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offener einstufiger Ideenwettbewerb als vereinfachtes Verfahren (mit reduzierten Leistungen) | 12/2005

Ideenwettbewerb "Umgestaltung und Neustrukturierung der Kurfürsten-Anlage im Bereich zwischen Adenauerplatz und Römerkreis"

Vernetzung

Vernetzung

3. Preis

WICK + PARTNER ARCHITEKTEN STADTPLANER PARTNERSCHAFT mbB

Architektur

Lohrberg Stadtlandschaftsarchitektur

Landschafts- / Umweltplanung

  • Mitarbeitende:

    Dirk Meiser, Dr. Frank Lohrberg Mitarbeit: Dipl.-Ing. Dirk Meiser, Planungsbüro StadtVerkehr Dipl.-Ing. Herbert Schönfuß Leinfelden-Echterdingen

Erläuterungstext



Kurfürsten-Anlage - Die Grüne Meile Heidelberg

Die städtebauliche Neuordnung zielt darauf, die Kurfürsten-Anlage als durchgängigen, identitätsstarken Freiraum zwischen Altstadt und Bahnhof wieder herzustellen. Das Heidelberger Schloss als Blickpunkt in der Verlängerung der Achse wird wieder deutlich sichtbar, die Qualität der Kurfürsten-Anlage als Stadteingang erheblich verbessert.

In der jetzigen Situation verhindern Straßen (insbesondere der Römerkreisel) und Bahnlinien sowie die heterogene Bebauung der Landesbehörden ein zusammenhängendes Raumerlebnis. Der Entwurf gibt der Kurfürstenanlage durch drei übergeordnete Eingriffe Geschlossenheit und Klarheit zurück:

Die Landesbauten, das Parkhaus und der Baumarkt werden abgerissen und durch eine Zeile Baukörper ersetzt, welche die Flucht der Bebauung westlich der Römerstraße aufnehmen. Dadurch erhält die Kurfürsten-Anlage eine durchgehende Südkante.

Die Verkehrsspuren der Kurfürsten-Anlage und die Stadtbahn werden auch im Abschnitt zwischen Bahnhof und Römerkreisel am Nordrand der Anlage gebündelt. Dadurch ergibt sich vom Bahnhof bis zum Adenauerplatz eine einheitliche Abfolge von Verkehrsspuren, Geleisen und Freianlage. Die Grünanlage wird vom Individualverkehr abgelöst und insbesondere nach Süden an die Weststadt weitgehend barrierefrei angebunden.
Die Neuordnung und einheitliche Behandlung des Verkehrs erlaubt es zudem bei einer späteren Umgestaltung des Bahnhofsvorplatzes, diesen ohne Querung der Bahnlinie anzuschließen.

Der Römerkreisel wird zu einer „Römerkreuzung“ zurückgebaut. Dadurch wird es möglich, den Boulevard, einen durchgängigen Fuß- und Radweg vom Bahnhof bis zum Adenauerplatz, ohne Versprung über die Kreuzung zu führen. Zudem kann die Eckbebauung der neuen Zeile an der Bahnhofsstraße weiter nach Westen rücken und so an räumlicher Wirkung gewinnen.

Die Kurfürsten-Anlage als Verkehrsanlage

Der Verkehrsfluss wird durch den Umbau der Verkehrsspuren nicht behindert, einige Straßenräume, wie die Bahnhofstraße aber weiter verkehrsberuhigt. Auch die Bebauung an der Südkante der Anlage zwischen Bahnhof und Römerkreuzung profitiert von der Neuordnung. Hier verläuft nur noch eine Erschließungsstraße: der Zugang von der Weststadt in die Kurfürsten-Anlage wird so erleichtert.

Entscheidend werden die Fuß- und Radwegeverbindungen verbessert: durch den Mittelweg zwischen Bahnhof und Altstadt, aber auch durch neue Querbeziehungen zwischen der Weststadt und Bergheim. Die Verknüpfungen nach Bergheim konzentrieren sich auf die gut ausgebauten Haltestellenbereiche der Stadtbahn, die Weststadt wird kleinteiliger im Rhythmus der angrenzenden Straßen durch Fußwege und Plätze angebunden.

Die Stadtbahn – bislang eher ein zerschneidendes Element – verliert durch ihren neuen Verlauf an trennender Wirkung. Nun puffert sie die Beeinträchtigungen vom Individualverkehr auf die Grünanlage. Die Geleise werden in einem Rasenbett verlegt und können zumindest optisch bereits der Grünanlage zugeordnet werden, welche dadurch an Breite gewinnt.

Die Kurfürsten-Anlage als Grünanlage

Die Grünanlage selbst erhält ein neues Thema. Die derzeitige Gestaltung versucht mit einem geschwungenen Wegeverlauf und mit nischenbildenden Strauchpflanzungen ruhige Aufenthaltsplätze zu schaffen. Vergebens: die Anlage ist zu schmal, der Verkehr zu laut. Der Entwurf sieht die Kurfürsten-Anlage daher eher als Promenade und Boulevard. Dessen Qualität liegt in der Offenheit des Raumes, im Wechselspiel mit den umliegenden Fassaden. Das wichtige Erlebnis in der Anlage ist weniger der Aufenthalt als das Durchschreiten. Insofern sieht der Entwurf vor, die Grünanlage durch einen linearen Mittelweg zu erschließen. Größere Aufenthaltsplätze werden nur im Bereich der Haltestellen geschaffen, diese dafür aber höherwertig hergestellt. Die Haltestelle Stadtwerke integriert die vorhandenen Wasserbecken, die Haltestelle Römerkreuzung wird durch Schmuckpflanzungen aufgewertet, die Haltestelle am Adenauerplatz erhält durch die Verknüpfung mit dem Hotelplatz ein eigenes Thema.

Durch das Auslichten der Strauchschicht wird der Freiraum einsehbarer und klarer lesbar. Große Rasenflächen und die verbliebenen bzw. neu zu pflanzenden Einzelbäume bestimmen das Bild. Die Bäume folgen wie ein Schleier dem Boulevard und stärken so ebenfalls den durchgängigen Charakter der Anlage.
Im heutigen Baumbestand ist noch abzulesen, dass die Kurfürsten-Anlage im Sinne eines Arboretums bepflanzt wurde, eine für die Entstehungszeit der Anlage durchaus typische Haltung in der Pflanzenverwendung. Der Entwurf greift diesen weltoffenen Ansatz wieder auf und ergänzt den Baumbestand mit einer Vielzahl fremdländischer Baumarten, so dass die Kurfürsten-Anlage auch dem Spaziergänger reizvolle Bilder bietet.

Bebauung an der Bahnhofsstraße

Zwischen Römerkreuzung und Adenauerplatz wird die Kurfürsten-Anlage im Süden durch eine lineare Bebauung gefasst. Erdgeschoss und 1. Obergeschoss sind Einzelhandel, Dienstleistung und Gastronomie vorbehalten, in den darüber liegenden Geschossen wird Wohn- und Büronutzung vorgeschlagen.
Die Fassade zur Kurfürstenanlage wird zweischalig ausgebildet. Damit entsteht eine Kommunikationszone, die in den gewerblichen Ebenen Konferenzplattformen, Schauräume, Wartezonen, in den Wohnebenen Balkone, Wintergärten, Essloggien etc. und insgesamt Elemente der Erschließung aufnimmt.

Die Neubebauung nimmt den Rhythmus der Blockstruktur der Weststadt auf. Dadurch entstehen mehrere Durchgänge zur Kurfürsten-Anlage, von denen zwei als kleinere Plätze ausgebildet werden. Hier ist der Verkehr weit genug entfernt, der Außenraum hat Aufenthaltsqualität, die für Außengastronomie oder Kinderspiel genutzt werden kann.

Der Übergang zwischen den Grundstücken an der Bahnhofsstraße und der eigentlichen Kurfürsten-Anlage wird durch eine schilfbestandene Regenwassersammelmulde gebildet. Statt Hinterhofambiente mit Zäunen ergibt sich so ein repräsentatives Bild. Das Regenwasser sammelt sich zudem in Becken im Bereich der Plätze und belebt diese zusätzlich.

Westlicher Endpunkt der Bebauung ist ein siebengeschossiges Gebäude, welches in der Flucht der Römerstraße steht, in die Ringstraße hinein wirkt und das Finanzamt aufnimmt.

Der östliche Endpunkt wird zusammen mit dem Hotel durch einen Baukörper mit einem Flächenangebot für Einzelhandel markiert. In den Obergeschossen sind Dienstleistungen und Wohnen vorgesehen. In Kubatur und Nutzung korrespondieren die Baukörper des östlichen Endpunktes mit den gegenüber liegenden Bauten nördlich der Kurfürsten-Anlage und schaffen so die Anbindung in Richtung Bismarckplatz und Altstadt.

Der nördliche Bettenbau des Hotels wird durch einen Baukörper ersetzt, der die Achse der Häusserstraße westlich des bestehenden Gebäudekomplexes aufnimmt. Dadurch ergibt sich eine großzügigere Platzsituation vor dem Hotel, das Hotel profitiert von der deutlich aufgewerteten „Adresse“ der Kurfürsten-Anlage. Der Platz dient gleichzeitig als Haltestelle und Querung nach Bergheim. Und, nicht minder wichtig: Die Kurfürsten-Anlage erhält einen definierten Endpunkt, eine visuelle Überleitung zum Adenauerplatz und eine Fußwegeverknüpfung in Richtung Altstadt.

Beurteilung durch das Preisgericht

Die Verfasser greifen die vorgefundene Grundqualität des Stadtraums auf und entwickeln einen urbanen linearen Boulevard vom Bahnhof bis zum Adenauerplatz. Dabei wird die stadträumliche Struktur systematisch gedacht. Auf den unterschiedlichen Ebenen verknüpfen sich städtische Strukturen, Nutzungen, Funktionen und ästhetische Kategorien und bedingen sich gegenseitig. Die Entscheidung, die Straßenbahn im Norden der Kurfürsten-Anlage (Boulevard) zu führen, erfordert den Umbau des heutigen Kreisels in eine Kreuzung. Damit verbindet sich der Vorteil und die Grundlage für die konsequente Gestaltung des Boulevards. Die Verfasser begreifen ihn weniger als Aufenthaltsraum denn als qualitätvollen transistorischen Raum mit kraftvoller städtebaulicher Wirkung. Dabei wird der Raum nicht mit Nutzungen überfrachtet, bleibt angenehm ruhig und erhält nur an den funktional wichtigen Orten wie z.B. im Bereich der Straßenbahnhaltestellen platzartige Aufweitungen. An anderer Stelle werden mit Öffnungen in der zeilenartigen Bebauung an der Bahnhofstraße Blickbeziehungen über den Boulevard hinaus gelenkt und übergreifende Wegeverbindungen geschaffen. Auch der großzügige Platz vor dem Hotel bedeutet eine Aufwertung für die Nutzung und Verknüpfung mit dem Adenauerplatz. Das Vegetationskonzept unterstreicht die parkartige städtische Grundstruktur, indem es aus wenigen Elementen besteht und doch feinsinnig in der Wahl ist. So bieten die unterschiedlichen Baumarten aus verschiedenen Nationen gedankliche Anknüpfungen an die unterschiedlichen Nationalitäten, die sich in der Stadt bewegen, z.B. vom Bahnhof durch die Stadt zum Schloss. Die nördliche Vorzone der vorgeschlagenen Bebauung differenziert den Boulevard durch ein anderes Vegetationsbild, das auf die Gebäudenutzungen unterschiedlich reagiert. Diese Differenzierung setzt sich im Nutzungsvorschlag für die gläserne Gebäudezone fort. Die Zeilenbebauung an der Bahnhofstraße greift den Rhythmus der Weststadt auf und wertet sie durch Nutzung und Gestaltung auf. Nach allem Lob ist ein Mangel anzuführen, der in den geringen Ausnutzungsziffern liegt, um ein solches Konzept umsetzen zu können. Auch wirkt der bauliche Vorschlag am östlichen Ende zu kraftlos.
Vernetzung

Vernetzung

Haltestelle Römerkreuz – Blick nach Osten

Haltestelle Römerkreuz – Blick nach Osten

Haltestelle Römerkreuz – Blick nach Osten

Haltestelle Römerkreuz – Blick nach Osten

Freiraum und Baukörper

Freiraum und Baukörper

Freiraum und Baukörper

Freiraum und Baukörper

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Lageplan

Blickachse Schloss

Blickachse Schloss

Blickachse Schloss

Blickachse Schloss

Kurfürsten-Anlage

Kurfürsten-Anlage

Kurfürsten-Anlage

Kurfürsten-Anlage