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Nichtoffener Wettbewerb | 10/2012

Neugestaltung Ernst-Abbe-Platz

2. Preis

Preisgeld: 10.200 EUR

lohrer.hochrein landschaftsarchitekten und stadtplaner gmbh

Landschaftsarchitektur

DAY & LIGHT LICHTPLANUNG

Lichtplanung

ErlÀuterungstext

Konzept | Der Ernst-Abbe-Platz wird als Gegenwelt zu den umgebenden öffentlichen Straßen und PlĂ€tzen verstanden. So bildet nicht der klassische Stadtplatz sondern der industrielle Werkhof das Ausgangsbild des Konzeptes. Dessen Grundgedanken sind:
ein offener, flexibel nutzbarer Raum ohne Zuviel an Einbauten und Ausstattung, ein ruhiges, ausgleichendes Pendant zur umgebenden HeterogenitÀt von Raum und Nutzung
ein Belag von Fassade zu Fassade ohne brechende Baumtröge
ein lichter, schattenspendender Hain als transparenter Filter gegenĂŒber den aufragenden Bauten
eine durchgehend einheitliche, schlichte, robuste MaterialitÀt

“Flachrelief” | Ein Belag von Fassade zu Fassade ohne Baumtröge – Um diesen Anspruch zu erreichen wird das geringe, fast lineare GefĂ€lle der Tiefgarage mit einem neuen Belag in Form eines Flachrelief ĂŒberlagert. In sich ebene Platten spielen mit dem gesamten GefĂ€llespielraum von Feuerwehr-DIN und Behindertengerechtigkeit wechselnd zwischen 1 und 8 % und bilden so ein kristalin anmutendes Flachrelief.
In der Überlagerung mit der linearen TG Decke entstehen ausreichende “Taschen” die mit durchwurzelungsfĂ€higer Tragschicht gefĂŒllt werden. Offene Baumroste sowie die durchgehende DrĂ€inschicht mit gestuftem Material und ausreichend KapilaritĂ€t sichern eine vegetationsfĂ€hige Grundfeuchte der Baumstandorte.

Stella - Skulpturen | Nicht Museum sondern Werkstadt – ‘Dieser Gedanke bildet die Grundlage des Konzeptes. So stehen die Skulpturen nicht mahnend erhaben auf einem Sockel sondern prĂ€sentieren sich zukĂŒnftig wie zufĂ€llig abgestellt auf ihren eigenen Bodenplatten direkt auf dem Betonboden des Hofs. Unebenheiten durch das Flachrelief des Bodens werden durch Unterlegscheiben aus Stahl sichtbar ĂŒberbrĂŒckt.
Die fĂŒr den Endausbau mit Serra abgestimmten Standorte werden weitgehend ĂŒbernommen und durch die Faltungen des Flachrelieffs und die Baumstellungen besonders herausgearbeit.

Ausstattung | Auch die Ausstattung unterstreicht den industriellen Charakter des “Hofs”. Sie beschrĂ€nkt sich auf großzĂŒgig dimensionierte schwere Sitz- und Liegedecks, Lichtmasten sowie filigrane FahrradstĂ€nder und Absturzsicherung.

MaterialitĂ€t | Ein ruhiger, homogener Belag mit leichten AnklĂ€ngen an „Werkstatt“ und „Industrie“ prĂ€gt zukĂŒnftig den Ernst-Abbe-Platz. Dunkler anthrazitfarbener Beton bildet die Basis. Leicht angeschliffen wird er zum Stadtterrazzo, zwar griffig fest und trotzdem ausreichend glatt um im Gegenlicht einladend freundlich zu schimmern.
Dem Beton wird zudem grobkörniger Kalksplitt beigemengt, der im Anschliff auf den zweiten Blick fĂŒr ein ansprechendes dezentes gesprenkeltes Muster und gleichzeitig fĂŒr eine besondere Unempfindlichkeit der OberflĂ€che sorgt.
Stahlinlays markieren und sichern die Kanten des „Flachreliefs“. Ebenso aus rohem Stahl bestehen die Lamellen der Baumroste, die lichten Lichtschachtabdeckungen und die filigranen StabgelĂ€nder der TG AbgĂ€nge.
StrapazierfÀhiges wie witterungsbestÀndiges helles Schichtholzlaminat bildet die Basis der schweren Sitzdecks.

Vegetationskonzept | Ein lichter Hain aus Feldahorn ĂŒberstellt zukĂŒftig den Ernst-Abbe-Platz. Die Acer erzeugen durch ihren bizarren Wuchs struppig-mediteranen Charakter und sind zudem gut fĂŒr diesen besonderen Standort zwischen Schattendruck und beschrĂ€nktem Wurzelraum geeignet.
In den Randzonen werden an geschlossenen Fassadenabschnitten zudem mit Stahlseilhilfen Kletterplanzen vorgesehen.

Lichtkonzeption | Die Beleuchtung auf dem Ernst-Abbe-Platz schafft eine angenehme AtmosphĂ€re mit einem lockeren Licht- und Schattenspiel. LED-Strahler mit einer warmen Lichtfarbe an frei positionierten Leuchtenmasten schaffen helle Zonen und Akzente. Baumkronen und Teile der Sitzdecks werden punktuell angestrahlt, wodurch der Material-Charakter der Holzdecks zur Geltung kommt und gleichermaßen eine lauschige AtmosphĂ€re durch die Verschattung der BĂ€ume entsteht.
Die Sitzdecks werden durch eine Unterleuchtung mit blauer Lichtfarbe in Szene gesetzt und prÀgen dezent die LichtidentitÀt des Ortes.
Die Skulpturen auf dem Platz werden durch eine engstrahlende Lichtverteilung von den Leuchtenmasten aus hervorgehoben, um somit die PlastizitÀt der Form zur Geltung zu bringen.
An den ZugĂ€ngen des Platzes steigert sich die LichtintensitĂ€t, um die WegefĂŒhrung und Orientierung zu verbessern.
Entlang der Tramlinie wird der gleiche Leuchtentyp mit einer optimierten Lichtverteilung eingesetzt, um die VerkehrsflĂ€che gleichmĂ€ĂŸig auszuleuchten.
Alle Strahler werden mit direkt strahlender LED-Technik ausgestattet. Somit wird eine wirtschaftliche Beleuchtung geschaffen und Lichtsmog weitestgehend vermieden.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf ĂŒberrascht durch zwei Anmutugen: eine reliefartige FlĂ€chenstruktur und ein Baumdach aus Feldahorn, dass sich darĂŒber ausbreitet. Dadurch wird ein eindrucksvoller Kontrast zur Umgebungsbebauung hergestellt.

Die PlatzoberflĂ€che ist klar strukturiert und reliefartig sanft modelliert. Es entstehen interessante TeilrĂ€ume, ohne die großzĂŒgige GesamtflĂ€che zu stören.

Die Autoren schaffen es, den Raum zu gliedern und gleichzeitig in einer Einheit zusammenzufassen. Positiv hervorzuheben ist, dass die TeilrÀume eine variable Nutzung zulassen. Insbesondere die von Dauerschatten betroffenen RÀume entlang der Goethe Galerie werden durch das Konzept sehr gut aufgenommen und integriert.

Die Straßenbahnlinie ist sinnfĂ€llig in das Relief einbezogen. Die angeschliffenen FlĂ€chen aus großen, mit Kalksteineinstreuung versehenen Betonplatten stellt eine Beziehung zu dem ehemaligen Werkhof dar. Die helle Farbe des Belags wirkt sich gĂŒnstig auf das Mikroklima aus. Die Gestaltung nimmt die vielfĂ€ltigen Wegebeziehungen zwischen den GebĂ€uden und ZugĂ€ngen auf und betont die an den niedrigsten topografischen Linien liegenden Laufrichtungen. Die GelĂ€ndemodellierung begĂŒnstigt eine gute EntwĂ€sserungsfĂŒhrung.

Die Stella-Skulpturen finden vor den Baumgruppen eine freizĂŒgige Aufstellung: Sie werden in einen natĂŒrlichen Kontext gesetzt und können so ihr SelbstverstĂ€ndnis besser entfalten. Durch die geneigte glatte OberflĂ€che, den natĂŒrlichen Hintergrund und die Art ihrer Aufstellung wirken sie sehr gut inszeniert.

Die Möblierung in Form von Sitz- und Liegedecks ist stimmig an den Reliefkanten angeordnet. Das Angebot von FahrradabstellplÀtzen ist deutlich zu gering.

Der als Baum vorgesehene Feldahorn kommt dem Platzkonzept durch seinen bizarren Wuchs, seine Höhenausbildung und seine Wachstumseigenschaften entgegen.

Das Lichtkonzept ist funktional ausgelegt, es kann allerdings der ĂŒbrigen GestaltungsqualitĂ€t nicht folgen. Von der Unterleuchtung der Sitz- und Liegedecks wird deutlich abgeraten.

Die Befahrbarkeit des Platzes ist deutlich eingeschrÀnkt.

Die TiefgarageneingÀnge werden durch filigrane StabgelÀnder in ihrer Wirkung deutlich
zurĂŒckgenommen.

Der Entwurf vereint die vielfĂ€ltigen NutzungsansprĂŒche an den Platz mit einer neuen
charakteristischen QualitÀt und AtmosphÀre.
Nachtperspektive - Ernst-Abbe-Platz

Nachtperspektive - Ernst-Abbe-Platz