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Freiraumplanerischer Wettbewerb in zwei Bearbeitungsphasen | 06/2005

stadt:impuls 2. Phase

Strukturkonzept

Strukturkonzept

3. Preis

wbp Landschaftsarchitekten GmbH

Landschaftsarchitektur

dreibund architekten

Architektur

ErlÀuterungstext



Durch die jahrzehntelange UnzugĂ€nglichkeit des SteinmĂŒllerareals ist dieser Teil der Stadt abseits des alltĂ€glichen Innenstadtlebens. Die Neugier auf das jahrelang Verborgene wird genutzt, um die Entwicklung zu initiieren. Der Charakter einer Insel, nur ĂŒber wenige Stellen erreichbar, wird erhalten.

In einem ersten Anstoß werden zwei BrĂŒckenschlĂ€ge in das Areal hergestellt: im Norden von der FußgĂ€ngerzone ĂŒber die Vogtei und den ehemaligen VerwaltungsgebĂ€uden bis zum SteinmĂŒller Förderzentrum, im SĂŒden vom Bahnhof und vom neuen Busbahnhof bis zur neuen Fachhochschule. Die Bahn wird jeweils unterquert. Die beiden grĂŒnen BĂ€nder werden anfangs mit minimalem Aufwand entwickelt: die asphaltierten FlĂ€chen werden teilweise aufgebrochen, Ă€hnlich einer sich selbst ĂŒberlassenen Industriebrache werden die BrĂŒckenschlĂ€ge mit jungen BĂ€umen (kleinen QualitĂ€ten) bepflanzt. Spielorte werden in Eigenregie der Gummersbacher geschaffen oder entwickeln sich selbst. Die ungenutzten GebĂ€ude können fĂŒr einen Kiosk/ Biergarten genutzt werden. Die grĂŒnen BĂ€nder werden je nach Fortschritt des Areals entwickelt. Mit der Zeit entstehen von den provisorischen BrĂŒckenschlĂ€gen, die stark an die industrielle Geschichte des Areals erinnern, zwei anspruchsvoll und differenziert gestaltete ParkbĂ€nder.

Die vorhandene lineare Hallenanordnung steht im spannenden Kontrast mit der nahen, hĂŒgeligen Landschaft um Gummersbach. Die HallenzwischenrĂ€ume bieten bereits heute immer wieder spannende Blickbeziehungen in die Landschaft. Diese LinearitĂ€t wird aufgenommen und zum Grundprinzip fĂŒr die weitere Entwicklung des Areals. Eine gestreifte Struktur in Nord-SĂŒdrichtung wird entwickelt. Die Streifen orientieren sich in ihrer Breite an den vorhandenen Hallen, so daß die Hallen je nach Bedarf erhalten werden können. Mit zunehmenden Freiwerden des GelĂ€ndes können die Streifen in unterschiedlichen Breiten ganz nach Bedarf entwickelt und vermarktet werden. Die WegebĂ€nder zwischen den Streifen werden unterschiedlich gestaltet, schmalere als MischverkehrsflĂ€che, breitere wie an den kleineren GebĂ€uden direkt nehen dem geplanten Einkaufszentrum, als Promenade mit kulturellem oder gastronomischem Schwerpunkt. Auch temporĂ€re Nutzungen wie Skate- oder Eisbahn sind hier fĂŒr eine Aneignung des SteinmĂŒllerareals denkbar.
Mit den ersten Bausteinen wie Fachhochschule und Einkaufszentrum wird das neue Stadtgebiet immer stĂ€rker genutzt. Das Einkaufszentrum mit Anschluß an die Kampstrasse schlĂ€gt einen weiteren BrĂŒckenschlag in das Areal. Dieser ist, im Gegensatz zu den GrĂŒnen BĂ€ndern, deutlich stĂ€dtischer ausgebildet. Vorgeschlagen wird hier die Bildung einer öffentlichen stĂ€dtischen Anbindung an das gesamte Areal, nicht einer Passage, die das EKZ zum Zielpunkt und damit zur Sackgasse werden lĂ€ĂŸt. Weiter wird bei der Entwicklung eines EKZ vorgeschlagen, die Westseite des neuen GebĂ€udes mit LĂ€den und MietbĂŒros, zusammen mit den bereits genannten Nutzungen in den drei kleineren GebĂ€uden als Kultur- oder Gastronomiemeile zu etablieren.

Optionen. Bei einer möglichen VerĂ€nderung des neuen Stadtteils weg vom gewerblichen Schwerpunkt ist eine Entwicklung der Streifen zum Wohnen und Arbeiten, zum Forschungs- und Technologiezentrum an einem spannenden, ungewöhnlichen Ort ebenso denkbar wie die Entwicklung einer gröber gekörnten Struktur, die einen neuen Hallenstandort fĂŒr den Vfl Gummersbach und weitere Sportparkangebote ermöglicht. Direkt an der Erschliessung zum Bahnhof gelegen und mit sĂŒdlich angrenzenden StellplatzflĂ€chen bestens angebunden, könnte hier ein attraktiver Standort gefunden werden.

Mit dem vorgeschlagenen FreiraumgerĂŒst aus den beiden ParkbĂ€ndern, die als BrĂŒckenschlĂ€ge das Areal erschliessen, und den Streifen, die je nach Bedarf flexibel und variabel entwickelt werden, kann ein robuster neuer Stadtteil entstehen.

Erschliessung. Das Areal wird fußlĂ€ufig ĂŒber die beiden „grĂŒnen“ BrĂŒckenschlĂ€ge und ĂŒber den stĂ€dtisch geprĂ€gten BrĂŒckenschlag Kampstrasse an die Innenstadt angebunden. Die Promenade ist wichtigste Nord-SĂŒd-Verbindung. Entlang der Bahn wird ein neuer Weg von der Vogtei bis zum Bahnhof vorgeschlagen.
Über die Kampstrasse und den sĂŒdlichen BrĂŒckenschlag wird das Areal und die Innenstadt optimal an den Bahnhof und den Busbahnhof angebunden. Der Bahnsteig erhĂ€lt an der Kampstrasse einen weiteren Zugang. SĂŒdlich des Bahnhofs können P+R StellplĂ€tze entstehen.
Das Areal wird ĂŒber einen Ring, den SteinmĂŒllerring, an das Verkehrsnetz angebunden. Der Ring verlĂ€uft östlich des Einkaufszentrums parallel der Bahn, LĂ€rm und Verkehrsbelastung werden damit gebĂŒndelt, auf der anderen Seite des Einkaufszentrums kann eine autofreie Promenade entstehen.
Die WegebĂ€nder in Nord-SĂŒd-Richtung werden als MischverkehrsflĂ€chen ausgebildet. BesucherstellplĂ€tze werden auf den QuartiersplĂ€tzen angeordnet, je nach Neubebauung werden Tiefgaragen vorgesehen. Neben dem Ärztehaus wird an der Rospestrasse ein Parkdeck auf zwei Ebenen vorgeschlagen. Im SĂŒden werden weitere StellplĂ€tze, auch fĂŒr die Entwicklungsoption Mehrzweckhalle angeboten.

GrĂŒnstruktur. Im Westen zur Rospestrasse und im Osten entlang der Bahn entstehen grĂŒne Spangen. Im Norden und im SĂŒden wird das Areal ĂŒber die beiden BaumbĂ€nder verknĂŒpft. Die Linde, der Traditionsbaum in Gummersbach, stellt als geschnittenes Baumdach die Verbindung ĂŒber die Kampstrasse her, die Promenade erhĂ€lt ebenfalls ein Baumdach aus Linden. Im Inneren des Areals entstehen baumĂŒberstandene QuartiersplĂ€tze, die WegebĂ€nder in Nord-SĂŒd-Richtung bleiben fĂŒr den Blick in die Landschaft offen.

Baummanagement. FĂŒr die Entwicklung des Gebietes wird ein Baummanagement vorgesehen. Die beiden BĂ€nder werden dicht mit BĂ€umen in kostengĂŒnstigen kleinen QualitĂ€ten bepflanzt. Dabei werden drei verschiedene Kategorien vorgesehen: Eichen, die dauerhaft auf diesen BĂ€ndern etabliert werden sollen. Gleditsien, die spĂ€ter, wenn die BĂ€ume einwachsen und grĂ¶ĂŸer werden, auf die nach und nach entstehenden FreiflĂ€chen und StellplĂ€tze umgepflanzt werden. Und zum Dritten Birken, die als Aspektbildner fĂŒr die ersten Jahre gepflanzt und spĂ€ter dann vollstĂ€ndig entfernt werden. So kann erreicht werden, daß mit den BĂ€ndern bereits in den ersten Jahren prĂ€gnante FreirĂ€ume entstehen, spĂ€ter stehen dann fĂŒr die weitere Entwicklungen kostengĂŒnstig BĂ€ume zur VerfĂŒgung.

Regionale 2010. FĂŒr temporĂ€re Zwischennutzungen wie z.B. zur Regionale 2010 bietet das StreifengerĂŒst zwischen den GrĂŒnen BĂ€ndern eine optimale Grundstruktur fĂŒr temporĂ€re FreiflĂ€chen, Ausstellungen, Kulturevents oder auch Sportveranstaltungen. Hier könnten Pflanzen wie schnellwachsende Weiden oder GrĂ€ser ein GrundgerĂŒst bilden, die Pflanzen können spĂ€ter zur Energiegewinnung aus Biomasse weitergenutzt werden.

FĂŒr das Initialprojekt Stadt macht Platz wird ein erster BrĂŒckenschlag im SĂŒden des Areals zwischen Bahnhof und Fachhochschule vorgeschlagen. Je nach Entwicklungsschwerpunkt kann auch das nördliche Band zwischen Vogtei und SteinmĂŒller Förderzentrum initiiert werden.
Mit diesen ersten BrĂŒckenschlĂ€ge in das Areal werden die Innenstadt und das SteinmĂŒllerareal verbunden. Dazu werden die asphaltierten FlĂ€chen aufgebrochen, flĂ€chig und dicht bepflanzt. Informelle SpielplĂ€tze werden initiiert, provisorische BiergĂ€rten, Bars oder Clubs werden in den noch bestehenden GebĂ€uden eingerichtet. Mit der zunehmenden Nutzung entstehen schmale Wege und Pfade, die die BĂ€nder erschliessen.
Einige Jahre spĂ€ter ist die Fachhochschule in Betrieb, der Campusplatz vor dem Neubau ist stark frequentierter Treffpunkt. Die BĂ€nder werden weiterentwickelt. Sie erhalten zwei breite Wege, die sich mit den gewachsenen Pfaden und Wege ĂŒberlagern. Zum Bahnhof entsteht als wichtige VerknĂŒpfung zwischen FH und Bahn in einem ersten Schritt eine Rampe, die die Bahn unterquert. Die grĂ¶ĂŸer gewordenen, inzwischen zu dicht stehenden BĂ€ume werden ausgelichtet. Dazu werden entsprechend dem Baummanagement die Eichen freigestellt, die Gleditisien umgepflanzt und die Birken entfernt.
Mit der Entwicklung weiterer Bausteine etabliert sich das SteinmĂŒllerareal und ist zur ersten Adresse geworden. Der Bahnhof erhĂ€lt beidseitig neben dem bereits gebauten Treppenanlage neue GebĂ€ude mit Reisezentrum und CafĂ©. Ein Dach verbindet die GebĂ€ude und den Zugang zu den Bahnsteigen.
Die Eichen in den BaumbÀndern bilden inzwischen ein Baumdach, die letzten Gleditsien werden entnommen und auf die neu geschaffenen PlÀtzen des Areals verpflanzt. Die BÀnder werden mit SitzbÀnken, Boulebahnen und Spielorten entwickelt. BÀnder aus Bodeneinbaustrahlern schaffen auch nachts eine angenehme AtmosphÀre.

Materialien. Die Materialwahl orientiert sich an der Geschichte des Ortes. So wird Stahl, als Cortenstahleinfassung und Wasserband zum prĂ€genden Element. Das vorhandene Natursteinpflaster wird aufgenommen, ergĂ€nzt und wieder verlegt. Die Kampstrasse wird mit Natursteinplatten hochwertig gestaltet. FĂŒr die FahrflĂ€chen (SteinmĂŒllerring und MischverkehrsflĂ€chen) wird Asphalt mit Splittabstreu vorgesehen. Unter dem Baumdach der Promenade liegt wassergebundener Belag. BĂ€nke aus Cortenstahl mit bequemen Holzauflagen bieten Aufenthaltsmöglichkeiten.

Die Beleuchtung erfolgt fĂŒr die meisten FlĂ€chen ĂŒber angestrahlte Fassaden, ĂŒber unterleuchtete BaumdĂ€cher oder ĂŒber orientierende Bodeneinbaustrahler, die in Reihen angeordnet sind. Nur die Promenade erhĂ€lt eine Lichtstelenreihe.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die beiden ParkbĂ€nder und die VerlĂ€ngerung der Kampstraße verknĂŒpfen das neu entstehende Quartier gut mit der Innenstadt von Gummersbach. Der Charakter der baumbestandenen ParkbĂ€nder ist sorgfĂ€ltig entwickelt und berĂŒcksichtigt die Zeit-Komponente in besonderem Maße.
Das zentrale Baufeld entwickelt sich aus dem Bestand und ermöglicht in großer FlexibilitĂ€t schrittweise Entwicklungen in unterschiedlichen Formaten und Nutzungen. Dass in diesem Zusammenhang dem Wohnen entsprechender Raum gegeben wird, wird besonders gewĂŒrdigt, gerade in Verbindung mit einem entsprechenden GrĂŒnangebot. QuartiersplĂ€tze in richtiger GrĂ¶ĂŸe gliedern die Nord-SĂŒd gerichteten BebauungsbĂ€nder. Die angebotene Baustruktur lĂ€sst die Option auf ein mögliches Einkaufszentrum zu, ohne dies zur Bedingung ihres Grundansatzes zu machen.
Der Vorschlag, den „SteinmĂŒllerring“ bahnparallel zu legen, wird begrĂŒĂŸt. Die ohnehin vorhandene Trennung wird nicht wesentlich verstĂ€rkt, eine Zerschneidung des neuen Quartiers wird damit vermieden. Schön ist die Herstellung von Sichtbeziehungen aus dem GelĂ€nde nach außen, wie zur Berstig. Auch das trĂ€gt dazu bei, die isolierte Lage aufzuheben oder zu mindern. Im Einzelnen werden die VorschlĂ€ge, wie z. B. die UnterfĂŒhrung Kampstraße, in MaßstĂ€blichkeit, Materialwahl und Ausstattung gut durchgearbeitet.
Die Arbeit bietet sowohl vom gesamtkonzeptionellen Ansatz, wie von den im Einzelnen vorgetragenen VorschlĂ€gen gute Voraussetzungen fĂŒr einen hoffnungsvollen Neuanfang und Aufbruch des SteinmĂŒller-GelĂ€ndes in Gummersbach.
Strukturkonzept

Strukturkonzept

Entwicklungsoptionen

Entwicklungsoptionen

Entwicklungsoptionen

Entwicklungsoptionen

BrĂŒckenschlag

BrĂŒckenschlag

BrĂŒckenschlag

BrĂŒckenschlag

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Detail

Detail

Detail

Detail

Perspektiven

Perspektiven

Perspektiven

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