnergarten ist der Hof direkt erreichbar. Der Anwohnerhof ist nicht unterbaut und bietet somit die Möglichkeit stadtklimatisch wirksame große Gehölze zu pflanzen, die dem Blockinnenhof eine ruhige und grüne Wohnatmosphäre mitten in der Stadt vermitteln. Direkt den Wohnungen zugeordnete private Freiräume können als Terrassen im Anwohnergarten für die Wohnungen im Erdgeschoss und als Balkone oder Loggien sowie Dachterrassen für die Wohnungen in den Obergeschossen angeboten werden.

Verkehr und Erschließung
Beide Wohnblöcke verfügen über Garagen, die von den flankierenden Straßen westlich von T4 und östlich von T5 erschlossen werden. Fahrradstellplätze befinden sich in den Eingangsbereichen zu den Wohnhäusern, teilweise in der Garage und im öffentlichen Raum. Der Quartiersplatz, der Freiraum zwischen T4 und T5 und die Straße vor der 50er Jahre Bebauung im Süden werden als verkehrsberuhigte Bereich ausgebildet, die für den Radverkehr freigegeben sind.

Parzellierung und Nutzung
Die östliche Innenstadt Mannheims ist durch eine kleinteilige heterogene Baustruktur mit einem hohen Anteil an Wohnnutzungen geprägt. In Ergänzung dieser Struktur werden in beiden Baublöcken überwiegend Wohnnutzungen angeboten. Damit auch im Erdgeschoss Wohnen möglich ist, verfügen beide Baublöcke über ein erhöhtes Erdgeschoss (Hochparterre). Die Wohnung im Erdgeschoss lassen sich wahlweise als Hochparterrewohnungen mit privatem Freiraum zum Blockinnnehof oder als Studios für Dienstleistungen oder auch Ladengeschäfte in kleinerem Umfang nutzen mit direktem Bezug zum öffentlichen Raum. Dem Platz zugewandt, befinden sich im T4 Block die öffentliche Nutzungen wie KITA und Mehrzweckraum über zwei Etagen. Zur Belebung des Quartiersplatzes sind im T5 Block im Erdgeschoss Dienstleistungen bzw. Läden oder Gastronomie auf Höhe des Quartiersplatzes wünschenswert.

Gebäudetypologie
Die Struktur der Baublöcke basiert auf dem Prinzip der Parzellierung. Der Blockrand besteht aus 3 unterschiedlichen Gebäudetypen im Geschosswohnungsbau, L-Typ für die Blockecken, T-Typ auf den Längsseiten und einem Stadthaustyp. Auf Grund ihrer Orientierung und Größe können eine Vielzahl unterschiedlicher Wohnungen angeboten werden. Das Angebot reicht von 2 Zimmer Studios über 3-5 Zimmerwohnungen teilweise als Maisonette ausgebildet bis zu Penthäusern mit großzügigen Dachterrassen. Die Größe der Parzellen ermöglicht individuellen Wohnungsbau für unterschiedliche Nutzergruppen mit einem privaten Freiraum in Form von Loggien, Terrassen und Gartenhöfen. Die Baublöcke verfügen zudem über einen nicht unterbauten Anwohnerhof, der auf der Ebene des Wohnblocks einen gemeinsamen Freiraum für die Nachbarschaft anbietet.
Die Südseite des T4 Blocks wird durch einen sich über die gesamte Breite des Blocks erstreckenden Geschosswohnungsbau flankiert, der in den unteren beiden Etagen von der Kita und dem Mehrzweckraum belegt ist. Der Kitafreiraum orientiert sich zum Platz. Beide Nutzungen haben einen gemeinsamen Eingang zum Glacisplatz. Die Zugänge für die Wohnnutzungen befinden sich an beiden Blockenden auf der Nordseite der Parzelle.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf überzeugt nach seiner Überarbeitung nach wie vor durch seine Robustheit. Die Verfasser haben entsprechend der Empfehlung des Preisgerichts im Bereich T4 den Block- und Platzbereich gespiegelt. So gelingt es unter Einbeziehung der öffentlichen Wegeverbindung eine qualitätsvolle und gut nutzbare Platzfläche auszubilden, die durch die diagonale Teilung in Grün- und Stadtplatz den historischen Verlauf der Stadtmauer in Erinnerung bringt. Der Erhalt des Kanals scheint möglich, wenn an der südwestlichen Blockecke auf eine Unterkellerung verzichtet wird. Die Wohntypologie im Bereich T5 wurde im Wesentlichen beibehalten. Optimal wäre, wenn es gelänge auch den Baukörper in T4 so auszubilden, dass einzelne Parzellen gebildet werden könnten.
Nach wie vor wird die Anordnung der Kita-Spielfläche mit darüber angeordneten Wohnungen, im Blockinnenraum als kritisch angesehen. Daher ist zu untersuchen, ob die Kinder- gartenfreifläche auch überzeugend im südlich angelagerten Platz angeordnet werden kann. Die Lage und Orientierung des Mehrzweckraums zum Platz wird positiv bewertet werden. Wenig überzeugend erscheint die Ausformung einer VI-geschossigen ‚Turms’ im Süden von T4 und die Ausbildung von Blockeinschnitten. Die Kennwerte Nettobauland und BGF entsprechen dem Durchschnitt der Arbeiten.
Das städtebauliche Konzept hat durch die Überarbeitung wesentlich gewonnen. Der öffentliche Raum ist nun eindeutig als ein zusammenhängender, fußgängerfreundlicher Stadtraum ausformuliert.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass der Entwurf ein belastbares städtebauliches Grundgerüst anbietet und der neue Platz das Freiraumangebot in der Innenstadt positiv ergänzt.
Lageplan

Lageplan

Perspektive Glacisplatz

Perspektive Glacisplatz

Freianlagenplan

Freianlagenplan

Querschnitt

Querschnitt

Perspektive Gartenhof

Perspektive Gartenhof