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Offener Wettbewerb | 09/2012

Bahnhofsvorplatz Rosenheim

Perspektive 1

Perspektive 1

3. Preis / Preisgruppe I Gebäude Regionaler Omnibusbahnhof

Wimmer Architekten

Architektur

Klaus Schurr

Landschaftsarchitektur

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser schlagen einen klar gegliederten, gefassten Platz vor, der eine eindeutige, markante und zugleich einladende Geste im Vorfeld des Bahnhofs entwickelt. Dabei wird einerseits der Bezug zur Bahnhofstraße verstärkt, andererseits wird die Sicht auf das Bahnhofsgebäude in seiner Gesamtheit inszeniert. Die Ausbildung des Platzes als leicht ansteigende Rampe unterstützt die Fernwirkung des Bahnhofs und ermöglicht zudem eine Reduktion der Treppenstufen im direkten Umfeld des Haupteingangs. Die mit großformatigen Betonplatten in unterschiedlichen Oberflächenstrukturen befestigte Platzebene ist übersichtlich gestaltet. Zwei symmetrisch angeordnete Rasenflächen, versehen mit zum Teil erhaltenen, zum Teil neu zu pflanzenden Bäumen, könnten
dem städtischen Raum eine zusätzliche Aufenthaltsqualität verleihen.
Die Taxivorfahrt und ein Teil der Kurzzeitparkplätze sowie der Stellplätze für Behinderte sind zu beiden Seiten des Bahnhofsvorplatzes günstig angeordnet. Diese Kurzzeit (Kiss & Ride) Pkw-Parkplätze liegen attraktiv am Gebäude. Sie sind vom Bahnhofsgebäude aus gut erkennbar und auf kurzem Wege erreichbar. Die im westlichen Bereich des Grundstücks angeordneten zusätzlichen Kurzzeitparkplätze weisen eine größere
Entfernung zum Bahnhof auf. Deren Praktikabilität wird im Preisgericht kontrovers diskutiert. Die Motorradstellplätze sowie die Stellplätze der Polizei und der Bundespolizei sind sinnvoll positioniert. Die Anlieferung ist zu beiden Seiten des Bahnhofs gewährleistet. Die Feuerwehrzufahrt funktioniert. Neu gepflanzte
Bäume entlang der Westfassade des Bahnhofs könnten diesen Bereich aufwerten. Deren mittige Anordnung unterbindet jedoch die Zufahrt von Rettungsfahrzeugen.

Das Fahrradparkhaus markiert als dreigeschossiges Gebäude auf deutliche Weise den östlichen Abschluss des Platzes. Dessen Gebäudeform kann nicht vollumfänglich überzeugen. Zwar schafft der Baukörper eine ablesbare Raumkante zur Luitpoldstraße und öffnet den Blick zum Durchgang an der Ostfassade des Bahnhofs, doch zugleich verdeckt er den Blick aus der Luitpoldstraße auf das Bahnhofsgebäude und engt den Übergang zum Freiraum am Mühlbach ein. Die vorgeschlagene Fassadenbegrünung stellt einen interessanten Beitrag zur individuellen Gestaltung des Hauses dar und könnte die Qualität im Gebäudeinneren steigern. Die Umsetzung dieses Vorschlags müsste in Hinblick auf Wirkung und Aufwand zur Pflege überprüft werden. Das Fahrradparkhaus ist übersichtlich organisiert. Die Vorgaben hinsichtlich der Anordnung und der Nutzung der Fahrradstellplätze ist weitgehend erfüllt. Die frei verfügbaren Fahrradstellplätze sind im Erdgeschoss angeordnet und gut erreichbar, ebenso wie
auch die öffentliche, barrierefreie Sanitäranlage. Eine mittig im Gebäude geplante Fahrradrampe verbindet ganz beiläufig das Erdgeschoss mit den beiden
Obergeschossen, samt den dort vorgesehenen kostenpflichtigen Parkplätzen.
Das im Modell vorgeschlagene optionale Ersatzgebäude der Bahn im Ideenteil in östlicher Verlängerung des Bahnhofs ist als räumlicher Abschluss zu den Bahngleisen in seiner Anordnung nachvollziehbar. Dessen Gestalt wirkt jedoch beliebig und stellt keinen räumlich erkennbaren Zusammenhang mit dem benachbarten Neubau des Fahrrad-parkhauses her. Die Erreichbarkeit der Nebengebäude und Mitarbeiterparkplätze ist gegeben: Entwicklungsmöglichkeit für das
Gebäude besteht.

Das denkmalgeschützte Gebäude des Oberbahnamtes wird als Solitär im Platzraum herausgestellt. Seiner Bedeutung entsprechend erhält es zum Bahnhof hin einen ablesbaren, angenehm dimensionierten Freibereich.
Mit der strengen achsialen Gestaltung des Südtiroler Platzes und dem, zwar gegenüber der Luitpoldstraße etwas zurückgesetzten, aber dreigeschossigen Fahrradparkhaus bleibt dem ehemaligen Oberbahnamt die städtebauliche Bedeutung als Platzraum definierendes Gebäude erhalten. Das äußere Erscheinungsbild des Gebäudes bleibt unverändert

Nutzungsmöglichkeiten Oberbahnamtsgebäude
Der Nachweis über einen barrierefreien Zugang des Gebäudes fehlt. Damit ist, trotz des in der Beschreibung genannten Aufzugs, nicht nur die Funktionalität des Gebäudes insgesamt, sondern vor allem auch die Andienung der Freischankfläche bei dem an sich durchaus vorstellbaren Tagescafe in Frage gestellt.

Zu den im Text weiter genannten, durchaus standortgerechten Nutzungen in den Obergeschossen fehlt der planerische Nachweis; insofern können keine Aussagen zur Funktionalität und zur Grundrissplanung gemacht werden.

Der Omnibusbahnhof ist aufgrund seiner großen Dachfläche vom Bahnhofsgebäude aus deutlich erkennbar und gleichsam auf kurzem Wege gut erreichbar. Das Dach des Busbahnhofs zeigt eine einfache und der Nutzung angemessene Konstruktion sowie eine konsequente Grundform auf, die der Geometrie der Bushaltestellen folgt. Die beabsichtigte Leichtigkeit wird durch das vorgesehene Material unterstützt.
Durch die komplette Überdachung der Flächen des Busbahnhofs entsteht ein großer geschützter Raum. Das durchlaufende Oberlichtband wird für eine angenehme Tageslichtnutzung sorgen und dadurch die Aufenthaltsqualität unterhalb des Daches steigern.
Ein- und Ausfahrt zum ROB erfolgt gemäß Vorgabe getrennt über Luitpoldstraße. Zehn Haltekanten sind vorhanden, die alle unabhängig an- und abfahrbar sind. Die Fahrgassen sind zu eng (3,0 m). Die Bussteige sind mit 3,0 m Breite ausreichend.
Überdachungen der Wartebereiche sind vorhanden, jedoch keine Überdachung der nördlichen Zufahrtsgasse (gewünscht wegen betrieblicher Gründe). Ausreichender Witterungsschutz scheint auf der Südseite des ROB nicht gegeben zu sein, da der Dachüberstand zu gering ist.
Vier Einstiegmöglichkeiten für den Schienenersatzverkehr sind vorhanden. Der SEV ist in falscher Fahrtrichtung angeordnet, da der Zustieg fahrbahnseitig liegt. Bei einem Wechsel der Fahrtrichtung wäre das Problem, dass ein großer Abstand von der ersten Abfahrtsposition zum Bahnhof entsteht.

Eignung für Menschen mit Behinderungen

Die Orientierung für Menschen mit Behinderungen durch eine eindeutige Gliederung der Anlage ist gut möglich. Die Erschließung des Platzes ist gelöst und durch Einfassung mit strukturierenden Grünflächen im Bereich der rampenartigen Anlage nachvollziehbar gestaltet. Die Lösung kommt ohne problematische Gefälleverschneidungen aus. Eingangsnahe Rampen sind attraktiv, deren Länge ist noch zu verifizieren. Pkw-
Stellplätze für Mobiliätseingeschränkte befinden sich in Eingangsnähe. Die Wegeführung Richtung ROB ist wegen der Kreuzungspunkte nicht optimal.

Fazit Regionaler Omnibusbahnhof

Insgesamt stellt der Entwurf für den Busbahnhof sowohl hinsichtlich seiner Funktionalität als auch bezüglich seiner Gestaltung einen gelungenen Beitrag dar, der im hohen Maße die definierten Anforderungen und Erwartungen erfüllt. Die geäußerten Kritikpunkte scheinen leicht korrigierbar.

Fazit Freiraum/Städtebau

Überzeugend ist ebenso das städtebauliche und das freiraumplanerische Konzept, das eine präzise Gebäudesetzung und eine gelungene Gliederung von Nutz- sowie Aufenthaltsflächen im Freien aufweist. Den Verfassern ist es gelungen, in raffinierter Weise die Besonderheiten der vorgefundenen Situation zu stärken und
den Eingang in die Stadt als besonderen Ort mit eigener Identität herauszuarbeiten.
Lageplan 1

Lageplan 1

Lageplan 2

Lageplan 2

Grundriss Busbahnhof

Grundriss Busbahnhof

Schnitt Busbahnhof

Schnitt Busbahnhof