modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 10/2012

Erneuerung Alter Friedhof

1. Preis

Lex Kerfers_Landschaftsarchitekten und Stadtplaner GbR

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Pfarrkirche und alter Friedhof stellen mit der Umfassungsmauer, dem
Pfarrhaus und Backhaus ein prägendes bauliches Ensemble dar, das es in
seiner Eigenheit zu erhalten gilt. „Erneuerung“ bedeutet in diesem Fall
Neuinterpretation einer vorhandenen Typologie mit zeitgenössischen
Mitteln.
Die exponierte landschaftliche Lage und die Blickbeziehung über den Lech
hinweg zur Kirche am Lorenzberg werden zu den entwurfsbestimmenden
Momenten. Die Charakteristik des alten Friedhofes wird erhalten, er wird
lediglich nach Osten und Norden erweitert. Der Bereich um die
Aussegnungshalle wird als Vorbereich zur Kirche und Friedhof neu
gestaltet und über Treppen und Mauern direkt mit dem alten Friedhof
verbunden. Das Schmuckbeet, geschmiedete Tore und eine Stelenreihe
bieten Schutz, schließen den Bereich aber nicht hermetisch ab. Durch die
Freistellung wird das Ensemble in seiner Wirkung gesteigert; mit dem
Entree an der Römerstraße und der Kirchentreppe entsteht eine
großzügige Aufstellfläche für Trauerfeiern und Trauerzüge. Es werden
traditionelle Materialien verwandt, allerdings in einer zeitgemäßen
schlichten Verarbeitung. Die neue Friedhofsmauer wird als
Stampfbetonmauer verschlagen mit Lechkies als Zuschlagsstoff von unten
nach oben in der Korngröße abnehmend. Als Beläge werden am Friedhof
Platten und wassergebundene Decke mit Rieselabstreu vorgeschlagen, am
Vorplatz Pflaster. Die Rasenfläche an der Aussegnungshalle wird mit
Kirschen bepflanzt, die Eingangsmauer begleitet eine Schmuckpflanzung
aus Wildstauden und Gräsern. Die Anmutung der Pflanzung wechselt mit
dem Kreislauf der Jahreszeiten.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Arbeit schlägt eine selbstverständliche, an der Bestandssituation orientierte
Gesamtlösung vor. Eine prägnante Umfassungsmauer aus Stampfbeton umschließt den
alten und neuen Friedhofsbereich. Ihr vorgelagert erhält die Aussegnungshalle auf ihren
heutigen Niveau ein großzügiges Vorfeld, wenngleich der Abstand zwischen
Aussegnungshalle und Friedhofsmauer zu eng ist. Geschickt wird hierbei der Zugang von der
Kreuzungssituation Römerstrasse und Marienweg angeboten, wenngleich die
Höhensituation nicht gelöst ist. Auch die Zugangssituation zum Friedhof über die
zweipodestrige Treppenanlage ist wenig attraktiv. Ein barrierefreier Zugang im Norden wird
nicht angeboten. Ein Zugang / Ausgang zur Römerstrasse fehlt, umso bedauerlicher, da
durch die verschleppte Anbindung der Friedhofsmauer an die Aussegnungshalle die
Konzeption und Gestaltung an Klarheit verliert. Demgegenüber wird das Angebot einer
zweiten Erschließung des Friedhofsplateaus begrüßt.
Der Friedhof ist gut und übersichtlich organisiert. Die befestigten Wege werden an der
richtigen Stelle angeboten, wenngleich die Führung nicht überall überzeugen kann. Die
Wasserstellen sitzen an der richtigen Stelle, wirken jedoch zum Teil räumlich eingeengt.
Bedauerlicherweise werden nur 99 Gräber nachgewiesen, eine Erhöhung der Anzahl
insbesondere im südlichen Kirchenbereich scheint möglich. Die Materialwahl entspricht
dem historischen Kontext. Die Ausgestaltung der raumwirksamen Mauer mit Lechkies lässt
eine hohe ortstypische Identifikation erwarten und fügt sich auf sehr schöne Weise in das
Ortsbild von Epfach ein. Die Lage der Mauer in ansprechendem Abstand zur Kirche und
Kirchturm vermeidet aufwändige statische Sicherungsmaßnahmen des Kirchengebäudes
und lässt eine wirtschaftliche Umsetzung erwarten.
Insgesamt zeichnet sich die Arbeit durch ein hohes Maß an Sensibilität im Umgang mit dem
Ort und der besonderen Topographie aus. Sie ist ein gelungener Beitrag zur gestellten
Aufgabe, insbesondere im Hinblick auf die Konstituierung einer historisch gewachsenen
Situation durch eine angemessene Gestaltungssprache.
Blatt 1

Blatt 1

Blatt 2

Blatt 2