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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2012

Neubau Studentenwohnheim

2. Preis

Preisgeld: 12.320 EUR

Dömges Architekten AG

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Der Neubau des Studentenwohnheims an der Ritter-von-Schoch-Straße eröffnet die
Möglichkeit, auf halber Strecke zwischen Hochschule und Innenstadt von Landshut den
Studierenden einen qualitätsvollen Platz zum Wohnen in guter Lage anzubieten in Form
eines Gebäudes, das darüberhinaus Impulse für die umgebende Bebauung setzt.
Das neue Gebäudevolumen löst sich deutlich aus der formalen Strenge der ehemaligen
Kasernenanlagen, ohne formal aufzutrumpfen. Die mäandrierende Gebäudefigur greift die
straßenbegleitende Bauflucht auf und führt sie fort. Der Kopf des Wohnheims setzt einen
bescheidenen Akzent entlang der Ritter-von-Schoch-Straße und lässt auf beiläufige Art
einen sinnfälligen Haupteingang mit einem aufgeräumten Vorfeld entstehen.
Die Freiflächen werden durch die Gebäudefigur in funktional differenzierte Abschnitte
gegliedert. Sowohl im Anschluss an die geplante Wohnbebauung im Nordwesten als auch
an den Schmalseiten des Baugrundstücks und als öffentliches Vorfeld an der Ritter-von-
Schoch-Straße sind sie dem Gebäude sinnvoll zugeordnet und entsprechend genutzt.
Beiläufig wird so auch dem Schallschutz Rechnung getragen. Mehr als 80% aller Zimmer
sind so ausgerichtet, dass Sie von den maßgeblichen Schallquellen abgeschirmt sind
und/oder ausreichenden Abstand dazu haben. Die übrigen Zimmer erhalten mittels der
gebäudeübergreifend installierten Wohnraumlüftung den notwendigen Schallschutz.

Gebäude
Die Grundebene des Hauses ist um 45 cm angehoben. Dadurch halten die Zimmer im EG
eine fühlbare Distanz zum Baugrund und scheinen über dem Gelände zu schweben. Der
Haupteingang an der Ritter-von-Schoch-Straße, der anschließende Eingangsbereich und
der große Mehrzweckraum hingegen liegen auf Straßenniveau und erhalten so eine lichte
Raumhöhe von knapp 3 Metern.
Die viergeschossige Baumasse des neuen Studentenwohnheims wird in Längsrichtung
durchzogen von zwei Hallen, die im Zentrum des Hauses zusammenlaufen und dort
Haupttreppe und Aufzug enthalten. Die Hallen durchziehen als räumlich erfahrbares
Kontinuum das ganze Gebäude, sind Treffpunkt, Ort für Begegnung und ermöglichen eine
gute Orientierung. Sie erhalten Oberlichter aus luftbefüllten Folienkissen aus ETFEMembranen,
auf Leichtmetallrahmen montiert und zusätzlich mit Photovoltaik-Folien
belegt. Die größere der beiden Längshallen ist ungeheizt. Sie wird temperiert durch das
angrenzende Gebäudevolumen, die Soneneinstrahlung und Lüftungsöffnungen im Dach.
Im Winter kann so eine Mindesttemperatur von 15°C eingehalten werden, im Sommer wird
einer Überhitzung vorgebeugt durch vollständiges Öffnen der Folienkissen über Dach.
Alle Fassaden sind geschosshoch zwischen die Geschossdecken gestellt. Sie sind in
Elementbauweise aus lamellierten und farbig beschichteten Holzprofilen konzipiert und
haben eine 3-fach-Verglasung. Die Scheiben der Balkontüren und ihrer Seitenlichter
erhalten im äußeren Scheibenzwischenraum eine Einlage aus pulverbeschichtetem
Streckmetall. Als Sonnenschutz sind Schiebeläden aus Leichtmetallrahmen vorgesehen,
ausgefüllt mit dem gleichen pulverbeschichteten Streckmetall wie die Scheiben der
Balkontüren.
Das Tragwerk besteht aus Platten, Wandscheiben und aussteifenden Kernen aus
Stahlbeton in Schottenbauweise. Die Stahlbetondecken setzen sich nach außen fort als
thermisch getrennte Balkone. Sie unterstreichen damit die horizontale Gliederung des
Hauses und leisten allseitig den notwendigen konstruktiven Holzschutz.

Brandschutz
Das Gebäude ist in zwei Brandabschnitte unterteilt, die durch das Ausfahren einer
Brandschutzschiebewand auf Höhe des Haupttreppenhauses im Brandfall gebildet werden.
Für den überwiegenden Teil der Zimmer führt der zweite Rettungsweg durch das Gebäude
in ein zweites Treppenhaus. Bei einem kleinen Teil der Zimmer im Gebäudekopf an der
Ritter-von-Schoch-Straße wird der 2. Rettungsweg durch Anleitern der Balkone
sichergestellt.

Technische Gebäudeausrüstung
Die Haustechnik jeder Wohneinheit ist einzeln regulierbar und bleibt einfach und
unkompliziert. Dies ermöglicht individuelle Anpassung durch die Bewohner und verhindert
unnötige Energieverluste. Die Wärmeübertragung in den Räumen geschieht durch
Einzelheizkörper mit geringer Vorlauftemperatur, die Wärmeerzeugung für die Heizlast
erfolgt durch hocheffiziente Fernwärme. Zur Warmwasserbereitung wird eine
solarthermische Anlage auf dem Dach installiert. Zur Stromversorgung werden
photovoltaische Folien auf die ETFE-Membranen der Luftkissen über der großen
Längshalle aufgebracht. So erzeugt die multifunktionale Überdachung nicht nur Strom,
sondern sie schützt auch vor direkter Sonneneinstrahlung und dient zur Belichtung und
Belüftung der Halle.
Das Lüftungskonzept ist hybride. Es besteht aus Fensterlüftung und mechanischer Lüftung.
Die Zimmer und Wohneinheiten mit hoher Schallbelastung erhalten eine vollständige
Lüftung. Alle Lüftungssysteme sind leitungsgestützt und haben ihre horizontale
Hauptverteilung im Untergeschoss, das auch die zentralen mechanischen Lüftungsgeräte
aufnimmt. Rotationswärmetauscher für die Rückgewinnung von Wärme und Feuchtigkeit
führen zu einem hohen Wärmerückgewinnungsgrad auch bei Minustemperaturen, sowie
effektive Rückführung der Luftfeuchtigkeit in die Nutzungsbereiche.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der auf einer mäanderförmigen Struktur basierende Baukörper wird im nordöstlichen Bereich unmittelbar am öffentlichen Straßenraum positioniert. Dadurch wird eine eindeutige Zugangssituation mit klarer Adressbildung geschaffen. Die Hauptbaumasse ist zurückgesetzt zur Ritter-von-Schoch-Straße angeordnet und ermöglicht neben dem Erhalt des Baumbestandes eine verträgliche Anordnung der Wohnbereiche auch zum belasteten
Straßenraum. Zur nordwestlich vorgesehenen Wohnbebauung kann durch die kompakte Gebäudeanordnung eine wirksame Distanzzone situiert werden.

Die Apartments sind entlang einer zentralen Erschließungsachse angeordnet, die Aufenthaltsqualität erwarten lässt und dennoch wirtschaftlich bemessen ist.
Die barrierefreie Zugänglichkeit aller Apartments kann mit nur einem Aufzug effizient gewährleistet werden. Die Anordnung von drei Apartments im EG unmittelbar zwischen Mehrzweckraum und Nebeneingangszone ist aber kritisch zu hinterfragen.

Durch die Situierung der Gemeinschaftsbereiche am Straßenraum in Verbindung mit der gewählten Höhendifferenzierung ist eine weitestgehende konfliktfreie Nutzung zu erwarten.
Die Tiefgaragenzufahrt ist optimiert angeordnet und vermeidet Nutzungskonflikte. Die Fahrradabstellplätze an den Nebeneingangszonen sind funktional richtig situiert, stören aber insbesondere im nördlichen Bereich die dortige Freiraumqualität.

Die Wohnbereiche sind standardisiert geplant. Die Anordnung der Sanitärgegenstände an einen Installationsstrang pro Apartment ist wirtschaftlich mit minimierter Schallübertragung. Die vorgesehenen Balkonbereiche gewährleisten darüber hinaus eine hohe Wohnqualität.

Die Baukonstruktion in Schotten- und Elementbauweise lässt minimierte Baukosten erwarten. Ebenso ist durch die kompakte Bauweise mit entsprechender vorgeschlagener technischer Ausstattung in Verbindung mit der vorgesehenen temporären Überdachung der Erschließungszone während der Heizperiode eine hohe Energieeffizienz zu erwarten.
Die gestalterische Baukörperformulierung lässt noch keine deutliche Positionierung erkennen und korrespondiert nur eingeschränkt mit der städtebaulichen Gebäudekonzeption.