modgnikehtotsyek
ALLE WETTBEWERBSERGEBNISSE, AUSSCHREIBUNGEN UND JOBS Jetzt Newsletter abonnieren

Einladungswettbewerb | 10/2012

Erneuerung Alter Friedhof

3. Preis

OK Landschaft I Andreas Kicherer

Landschaftsarchitektur

Erläuterungstext

Der Alte Friedhof Epfach soll ein Ort sein, der es ermöglicht, in Gemeinschaft zu trauern. Die Gestalt des Friedhofes ist darauf ausgelegt, die Bedeutung von Tod und Sterben nicht zu verdrängen, sondern sichtbar und erlebbar zu machen. Der Epfacher Friedhof soll sich insofern deutlich vom Stadtkörper abheben und bereits von außen seine besondere Aufgabe und seinen Charakter signalisieren. Jedoch soll er nicht als hermetisch abgeschlossener, vom Leben abgewandter Raum wahrgenommen werden.
Die Grenzen und Zugänge des Alten Friedhof Epfachs übernehmen dabei eine besondere Funktion, um einen kontemplativen Bereich inmitten des Lebens zu ermöglichen.
Funktionen wie Ruhe, Schutz, aber auch Transparenz erhält der Friedhof durch eine zwei Meter hohe Holzlamellen- Einfassung, die als Fortführung der neuen Friedhofsmauer diese gleichermaßen nach oben hin entmaterialisiert. Zudem ersetzt die Holzkonstruktion aus 4 cm breiten Hölzern die notwendige Brüstung oder ein Geländer.
Das angewandte Prinzip der vertikalen Holzkonstruktion auf steinernem Sockel wurde von den zahlreichen ortstypischen Holzbauten Epfachs abgeleitet.
Die transparenten Lamellen gewährleisten Ein- und Ausblicke, stellen Verbindungen zum Ort und der umgebenden Landschaft her und beschützen zugleich die Trauernden und ihre Rituale.
Im Norden und Westen erscheint durch die direkt anschließende Bebauung mit ihren Hinterhöfen gerade dieser Schutz als außerordentlich wichtig und notwendig.
An den Eingängen Nord und Süd verdichten sich die schmalen Holzlatten zu geschlossenen Toren und lassen einen Einblick erst beim Betreten des Friedhofs zu.
An zentralen Stellen vergrößern sich die Abstände der Lamellen. Es entstehen inszenierte Ausblicke auf die umgebende Landschaft und auf die alte und für den Ort bedeutende Kapelle S. Lorenz auf dem Lorenzberg.
Durch die Anordnung der Lammellen zeigt sich im Verlauf des Tages sowie des Jahres ein subtiles, sich veränderndes und wiederkehrendes Spiel von Licht und Schatten, welches auf diese Weise den Zyklus von Werden und Vergehen symbolisiert.

Die neue Friedhofsmauer aus Stahlbeton unterstreicht mit ihrer vertikal strukturierten Oberfläche die Ausrichtung der Holzkonstruktion. Zudem erhält die Mauer durch den Zusatz von Lechkies in unterschiedlichen Körnungen eine eigentümliche Oberfläche. Selbst die Wege, sowohl gebunden als auch ungebunden, werden mit Lechkiesmaterial belegt. Die festen Hauptwege erhalten eine Oberfläche aus ebenflächig verlegten Spaltsteinen; die Nebenwege sollen mit Feinkies belegt werden.

Die äußere Erscheinung der Kirche St. Bartholomäus ist klar und einfach. Die Anordnung der 116 neuen Gräber folgt diesem klaren Prinzip. An wichtigen Orten befinden sich Ruhebänke mit Wasserstellen. Die Anordnung der Sitzplätze ermöglicht zugleich die Kommunikation und den Ausblick aber auch den Rückzug und somit die wichtige Erfahrung eines kontemplativen Raumes.
Die Eingänge Süd und Nord erhalten kleine Vorplätze. Der Eingang Süd ist barrierefrei ausgebildet. Von Norden kommend gelangt man über einen Vorplatz und eine Treppe zum Friedhof.

Die umlaufenden Lamellen schließen die Aussegnungshalle mit ein. Die kleine Halle wird zu einem Teil des Epfacher Friedhofes, der nun direkt über eine Treppe erreicht werden kann. Auch hier werden die Grenzen zu einem wichtigen Bestandteil des Ortes – Zaun und Wasserbecken symbolisieren auf unterschiedliche Weise Übergänge und Verbindungen von Leben und Tod.

Die wichtige ortstypische Grünverbindung, die von Nord nach Süd vor Friedhofsmauer verläuft, wird respektiert, weitestgehend erhalten und mit einfachen Mitteln weiter entwickelt.
Als Bäume werden vorwiegend Linden vorgeschlagen. Der jahreszeitliche Zyklus der Linden – Austrieb, Blüte, Duft, Herbstfärbung, Blattfall – erscheint auf einfache aber prägnante Art für den Epfacher Friedhof angemessen.