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Nichtoffener Wettbewerb | 11/2012

Neubau des Funktionstrakts des Operativen Zentrums (OPZ) am Uniklinikum Erlangen

Visualisierung Haupteingang

Visualisierung Haupteingang

4. Preis

Schuster Pechtold Schmidt Architekten

Architektur

Erläuterungstext

Städtebau
Der neue Funktionsbau des Operativen Zentrums lagert sich im Westen des bestehenden Bettenhauses an. Als langgestreckter Baukörper bildet der Neubau mit dem Bestand eine städtebauliche und funktionale Einheit, zugleich bleiben beide Gebäude und ihre unterschiedlichen Aufgaben ablesbar. Gemeinsam formen sie den städtebaulichen Abschluss im Norden des Stammgeländes. Der Haupteingang am Maximiliansplatz mit Vorplatz und Vorfahrt korrespondiert mit dem gegenüberliegenden Internistischen Zentrum INZ und fungiert künftig als neue Adresse des Operativen Zentrums. In der Höhe orientiert sich der fünfgeschossige Funktionsbau mit seinen fünf Hauptnutzungsebenen am Bestand. Die funktionalen Nutzungen zeigen sich bei der Fassadengliederung als drei differenzierte Zonen: die erste Zone aus Erdgeschoss und dem ersten Obergeschoss als öffentlicher gläserner Bereich, die Funktionsebenen 2 bis 4 mit ihren vorgesetzten Lamellenfassaden und die dritte Zone als zurückspringendes Technikgeschoss. Die Fuge zwischen den zwei Bauten wird durch eine gläserne Halle geschlossen. Neben ihrer Funktion als Bindeglied sorgt sie für eine natürliche Belichtung der beiden Gebäude.

Erschließung
Die Haupterschließung des Neubaus erfolgt über den Maximiliansplatz im Norden. Ein Vorplatz lädt Patienten und Besucher in die zweigeschossige Eingangshalle ein. Über die Krankenhausstraße führt die öffentliche Vorfahrt entlang des Ideenteils zum Gebäude. Die Liegendkrankenzufahrt erfolgt ebenfalls über die Krankenhausstraße. Künftig teilt sich das Operative Zentrum die Zufahrt mit dem Internistischen Zentrum. Dafür wird die bestehende Rampe ins erste Untergeschoss erweitert und zu zwei Notaufnahmen ausgebaut. Eine zweite Rampe führt in den separaten Wirtschaftshof im ersten Untergeschoss. Über zwei Lastenaufzüge wird der Lieferhof an die Ver- und Entsorgungsebene im zweiten Untergeschoss angebunden. Auch im Inneren orientiert sich der Neubau an der Grundstruktur des Bettenhauses. Auf Höhe seiner beiden Erschließungskerne auf der Westseite schließt der Funktionsbau an. Über breite Flure bzw. Stege wird die Halle überbrückt und die beiden Gebäude verbunden. An beiden Verbindungsbrücken befinden sich jeweils zwei Glasaufzüge. Im Neubau schließt sich eine Erschließungsspange an. Entlang der gesamten Ostseite befinden sich insgesamt vier Treppenhauskerne. Zwei von ihnen liegen jeweils in der Nähe der Verbindungen zum Bettenhaus und komplettieren in Kombination mit zwei Bettenaufzügen die beiden Knotenpunkte. Verbindungen zu den weiteren Klinikgebäuden bündeln sich im Norden des Gebäudes. Direkt vom Internistischen Zentrum kommend wird die bestehende Straßenüberführung weitergeführt. Als breiter Steg durchschneidet sie die zweigeschossige Eingangshalle und dockt auf der Ebene 1 im Konferenz- und Seminarbereich an. Von dort ist der Anschluss zu den Klinikbauten im Westen über eine Brücke möglich, so dass die Kinderklinik über den Ideenteil angebunden wird.

Funktion
Künftig konzentrieren sich im bestehenden Bettenhaus und dem neuen Funktionsbau die gesamten Nutzungen der operativen Fächer unter einem Dach. Die unteren Ebenen 0 bis 1 des Neubaus nehmen allgemeine Dienste und diagnostische Funktionsstellen auf, während auf den Ebenen 2 bis 5 in erster Linie intensivmedizinische sowie OP-Bereiche mit direkt zugehörigen Funktions- und Technikräumen untergebracht sind. Trotz der unterschiedlichen Nutzungen ist die Grundrissorganisation auf den einzelnen Ebenen identisch angelegt. Jede Etage teilt sich in Längsrichtung des Gebäudes in mehrere Nutzungsschichten. Ausgerichtet zum Bettenhaus befindet sich auf der Ostseite die Erschließungsspange, an der sich neben Treppen und Aufzügen Wartezonen und allgemein genutzte Räume anlagern. Zwischen den beiden Hauptfluren in Nord-Süd-Richtung bildet sich eine Mittelzone. Hier sind hauptsächlich Funktionsräume angesiedelt, während sich Diensträume entlang der Westfassade orientieren.

Beurteilung durch das Preisgericht

Der klare Riegel des Neubaus erstreckt sich vom Maximiliansplatz bis direkt an das Zentrallabor und nimmt bei zurückgesetzter Dachtechnikzentrale die Traufhöhe des Bettenhauses auf. Trotz der großen Gebäudelänge entsteht so eine ruhige städtebauliche Figur in angemessener Höhenentwicklung. Westlich des Neubaus wird ein breiterer Raum freigehalten, der den Komplex des Operativen Zentrums als Einheit herausstellt, die alte Blockstruktur jedoch stark öffnet, ohne in das Innere des Stammgeländes oder nach Norden Bezüge oder neue Qualitäten herzustellen. Der Maximiliansplatz wird mit einer zusätzlichen Abfahrtsrampe und den nötigen Verkehrsflächen funktional weiter verdichtet, die Massierung des Verkehrs erscheint kritisch.

Eine fünfgeschossige Halle bildet eine gliedernde Zäsur zum Bettenhaus, deren Höhe sich aus der Fassade zum Maximiliansplatz erklärt. Dies hat jedoch die Orientierung aller dort liegenden Räume zu einem Innenraum zur Folge und scheint überzogen. Die Nordfassade kann in ihrer Konzeption von Halle und Funktionsbau nicht überzeugen. Im Zusammenhang mit dem Bettenhaus erscheint sie überinstrumentiert, der Komplex fällt auseinander. Der zweigeschossige Glassockel ist nur am nördlichen Kopf des Gebäudes mit entsprechenden Funktionen hinterlegtund für die westliche Bürospange nicht angemessen. Der Haupteingang liegt als zweigeschossige Eingangshalle über Eck nach Norden und Westen zum Maximiliansplatz und ist insgesamt gut gelöst. Hier knüpft auch die Magistrale des INZ an.
Notaufnahme und Wirtschaftshof sind in U1 in direktem Anschluss die bestehende Notaufnahme INZ angeordnet und binden gut in die weitere innere Erschließungsstruktur ein. Ein Umweg für den Materialtransport über die U2 ermöglicht eine störungsfreie Organisation der Notaufnahme.

Im leistungsfähigen System eines Dreibundes sind alle Funktionsbereiche gut gelöst. Die klare Wegestruktur ist jedoch wenig differenziert und wirkt über die große Gebäudelänge monoton und ist ohne räumliche Qualität – zudem die fünfgeschossige Halle leider auch nicht in die Tiefe des Funktionsbaus hineinwirkt. Die notwendigen Treppenhäuser liegen günstig, sind jedoch innenliegend. Dadurch wird ein Fluchttunnel in U2 mit Ausgang ins Freie nötig, was eine räumliche Zäsur in der Technikebene zur Folge hat und für den Angriff der Feuerwehr nicht geeignet ist. Durch den direkten Anbau an das Zentrallabor fehlt die zweite Feuerwehrzufahrt, diese ist nur noch über ein Öffnen der Durchfahrt im Südflügel der Inneren Medizin
möglich.

Die TGA-Flächen sind ausreichend dimensioniert, die Zentralen in U2 und E5 sinnvoll angeordnet. Schachtflächen in den Ebenen sind ebenfalls ausreichend nachgewiesen, wobei der vertikale Verlauf jedoch zwischen E2 und E3 verspringt und somit nicht alle Zentralen an alle Ebenen angebunden sind.

Insgesamt stellt die Arbeit eine robuste, gut funktionierende Lösung dar, die jedoch räumlich und gestalterisch eher im Mittelfeld liegt.
Visualisierung Halle

Visualisierung Halle

Lageplan

Lageplan