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Einladungswettbewerb | 09/2012

Wohnen am Spechtort

1. Preis

WICK + PARTNER ARCHITEKTEN STADTPLANER PARTNERSCHAFT mbB

Architektur

Erläuterungstext

Mitarbeiterinnen:
Kristin Kalbhenn
Svetlana Sidelnikova


Idee
Erlebbare Nachbarschaft und gewünschte Individualität, Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum und stadtverträgliche Mobilität sowie nachhaltige Stadtstrukturen und ökologische Wertigkeit sind die zentralen Themen unseres Konzepts.
Das Plangebiet, derzeit vom bestehenden Siedlungskörper abgegrenzt, jedoch ausgestattet mit hervorragenden Natur- und Freiraumraumpotenzialen, soll zukünftig wie selbstverständlich ein Wohnquartier Lemsahl-Mellingstedts darstellen. Dies heißt für uns, Maßstäblichkeit in Dichte, Typologie und Nutzung zur Umgebung sowie besondere stadträumliche Qualitäten und identitätsstiftende Elemente im Quartier als gleichwertige Forderungen in einem Konzept zu vereinen.

Wohnvorstellungen und Nutzungskonzept
Attraktive Nachbarschaften sind die Leitvorstellung des Wohnens. Eine Gemeinschaft, die die Kommunikationsnähe und Überschaubarkeit der Hausgruppen um die Wohnhöfe und Anger anbietet, aber nicht zwingend macht. Wer will, hat immer die Rückzugsoption ins abgeschirmte Private.

Die typologische Ausrichtung des Wohngebiets ist beispielhaft, mit der Zielvorstellung einer das gemeinschaftliche Wohnen fördernden Mischung unterschiedlicher Bau- und Wohnformen. Dabei ist das städtebauliche Grundkonzept stabil genug, auf künftige Ansprüche zu reagieren und die Mischung der Wohnformen zu modifizieren.

Städtebauliche Räume und Erschließungskonzept
Das Erschließungskonzept bietet eine klare Orientierung und Hierarchierung entsprechend den Anforderungen.
Als Rückgrat des Wohngebiets übernimmt eine Sammelstraße mit parallel geführtem Fußweg die Verbindung der beiden Anschlüsse an die ‚Lemsahler Landstraße’ und die Straße ‚Spechtort’. Mit Baumreihe und Retentionsbereich erhält sie als zentraler Stadtraum eine freiräumliche Qualität und bildet ebenfalls eine attraktive Ost-West-Verbindung zwischen Bushaltestelle und Kindertagesstätte und weiter bis in die freie Landschaft im Osten des Plangebiets.
Durch die Lage des Anknüpfungspunkts an die Straße ‚Spechtort’ im östlichen Gebietsteil (in Abhängigkeit des Grundstückszuschnitts) ergibt sich für die innere Erschließung des Gesamtgebiets eine ausgeglichene Erschließungsbelastung. Gleichzeitig bietet der Anschluss kurze Wege aus dem Quartier nach Süden entlang der Straße ‚Im Kohlhof’, insbesondere auch als verkehrsarme Alternative zur ‚Landstraße’ in Richtung des Schulstandorts von Lemsahl-Mellingstedt.
Die Grundstückserschließung erfolgt über Mischverkehrsflächen, die in variierenden Querschnitten und Aufweitungen attraktive Freiräume für das Wohnen bilden. Die Großzügigkeit des Raums wird trotz reduzierter öffentlicher Erschließungsflächen durch die Einbeziehung der privaten Hausvorzonen erreicht. Die Gebäude/Nebengebäude bilden die Raumkante des einheitlich gestalteten Hofs; auf Einfriedungen zum öffentlichen Raum wird verzichtet.
Die Anger im Norden des Plangebiets binden von der Anliegerstraße zur Sammelstraße durch; die Wohnhöfe südlich der Sammelstraße sind untereinander mit Überläufen verknüpft, die für Ver- und Entsorgungsfahrzeuge befahrbar sind.
Dieses Konzept fordert eine „sanfte“ Mobilität ein und schafft dabei ein hohes Maß an Aufenthaltsqualität für alle Nutzergruppen.

Freiraumkonzept
Durch Erhalt der prägenden Gehölzstrukturen und neue Bäume erhält das neue Wohngebiet von Beginn an eine klare Grünstruktur: eine Randeingrünung die das Quartier als städtebauliche Einheit nach außen ablesbar macht und Baumreihen, die als Leitlinien ein inneres grünes Gerüst bilden.
Die Gebäude sind so angeordnet, dass sowohl im öffentlichen Raum der Wohnhöfe als auch im privaten Freiraum über Grundstücksgrenzen hinweg zusammenhängend mäandrierende Freiräume entstehen, die sich nach Süden öffnen.
Das Maß an versiegelten Flächen im öffentlichen Raum bleibt reduziert, die begleitenden Retentionsbereiche und Baumreihen beeinflussen das Kleinklima positiv.
Die Freiräume im Quartier sollen von allen Bewohnern und Bewohnerinnen aktiv genutzt werden. Am östlichen Gebietsrand ist die Kindertagesstätte mit ihrem Freibereich angeordnet. Sie profitiert von dem angrenzenden Freiraum.
Daneben ist der östliche Freiraum entlang der Horstbek einer extensiven Pflege und naturnahen Entwicklung vorbehalten, in der Ausgleichsmaßnahmen und Retentionsflächen integriert liegen.

Beurteilung durch das Preisgericht

Im vorliegenden Entwurf werden mehrere Angersituationen gebildet, um die jeweils unterschiedliche Gebäude- und Wohnungstypologien gruppiert sind. Durch diese differenzierte Anordnung entstehen vielfältige Nachbarschaften und eine positive soziale Durchmischung des neuen Quartiers. Durch einen weiteren Haustyp des „Generationenwohnens“ wird die Vielfalt der zukünftigen Bewohner noch durch eine zusätzliche Zielgruppe erweitert.

Durch die vorgenannten Punkte verspricht der Entwurf aus Sicht des Preisgerichts ein hohes Identifikationspotenzial mit dem neuen Quartier, das eine langfristige Bindung der zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohner an den Ort sicherstellt.

Die im Entwurf gewählte städtebauliche Körnung spiegelt die im Umfeld vorhanden Maßstäblichkeit wider und passt sich damit gut in die dörfliche Struktur von Lemsahl ein. Hierdurch werden in besonderer Weise die im Bürgerforum formulierten Anregungen aufgenommen und städtebaulich umgesetzt.

Gleichzeitig ist das städtebauliche System so robust gestaltet, das eine Realisierung in Bauabschnitten und durch unterschiedliche Architekten problemlos möglich ist.

Eine Angabe zum Anteil der öffentlich geförderten Wohnungen wurde durch die Entwurfsverfasser nicht gemacht, jedoch erscheint die Platzierung aufgrund der maximalen Wohnflächen je Wohneinheit in den Geschosswohnungsbauten, den Reihenhäusern und den Doppelhaushälften möglich.

Die Erschließung erfolgt über zwei Anbindungspunkte von der Lemsahler Landstraße und der Straße Spechtort und führt über eine innere Erschließungsstraße (Sammelstraße) mit parallel geführtem Fußweg. Durch die Begleitung mit einer Baumreihe sowie im zentralen Bereich einer Retentionsfläche entstehen sowohl ein gut dimensionierter, städtischer Raum als auch attraktive Freiflächen, die sich im Osten mit der Landschaft verzahnen.

Die Angerflächen als halböffentliche Orte (Mischverkehrsflächen) dienen ebenso der Erschließung der einzelnen Häuser wie auch als Kommunikationsorte und Treffpunkte, die ein gemeinschaftliches Wohnen fördern. Zusätzlich werden jedoch auch private Freiräume als Rückzugsorte in den rückwärtigen Grundstücksbereichen angeboten.

Insgesamt erscheint das Erschließungskonzept plausibel und schafft durch die differenzierte Ausbildung unterschiedliche Abstufungen der Öffentlichkeit. Offen bleibt in diesem Zusammenhang zum jetzigen Zeitpunkt die spätere Widmung. Hier muss das Zusammenspiel mit der angestrebten Realteilbarkeit noch geprüft werden.
Städtebaulicher Entwurf

Städtebaulicher Entwurf

Flexibilität der Bautypologien

Flexibilität der Bautypologien

Übergang Haus zu Hof

Übergang Haus zu Hof

Wohnhof

Wohnhof

Quartiersstraße

Quartiersstraße

Erschließung I Oberflächenwasserableitung I Verteilung Bautypologien

Erschließung I Oberflächenwasserableitung I Verteilung Bautypologien