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Nichtoffener Wettbewerb | 09/2012

Neubau sozialpädagogisches Wohnheim

1. Preis

Preisgeld: 11.000 EUR

sacker

Architektur

AG FREIRAUM

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Städtebauliches Konzept
Der Entwurf des sozialpädagogischen Wohnheims fügt sich mit seiner Kubatur und Geschossigkeit in den städtebaulichen Kontext ein. Unter Beachtung der Vorgaben der Bauvoranfrage wird eine klare städtebauliche Kante entlang der Kussmaulstraße gebildet. Ein durchgestecktes Foyer sorgt für die Adressbildung entlang der Kussmaulstraße und ermöglicht ebenso die Andienung über die Nancystraße.

Grundrisstypologie
Im Erdgeschoss befinden sich Kurzzeitpflege, Wäscherei sowie Küche. Im ersten Obergeschoss befinden sich sowohl die interne als auch die externe Verwaltung sowie die Erwachsenengruppen. Die darüber liegenden Geschosse bieten Platz für jeweils eine Kinder- und eine Erwachsenengruppe. Strukturell gliedert sich der Grundriss in die Privatbereiche der Bewohner, dienende Räume und gemeinschaftliche Aufenthaltsbereiche. Die Einzelzimmer der Bewohner gruppieren sich um den jeweiligen Gemeinschaftsbereich. Den jeweiligen Aufenthaltsräumen ist eine großzügige Loggia zugeordnet. Die Abfolge der verschiedenen Aufenthaltsbereiche bildet eine durchgehende, räumlich differenzierte Begegnungsfläche für die Bewohner. Die Anordnung dieser Bereiche an der Fassade sorgt für eine gute Belichtung dieser Bereiche, reine Flurflächen werden minimiert. Die Sanitärbereiche liegen in allen Geschossen direkt übereinander. Im obersten Geschoss befinden sich fünf Wohnungen, deren besondere Qualität in der Ausgestaltung der Blickbeziehungen liegt. Wie auch bei den darunterliegenden Wohnungsgruppen gruppieren sich alle Räume um den nach Süden ausgerichtet Aufenthaltsbereich mit angrenzender Loggia. Diese Anordnung erlaubt Blickbeziehungen aus nahezu allen Bereichen der Wohnungen. Dadurch eignen sich diese besonders für Paare mit einem pflegebedürftigen Partner oder betreutem Wohnen. Erschlossen werden die einzelnen Wohnungen über einen Laubengang.

Fassadengestaltung und Materialität
Die Fassade stellt den Inklusionsgedanken über eine einheitliche Materialität nach Außen dar. Die unterschiedliche Anordnung der einzelnen Bereiche zeigt sich in der Fassadengestaltung und macht diese lesbar. Straßen- und Gartenansicht präsentieren sich jeweils mit unterschiedlichem Charakter. Lebhaft angeordnete große Fensterformate versinnbildlichen den offenen Charakter des Gebäudes zur Straße hin. Die Gartenansicht stellt mit ihrer stringenten Gliederung den Bezug auf das einzelne Zimmer her. Im obersten Geschoss verleihen die auffällig großen Einschnitte dem Baukörper eine beidseitige eigenständige Plastizität und Tiefe zu beiden Ausrichtungen.
Vorgesehen ist eine wartungsarme und langlebige hinterlüftete Fassade aus Faserzementplatten und horizontalen faserbewehrten Betonfertigteilen. Der textile Sonnenschutz gewährleistet den sommerlichen Wärmeschutz und sorgt für einen wohnlichen Charakter.

Landschaftsarchitektur
Über die Nancystraße wird der mit Blütenbäumen überstellte "Parkhof" mit den notwendigen Stellplätzen für Mitarbeiter, Betreuer, Besucher und Kleinbusse erschlossen. Vordächer auf beiden Gebäudeseiten markieren die Eingangszonen und bieten Witterungsschutz. Eine gestaltete Vorfläche zieht sich bis zur Kussmaulstraße und verstärkt die Adressbildung. Sie dient auch als Vorfahrt für Rettungsfahrzeuge.
Im Gartenhof des Wohnheims können die Bewohner in mehreren Teilbereichen die verschiedensten sinnlichen Erfahrungen machen. Ausgehend von einer freien Mitte führt ein Rundweg durch mehrere Zonen, die individuelle Fördermöglichkeiten und abwechslungsreiche Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten bieten. Im "Erfahrungsfeld der Sinne", mit Wackelschaf, Trecker mit Anhänger etc., können Rollenspiele geprobt werden, außerdem lässt es sich hier rutschen, klettern, wippen und drehen im kleinen Rollstuhlfahrerkarusell und hüpfen. Eine abwechslungsreiche Bodengestaltung, mit Rasen, farbigem Fallschutzbelag, Farbasphalt und Holz, sowie eine lockere Bepflanzung mit Blütenbäumen und farbigen Heckenskulpturen setzen Akzente. Im Übergangsbereich zwischen der Terrasse und der grünen Mitte befindet sich ein Wassertisch sowie ein großzügiger, überdachter Sitz- und Spielbereich mit Spielgeräteboxen. Eine umlaufende Hecke sorgt für eine geschützte Atmosphäre.

Brandschutzkonzept
Das Brandschutzkonzept beruht auf zwei Komponenten: Zum einen gewährleisten zwei Fluchttreppenhäuser höchstmögliche Sicherheit. Jede Gruppe ist zusätzlich als eigener Brandabschnitt ausgebildet. Im Brandfall werden die Bewohner in den Brandabschnitt der nächstgelegenen Gruppe evakuiert. Die zwei Fluchttreppenhäuser ermöglichen es, dass an die Haupttreppe nicht die Anforderungen eines notwendigen Treppenhauses gestellt werden.

Energie
Die Gebäudehülle erhält eine sehr gute, lückenlose Wärmedämmung mit Fenstern mit 3-Scheiben-Wärmeschutzverglasung. Das Gebäude erhält eine kontrollierte Be- und Entlüftung mit hoch effizienter Wärmerückgewinnung. Die Lüftungszentrale wird auf dem Dach angeordnet. Über zwei Steigschächte werden Zu- und Abluft über die Geschosse verteilt. Die horizontale Verteilung erfolgt innerhalb einer abgehängten Decke im Bereich der Sanitärräume in Gebäudemitte. Die Zuluft wird aus dem Deckenkoffer in die Zimmer und Aufenthaltsbereich eingebracht und aus den Sanitärräumen abgesaugt. Durch die günstige Grundrissorganisation lässt sich das Lüftungssystem wirtschaftlich erstellen. Die Lüftungsanlage sorgt ohne Nutzereingriff kontinuierlich für eine gute Luftqualität in allen Aufenthaltsbereichen, die Wärmerückgewinnung reduziert die Lüftungswärmeverluste um bis zu 90%. Die Wärmeversorgung erfolgt über Nahwärme. Bei der vorliegenden Nutzung ist der Wärmebedarf für die Warmwasserbereitung größer als der verbleibende Heizwärmebedarf. Deshalb wird die Warmwasserbereitung durch eine thermische Solaranlage, die die Lüftungszentrale auf dem Dach überspannt, unterstützt. Die Auslegung der Solaranlage erfolgt auf eine solare Deckung des Wärmebedarfs für die Warmwasserbereitung von ca. 60%. Die solare Wärme deckt damit mehr als ein Drittel des gesamten Wärmebedarfs.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der lange schmale Baukörper nimmt konsequent die Körnigkeit der Umgebung auf. Der Baukörper bildet eine klare städtebauliche Kante zur Kussmaulstrasse hin. Dies wird positiv bewertet. Die klare Adressbildung an der Kussmaulstrasse wird ebenso begrüßt wie die Durchgängigkeit zum Hofbereich, genauso wie die eigene Adressbildung des Wohnheims an der Nancystraße. Die Schmalheit des Baukörpers kommt dem Außenraum zugute, sodass neben der Park- und Anlieferzone ein für das Grundstück großzügiger Außenbereich geschaffen wird. Das Gebäude wird über eine gut positionierte zentrale Treppe erschlossen, der Treppen an den Gebäudeenden zur Seite gestellt werden. Die Bewohnerzimmer gruppieren sich so entlang den Aufenthaltszonen,
dass reine Flurflächen auf ein Minimum beschränkt sind. Besonders hervorzuheben ist die lichte Atmosphäre dieser Aufenthaltsbereiche, denen jeweils eine großzügige Loggia zugeordnet ist. Bewohnerzimmer und Aufenthaltsbereiche bilden auch durch Ihre Ergänzung durch die Loggien eine atmosphärisch ansprechende Wohngruppe. Die Ausrichtung der Aufenthaltsbereiche mit den Loggien nach Südosten hin schafft sonnige Aufenthaltszonen mit Ausblick auf die Freiflächen der Kleingärten. Die Bewohnerzimmer selbst jedoch sind mit 3.10 zu schmal, sie sollten auf das vom Auslober vorgegebene Mindestmaß von 3.20 m verbreitert werden. Lediglich im Erdgeschoss sind die Zimmer der Kurzzeitpflege zur Straße hin ausgerichtet, sodass die Bewohner hier nicht durch
Einblick von der Grün- und Spielfläche gestört sind. Das 5. Geschoss ist durch einen Laubengang zurückversetzt, der die Wohnungen erschließt, Die Wohnungen selbst erhalten Loggien, sodass das 5. Geschoss in seiner Masse reduziert ist. Die Körnigkeit der Fassade spiegelt das innere Wechselspiel der Typologie in unprätentiöser und eleganter Weise wieder. Der Entwurf überzeugt auch aufgrund seiner Wirtschaftlichkeit. Ingesamt bietet die Arbeit einen hervorragend Beitrag zur gestellten Aufgabe.

Außenraum:
Den kompakten Baukörper umgeben gut gegliederte Freiräume: der ausreichend
große Gemeinschaftsgarten, die Vorgartenzone, die Erschließung an der Kußmaulstraße und der baumbestandenen Parkplatz. Die Anfahrt an der Kußmaulstraße ist allerdings zu knapp bemessen. Der Gemeinschaftsgarten mit seinem guten Angebot an Spielmöglichkeiten und den Hochbeeten zur Bearbeitung durch die Bewohner kann trotz der grundstücksbedingten schwierigen Lage im Schatten der Nachbargebäude ein qualitätsvoller Aufenthaltsbereich werden.

Nutzer:
Der lange Mittelgang überzeugt durch gute Unterbrechungen und Ausweichmöglichkeiten.
Der Speisebereich ist zu klein.
Lageplan

Lageplan

Erdgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

2. Obergeschoss

3. Obergeschoss

3. Obergeschoss

4. Obergeschoss

4. Obergeschoss

Ostansicht

Ostansicht

Südansicht

Südansicht

Westansicht

Westansicht

Schnitt

Schnitt

Fassadenschnitt

Fassadenschnitt