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Offener Wettbewerb | 09/2012

Neubau Depot und Werkstätten des Landesamtes für Kultur und Denkmalpflege (LAKO) und des Staatlichen Museums Schwerin (SMS)

vom Ufer aus gesehen

vom Ufer aus gesehen

2. Preis

SMAQ Architektur und Stadt

Architektur

Erläuterungstext

Das Werkstatt- und Depotgebäude an der Johannes-Stelling-Straße stellt durch Katalogisierung, Konservierung und Lagerung das staatliche Archiv-, Depot- und Kunstgut des Landes Mecklenburg-Vorpommern dauerhaft sicher und ist so zugleich Gedächtnis und Schatzhaus des Landes. Der für die Lagerung relevanter Objekte benötigte Raum wächst stetig. Er ist weder öffentlich zugänglich noch einsehbar. Daher kommt der äußeren architektonischen Erscheinung eine besondere Bedeutung zu in der Kommunikation von Wert, Nutzung und Inhalt – dem Sammeln, Lagern und Bewahren. Die Schwere und Plastizität des horizontalen, lagernden Baukörpers verankert die Sammlung am Ort. Der Bezug zur Region wird durch die Umhüllung hergestellt. In Analogie zum Schatzhaus wird die Sammlung durch eine massive Schale aus polierten, gefärbten Beton, durchsetzt mit Muschelschalen, geschützt. Die Materialität erinnert an eine veredelte Form des regionalen Sternberger Kuchens, ein zumeist fossilreicher Sandstein, der mit ausgebleichten Mollusken-Schalen durchsetzt ist. In seiner Kubatur und Struktur erinnert das Gebäude an eine Kompaktanlage (Rollregal) oder an einen Strichcode – die moderne Metapher für präzise Zuordnung. Die Aufreihung und die einfache kubische Form der parallelen Körper lassen Bilder von kompakten Aufbewahrungsanlagen aufkommen, die aufgeschoben und erweitert werden können. Aufgeschobene Regalsegmente geben Einschnitte frei, sie lassen die Dimension und Ordnung des „Schatzhauses“ erahnen ohne jedoch seinen Inhalt preiszugeben. Kulturgüter unterliegen einem natürlichen Alterungsprozess, den die Konservatoren zu verlangsamen versuchen. Diese Gleichzeitigkeit von Schutz und nicht aufzuhaltender Transformation der Innenwelt spiegelt die Hülle des Gebäudes wider: Die schützende Schale beinhaltet die Sammlung. Im Inneren der Schale, d.h. an den offenen Enden der Segmente, ist eine Regalartige Struktur aus Kupferlamellen sichtbar. Wie die aufbewahrten Güter unterliegt das Kupfer der Fassade einem Alterungsprozess und macht die Zeit sichtbar. Die Nutzung wird so durch die Kubatur des Gebäudes und das Material der umhüllenden Fassade versinnbildlicht und als subtile Aussage nach außen getragen.

Städtebauliche Eingliederung und Denkmalschutz
Das geplante Werkstatt- und Depotgebäude orientiert sich an der Gebäudestruktur der Gesamtanlage der ehemaligen Artilleriekaserne und entwickelt sie städtebaulich weiter. Der am Hang platzierte lagernde Solitär ergänzt 2-geschossig die bestehenden Gebäude und trägt zur Fassung des oberen Plateaus zu einem Hof bei. Zum unteren Plateau ist das Gebäude 3-geschossig. Die versetzte Fassadenordnung der verschobenen „Regal“-Elemente antwortet dynamisch auf den Bewegungsraum der Ludwigsluster Chaussee und nähert sich der Maßstäblichkeit der übrigen Bebauung an. Der Neubau nimmt den Dialog zum Baudenkmal der Kasernenanlage auf. Er ist ohne sich anzubiedern in Farbigkeit, Materialität und Rhythmus auf den Altbau abgestimmt. Die Gebäudehöhe bleibt unter Trauflinie der Alten Artilleriekaserne (Finanzamt Schwerin), deren städtebauliche Wirkung so unterstützt wird. Die vorhandene Remise – die in ihrer baukörperlichen Wirkung für das Gesamtensemble bestehen bleibt – und das bereits bestehende Depot für Archäologie werden funktionell in den Entwurf integriert.

Erschließungs- und Verkehrskonzept
Die Depots und Werkstätten werden über die vorhandene Zufahrt des Behördenzentrums an der JohannesStelling-Straße erschlossen. Der Eingang liegt auf dem oberen Plateau. Um den Eingang freizuhalten und eine großzügige Verbindung zum Ensemble der alten Kaserne herzustellen, werden einige der vorhandenen Parkplätze am südwestlichen Rand des Parkplatzes in der Verlängerung ersetzt. Die Anlieferung erfolgt über eine Zufahrt vom unteren Plateau. Um die Optionen für eine zukünftige Erweiterung des Behördenzentrums offen zu halten, wird die direkte Verbindung zur Ludwigsluster Chaussee von baulichen Anlagen freigehalten. Es wird vorgeschlagen diese Verbindung für Fußgänger und Radfahrer bereits mit Realisierung des Gebäudes umzusetzen.

Räumliche Organisation und Phasierung
Das linear organisierte Werkstätten- und Depotgebäude besteht aus einem Werkstattteil im Zentrum und den Depots an den beiden Enden. Das Archäologiedepot liegt an dem der Remise zugewandten Ende, die als Erweiterung des Archäologiedepots integriert wird. Papier- und Kunstgewerbedepots befinden sich am gegenüberliegenden Ende in der Nähe zur Landesbibliothek. Die einzelnen Werkstätten liegen in unmittelbarer räumlicher Nähe zum entsprechenden Depot. Die räumliche Organisation baut auf einer minimierten und übersichtlichen Erschließung der kurzen Wege auf. Ein zentraler Korridor, an dem sich zwei vertikale Erschließungskerne mit Gabelstaplerfähigen Lastenaufzügen befinden, garantiert die reibungslose und direkte Verbindung zwischen Ein- und Ausgang der Funde und Materialien, den Werkstätten und den Depots über alle Geschosse des Gebäudes. Nach außen bildet das Gebäude eine vollständig geschlossene Fassade aus. Durch gezieltes „Aufschieben“ der kompakten Gebäudegrundstruktur werden sechs unterschiedlich große, dreiseitig umschlossene Innenhöfe gebildet, die sich uneinsehbar zur Umgebung öffnen und Tageslicht in die Werkstattbereiche bringen. Sie bilden eine attraktive Erweiterung des Innenraumes. Im mittleren und größten der drei zum oberen Plateau orientierten Innenhöfe befindet sich der Eingang für Mitarbeiter und Gastwissenschaftler. Die Gastwissenschaftler gelangen vom Eingang direkt zum Vorlage-Raum und die Mitarbeiter zu den Sozialbereichen mit Umkleiden und Aufenthaltsraum bevor sie zum zentralen Korridor mit vertikalem Erschließungskern im Sicherheitsbereich gelangen und von dort aus zu den Werkstätten. Der Ein- und Ausgang für Funde und Materialen mit Schleuse und Rampe befinden sich ein Geschoss tiefer auf dem Niveau des unteren Plateaus. Von hier gelangen die Funde ebenfalls direkt zum zentralen Korridor mit vertikalem Erschließungskern im Sicherheitsbereich und von dort aus zu den Werkstätten oder direkt ins Depot. An den Zu- und Ausgängen der Werkstätten und Depots für Archäologie befinden sich Ein- und Ausgangsscanner. Mit dem Ziel größtmöglicher Synergie und Flexibilität, können ausgehend vom gemeinsam genutzten und zuerst errichteten Werkstattbau, der mit der kompletten vertikalen Erschließung ausgestattet ist, die Depotbereiche modular, unabhängig von einander und in frei zu wählender zeitlicher Reihenfolge ergänzt und erweitert werden.

Team
Sabine Müller, Andreas Quednau mit Robert Gorny, Anna Kostreva, Kirk Weisgeber
Ensemble vom oberen Plateau aus gesehen

Ensemble vom oberen Plateau aus gesehen

Eingang

Eingang

Ausblick auf den See

Ausblick auf den See

Strukturplan

Strukturplan

Lageplan

Lageplan

Ansicht vom See

Ansicht vom See

Ansicht von Osten

Ansicht von Osten

Längsschnitt

Längsschnitt

Querschnitt

Querschnitt

Unteres Plateaugeschoss

Unteres Plateaugeschoss

Oberes Plateaugeschoss

Oberes Plateaugeschoss

Obergeschoss

Obergeschoss

Konzeptdiagramm

Konzeptdiagramm

Erschließungsdiagramm

Erschließungsdiagramm