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Einladungswettbewerb | 10/2012

Erneuerung Alter Friedhof

Anerkennung

welsch+ egger landschaftsarchitekten partmbb

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Die Friedhofserweiterung im steilen Bestandsgelände ist aufwendig, ermöglicht aber die Gestaltung eines räumlich einzigartigen Bestattungsortes.
Der Entwurf reagiert auf die Höhendifferenz zwischen Kirche und Aussegnungshalle mit 3 Friedhofsebenen.
Die 1. Ebene bildet der „alte Friedhof“ auf Kirchenniveau. Die 2. Ebene liegt etwa 1,40m tiefer und somit auf Niveau des nördlichen Eingangs. Auf der 3. Ebene, etwa 4,5m tiefer, befindet sich die Aussegnungshalle.

Rahmen
Ausführungsgleiche Mauern frieden alle Ebenen ein.
Sie dienen zur Überbückung der Höhendifferenzen und bilden einen einheitlichen Rahmen um die
Friedhofsebenen.
Durch diese Maßnahme wird die Aussegnungshalle,
bisher etwas abseits gelegen, in das Friedhofsensemble integriert.
Friedhofstore an allen 3 Ebenen ergänzen die
Einfriedung.

Höhenstaffelung
Die Schaffung der 2. Ebene terrassiert das Gelände. Der Höhensprung Aussegnungshalle – Kirche ist dadurch gestaffelt ausgeführt.
Dies spiegelt sich in der geringeren Mauerhöhe an der Ostseite am Anschluss zur Bestandsstraße wieder.
Die Ebenen sind durch Treppen und Rampen
miteinander verbunden.

Grabstandorte
Durch die Ebenenteilung entstehen unterschiedliche Raumsituationen mit besonderen, zum Teil sehr
individuellen, intim bis offen einsichtigen
Grabstandorten.
Für viele Gräber bilden die Friedhofsmauern einen
direkten räumlichen Hintergrund

Friedhof als Ort der Trauer, des Gedenkens,
Versammlungsort und Treffpunkt
Friedhof und Kirche sollen sich, als wesentliche Bestandteile, in das dörfliche Leben integrieren.
Hierfür ist die Öffnung an allen drei Ebenen und nach allen Seiten wesentlich.
Der Friedhof in Epfach soll ein Ort für Trauer, Ruhe,
Andacht und Besinnung aber auch ein Ort für
Kommunikation und des kirchlichen Lebens, speziell im Bereich des neuen Kirchplatzes, sein.

Erschließung
Mit den oben genannten Anforderungen erhält die
barrierefreie Erschließung von Süden und Norden als auch innerhalb des Friedhofs einen hohen Stellenwert.
Zwischen den jeweils barrierefrei von der Straße aus erreichbaren Ebenen 1 + 2 dient eine Rampe als
barrierefreie Verbindung innerhalb des Friedhofes.
2 Treppen im Anschluss an die Rampe dienen als
Verbindung der beiden Bestattungsebenen.
Von der Aussegnungshalle führt eine Treppe auf die 2. Ebene.

Plätze und Aufenthaltsräume
Am südlichen Friedhofseingang öffnet sich eine
Platzfläche als Empfangs-, und Aufenthaltsbereich. Der Kirchplatz vereint das aktive Dorf und Kirchen-
gemeindeleben mit dem Ort des Gedenkens.
Ein Brunnen aus Stahl, als Symbol für
Ursprung und Anfang, bildet das zentrale Element des Platzes.

Eine zweite Platzfläche empfängt Besucher am
nördlichen Eingang. Hier entsteht ein Ort des Besinnens inmitten der Gräberreihen. Der Platz bietet Sitzmöglichkeiten mit Blick auf den, als geschnittene Buxhecke
gepflanzten „Kreislauf des Lebens“.

Drei weitere intime Räume mit jeweils einer Sitzbank ausgestattet dienen als Rückzugs- und privater
Besinnungsort im Friedhof.

Gestaltung / Materialkonzept

Grünelemente
Charakterstarke Großbäume ergänzen Gebäude und Mauern als raumbildende Elemente. Ausgewählt werden typische Dorfbäume wie Esche und Eiche. Die Bäume sind den Plätzen, den Besinnungs- und Verweilorten des Friedhofes zugeordnet. Sie bilden dort grüne schattige Dächer und entführen die Gedanken auf eine Reise durch Ihr verwinkeltes Astwerk. Noch in mehr als 100 Jahren werden diese Großbäume im Dorf präsent sein.

2 symetrisch gepflanzte Säuleneichen betonen den Kircheingang.

Ein Buxrondell am nördlichen Eingang übernimmt grünräumliche und sinnbildliche Funktion. Der ansteigend und wieder fallend geschnittene Heckenkreis versinnbildlicht den ewigen Kreislauf des Lebens mit Höhen, Tiefen und Umwegen aus Verzweiflung, Hoffnung und Unendlichkeit.

Wege, Platzflächen, Grabflächen
Wege, Platzflächen und Grabflächen erhalten einen einheitlichen Belag der als wassergebundene Decke mit Kiesabstreu geplant ist. Das Material hat eine warme natürliche Ausstrahlung und bildet eine neutrale Grundlage für die eingebetteten, unterschiedlich gestalteten Gräber.

4cm breite Stahlwinkel fassen das Hauptwegesystem sowie die Platzflächen ein und geben damit den Grabfeldern und -Reihen Struktur und exakte Abstände vor.
1,20m breite Wege sowie ein beidseitiger Abstand von 15 cm ermöglichen die notwendigen Arbeitsräume zwischen den Grabfeldern.


Einfriedung
Eine Umlaufende Friedhofsmauer mit 1,10m Höhe sowie zweiflügelige Friedhofstore aus Stahl an den Hauptzugängen und ein Schiebetor an der Aussegnungshalle bilden den Rahmen des Friedhofs.

Um den statischen Anforderungen an die Friedhofsmauern im Hanggelände gerecht zu werden, wird eine Betonblockmauer mit Verbindungssystem vor einer rein konstruktiven Ortbetonmauer (Stahlbeton) vorgeschlagen. Die Betonblockmauer fungiert im unteren Bereich als Verblendung ist im oberen Bereich aber auch statisch wirksam. Die Betonblöcke in Größen von ca. 50 x 160cm und einer Breite von 40cm sind mit verschiedenen beigen Zusatzstoffen gefertigt, sandgestrahlt und nuancierend verbaut. Es ist ein Schichtmauerwerk im Halbverband angedacht.
Mauerfugen und Farbschattierungen reduzieren optisch die Höhe der an der Ostseite bis zu ca. 5 m hohen Mauer.
Durch die gewählte Konstruktion kann auf eine Rückverankerung verzichtet werden, wodurch das Ausheben der Gräber im Abstand von 60cm nicht beeinträchtigt wird.

Ausstattung
An den zwei Eingängen sowie östlich am Aufgang von der 2 in die 1 Ebene sind funktional drei Schöpfbecken aus Beton mit Stahlgitterabdeckung jeweils entlang der Mauer angeordnet. Die wie Wassertische gestalteten Becken nehmen die Gießkannen geordnet auf.

Den Eingängen der 1. und 2. Ebene sind Fahrradabstellmöglichkeiten vorgelagert.

Die Sitzmöglichkeiten sind als fest verbaute Sitzbänke mit Holzauflage angedacht.


Rampen und Treppen
Die Verbindungsrampe zwischen 2. und 1. Friedhofsebene entspricht mit einem Gefälle von max. 6% und Zwischenpodesten den aktuellen Richtlinien der Barrierefreiheit. Ein beidseitiger Handlauf aus verzinktem Stahl begleitet Rampe und Treppenanlagen. Als Rampenbelag ist ebenfalls wassergebundene Decke mit Kiesabstreu vorgesehen.

Die Treppenstufen sind als sandgestrahlte Betonblockstufen angedacht.

Die Betonblockstufen sowie die Rampe sind eingespannt zwischen Friedhofsmauer und schmalen vorgesetzten Betonwinkelstützmauern mit gestrahlter Oberfläche. Die Mauerwinkel steigen auf Belagsniveau mit Treppe und Rampe an und treten mit der Friedhofsmauer nicht in Konkurrenz.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die konsequente Haltung, eine ganzheitliche Anlage über das gesamte Areal hinweg zu
schaffen, wird positiv bewertet. Das neue Gelände ist dabei gut angebunden, die innere
Erschließung ist ebenfalls funktional gut gelöst.
Die Grundorganisation mit ihrer Aufteilung der Wege und Gräber, sowie kleinen
Verweilplätzen ist schlüssig, nur die fünf nördlichsten Gräber erscheinen dabei zu abseitig
und deplaziert. Der Erhalt der Aussegnungshalle wird prinzipiell positiv bewertet, jedoch
wird dem Gebäude keine adäquates Vorfeld gewährt.
Die Materialverwendung, insbesondere des Mauerwerks, wird als nicht ortsgerecht kritisiert.
Die Planung setzt sich intensiv mit der Topographie auseinander und schafft eine
barrierefreie Erschließung zwischen den Grabebenen. Die dabei entstehenden Teilräume
und der massive Einsatz von Stützwänden lassen jedoch vielerorts eine Großzügigkeit
vermissen. Das neue Friedhofsensemble grenzt sich gegenüber dem Ort durch umlaufende Mauern stark ab, vermittelnde Zonen werden dabei vermisst.
Die Herstellungskosten liegen aufgrund der enormen Maueranlagen, sowie Treppen- und
Rampenbereichen mit befestigten stahlgefassten Flächen im oberen Bereich, jedoch auch
die dabei erreichte Anzahl der Gräber. Die kirchennahe Stützwand erfordert eine
Unterfangung des Kirchengebäudes. Der statische Nachweis der Hauptstützwand ist im
Rahmen des Wettbewerbs ausreichend erbracht.
Strukturpläne

Strukturpläne

Schnitt A-A`

Schnitt A-A`

Schnitt B-B`

Schnitt B-B`

Visualisierung

Visualisierung