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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2012

Neubau Schulhaus 1 Engelberg

2. Rang

E2A Piet Eckert und Wim Eckert Architekten ETH BSA BDA SIA AG

Architektur

Erläuterungstext

Die Schulanlage Engelberg ist gekennzeichnet durch ihren Bezug zur Topographie: Terrassierte Bauten und Aussenräume bilden schlüssige Sequenzen zwischen gebautem und unbebautem Raum. Die Architektur von Ernst Gisel prägt Setzung und Materialität, aber auch Typologie und Massstäblichkeit: Das Schulhaus zeichnet sich durch eine eindeutige Setzung aus, es ist karg und robust materialisiert und überführt den grossen Massstab der Klosteranlage in die Angemessenheit eines Schulbaus am Rande der Dorfstruktur von Engelberg.

Eine solche Anlage kann nur mit der gleichen Einfachheit und Logik des Bestands ergänzt werden. Wir interpretieren die Architektur von Ernst Gisel neu und setzen einen vermeintlich freistehenden Neubau auf die oberste Schulterrasse. Massstäblich entspricht er der umgebenden Bebauungsstruktur und ermöglicht dadurch die Weiterführung und Maximierung der alternierenden Aussenraumsequenzen. Es entsteht ein neues Schulhaus-Ensemble unterschiedlicher Formate mit einem gemeinsamen Ursprung.

Städtebau
Das neue Schulhaus ist kompakt und überschaubar. Sein geringer Fussabdruck erlaubt die maximale Ausdehnung des Pausenplatzes in Richtung Friedhof. Seine Anbindung erfolgt zweiseitig: Der steile Schulhausweg führt direkt an dem neuen Platz vorbei und ist im Sommer willkommener Aufstieg; im Winter, bei Schnee und Eis, ist die Schule auch dorfseitig von der Schulhausstrasse erreichbar.

Der Neubau gliedert sich horizontal und vertikal: Horizontal in den Hang eingepasst sind die Ludothek, die Schuladministration und die Räume für die Hauswartung untergebracht. Zusammen mit der eigentlichen Schule rahmen sie den Pausenplatz, welcher somit gut einsehbar und einfach zu kontrollieren ist.

Architektur
Der eigentliche Schulbau entwickelt sich in die Vertikale. Drei Hauptgeschosse und ein Dachgeschoss referenzieren die Bauten von Ernst Gisel und organisieren den Schulbetrieb einfach und übersichtlich. In den drei Hauptgeschossen sind die Unterrichtsräume mit Gruppenraum und Grossgruppenraum untergebracht. Im Erdgeschoss werden der Raum für die Schulische Heilpädagogik (SHP) und der Gruppenraum mit zwei Unterrichtsräumen kombiniert, so dass der SHP-Raum auch als Gruppenraum genutzt werden kann.

Um unterschiedlichste Unterrichtsformen zuzulassen, sind in den beiden Obergeschossen die Räume so flexibel wie möglich organisiert; das zweiseitig belichtete Dachgeschoss bietet Raum für die Werkräume und bietet Atelieratmosphäre.

Der vorgeschlagene Neubau schöpft sein architektonisches Vermögen aus der inneren Organisation eines möglichst flexiblen Schulbetriebs, dessen Unterricht nicht zwingend in Jahrgängen organisiert wird und deshalb eine besonders grosse Vielfalt an Raumkonstellationen leisten muss. Dieser Flexibilität mit einem offenen Raumsystem steht aber auch Spezifisches gegenüber: Das Dachgeschoss als Atelier mit Sonderfunktionen und zusätzlichem Galeriegeschoss verleiht dem Neubau einen adäquaten räumlichen Abschluss und interpretiert nach Aussen Ernst Gisels nachtäglich aufgesetzte Dachformen der bestehenden Schulanlage: Das mit Engelberger Schiefer eingedeckte Pultdach verweist auf die traditionellen Dacheindeckungen der umliegenden Nachbarschaft.

Die Neigung des vorgeschlagenen Pultdachs erlaubt zudem die zweiseitige Belichtung der Werkräume und überführt die Topographie des Steilhangs in eine architektonische Form. Nach aussen hin tritt der Bau mineralisch in Erscheinung. In Anlehnung an die Gesamtanlage wird der Bau mit weiss pigmentierten, grossformatigen Betonelementen eingekleidet. Die umlaufenden Balkone und die zurückversetzten Wandflächen werden mit Holzverschalungen bekleidet, die zurückliegenden Fenster ebenfalls in Holz materialisiert.

Nach innen wird die Logik der einfachen und robusten Materialität fortgeführt, und dabei zwischen rohen und verkleideten Oberflächen unterschieden: Die Decken werden als Rippendecken in Beton konzipiert, welche die graue Energie reduzieren und gleichzeitig die thermische Speicherfähigkeit und die akustische Absorption erhöhen. Die Wände der Schulzimmer werden innen mit Holztäfelungen verkleidet. Die beweglichen Trennwände sind lokal verglast und erlauben dosierte Einsicht in die Unterrichtsräume.